Zum Inhalt springen


Comic Blog


Mittwoch, 24. Februar 2016

HOLMES – Dritter Band – Die Dame von Scutari

Filed under: Abenteuer — Michael um 18:23

HOLMES - Dritter Band - Die Dame von Scutari2. Februar 1854. Am Bosporus herrscht das Grauen. Im strömenden Regen kehren die verletzten Soldaten von der Front zurück und werden in die überfüllten Lazarette geschafft. Doktor Parks kann sich die Freude nicht verkneifen, einmal einen Soldaten auf dem Behandlungstisch zu haben, bei dem sehr gute Heilungschancen bestehen. Aber das Schicksal will es anders. Völlig überraschend verschlechtert sich der Zustand des verletzten jungen Mannes während der folgenden Operation. Parks kämpft. Er sucht nach einer Blutung, die es nicht geben dürfte. Vergebens. Was ist hier geschehen? Eines Tages wird der Doktor es wissen.

Die geheimnisvolle Familie Holmes. Wer hätte gedacht, dass jene Familie selbst ein Geheimnis besitzt? Dass nicht alles geradlinig in jenem Hause verlief, in dem der spätere Meisterdetektiv zur Welt kam? Autor Luc Brunschwig gelingt mit diesem dritten Band der Reihe HOLMES ein feiner Spagat zwischen dramatischer Biographie und einem Gesellschaftsbild einer vergangenen Epoche, in der so bedeutende Menschen wie Florence Nightingale von sich Reden machten. Nicht umsonst heißt diese Folge: Die Dame von Scutari.

Mit jener Dame geht der Begriff Engel von Scutari einher, ein Beiname, den sich die Mutter von Sherlock Holmes an den Krankenbetten der verletzten und sterbenden Soldaten an der Front des Krimkrieges verdient. Obwohl Dr. Watson in der Sache HOLMES ermittelt, stehen die Frauen hier im Mittelpunkt der Handlung. Die Mutter von Sherlock Holmes ist nur ein Aspekt dieser Geschichte. Daneben finden sich Florence Nightingale, die unglückliche Judy Brown und das langjährige Kindermädchen der Familie Holmes, Miss Bannister. Die Geschichten, die diese drei Frauen zu erzählen haben oder auch selbst in der Handlungsgegenwart mitmachen, besitzen diese unterschwellig kochende Dramatik, die Sherlock-Holmes-Fällen zueigen ist. Der Schrecken erwächst in einigen Ausbrüchen und Wendungen, die vor allem durch ihre Tragik mitreißen.

Doktor Parks ist ein Mittelsmann über zwei Epochen. Der Leser darf diese Figur in zwei exzellenten Sequenzen erleben, die eng miteinander verzahnt sind. Mehr soll nicht verraten werden. Doch sei auf die Erzählweise von Luc Brunschwig eingegangen, dem es elegant gelingt, erzählerische Tricks, wie sie gerne in modernen Fernsehserien angewendet werden, auf die Handlung im dritten Band von HOLMES zu übertragen. Der aufmerksame Leser wird dazu aufgefordert den Atem anzuhalten, wenn die Handlung unaufhaltsam nach vorne drängt und zwei Stränge sich überschneiden. Häufig teilen sich zwei solche einen Gegenwartsstrang. Hier wird gezeigt, wie die Vergangenheit auf die Gegenwart Einfluss nimmt. Eine Handlungslinie erhält textliche Unterstützung. Die andere wirkt rein durch die grafische Darstellung von Cecil.

Kaltes Grau für die Gegenwart, helles Braun und Ocker für die Vergangenheit. Cecile entzieht sich mit seiner Farbgebung weiterhin der gängigen Kolorierung und entscheidet sich hier für die Atmosphäre eines Blicks in die Vergangenheit. Für den Leser ist eine Zeitreise in die Tage monochromer fotografischer Abbildungen entstanden, die durch ihre Farbigkeit Abstand hält und doch, wie es bei alten Fotografien oft der Fall ist, seltsam berührt und fesselt. Zwei Schienen entstehen. Einerseits schaut der Leser in die Vergangenheit, andererseits schaut er dabei Dr. Watson und Mary über die Schulter, wie diese ihrerseits ferne Tage auferstehen lassen (und nicht nur sie).

Cecil beeindruckt mit seiner Genauigkeit und seiner gefühlvollen Darstellung. Wer den historischen Roman zu schätzen weiß, aktuelle Serien, die mit dem 19. Jahrhundert spielen und der Jahrhundertwende in die das 20. hinein, wird die Atmosphäre mögen, die gleich zu Beginn in den Krimikrieg springt. Das eigentliche Gemetzel bleibt dem Leser erspart. Er muss sich mit den Auswirkungen, den Verletzten arrangieren und dem Kampf des Pflegepersonals, Leben zu retten und Leiden zu lindern. Wer den ausführlichen redaktionellen Teil im Anhang hinzuzieht, wird darüber staunen, wie sich Cecil an den jeweiligen Bildausdruck und die komplette Seite herantastet. Meisterlich wird es hier verstanden, mit dem Großen das Kleine zu umrahmen. Aus einer detailreichen werden die Blicke weniger Personen in den Fokus geholt, eine großartige Imitation einer Kamerafahrt.

Charaktere mit enormem Tiefgang etablieren sich binnen kurzem. Zusammenkünfte, Lebensgeschichten geben mit ihren Dramen einen gesellschaftlichen Eindruck wieder. Hier werden grafisch eindrucksvoll familiäre Geheimnisse der Familie Holmes gelüftet. Für Fans der Originalvorlagen von Arthur Conan Doyle ein Muss. 🙂

HOLMES, Dritter Band, Die Dame von Scutari: Bei Amazon bestellen

Keine Kommentare »

No comments yet.

RSS feed for comments on this post. | TrackBack URI

Leave a comment

You must be logged in to post a comment.