Donnerstag, 14. April 2016
Nävis lächelt nicht oft. Ihr neuer Auftrag führt sie auf gewohntes Terrain, auf einen Weg voller Erinnerungen. Auf TRIJ 68 herrscht nicht nur Bürgerkrieg. Dort lebt auch der Vater ihres Sohnes. Aber das darf nicht ablenkend sein, denn die Mission auf dieser Welt erfordert nicht nur Tarnung, sondern auch höchste Konzentration. Technisch etwas archaisch, mit Verbrennungsmotoren allerorten, ist dennoch gefährlich auf diesem Planeten auf der falschen Seite zu stehen oder zwischen die Fronten zu geraten. Da hilft es kaum, dass die Mission darin besteht, ein mächtiges Artefakt aus einem Museum zu stehlen. Ja, Nävis hat nicht viel zu lachen, für das kleine Portraitgemälde, ein Geschenk, gestattet sie sich dann doch ein Lächeln …
Jean David Morvan und Philippe Buchet wandeln mit der 17. Folge der Serie SILLAGE ein wenig auf den Pfaden des Steampunks. Die ganze Umgebung besitzt die natürliche Düsternis jenes Genres, als die Himmel noch vom Qualm verhangen waren und Technik, bevor sie Opfer von Rost wurde, noch klapperte und viel Lärm machte. Da ist sauberes Grün, ein künstlicher Dschungel, in dem der Sohn von N?vis auf die Jagd geht, ein wahrhaftiges Paradies. Morvan und Buchett zögern nicht, dieses Kleinod inmitten von SILLAGE zum Schauplatz einer Auseinandersetzung zu machen.
Atmosphärisch angesiedelt zwischen industrieller Revolution in Frankreich und russischer Revolution werden hier geschickt bekannte Versatzstücke miteinander verwoben. Die Revolutionäre und die Soldaten des Regimes sind eine Verbeugung vor der Historie und Leinwandepen im Stile eines Doktor Schiwago. Das Titelbild, martialischer anzuschauen als die damalige Werbung für das Epos, wirkt in der Summe wie eine Anlehnung an den Klassiker mit Omar Sharif. Morvan und Buchet belassen es nicht dabei. Eine kurze Erzählung der Püntas über den roten Mond lässt Erinnerungen an einen bestimmten Ring wach werden. Es ist schön zu sehen, wie sich die Anspielungen in die große Eigenkomposition von SILLAGE einfügen.
Das Besondere in dieser Folge, mit dem Untertitel FROSTZONE, ist der Sidekick, den Nävis zur Seite gestellt bekommt. Julius ist ein Junge, entstammt der Welt TRIJ 68 und ist über die Maßen intelligent und mit erfinderischem Talent gesegnet. Für den Comic-Künstler Philippe Buchet bedeutet dies, eine Figur zu inszenieren, die mit technischen Spielereien überrascht und darüber hinaus Potential hat, um zu einem echten Spin-off-Charakter zu werden. Zeitweilig erinnerte er mich an eine Comic-Version von Steve Urkel (Alle unter einem Dach), weniger überzogen, dafür auf Anhieb sympathischer konzipiert.
Blick zurück und nach vorne. SILLAGE ist ein riesiger Spielplatz für Jean David Morvan und Philippe Buchet, denen es unentwegt gelingt, dem großen Mosaik von SILLAGE mit jeder neuen Folge zig neue Steinchen anzulegen. Der erwähnte Julius ist nur eines dieser neuen Fragmente. Wichtiger sind ein paar Kleinigkeiten, die das große Ganze von SILLAGE wieder mehr ins Visier nehmen, ein Aspekt, der über einige Geschichten hinweg etwas ins Hintertreffen geraten ist. In der Sache Nävis könnte es sein, dass ihr Sohn künftig eine größere Spiele spielt, wird er doch von Morvan stärker in den Fokus gerückt, nachdem Mutter und Sohn ihre Grenzen genauer gegeneinander abgesteckt haben.
Nävis muss sich noch mehr als zuvor mit dem Gedanken anfreunden, eine Familie zu haben, obwohl diese ziemlich zerrissen ist. Die draufgängerische Frau ist einmal mehr ein Stück erwachsener, verantwortungsvoller geworden, zumal ihr Sohn so heißblütig ist wie sie und ihr deshalb ein paar erzieherische Qualitäten abverlangt und nicht nur er. Mit dem kleinen Julius findet sich eine Figur, mit der Nävis das nachholen kann, was ihr beim eigenen Kind verwehrt blieb. Schön durchdacht, mit spannender Mission und von Philippe Buchet genial gestaltet, einem Comic-Künstler, der Maßstäbe gesetzt hat. 🙂
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Xipil soll der Kaimangöttin geopfert werden. Die junge Frau, deren Opfer einen fürchterlichen Fluch abwenden soll, nimmt ihre Aufgabe ernst, trotz ihrer Angst. Aber sie hat nicht mit dem Eintreffen des Bärenk?nigs gerechnet, der von Menschenopfern rein gar nichts hält und ihr begreiflich macht, dass ihr Volk von der Kaimangöttin hereingelegt wird. Der Bärenkönig befreit Xipil, wohl meinend, das Richtige zu tun. Und auch Xipil ist zunächst voller Freude darüber, zu ihrem Volk und ihrer Familie zurückkehren zu können. Der erste, den sie auf dem Heimweg im Wald trifft, ist der Jäger Antli, ihr Mann. Doch statt sich über ihre Heimkehr zu freuen, fällt er voller Zorn über ihre Feigheit über sie her und prügelt sie fast zu Tode …
MOBIDIC, ein Pseudonym, für eine junge Comic-Zeichnerin aus Brüssel, legt mit BÄRENKÖNIG ihr europäisches Comic-Debüt vor. Auf den Leser wartet eine indianisch märchenhafte Erzählung in der Welt der Menschen und Götter der Natur. Für die Menschen sind die Götter keine Fiktion, obwohl sie ihnen so nah nie begegnet sind. Als es dann doch geschieht, bahnt sich eine ungewöhnliche Liebesgeschichte an. Die Comic-Künstlerin MOBIDIC hat mit einer Mischung aus klaren Linien, Kamerablick, etwas Bilderbuch, genau ausgewählten Details und lasierend, texturartig aufgetragenen Farben eine ganz eigene Bildsprache gefunden, die dieser indianischen Legende eine treffende Atmosphäre gibt.
Das Aufeinandertreffen eines Menschen mit einer tierischen Kultur hier legt automatisch einen Vergleich mit ähnlich gelagerten Geschichten nahe, allen voran Das Dschungelbuch. Aber bei einer ähnlichen Grundkonstellation überwiegen die Unterschiede. Xipil, die junge Frau, ist erwachsen, als sie den Tiergöttern begegnet. Diese können sprechen, sind unglaublich alt, nicht unsterblich. Im Tross der jeweiligen Götter leben die jeweiligen Gefolgstiere. Der BÄRENKÖNIG hat eine kleine Rotte Bären bei sich. Es mag hier auch japanische Einflüsse geben. Anime-Fans könnten hierbei an Prinzessin Mononoke denken. Die Tiergötter sind hier nicht nur größer als ihre Gefolgschaft, sie zeichnen sich auch durch leicht veränderte Körpereigenschaften aus, wie etwa der weiße Fuchsgott mit drei Schwänzen.
Hass zwischen Göttern und Menschen definiert das Verhältnis zwischen den Spezies. Als Xipil von ihrem Stamm getrennt wird, erkennt sie aus der Entfernung erst den wahren Charakter der Menschen. Der Mensch breitet sich aus und versucht der sich wehrenden Natur mit Menschenopfern Herr zu werden. Die Kaimangöttin bringt ihre Wut über die Menschen auf den Punkt und sie hat nur einen Wunsch. Aber leider kann sie ihn nicht erfüllen. Und so gibt es einmal mehr eine unheilige Allianz. MOBIDIC geizt in ihrer Erzählung nicht mit Hoffnung, Liebe und Freundschaft. Doch Hass, Verzweiflung und Feindschaft füllen mindestens ebenso stark die andere Waagschale.
Zwar ist Xipil die menschliche Hauptfigur, aber der BÄRENKÖNIG ist nicht nur der Titelheld. Mit weißem dichten Fell, riesig, freundlich, weise, stark und kuschelig ist er der lebendig gewordene Teddybär. Für Xipil wird er nicht nur zum tröstenden Freund, sondern gar zum Ehemann. Automatisch verknüpft man als Leser mit den Tieren bestimmte Charaktereigenschaften, die sich durch Äußerlichkeiten ableiten lassen, aber genauso von Erinnerungen an diverse Fabeln. MOBIDIC stützt diese Assoziationen, indem sie einige Merkmale besonders herausstellt (auch körperlich). Auffallend ist, dass zu keiner Zeit eine tierische Figur unsympathisch wirkt, selbst die Kaimangöttin nicht, obwohl sie die Trägerin von List und Heimtücke ist.
Eine sehr eindrücklich erzählte, frei erfundene Legende der jungen Comic-Künstlerin MOBIDIC. Außerordentlich schön gestaltet, in sehr eigenem Stil. Die Figuren laden zum Mitfühlen ein. Rundum gelungen. Für Freunde von indianischen Sagen und Märchen, aber auch solche, die sich asiatischen Mythen zugeneigt fühlen. Sehr gut. 🙂
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Sonntag, 10. April 2016
Zu Beginn des Ersten Weltkriegs zogen die Soldaten noch mit einem Hurra auf den Lippen in den Kampf. Bei den beiden französischen Kämpfern, Calixtus von Prampeand und Leon Matilo, ist von diesem überschäumenden Gefühl, sollte es jemals vorhanden gewesen sein, nichts mehr zu finden. In den Schützengraben herrschen Todesangst und Desillusion. Wie berechtigt diese Ängste sind, zeigt sich binnen kurzem, als ein kleiner Igel, als Frühwarnsystem eingesetzt, in sein Versteck krabbelt, weil er das Getrampel der angreifenden deutschen Infanterie viel früher erkennt als die französischen Einheiten. Das Gemetzel beginnt …
Der Krieg geht vorüber, die Männerfreundschaft bleibt, zusammengeschweißt von der grauenhaften gemeinsamen Vergangenheit. Nach so viel Tod bedeutet das Leben noch viel mehr. Aber was soll man nach diesem weltweiten Unheil anfangen? Die Welt hat nichts daraus gelernt. Die Kämpfe gehen weiter, anderswo. Warum nicht daraus Profit ziehen? Aus Calixtus, demotiviert von einem Leben in der Oberschicht, und Leon, ambitioniert, weil er seiner Misere entfliehen möchte, werden Abenteurer. Die Rifberber erheben sich gegen die spanischen Besatzer in Marokko. Es wäre doch gelacht, wenn sich dort mit Waffen kein gutes Geld verdienen ließe …
Maurin Defrance und Fabien Nury haben eine klassisch französische Abenteuergeschichte verfasst, wie sie in der guten alten Kinozeit mit Gesichtern wie Lino Ventura, Yves Montand und anderen Charakterköpfen die Leinwände bevölkerten. Nach dem Ersten Weltkrieg bäumen sich die Kolonialmächte auf, versuchen die Kontrolle zu behalten. DER MAROKKANISCHE FRÜHLING kündigt einen Umschwung an. Stolze Völker wehren sich gegen die fremden Unterdrücker. In diesem ersten Teil, Lockruf Tanger, wollen die beiden Hauptfiguren (siehe Titelbild) dieses Aufbegehren für eine eigene Lebenswende nutzen.
Man muss diese beiden Halunken direkt von Beginn an mögen. Das Leben hat ihnen übel mitgespielt. Ihre Herkunft spielt kaum eine Rolle. Sie lieben das Leben, sind mutig und einzeln oder gemeinsam gleichermaßen Unglücksraben. Außerdem kommt bei aller mörderischen Erfahrung aus dem Krieg noch eine gewisse Blauäugigkeit hinzu. Merwan, einer der beiden Zeichner, war für die Geschichte nach einem Animationsfilm-Look. Das Ergebnis sind starke Eindrücke, die bei aller Reduziertheit der Optik mit sehr differenzierten Charakteren überzeugen.
Moderne Trickfilmoptik mit Nostalgiecharakter. Einerseits finden sich grafische Techniken, wie sie auch in Waltz With Bashir benutzt wurden. Dünne Linien, deutliche schwarze Schattierungen, ein fein ausgearbeiteter Gegensatz von Leichtigkeit und Schwere. Andererseits werden Comic-Nostalgiker, solche die Freude an Geschichten wie Corto Maltese haben, ihren Lesespaß ebenfalls mit DER MAROKKANISCHE FRÜHLING finden können. Farblich wird zurückhaltend agiert. Erdige, meist eher kühle Töne, in einer kleineren Gesamtpalette nehmen den Leser mit auf Zeitreise, noch kein ganzes Jahrhundert, aber viel fehlt nicht mehr.
Das Making of von DER MAROKKANISCHE FRÜHLING bietet einen tollen Einblick in den Entstehungsprozess. Comic-Künstler Fabien Bedouel wirft Entwurfsskizzen aufs Papier, die, je nach Ausführung, einem Moebius oder einem Enki Bilal nahekommen. Stilistisch wäre das Endergebnis deutlich aufwendiger gewesen, es hätte der Geschichte aber auch eine völlig andere Note gegeben. Der letztlich durchgezogene Weg hält mehr auf Abstand. Durch die Abstraktion wird, ähnlich wie bei Corto Maltese, die Fantasie des Lesers etwas mehr bemüht.
