Donnerstag, 14. April 2011
Die beiden Gauner benötigten nicht viel Überzeugungskraft, um Aleksei das Experiment schmackhaft zu machen. Zu ihrem Glück: Denn hätte Aleksei gewusst, wie schmerzhaft die Verwandlung in Rhino ist, hätte er es sich vielleicht noch einmal anders überlegt. Aber die Fähigkeit zum Überlegen ist nicht seine große Stärke. Aleksei ist ein Rammbock, mehr nicht, aber darin ist er spitze.
Neue Schurken braucht das Land. Es ist nicht selten, dass ein Schurke in Vergessenheit gerät, vielleicht sogar stirbt und ein anderer meint, diesen frei gewordenen Platz einnehmen zu müssen. Die im vorliegenden Heft versammelten vier Geschichten beschäftigen sich mit RHINO, einem in der letzten Zeit eher spärlichen auftretenden Schurken. Aleksei Sytsevich, hat sich einstmals in einem Experiment zu einem Superschurken pimpen lassen, wie man auf Neusprech sagen würde. Aleksei wurde durch diese Prozedur superstark und mit einer nahezu undurchdringbaren Haut versehen, konnte ihm eigentlich nichts und niemand etwas anhaben. Sein größter Mangel: Aleksei ist so schlau wie nasses Toastbrot (was er weiß). Allerdings ist er nicht vollkommen herzlos.
Nachdem Autor Fred van Lente und Zeichner Nick Dragotta einen Blick auf die Ursprünge des RHINO geworfen haben, findet ein Wechsel statt. Aleksei geht den für Schurken ungewöhnlichen Weg und lässt sich fangen und einsperren. Aleksei will tatsächlich büßen und einen Neuanfang machen. Die erste Geschichte schildert noch einen wahren Idioten, der für Geld alles macht und das nicht einmal immer richtig. In der nächsten Phase ist Aleksei im Menschsein angekommen.
Grafisch ist die Geschichte Immer weiter vergleichsweise einfach und würde weniger in einer Superhelden-Geschichte, eher in einem europäischen Autoren-Album vermutet werden. Hier dienen die Bilder von Javier Pulido dazu, die Handlung voranzubringen, nichts weiter. Andererseits ist es aber auch eine Rückbesinnung auf einfachere Strichführungen, wie es in den goldenen Comic-Zeiten der Fall war.
He, Neuer! Der neue Rhino zerschlägt nicht weniger und begeht einen folgenschweren Fehler. Keinen sehr neuen Fehler, aber immerhin ist sofort klar, wohin das nur führen kann. Gefährdete Spezies zelebriert den Untergang mit Wucht, im wahrsten Sinne des Wortes. Nur ein Hulk hätte eine Chance diesem Erdbeben zu entkommen. Die Zeichnungen sind nur etwas überzogen (ein wenig Vincent, ein wenig Humberto Ramos), aber sie könnten, da sie in diese Richtung gehen, noch eine Spur eleganter sein.
Eine konsequente Neugeburt mit einer charakterlichen Achterbahnfahrt in kleinen knappen Geschichten. Ein interessanter Übergang für einen Schurken. Spidey tritt hier etwas in den Hintergrund. Muss auch mal sein. 🙂
Montag, 21. Februar 2011
Die Gangster haben es eilig. Das verschlossene Tor des Flughafens hält sie nicht auf. Ihr Wagen prescht hindurch. Viel Zeit bleibt ihnen nicht, um sich zu orientieren, denn die Polizei ist ihnen dicht auf den Fersen. Doch das Päckchen, das sie bei sich haben, dürfen die Cops auf keinen Fall finden. Das ausgesuchte Versteck ist allerdings alles andere als geschickt gewählt. Die Polizisten nehmen an, die Gangster hätten mittels des Flugzeugs fliehen wollen, aber in der Maschine, die einem jungen Piloten namens Cliff Secord gehört, wird lediglich ein Päckchen untergebracht. Cliff, der die Beute kurz darauf findet, denkt gar nicht daran, den rechtmäßigen Besitzer des Päckchens zu finden. Im Gegenteil: Sehr schnell erkennt er die Möglichkeiten und beschließt diese unverhoffte Gabe zu nutzen.
Dave Stevens hat eine wunderbare Comic-Arbeit hinterlassen. Einerseits eine feine Superheldengeschichte, die bis auf das letzte I-Tüpfelchen durchdacht und gestaltet ist, andererseits eine ebenso gleichwertige Hommage an die Abenteuer der 30er und 40er Jahre des letzten Jahrhunderts. In dieser Zeitspanne ist vieles nicht mehr ganz so neu, aber immer noch aufregend. Autos und Flugzeuge haben einen bestimmten technischen Standard erreicht, so dass aus heutiger Sicht ein wenig verwunschen aussehen. Und so falsch ist dieser Eindruck nicht, denn mit dem Rocketeer setzt sich dieser Eindruck fort. Wirkt die Kleidung wie die modische Fortführung eines Cowboys, ist der Schutzhelm eine Verbeugung vor alten Rittertopfhelmen.
Diese sehr genauen Gestaltungen ziehen sich durch den kompletten Auftritt des Rocketeer (man bemerke auch die Parallele zum Musketeer). Jede einzelne Figur wie Cliff Secord (der Mann hinter dem Rocketeer), seine Freundin Betty, sein Kumpel Peevy bis hin zu den gemeinen Kerlen wie Marco oder später Jonas und Lothar haben ihr individuelles und unverwechselbares Äußeres erhalten. Das ist keine Selbstverständlichkeit. Dave Stevens liebt die theatralische Einstellung, wie sie auch die Filme jener Zeit zeigten, schwarzweiß natürlich, immer noch inspiriert vom Stummfilm, als die Mimik stärker, die Augen größer und die Gestik ausgreifender war.
Der erste Teil des Rocketeer lässt sich nicht nur auf die einzelnen Kapitel, in die Dave Stevens seine Geschichte unterteilte, herunterbrechen. Vielmehr ist jede einzelne ähnlich penibel gestaltet und konstruiert, wie es auch die Bilder sind. Häufig findet sich mit dem letzten Bild einer Seite ein Mini-Cliffhanger oder wenigstens ein noch mehr Spannung versprechender Übergang: Ein Wagen schießt über einen Abhang, die Düse des Raketenrucksacks versagt mitten in der Luft oder die Gesichtsausdrücke der beiden Männer kurz vor dem berühmten WOW-Bild. Das sind nur ein paar wenige Beispiele für den durchgängig anziehenden Aufbau der Handlung, wie sie sich auch im zweiten Teil, nämlich Cliffs Abenteuer in New York. wiederfindet.
Dominieren in der ersten Hälfte Szenen auf dem Flughafen, in der Luft und ist das Szenario insgesamt heller, so ist das Abenteuer in New York dunkler. Dave Stevens entführt den Leser in Nachtclubs, Varietes und natürlich in die Luft. Das Szenario hier ist dichter, auch unheimlicher und durch die Einflüsse der Theaterszenerie auch amüsanter. Dank der neuen Farbgebung von Laura Martin strahlen die Bilder wie nach einer schönen Restaurierung. Angesichts der Perfektion, mit der Stevens seine Bilder bereits in Schwarzweiß anlegte, hätte ihn diese plastische Kolorierung vermutlich begeistern können. Der durchweg tolle Eindruck des Gesamtausgabe des Rocketeers wird durch die gesammelten Titelbilder zum Rocketeer und den redaktionellen Teil perfekt.
Ein Comic-Kleinod: Wunderschön illustriert, mit viel Sinn für Humor und Spannung im Stile rasanter Abenteuer der 30er und 40er Jahre erzählt. Perfekte Unterhaltung. 🙂
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Samstag, 23. Oktober 2010
Asgard, die Heimstatt der Asen, hat wieder eine stärkere Verbindung zu Midgard, der Welt der Menschen. Doch der Platz, den sie in dieser ihnen unbekannten Welt eingenommen haben, gefällt ihnen nicht sehr. Und man ehrlich: Wer lebt schon gerne in Oklahoma? Für Loki, nach der Rückkehr der Asen in Gestalt einer Frau zugegen, ist dieses mulmige Gefühl der Asen, ein willkommenes Geschenk, um Missgunst zu säen und Intrigen zu schmieden. Die Asen fühlen sich schlicht fehl am Platz. Oklahoma ist zu heiß, zu karg. Ihnen fehlen die Berge, die Wälder, der Schnee und die Jagd. Wer hätte zu diesem Zeitpunkt gedacht, dass sie früher als angenommen, in den Genuss einer neuen Heimat mit all diesen Vorzügen kommen. Aber zu welchem Preis?
Thor, nach Odins Verschwinden, der Herr über Asgard, wird durch einen unglücklichen Zwischenfall, von seinem Thron vertrieben. Und Balder, Thors Halbbruder, fällt auf die zischelnden Einflüsterungen Lokis herein. Die Asen finden eine neue Heimat, weit entfernt der Vereinigten Staaten, im königlich regierten Latveria.
Nach einem ruhigen und sorgfältigen Anlauf, geschrieben von J. Michael Straczynski, gipfeln die bisherigen Winkelzüge Lokis in dieser Ausgabe, in der alles wieder einmal anders wird. Straczynski, bekannt durch die Fernsehserie Babylon 5, im Comic-Genre längst etabliert durch sein Comic-Universum Rising Stars und seine Beiträge zu Spider-Man, hat sich des Donnergottes angenommen, bevor er ihn vor dem nächsten Marvel-Großereignis wieder verließ. Schwierig genug, bedenkt man, dass ein Ereignis das nächste jagt. Die Zwischenzeit hat Straczynski gut genutzt und dem Mythos Thor einen neuen Anfang beschert.
Deutlich rasanter und dramatischer präsentiert sich diese 5. Folge der neuen Thor-Reihe. Nach einigem Geplänkel muss Thor nun wieder den Hammer in die Hand nehmen und kämpfen. Zeichner Olivier Coipel, der mit seinen höchst realistischen Bildern einen enormen Eindruck hinterlassen hat, übergibt auf den letzten Metern den Staffelstab an Marko Djurdjevic, der ihm künstlerisch in nichts nachsteht, sondern noch aufwendigere Grafiken gestaltet.
Das Aussehen Thors in der von Straczynski erzählten Handlungslinie ist martialischer, soldatischer. Die Grundoptik wurde erhalten, doch der vor Jahrzehnten entstandene Comic-Charakter hat deutlich von seinem Glamour-Aussehen verloren. In einer kleinen, von Alt-Meister Stan Lee erzählten Episode kann der Leser einen direkten Vergleich anstellen. Thor trifft im Haupthandlungsstrang auf Bor, Odins Vater. Im folgenden Zweikampf zeigen die Künstler ihr Können durch einen cineastischen Blick auf das Geschehen. Das besitzt die Rasanz des Duells zwischen Hulk und Abomination in der jüngsten Verfilmung des grünen Riesen.
Marko Djurdjevic darf sich in der zweiten Hälfte auf die ruhigeren Momente konzentrieren. Hierbei ist der Fokus nicht nur auf das Schicksal des Donnergottes gerichtet. Grafisch ebenso beeindruckend sind die Szenen in Latveria. Die Asen speisen am Tisch von Dr. Doom. Aber, und hier zeigt sich auch der Humor (eine Szene, die an alte Kostümfilme erinnert), schöner noch ist die Szenerie, in der Volstagg eine Idee hat. Allein nach diesem Einschub würde man sich als Fan ein kleines Spin-off mit Volstagg und seinen beiden Freunden wünschen (plus Ziegen), natürlich von Djurdjevic gestaltet.
Hier stimmt wirklich alles: Eine ausgewogene Handlung mit Dramatik und Aktion, Bilder von Top-Zeichnern, die aus diesem Handlungsabschnitt eine Premium-Ausgabe machen. 🙂
Sonntag, 26. September 2010
Helden, die sich zu einer Gruppe zusammenfinden, gab es schon oft. Schurken, die ähnliches versuchten, gab es nicht weniger, allerdings fehlte ihnen häufig die Disziplin, um ein Bündnis dauerhaft zu führen. Norman Osborn und seine ganz persönlichen Rächer scheinen dieses Kunststück dank seiner starken Hand zu gelingen. Anderen geht es nicht so. Das weckt Neid. Norman Osborn hat die Macht. Noch. Denn andere wollen ein Stück von diesem Kuchen abhaben. Brian Michael Bendis, einer der namhaftesten Marvel-Autoren der letzten Jahre, fiel besonders mit seinen Beiträgen zum Ultimativen Universum auf. Zusammen mit Stuart Immonen, Zeichner und ebenfalls Veteran des Ultimativen Universums, beleuchtet er die Schurkenseite des Marvel-Events Dark Reign mit einer recht interessanten Facette.
Wenn es Schurken gelänge, anderen, Helden wie Schurken, die Superkräfte zu nehmen, was könnte sie noch aufhalten? Einfache Antwort: Nichts. Da Marvel-Universum käme in eine ähnliche Situation, wie sie auch die Marvel-Zombies heraufbeschworen haben, nur ohne das Aufessen. Plötzlich müssen die Rächer chancenlos aufgeben. Ihre Kräfte schwinden nicht nur, sie wenden sich gegen sie. Daraus resultieren neue und ungewohnte Situationen, spannende Momente, die bei all dem Kräftemessen, dem Herumprügeln auf Übermenschenniveau oft fehlten. Denn auffällig ist: Die Heldengeschichten sind erst dann richtig gut, wenn sie nicht nur mit ihrem Latein, sondern auch mit ihren Kräften am Ende sind.
Stuart Immonen schafft auf der Basis der Vorgaben von Bendis tolle Bilder, die immer noch Action-Kracher sind, aber den Helden alles abverlangen. Zur Verdeutlichung: Selbst die Überfigur Sentry wird zum greinenden Häufchen Elend, nachdem die Kräfte futsch sind. Und damit ist das Ende der Fahnenstange noch nicht erreicht. Osborns dunkle Rächer absolvieren einen grandiosen Auftritt und … Vor dem Haupthandlungsstrang verblassen die kleinen Nebenschauplätze, auch solche, die noch einmal interessant werden.
Immonen beherrscht eine Jugendstil-ähnliche Zeichentechnik, sehr klar, exakt, bei Haaren gerne auch etwas verschnörkelt, die hier wunderbar durch Wade von Grawbadger (Tusche) und Dave McCaig (Farben) unterstützt wird. Von Grawbadger setzt eine dickere Außenlinie, ist großzügig mit Schattierungen, die in feinen Schraffuren auslaufen. Feine Innenlinien sind auf das Nötigste beschränkt. Die Farbgebung folgt dieser Vereinfachung. Dennoch wirken die Bilder so, als seien Fotovorlagen, am besten aus entsprechenden Filmen nachgezeichnet worden. Immonen komponiert damit zuweilen seitenübergreifende Bilder, sogar komplette Doppelseiten. Das Duell am Times Square ist ein Beispiel für ein perfektes Comic-Bild.
Eine wirklich geniale Fortführung des Dark Reign Komplexes, die den Allmachtgedanken aus diesem Marvel-Ereignis zumindest zeitweilig entfernt und am Schurkenthron sägt. Bestens erzählt und gezeichnet. Top! 🙂
Links: www.jinxworld.com (Homepage von Brian Michael Bendis)
Mittwoch, 22. September 2010
American Son: Norman Osborn scheint am Ziel seiner Träume angelangt zu sein. Er hat eine große Macht erlangt und niemand macht sie ihm ernsthaft streitig. Mit seinen neuen Rächern sorgt er für die Ordnung, die ihn weiterhin an der Macht erhält. Aber das genügt ihm nicht. Wie so mancher Vater hätte er gerne in Zeiten seines größten Triumphes auch seinen Sohn an seiner Seite. Harry Osborn, besagter Sohn, dem es über Jahre nicht nur gelungen ist, aus dem Schatten seines Vaters zu treten, sondern auch seine eigenen Dämonen hinter sich zu lassen, kann nicht anders. Die Umstände, jedenfalls empfindet er es so, lassen ihm keine andere Wahl, als in den Schoß der Familie zurückzukehren. Er ahnt nicht, dass er dabei in eine ausgeklügelte Falle läuft.
Dark Reign: Schurken machen besonders Spaß, wenn sie über die Maßen schurkisch und verschlagen sind. Norman Osborn, das andere Ich des Grünen Kobolds war früher eher wahnsinnig. Heute ist er größenwahnsinnig. Verstorben, zurückgekehrt, geschlagen, wieder aufgestanden, hat er zum Zeitpunkt der 74. Ausgabe der Spider-Man-Reihe einen Gipfel erklommen, auf dem ihm selbst ein Spider-Man nicht mehr zu schaden vermag.
Joe Kelly, der hier das Finale der Handlung um den American Son erzählt, hat über einen Dreiteiler hinweg eine schlaue Geschichte entwickelt, die wie eine griechische Tragödie anmutet. Alle Figuren sind aufgestellt. Alles mündet in den vorhergesehenen Konflikt, obwohl alle auf ihre Art darauf bedacht sind, genau diesen zu vermeiden. Ein kleines Puzzlestück lässt das gesamte Lügengebäude, errichtet von Norman Osborn, in sich zusammenstürzen.
Für den Leser gibt es in der Handlungslinie, die sich über die Ausgaben 72, 73 und 74 zieht, einige optische Leckerbissen. Spider-Man imitiert Venom und gerät in Bedrängnis. Norman Osborn schlüpft in die Rüstung des Iron Patriot. Harry Osborn wird der American Son. Gleich vier Zeichner haben diesen Endkampf in Szene gesetzt. Höchst realistisch, in technischer Perfektion, aber auch mit Unterschieden in der Machart. Stephen Segovia gestaltet exakt, aber auch rasant. Paulo Siquera und Amilton Santos zeichnen mit architektonischer Präzision, durchaus auch mit einem Hang zum Minimalismus. Hier ist kein Strich zuviel, keiner zuwenig.
Nach einem knallharten Finale wird es in der zweiten und letzten Geschichte der Ausgabe beschaulicher und privater. Tante May will heiraten und zwar niemand geringeren als den Vater von J. Jonah Jameson, jenen Verleger, der Spider-Man von Anbeginn als Schurken im Daily Bugle anklagte und verheizte.
Autor Roger Stern lässt es sehr viel ruhiger angehen. Die Bilder von Val Semeiks, sehr weich koloriert, unterstützen die Ruhe der Handlung. Hier hat Spider-Man nichts verloren. Hier geht es um spätes, auch verdientes Glück. Hier geht es um einen endgültigen Abschied von Onkel Ben, jene Vaterfigur, von Peter Parker alias Spider-Man, die viel zu früh aus dem Leben schied. Das ist eine überaus menschliche und warmherzig erzählte Geschichte, die bis auf einige wenige Momente nichts mit Superheldentum zu tun hat und sich einfach nur um Liebe und Familie dreht.
Eine gute Mischung aus dem Leben von Spider-Man: Im ersten Teil hochdramatisch und mit großem Aktionsanteil, in der zweiten Hälfte besinnlich. Prima. 🙂
Freitag, 17. September 2010
Wie war das eigentlich damals, als der amerikanische Präsident in Dallas, im Bundesstaat Texas erschossen wurde? War es ein Einzeltäter? Gab es eine Verschwörung? Hatte die Umbrella Academy damit zu tun? Ja, hatte sie. Seit der Weltuntergang verhindert worden ist, hat sich im Leben der Umbrella Academy, jener ungewöhnlichen Heldengruppe, noch lange nicht alles wieder normalisiert. Spaceboy besitzt zwar einen Affenkörper, war aber darauf bedacht, schneidig und fit zu sein. Jetzt sitzt er nur noch auf dem Sofa, schaut fern und füttert seine ausladende Wampe. Rumor, die junge Frau, hat ihre Stimme und ihre Kräfte verloren und hält der Weißen Violine, die für das Desaster verantwortlich ist, vor, was sie alles angerichtet hat.
Kraken ist verbittert und geht allen aus dem Weg. Nummer Fünf, eigentlich uralt und doch im Körper eines Pennälers gefangen, weiß nicht mehr, was er mit diesem Leben noch anfangen soll. Nur Seance scheint mit Schönheitspflege und etwas Alkohol ein weiterhin ausgeglichener Mensch zu sein. Aber etwas läuft nicht richtig. Jemand ist hinter Nummer Fünf her. Ein schwer bewaffnetes Kommando versucht den kleinen Mann auf einem Parkplatz umzubringen. Die Aktion misslingt. Der Junge wird zum rasenden Derwisch und erschießt alles und jeden, der auch nur den Arm in seine Richtung hebt. Aber der unbekannte Feind will noch nicht aufgeben.
Gerard Way und Gabriel Ba legen den zweiten Teil von The Umbrella Academy vor. Das Duo, erzählerisch wie künstlerisch an einen Mike Mignola (Hellboy) angelehnt, greift in diesem Band mit dem vielsagenden Titel Dallas tief in die amerikanische Geschichte ein. Die Ermordung John Fitzgerald Kennedys, des 35. Präsidenten der Vereinigten Staaten, am 22. November 1963 in Dallas, Texas, stellt immer noch eine der furchtbarsten Tragödien in der Historie des des nordamerikanischen Landes dar. Way und Ba stellen die Frage auf, was gewesen wäre, hätte das Attentat verhindert werden können?
Die Fronten sind klar aufgestellt: Auf der einen Seite sind die, die den Präsidenten töten wollen. Auf der anderen Seite stehen jene, die das Attentat verhindern möchten. Mögen die Spiele beginnen. Ganz so einfach ist es dann doch nicht. Denn neben der heldeninternen Vergangenheitsbewältigung haben sich gegen die Umbrella Academy ganz besondere Feinde aufgestellt. An dieser Stelle sollen Hazel und Cha-Cha erwähnt werden, eines der Killer-Duette schlechthin, wenigstens aber das härteste seit Mr. Wind und Mr. Kid oder Vincent Vega und Jules Winnfield.
Hazel und Cha-Cha sind, wie auch der gesamte Band, in einer sehr reduzierten Weise gezeichnet, wie sie ein Mike Mignola populär gemacht hat. Das wirkt mitunter etwas krakelig, auch schief, stilistisch fast ein wenig wie Aeon Flux, eine Zeichentrickserie, die vor vielen Jahren auf MTV für Furore sorgte. Gabriel Ba (im Übrigen auch B.U.A.P.-erfahren, der Serie von Mike Mignola) bewegt sich mit seinen Zeichnungen im Sinne moderner Cartoons, in der Endversion sind seine Figuren und Formen wackelig, in der Vorzeichnung dorthin, wie der Anhang eindrucksvoll beweist, sehr durchdacht und aufwendig.
Way und Ba parodieren gerne. Das beweisen die Comicfigurenmasken der Killer Hazel und Cha-Cha. Aber sie bedienen sich auch (sofern sie ihnen tatsächlich bekannt sind, heißt das) gerne bekannten Versatzstücken. Ein Auftritt von Gott erinnert an die Rolle des Fremden, den Sam Elliott in The Big Lebowski spielte.
Durch die Farbgebung von Dave Stewart (im Übrigen ebenfalls B.U.A.P.-erfahren) gewinnen die Bilder an Tiefe und Volumen, denn feine Schraffuren zur Schattierung sucht man bei Ba vergebens. Schatten ist hier gleich knallhartes Schwarz, flächig, dick.
Ein kunterbuntes Superheldenvergnügen im Stile jüngerer Cartoons, die sich ihre eigenen Vorbilder sind und anarchistisch ihre eigenen, auch wahnwitzigen Geschichten erzählen. Kurios, sehr unterhaltsam, sehr humorvoll, spannend. Wer genug von Helden mit Capes hat, sollte einen Blick in die Umbrella Academy riskieren. 🙂
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Donnerstag, 16. September 2010
Daken, Wolverines Sohn, gibt im Kostüm eine gute Figur ab. Auch in Sachen Wildheit braucht er sich vor seinem Vater nicht zu verstecken. Doch das kleine Bisschen Selbstbeherrschung fehlt im noch. Norman Osborn, dem es entgegen aller Erwartungen gelungen ist, eine Machtposition innerhalb der USA einzunehmen, indem er nicht nur die Nachfolgeorganisation von SHIELD mit dem Namen HAMMER übernahm, sondern auch noch seine eigenen RÄCHER unter seinen Fittichen hat, weiß um das Fehlverhalten seines Schützlings. Er versucht Daken in der Öffentlichkeit gut aussehen zu lassen. Doch damit hat er sich eine Aufgabe eingehandelt, die selbst den ehemaligen Grünen Kobold überfordert.
Dark Reign: Ein Ereignis im Marvel-Universum jagt das nächste. Die Machtpositionen haben sich wieder einmal verschoben. Figuren, die in ihren jeweiligen Positionen etabliert schienen, mussten sogar in den Untergrund abtauchen oder stehen wenigstens auf der falschen Seite.
Daniel Way und Marjorie Liu zeichnen sich verantwortlich für die in dieser Ausgabe abgeschlossene Handlung. Way, der bereits sehr viel Erfahrung mit Wolverine-Geschichten sammeln konnte, komplettiert hier, seine Entwicklungen, die er zu Dark Wolverine beigetragen hat. Daken ist ein psychotischer Charakter (eigentlich wie alle, die in dieser Ausgabe auftauchen), der glaubt, sein eigenes Spiel spielen zu können (auch wie alle anderen in dieser Ausgabe). Damit zeigt sich auch der Kern von Dark Reign: Jeder misstraut jedem. Und viele wollen den König, Norman Osborn stürzen. Lang lebe der König.
Als Leser verfolgt man die Bösewichter und gönnt ihnen ihr Versagen und das Scheitern ihrer Intrigen. Daken, der Held dieser Geschichte, ist eine Tötungsmaschine und ein Großmaul. Für alle anderen um ihn herum ist das eine äußerst schlechte Kombination. Stephen Segovia und Paco Diaz Luque arbeiten stilistisch Hand in Hand und setzen Daken in Szene. Beide vermischen westliche und östliche Bildansichten. Das Große, Kantige und das Überzogene der Figuren mögen sie aus der östlichen Hemisphäre übernommen haben. Manche Ansichten, vor allem Großaufnahmen, fallen deutlich weicher und westlicher, gewohnter aus. Insgesamt sind sie stilistisch nahe bei einem Leinil Francis Yu (Superman Birthright, auch Wolverine).
Die kantige Form der Figuren erinnert an Schaufensterpuppen. Eindeutig menschlich, aber auch stets eine Spur abstrahiert. Diese Abstraktion wird nicht nur durch eine sehr hart wirkende Tuschearbeit verstärkt. Auch die Farbgebung besticht durch häufige starke Kontraste und Abgrenzungen, die einen metallischen Effekt erzeugen und das Maskenhafte in vielen Szenen noch verstärken. Auf Action verstehen sich beide Zeichner, auch mit unterschiedlichsten und einfallsreichen Perspektiven wird nicht gegeizt.
Hart wirkende Bilder für einen harten Charakter, auch inhaltlich. Dieser Wolverine weckt nur Abscheu, aber gerade das lässt ihn als Gegenstück seines Vaters interessant werden. Ein Ausschnitt aus Marvels dunkelster Stunde, brutal, aber spannend. 🙂
Freitag, 19. Februar 2010
Es braucht schon etwas mehr, um Wolverine unter den Tisch zu trinken als eine Flasche Whisky. Und es braucht auch etwas mehr, um ihn zu töten. Ein Gewehr hilft da wenig. Das haben schon ganz andere versucht, mit deutlich höherem Aufwand. So bleibt auch dieser Versuch im Ansatz stecken. Das heißt aber nicht, dass es nicht ausreicht, um den X-Man wütend zu machen. Eigentlich ist Wolverine grundsätzlich wütend, mal mehr, mal weniger. Doch wenn er so richtig ausrastet, dann bedarf es eines Superhelden, um ihn wieder auf den Boden zu bringen. Auch wenn es schwer fällt. Selbst einem Spider-Man.
Peter Parker ist auch nur ein Mensch. Eigentlich ist dies ein Umstand, der nur allzu bekannt ist, da es zum Grundkonzept der gesamten Figur gehört. Hier wird in den Geschichten Platonisch und Geburtstagskind ein Spidey gezeigt, der abseits von Superschurken ein halbwegs normales Leben hat. Es gibt Privatheit mit Freunden auf beiden Seiten der Identitäten, als Peter Parker wie auch als Spider-Man.
Er ist nicht oft da. Aber immer, wenn sonst keiner da ist. Und das zählt. Betty, eine Freundin von Parker, bringt die Qualitäten des jungen Mannes auf den Punkt. Nach den ganzen Umwälzungen im Marvel-Universum der letzten Zeit versucht Peter Parker im Privaten so gut wie möglich zurecht zu kommen. Ein neuer Tag brachte auch eine neue Chance. Mark Waid erzählt seine Geschichte abseits der Kloppereien und Helden und Schurken unterhaltsam und bringt die üblichen Schwierigkeiten des modernen Singles ein, der sich in seiner Verzweiflung auch mal auf ein Speed-Dating einlässt.
Eine Beziehung zu Wolverine, gleich welcher Art, ist schwierig. So ist Spider-Man der einzige, der mit einer gesunden Portion Gutmütigkeit, Geduld und auch Naivität an Wolverines Geburtstag da ist. Hier, vollkommen entgegengesetzt zur Geschichte mit Peters Freundin Betty, die auch in einem Geburtstag mündet, werden auch völlig andere Spaßfaktoren in den Mittelpunkt gestellt. Für Wolvie gehört eine zünftige Keilerei zu einem gelungenen Abend. Grafisch begleitet Paolo Rivera die Geschichte von Zeb Wells in sehr klaren, sauberen Linien, einem Stil, der auch für eine längere Handlungslinie passen würde. Geschichte, Bilder und Erzählgeschwindigkeit ergänzen sich hervorragend.
Eine schöne Überraschung ist die Episode um Man-Thing. Sicher können nicht viele etwas mit einem Wesen anfangen, dass keinen Ton von sich gibt und nicht einmal den holprigen Charme eines Dings besitzt. Die Marvel-Variante des Sumpf-Dings tritt hier in einer Erzählung von Stuart Moore auf. Eindringlich wird verdeutlicht, dass Man-Thing weder vollkommen dumm oder gefühllos ist. Joe Suitor arbeitet stilistisch ein wenig wie Pat Lee (Warlands, Wolverine, Cyber-Force). Die Bilder wirken an Mangatechniken angelehnt. Eine reduzierte Farbpalette, vornehmlich blasse Grautöne, entsprechendes Rot, Blau, Grün und Beige und das Spiel mit Unschärfen imitiert einen statischen Trickfilm. Das Ergebnis ist plastisch und auch elegant zu nennen.
Chris Bachalo ist mit seinem originellen und einprägsamen Zeichenstil ebenso vertreten. Der Anti-Venom, eine Figur, an die sich der Leser bestimmt erst gewöhnen muss, hat seinen Auftritt. Wer die Serie verfolgte, findet sich besser in die Geschichte ein. Dank der expressiven Zeichentechnik ist allemal lesenswert. Ein Bachalo rangiert auf Augenhöhe mit einem John Romita Jr.. Beide sind gewöhnungsbedürftig, aber wer ihre Bilder mag, kommt hier voll auf seine Kosten.
Feine Episoden, durchweg gut gezeichnet und erzählt, zeigen viele Facetten einer Figur wie Spider-Man und erklären den Erfolg dieses Comic-Helden, der stramm auf die 50 zugeht. 🙂
Dienstag, 29. Dezember 2009
TAO ist ein gemeiner Verräter. Maxine hat seine Machenschaften entdeckt und will ihn aufhalten, nur mit seiner Brutalität hat sie nicht gerechnet. Für Maxine, den weiblichen Cyborg mit dem stählernen Unterkiefer, war TAO bisher nichts weiter als eine menschliche Denkfabrik. Zwar trieb ihn kriminelle Energie an, doch zu tatsächlicher Gewalt hielt sie ihn nicht für fähig. Aber Maxine ist nicht der Typ für tiefgehende Analysen. Vor ihrer Zugehörigkeit zum Team verübte sie Überfälle und auch jetzt noch stürmt sie lieber vor, haut drauf und fragt erst dann nach den Beweggründen des Gegners. (Leider ist das meistens auch die richtige Taktik.)
Wenn der Leser TAO hört, denkt er möglicherweise nicht an einen Superhelden. Abgesehen von der wahren Verwendung des Wortes, hat die Figur TAO auch nicht mehr viel mit einem Superhelden gemein. Leser der jüngst abgeschlossenen Reihe von Sleeper wissen, wer gemeint ist. Es gab also einmal die WILDC.A.T.S., die einen Krieg gegen ein außerirdisches Volk führten. Zurück auf ihrer Heimatwelt erkannten sie das Ende dieses Krieges. Waren sie auf der Erde schon Fremde, hatten sie sich ihrer Ursprungswelt noch mehr entfremdet. Das Team kehrte zurück, ohne zu ahnen, dass es längst ersetzt worden war.
Der Zugang ist im zweiten Teil der WILDC.A.T.S., obwohl er durchaus für sich alleine stehen kann, nicht gerade leicht. Als Leser der bekannteren Comic-Universen wie Marvel und DC findet das Auge Anhaltspunkte und Ähnlichkeiten und muss trotzdem scheitern. Statt mit einem fremden Team hat man es gleich mit zweien zu tun. In Sachen Erfindungsgeist müssen sich ein Alan Moore als Autor und auch diverse Zeichner wie Travis Charest, Jim Lee und Pat Lee nicht hinter den Vorläufern aus den goldenen und silbernen Comic-Tagen verstecken.
Die Zeichnungen lassen sich mit dem Wörtchen Elegant betiteln. Die Figuren stehen hier eindeutig im Vordergrund. Bilder eines Travis Charest wirken wie fein auf das Papier gemeißelt oder mit dem Silberstift gezeichnet. Die Linien sind ohne Überraschungen, fehlerlos und makellos. Die Zeichnungen sind überaus kühl und halten den Leser wie so oft in den Tagen der übermenschlich lang gestreckten und muskulösen Figuren auf Distanz. Neben unmenschlich erscheinenden Monstren agieren übermenschlich aussehende Helden. Selbst Deformationen wie Cyborg-Implantate können diesen Aspekt nicht überspielen.
Die anderen Zeichner kommen vielleicht mit kräftigeren Grafiken daher, insgesamt wird aber ein durchgängiger Stil bewahrt, der stets von der Technik eines Jim Lee (All Star Batman, Superman: Die Rückkehr) inspiriert zu sein scheint.
Außer dem erwähnten TAO kann sich der Leser auf Grifter, auch Cole Cash genannt im wahren Leben, freuen. In Point Blank wie auch im Schlussspurt von Sleeper hatte Cole Cash unlängst seinen Auftritt auf dem deutschen Comic-Markt. Hier lernt der Leser die Figur nicht als Geheimagent kennen, sondern als scharf schießender Superheld, verborgen hinter einer roten Maske, die so auch in einem Wildwestszenario getragen werden könnte.
Eine der schönsten Szenen, in denen die Künste eines Grifter nichts nützen, ist die Auseinandersetzung zwischen Overtkill (kann durchaus mit Overt-Kill aus Spawn verwechselt werden) und Maxine, gleichfalls ein Cyborg. Während sich die Cyborgs gegenseitig verprügeln (und schlimmeres) entwickeln sich zarte Bande zwischen dem Hünen und der im Vergleich zierlichen Maxine. Hier ist neben aller Schlägerei, Ballerei, Fliegerei und Hüpferei auch der Humor Trumpf.
Eine Superheldengeschichte von Alan Moore, die zwar rasant ist, aber keinem Vergleich mit Watchmen standhalten kann. Wer allerdings eine grafisch einwandfreie und technisch überaus vorbildhafte Heldenactiongeschichte sucht, in der es von Anfang bis Ende nur so kracht, wird hier unbedingt fündig. 🙂
Dienstag, 14. Juli 2009
Magneto ist wieder da. Seine Kräfte haben ihn scheinbar nie verlassen. Vielleicht ist er sogar stärker als jemals zuvor. Es sollte eine Gala sein. Die Stimmung ist heiter, ausgelassen und freundlich. Magneto sprengt das Fest. Sein erstes Opfer ist Colossus, Aber magneto will sich nicht unnötig die Hände schmutzig machen. Er hetzt die beiden überlebensgroßen Sentinels, die eigentlich ausgemustert waren, auf die anwesenden X-Men.
Greg Land gehört zu den echten Ausnahmekünstlern. Seine Bilder sehen stets so aus, als habe er Fotos abgezeichnet. Seine Arbeiten zu Sojourn, einer Serie des leider nicht mehr existenten Crossgen Verlages machte Land auch hier bekannt. Als er zu Marvel wechselt, startet seine Karriere erst so richtig durch. Mit der Serie der Ultimativen Fantastischen Vier schuf er eine kleine grafische Bombe. Sein Namor dürfte der absolute Schönling, aber auch der gefährlichste Prinz bisher gewesen sein. Im Gegensatz zu manch anderem Zeichner findet der Leser bei häufig auch lächelnde oder gar lauthals lachende Menschen. Im vorliegenden Band ist dies auch nicht selten (obwohl die X-Men hier recht wenig zum Lachen haben).
Kritiker (und davon gibt es anscheinend gar nicht so wenig) werfen ihm seinen gekünstelten Zeichenstil vor, der ihnen viel zu stark an der Realität ist. Manche Ähnlichkeit zu realen Schauspielern sei schlichtweg durch das Einscannen einer Vorlage erreicht worden. Andere meinen, Greg Land zeichnete viel zu oft von sich selber ab. Im Internet finden sich immer wieder animierte überblendende Grafiken, in der verschiedene Helden in der gleichen Pose zu finden sind. Das mag irritierend sein, ist aber entschuldbar. Viele Zeichner können sich von solch einem Vorwurf nicht frei machen.
Der verstorbene Michael Turner (hier noch einmal mit einem Titelbild dabei), ein Terry Dodson (als Gastzeichner zugegen), ein Jim Lee, sogar ein Brian Hitch ist nicht frei davon, sich an einer Pose mehrmals zu versuchen. Davon abgesehen gibt es genügend Zeichner, die ihren Terminvorgaben nicht nachkommen, wodurch es zu verspäteten Veröffentlichungen kommt. Wenn Land einen Weg gefunden hat, wie es teilweise schneller geht, so soll es dem Leser recht sein. Das Ergebnis kann sich in jedem Fall sehen lassen.
Nicht weniger ausdrucksstark arbeitet David Yardin. Seine Version von Illyana Rasputin könnte geradewegs einem Spawn Szenario entsprungen sein. Oder sie ginge in gewisser Weise auch als Schwester der Angelus (aus The Darkness) durchgehen. Hörner, goldblonde lange Haare, knapp bekleidet (das ist stets ein Muss), rehartige Unterschenkel und Füße, dazu ein langer und dicker roter Schwanz: Fertig ist die etwas andere Mutantin. Grafisch weiß diese kleine Abschnitt des vorliegenden Bandes, der nur aus wenigen Seiten besteht, sehr gut zu gefallen. Viel lässt sich angesichts der Kürze nicht über die Geschichte sagen, zumal ihr Ende offen ist. Als Anheizer, der neugierig macht, taugt es allemal.
Der Auftakt von Ed Brubaker und Matt Fraction enthält viele kleine Einzelheiten, um die X-Men menschlicher zu machen. Es ist ein Blick hinter die Kulissen, den es zwar früher auch schon gab, der aber etwas intimer ausfällt, da die Zahl der Mutanten gehörig geschrumpft ist. