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Comic Blog


Donnerstag, 14. April 2016

SILLAGE 17 – FROSTZONE

Filed under: SciFi — Michael um 16:38

SILLAGE 17 - FROSTZONENävis lächelt nicht oft. Ihr neuer Auftrag führt sie auf gewohntes Terrain, auf einen Weg voller Erinnerungen. Auf TRIJ 68 herrscht nicht nur Bürgerkrieg. Dort lebt auch der Vater ihres Sohnes. Aber das darf nicht ablenkend sein, denn die Mission auf dieser Welt erfordert nicht nur Tarnung, sondern auch höchste Konzentration. Technisch etwas archaisch, mit Verbrennungsmotoren allerorten, ist dennoch gefährlich auf diesem Planeten auf der falschen Seite zu stehen oder zwischen die Fronten zu geraten. Da hilft es kaum, dass die Mission darin besteht, ein mächtiges Artefakt aus einem Museum zu stehlen. Ja, Nävis hat nicht viel zu lachen, für das kleine Portraitgemälde, ein Geschenk, gestattet sie sich dann doch ein Lächeln …

Jean David Morvan und Philippe Buchet wandeln mit der 17. Folge der Serie SILLAGE ein wenig auf den Pfaden des Steampunks. Die ganze Umgebung besitzt die natürliche Düsternis jenes Genres, als die Himmel noch vom Qualm verhangen waren und Technik, bevor sie Opfer von Rost wurde, noch klapperte und viel Lärm machte. Da ist sauberes Grün, ein künstlicher Dschungel, in dem der Sohn von N?vis auf die Jagd geht, ein wahrhaftiges Paradies. Morvan und Buchett zögern nicht, dieses Kleinod inmitten von SILLAGE zum Schauplatz einer Auseinandersetzung zu machen.

Atmosphärisch angesiedelt zwischen industrieller Revolution in Frankreich und russischer Revolution werden hier geschickt bekannte Versatzstücke miteinander verwoben. Die Revolutionäre und die Soldaten des Regimes sind eine Verbeugung vor der Historie und Leinwandepen im Stile eines Doktor Schiwago. Das Titelbild, martialischer anzuschauen als die damalige Werbung für das Epos, wirkt in der Summe wie eine Anlehnung an den Klassiker mit Omar Sharif. Morvan und Buchet belassen es nicht dabei. Eine kurze Erzählung der Püntas über den roten Mond lässt Erinnerungen an einen bestimmten Ring wach werden. Es ist schön zu sehen, wie sich die Anspielungen in die große Eigenkomposition von SILLAGE einfügen.

Das Besondere in dieser Folge, mit dem Untertitel FROSTZONE, ist der Sidekick, den Nävis zur Seite gestellt bekommt. Julius ist ein Junge, entstammt der Welt TRIJ 68 und ist über die Maßen intelligent und mit erfinderischem Talent gesegnet. Für den Comic-Künstler Philippe Buchet bedeutet dies, eine Figur zu inszenieren, die mit technischen Spielereien überrascht und darüber hinaus Potential hat, um zu einem echten Spin-off-Charakter zu werden. Zeitweilig erinnerte er mich an eine Comic-Version von Steve Urkel (Alle unter einem Dach), weniger überzogen, dafür auf Anhieb sympathischer konzipiert.

Blick zurück und nach vorne. SILLAGE ist ein riesiger Spielplatz für Jean David Morvan und Philippe Buchet, denen es unentwegt gelingt, dem großen Mosaik von SILLAGE mit jeder neuen Folge zig neue Steinchen anzulegen. Der erwähnte Julius ist nur eines dieser neuen Fragmente. Wichtiger sind ein paar Kleinigkeiten, die das große Ganze von SILLAGE wieder mehr ins Visier nehmen, ein Aspekt, der über einige Geschichten hinweg etwas ins Hintertreffen geraten ist. In der Sache Nävis könnte es sein, dass ihr Sohn künftig eine größere Spiele spielt, wird er doch von Morvan stärker in den Fokus gerückt, nachdem Mutter und Sohn ihre Grenzen genauer gegeneinander abgesteckt haben.

Nävis muss sich noch mehr als zuvor mit dem Gedanken anfreunden, eine Familie zu haben, obwohl diese ziemlich zerrissen ist. Die draufgängerische Frau ist einmal mehr ein Stück erwachsener, verantwortungsvoller geworden, zumal ihr Sohn so heißblütig ist wie sie und ihr deshalb ein paar erzieherische Qualitäten abverlangt und nicht nur er. Mit dem kleinen Julius findet sich eine Figur, mit der Nävis das nachholen kann, was ihr beim eigenen Kind verwehrt blieb. Schön durchdacht, mit spannender Mission und von Philippe Buchet genial gestaltet, einem Comic-Künstler, der Maßstäbe gesetzt hat. 🙂

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