Endlich mal wieder eine tolle Idee innerhalb des Comic-Mediums. Unverbraucht, angesiedelt in einer höchst spannenden Epoche, findet der Leser zwei klasse Hauptcharaktere, deren Lebensweg einen Hauch von Jack London umweht. Für Freunde von guten Abenteuergeschichten. Sehr schön. 🙂
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Samstag, 09. April 2016
Skrupellose Waffenhändler scheffeln Millionen über Millionen Dollar. Für Larry Max sind diese dunklen Geschäfte bereits Grund genug für den Internal Revenue Service, die Steuerbehörde der Vereinigten Staaten von Amerika, zu ermitteln. Kaum hat Larry Max eine Spur aufgenommen, wird er auch schon von seinem Vorgesetzten zurückgepfiffen. Dabei handelt es sich um einen Fehler, denn Larry Max, das hat er seit langem bewiesen, lässt sich nicht von einer einmal aufgenommenen Spur abbringen. Wie sehr das die Menschen um ihn herum in Mitleidenschaft zieht, übersieht der amerikanische Finanzbeamte oft. So auch diesmal …
Stephen Desberg hat sich mit weltweiten Waffengeschäften ein gleichermaßen höchst aktuelles wie auch zeitloses Thema für die Serie I.R.$. gesucht. Woher kommen die verkauften Waffen? Wer verdient daran? Wie werden sie transportiert? Die Hauptfigur des Larry Max (siehe Titelbild) hatte schon viele gefährliche Fälle. Das Geschäft mit dem Tod ist der Titel der 15. Episode, hier Teil 1 eines Zweiteilers, ein Konzept, das sich durch die gesamte Reihe zieht. Larry Max hadert immer noch ein wenig mit der eigenen Vergangenheit, hat diese personell auch noch im Schlepptau, aber langsam entwirren sich die Knoten.
Das Geschäft mit dem Tod ist von den beiden Comic-Künstlern Bernard Vranken und Daniel Koller realistisch zu Papier gebracht worden. Das Szenario bewegt sich in menschlichen Abgründen, diese sind aber von Autor Stephen Desberg in der gesellschaftlichen Oberschicht platziert worden. Die Sonne strahlt über Kalifornien, man fährt große und teure Automobile, protzt ungeniert mit seinem Wohlstand. Optische Ausflüge in den Schmutz sind so gut wie nicht vorhanden. Umso deutlicher ist der von Vranken und Koller gezeichnete Gegensatz, wenn in dieser Traumurlaubumgebung plötzlich die Waffen sprechen.
Der Gentleman unter den Thriller-Helden: Larry Max. Er hat Emotionen, das steht außer Frage, sein einstiger Rachefeldzug ist ein guter Beleg dafür. Aber Larry Max flüchtet sich nicht in unkontrollierte Gefühlsbekundungen. Naturgebräunt und mit silbrigem Kurzhaar ziehen sich allenfalls die Augenbrauen kraus. Mehr gestattet er sich nicht im Gegensatz zu anderen Figuren, die ihren Gefühlen wie Panik, Verzweiflung oder Wut auch optisch freien Lauf lassen. Larry Max macht von der Schusswaffe Gebrauch, aber er ist in dieser Geschichte bislang kein Action-Held. Stephen Desberg bringt die Gefahr langsam zum Kochen.
Und es gelingt dem Autoren wieder einmal einen fiesen Cliffhanger einzubauen, genau da abzubrechen, wo der Leser zig Fragen hat, die aufgebaute Gefahr explodiert und man immerhin weiß, dass hier erst die Spitze des Eisberges zu sehen ist. Denn mit dem Cliffhanger geht zudem eine gehörige Überraschung einher.
Der Auftakt zu einem neuen Zweiteiler aus der Reihe I.R.$. Stephen Desberg hat sich noch nie ein unmögliches Szenario ausgedacht, aber selten hat er sich so nah an die Realität begeben wie hier. Die Serie hält ihr hohes erzählerisches Niveau. Stephen Desberg beherrscht das Spiel mit dem stetig wachsenden Spannungslevel inzwischen aus dem FF. Sehr gut. Auch für Serieneinsteiger. 🙂
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Donnerstag, 07. April 2016
Ein Koffer unbekannten Inhalts soll in Sicherheit gebracht werden. Obwohl die wenigsten genau über die Fracht Bescheid wissen, ist das Interesse an dem Gepäckstück enorm. Im Gewimmel auf den Straßen von Shanghai ist die Ausführung schwer zu bewerkstelligen. Die vielen Menschen helfen dabei, sich vor der Zielperson zu verbergen. Anders herum weiß der Gegner das Getümmel gut für sich zu nutzen. Die DANGER GIRLS, Abey Chase und die beiden Schwestern Sonja und Sydney Savage, haben es trotz ihrer Fertigkeiten und Erfahrungen nicht leicht mit der Fremden fertig zu werden, die rücksichtsloser und mit deutlich mehr Unterstützung im Hintergrund ihren Auftrag abwickelt.
Ein geheimnisvoller Koffer mit bemerkenswertem Inhalt, der außergewöhnliches Potential offenbart. Kaum ist das Behältnis undicht, werden die Elemente entfesselt. Die DANGER GIRLS sind wieder da. Eine scheinbar einfach definierte Aufgabe wird zum Spießrutenlaufen in einer Millionenmetropole. Andy Hartnell hat dieses Abenteuer ohne seinen Co-Erfinder der Reihe J. Scott Campbell zu Papier gebracht und einen neuen Zeichner engagiert. Harvey Tolibao gehört zu den Vertretern eines ätherischen Zeichenstils, der ungeheuer zerbrechlich wirkend daher kommt und eine regelrechte Grazie ausstrahlt.
Diese Grazie ist genau richtig platziert, denn die Reihe DANGER GIRL weiß nicht nur weiblichen Agenten zu protzen, wie es einst Charlies Engel taten. Das andere, weitaus gewichtigere Augenmerk liegt auf einer ausgefeilten Choreographie von rasanter Action. Von Anfang an hat sich die Reihe DANGER GIRL aus einer Serie von Events zusammengesetzt. Neueinsteiger sind stets willkommen, auch hier. THE CHASE, das vorliegende Abenteuer, nimmt den Leser mit auf eine kleine Rundreise durch das exotische Shanghai, zu Lande, zu Wasser und in der Luft. Ob beabsichtigt oder nicht, so wird der Action-versierte Leser sicherlich die eine oder andere Parallele zu bekannten Blockbustern feststellen. Das war von der ersten Seite der Reihe an ein Markenzeichen der DANGER GIRLS.
Indiana Jones, James Bond, die besagten Engel, sie alle standen Pate für diese Serie, die sich inzwischen ordentlich weiterentwickelt hat und gestandene Hauptfiguren besitzt. In den Jagden über die chinesischen Straßen mag man Anleihen bei Bond und Terminator finden. (Und ein wenig Pulp Fiction, wo es auch einen Koffer gab, von dem niemand so recht wusste, was es mit seinem Inhalt auf sich hat.) Die Gegnerin des Teams könnte in früheren Zeiten von einer Caroline Munro gespielt worden sein, oder neuzeitlicher von einer Michelle Yeoh. Natürlich sind die DANGER GIRLS deutlich überirdischer in körperlicher Form und Fitness. Dan Panosian, Zeichner des Titelbilds, versucht da realistischer zu bleiben.
Aber Übertreibungen haben auch bei Zeichner Harvey Tolibao eine Grenze. Silicon Valerie ist zwar hübsch, aber ebenfalls das Superhirn der Truppe. Ihr Einsatz, mehr im Feld als sonst, erfolgt diesmal am Steuer eines VW Bully der ersten Generation. Das ist vor den Action-Kapriolen, den Überschlägen, den Explosionen, der High-Tech ein optisch nostalgisches Schmankerl. Ganz nebenbei sorgt Silicon Valerie ähnlich wie das Technik-As Boz aus der Serie Trio mit vier Fäusten.
DANGER GIRLS sind grundsätzlich Kinoblockbuster im Comic-Format. Hier fetzt es, auch THE CHASE hält diese Tradition aufrecht. Die seit Ende der 90er Jahre des 20. Jahrhunderts in loser Folge erzählten Agentenabenteuer haben es nach wie vor in sich und spielen gerne, grafisch auf jeden Fall, mit den jeweils technischen Möglichkeiten. Action erster Klasse. 🙂
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Sonntag, 03. April 2016
Kann es auf dem Planeten Erde eine Kreatur geben, die noch mächtiger ist als SUPERMAN? Zunächst scheint es unmöglich zu sein. Doch die Zeichen mehren sich, dass es tatsächlich so ist. Aber ist dieses Wesen wirklich ein Feind? Das Auftreten dieses Wesens, anfangs noch verborgen agierend, könnte zu keinem schlechteren Zeitpunkt erfolgen, da eine neue Terrorgruppe zur weltweiten Bedrohung geworden ist und selbst SUPERMAN seine arge Not mit den Attacken dieser Verbrecher hat. Darüber hinaus muss er sich Sorgen um Louis Lane machen. Die Reporterin wirft sich mit Vorliebe in Situationen, die sie regelmäßig Kopf und Kragen kosten könnten.
SUPERMAN UNCHAINED. Der Stählerne hat reihenweise Feinde erlebt und es waren sogar welche dabei, die ihn hätten töten können. Das Ereignis fand zwar statt, aber er kam schließlich zurück. WRAITH heißt der neue Gegner, dem das gelingen könnte, was DOOMSDAY auf Dauer verwehrt blieb. Comic-Autor Scott Snyder ist es gelungen, in der Vielzahl der Superheldengeschichten einen Akzent zu setzen, wie es so schön heißt. Denn in der Vielfalt ein sprichwörtliches Ausrufezeichen zu platzieren, in einer Miniserie, ist schwierig geworden. Scott Snyder geht der Frage nach, was gewesen wäre, wenn SUPERMAN nicht nur nicht der einzige Alien-Held wäre, sondern es einen gegeben hätte, der sich zeitgleich zu SUPERMAN in den Dienst der Vereinigten Staaten von Amerika gestellt hätte.
Für das hier auf über 320 Seiten versammelte Projekt hat er sich mit einem Comic-Ausnahmekünstler verbündet, der mit seiner Zeichenstilistik zahlreiche Nachahmer gefunden hat. Und nur wenige haben seine Qualität bislang erreichen können. Für den Superheldenfan ist Jim Lee seit seinen Arbeiten für Batman – Hush, den Allstar-Batman-Abenteuern oder den Geschichten über Supermans Rückkehr. Eine vergleichsweise zarte, sehr ausgefeilte, mit vielen Details angereicherte Skizzenführung zeichnet seine Arbeiten aus, die mit Helden in Bodybuilder-Maßen und Model-Gesichtern daher kommen. WRAITH, der hier als Feind von SUPERMAN aufsteht, ist ein muskelbepackter Gigant in der Tradition von Jim Lees Frühwerk WILDC.A.T.S..
WRAITH tritt als hünenhafter Kriegermönch auf. Sehr auf seine äußere Form reduziert, gibt er sich als Überwesen nur durch seine Energiestrahlung zu erkennen. Äußerlich ist er kraftvoll, aber auch undefiniert. Die Charakterisierung erfolgt stärker durch das Verhalten der Figur. Scott Snyder kreiert eine ehrenvolle Figur, die sich für die falsche Seite oder den falschen Weg entschieden hat. In gewissem Sinne ist sie eine Weiterentwicklung von Genosse Superman, jene Gedankenspielerei, die das Raumschiff mit dem kleinen Kal-El in der Sowjetunion niedergehen ließ und nicht in den Kornfeldern von Kansas. So gibt WRAITH die Antwort auf die Frage, was gewesen wäre, wenn der Kryptonier als Kind in die Hände des amerikanischen Militärs gefallen wäre und dessen Erziehung genossen hätte.
Ganz nebenbei: Privates aus der Bat-Höhle und der Festung der Einsamkeit. Zeichner Jim Lee mag die Blicke hinter die Kulissen. Ganz besonders die Bat-Höhle hat es ihm dabei angetan. Wie es dort drin aussieht, mit all der Technik, die dort geparkt ist, ist bei Jim Lee immer toll anzusehen. Und ganz im Sinne des aktuellen Blockbusters BATMAN V SUPERMAN darf auch noch WONDER WOMAN Schützenhilfe leisten und an der Seite von Batman antreten. Jim Lee vermag diese Figur sehr gut zu inszenieren, gleichzeitig darf er sich mit einem neuen Batman-Outfit vergnügen.
Wer auf schöne Zeichnungen steht und gerne vergleicht, Bandbreiten innerhalb des Comic-Universums mag, wird mit der Titelbildgalerie im Anhang dieses fetten Abenteuers fündig. Verschiedenste Zeichner und Koloristen liefern einen großen Querschnitt von Interpretationen des Stählernen und bieten gleichzeitig eine Zeitreise durch die Zeitalter des Superhelden-Comics. Die Grafiken bilden Erinnerungen an einen Superman, als das S auf der Brust des Recken noch viel stärker als solches wahrgenommen wurde, als er im Zweiten Weltkrieg eingriff oder ganz modern wieder mit langer schwarzer Matte auf der Bildfläche erschien. Große Gegner wie Mongul, Lex Luthor, Doomsday oder Cyborg fehlen in dieser Galerie ebenfalls nicht.
Als SUPERMAN-BLOCKBUSTER im Comic-Format angekündigt, darf dieses Prädikat uneingeschränkt unterstrichen werden. In dieser hier zusammengefassten Miniserie stimmt alles: Erzählung, grafische Umsetzung und Zusatzmaterial sind top! 🙂
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Nachdem WONDER WOMAN im aktuellen Film BATMAN V SUPERMAN dem Publikum vorgestellt wurde, geht die DC-Offensive im Kino weiter. 2017 erhält die Amazone ihren eigenen Film (www.imdb.com/title/tt0451279/). Passend dazu sind jetzt Bilder von den Dreharbeiten aufgetaucht. WONDER WOMAN findet den Militärpiloten Steve Trevor am Strand. Damit erobert Schauspieler Chris Pine (der neue Captain Kirk) auch seinen Teil des Comic-Universums, denn im ausufernden Angebot der Kinoabenteuer der maskierten Helden kommt kaum noch ein Schauspieler, der sich einen Namen gemacht hat, an diesen Blockbustern vorbei. Die Daily Mail hat online die Fotos von WONDER WOMAN (Gal Gadot) veröffentlicht: www.dailymail.co.uk/tvshowbiz/article-3518942/Gal-Gadot-wears-sexy-corset-films-Wonder-Woman-scenes-Italy.html Wie immer sind die Vorabblicke vergleichsweise unspektakulär. Die Andeutung einer Greenscreen lässt auf eine Nachbearbeitung und Erweiterung der Kulissen schließen. Angesichts der bevorstehenden Zeitreise (siehe Link auf imdb.com) darf man gespannt sein.
Donnerstag, 31. März 2016
Warum hat es so lange gedauert? Das könnte man sich als Comic-Fan fragen. Die erforderliche Technik ist seit längerem vorhanden. Schauspieler und Regisseure, die einen Hang zur Space Opera haben, gibt es auch reichlich. Also … hat sich Luc Besson der Geschichte angenommen. Warten muss man dennoch mehr als ein Jahr, bevor die Abenteuer der beiden Zeitagenten auf die große Leinwand kommen. Die Vorlage bietet ausreichend Stoff für mehrere Folgen und braucht sich nicht hinter diversen Filmtrilogien der letzten Jahre zu verstecken. Mehr Infos gibt es hier: www.imdb.com/title/tt2239822/?ref_=rgmd_ph_tt1 (VALERIAN UND DIE STADT DER TAUSEND PLANETEN)
Mittwoch, 23. März 2016
Die Daltons sind weder ein Ausbund an Gesetzestreue, noch verstehen sie es, sich ausreichend in der Gesellschaft zu benehmen. Da ist es verwunderlich, dass ausgerechnet diese vier Ganoven dazu auserkoren wurden, als Vormunde für einen kleinen Jungen zu dienen. Tatsächlich aber sind sie die Onkel des Kleinen, denn es gab einmal vier Daltons, die noch viel gefährlicher als die vier Dauerausbrecher waren. Und einer dieser vier komplett missratenen Daltons schaffte es, einen Sohn zu zeugen. Zu dumm allerdings, dass die vier ungefährlicheren Daltons gerade mal wieder im Gefängnis sitzen. Das macht die Erziehung von Nachwuchs nicht leichter …
Im Abenteuer Meine Onkel, die Daltons nimmt das Chaos seinen Lauf. Zeichner Achde übernahm den Zeichenstift für Lucky Luke nach dem Tode von Morris. Ganz in der späteren Tradition des belgischen Ausnahmekünstlers arbeitet der Franzose Achde mit verschiedenen Autoren in der Reihe Lucky Luke zusammen. So entstehen wie hier, in einer der letzten Veröffentlichungen, frische, neue Ideen, die trotzdem den Geist des Originalduos aus Rene Goscinny (Szenarist) und Morris treffen.
Meine Onkel, die Daltons, das dritte albenlange Abenteuer in der vorliegenden Gesamtausgabe 2013-2015 geht Hand in Hand mit der ersten Geschichte, Auf eigene Faust, in der die Daltons auf augenzwinkernde Weise im Mittelpunkt stehen. Dabei drängt sich als Sympathiefigur ganz besonders einer hervor: Averell. Ausgerechnet seine, im wahrsten Sinne des Wortes, Verfressenheit stellt sich als Schlüssel zum Erfolg im Wettstreit der Brüder heraus. Wer soll die Bande anführen? Doch am besten derjenige, der in dem, was er macht, auch bitte schön erfolgreich ist. Denn Joe Dalton, der kleinste im Bunde und ewige Verlierer, ist das ganz gewiss nicht.
Daniel Pennac und Tonino Benacquista zeigen ein famoses Kabinettstückchen. Einzeln sind die Gauner plötzlich erfolgreich. Im Wettstreit holt jeder das Beste für sich heraus. Sogar Joe Dalton kann Überfälle begehen, ohne gleich gefasst zu werden. Herausgekommen ist unter dem Strich eine Western-Komödie, in der man Lucky Luke kaum vermisst, obwohl es natürlich wieder einmal an ihm ist, die Halunken zur Strecke zu bringen.
Deutlich mehr im Mittelpunkt der Handlung steht Lucky Luke zwangsläufig in der Jugendepisode Ein starker Wurf, die textlich und grafisch von ihm gestaltet wurde. Gemäß des jugendlichen Alters von Lucky Luke, der hier noch die Schulbank drückt, ist auch die Zielgruppe des in seitenweisen Abschnitten erzählten Albums ein viel jüngeres. Jede Seite endet mit einer Pointe und einem kleinen Hinweis auf tatsächliche Begebenheiten und Ereignisse des Wilden Westens.
Machine Gun Kid, eine Kurzgeschichte von Achde, ist die Einleitung eines redaktionellen Teils, der auf die langjährige Erfolgsgeschichte der Comic-Reihe eingeht. Das Kurzabenteuer selbst, entstanden für eine künstlerische Verbeugung vor Morris, erlebt einen Lucky Luke, der seit langem mal wieder mit einem Glimmstengel auftritt. Gleichzeitig darf der Leser den Schöpfer Morris selbst bei seiner frühen Arbeit sehen und so erfahren, wie Lucky Luke, eine Serie über den Wilden Westen eigentlich entstanden ist.
Mit Lucky Luke kann man als Comic-Fan einfach nichts falsch machen. Gerade in diesem Band finden sich zwei Höhepunkte mit den Daltons aus der jüngeren Vergangenheit, die absolut empfehlenswert sind und toll mit den Klassikern harmonieren, vor allem wegen der Auftritte einiger bekannter Gesichter wie Rantanplan. Zahlreiche Anspielungen im letzten Abenteuer sind fantastisch. Auch für Neueinsteiger. 🙂
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Samstag, 19. März 2016
George führt ein gemütliches Leben in Selby, wo jeder jeden kennt. Die Leute sind sehr zufrieden mit ihm und seiner Arbeit. George hat ein Händchen für Autos. Seine Reparaturwerkstatt läuft gut. Seine Frau ist ein Schatz, sein Schwiegervater ist ein guter Freund. Alles wäre in Ordnung, gäbe es nicht immer noch diese Nachwirkungen von der Gehirnoperation. Das kleine Städtchen Selby im Bundesstaat Pennsylvania ist scheinbar alles, was George kennt. Mit der Operation sind viele Eindrücke und Erinnerungen einfach verschwunden. Sein Schwiegervater ist ebenfalls sein behandelnder Arzt. Der Freund macht ihm Mut. Dennoch stimmt es etwas nicht. George weiß es instinktiv …
Thriller in der amerikanischen Kleinstadt. Die vermeintliche Idylle hat schon so manchen Autor inspiriert und ist im Comic eher seltener zu finden, obwohl ein Blick hinter die Fassade dort so viel zu bieten hat. Hier gehen Serge Le Tendre und Rodolphe diesen Weg. Le Tendre, hierzulande bekannt für seine Arbeiten an Auf der Suche nach dem Vogel der Zeit oder Golias, hat ein breites Themenspektrum bereits mehr als nur unter Beweis gestellt. Sein Gang in Richtung Thriller ist eher ungewöhnlich, zeigt aber auch, dass die Zutaten einer Geschichte, ganz gleich welchen Genres, sich stets sehr ähneln. Rodolphe, als Co-Autor, hat mit Le Tendre die Anlage ausgeklügelter Szenarien gemeinsam. Der Leser kennt ihn hier bereits durch seine Arbeiten an Kenya und Trent.
Mister George muss man mögen. Die Hauptfigur der beiden Szenaristen ist durch und durch sympathisch. Mister George wähnt sich selbst als Glückspilz, weil er trotz seines Schicksals, einem Teilverlust seines Gedächtnisses, in guter Hut ist. Anders als andere Charaktere aus Comic, Literatur und Film geschieht auch nichts Dramatisches, weshalb er sich über eine mögliche Vergangenheit aufregen müsste. Nein, die Zweifel kommen hier schleichend. Der Leser weiß etwas mehr als Mister George, dennoch muss er angesichts der Charaktereigenschaften zweifeln, ob die Informationen wirklich stimmen. Als Comic-Partner bekommt der Leser dazu die Figur der Journalistin Jennifer Lee beiseite gestellt, die damit beginnt, die Puzzleteile zusammenzusetzen.
Hugues Labiano, Zeichner, gibt der amerikanischen Kleinstadt ein Gesicht. Mister George selbst hat einen gewissen indianischen Einschlag. In den übrigen Figuren finden sich Individualität und lebendige Merkmale. Die Strichführung ist zart. Labiano zeigte zuvor schon mit Dixie Road, wie sehr er es versteht, ein amerikanisches Ambiente auf Comic-Seiten zu bannen. In Selby, dem Ur-Typus einer Kleinstadt im Ostküstenstaat Pennsylvania, ist das Auftauchen eines fremden Wagens ein Ereignis. Verkehrsstaus kennt man hier nicht. Selby wirkt wie ein Open-Air-Museum uramerikanischer Lebensart. Zur Komplettierung der perfekten Idylle gesellt sich noch das rotgoldene Blattwerk eines Indian Summer.
Frauenpower aus der Kleinstadt. Mit Jennifer Lee tritt eine journalistische Schnüfflerin auf, äußerlich sehr modern, tough, ausgestattet mit dem Rauchverhalten eines 50er Jahre Macho-Detektivs. Wer in den 60er und 70er Jahren des letzten Jahrhunderts einen amerikanischen Film im Kino sah, stieß zwangsläufig auf einen VW Käfer (manchmal auch immer wieder auf denselben, weil dieser im Kreis zu fahren schien oder an den unmöglichsten Stellen immer aufs Neue geparkt wurde). Lees fahrbarer Untersatz, eben ein VW-Käfer, wirkt wie eine Reminiszenz vor dem Hintergrund des Kleinstadt-Flairs. Und es passt zu einer Atmosphäre, die den Leser nicht mit Action, sondern mit der kontinuierlichen Entblätterung von Geheimnissen voran zieht.
Der erste von zwei Teilen, sehr schön von Serge Le Tendre und Rodolphe aufbereitet, sehr nah an den beiden Hauptfiguren inszeniert, gefühlvoll von Hugues Labiano gezeichnet. Eine schöne Thrillerüberraschung, endlich auf dem deutschen Markt. 🙂
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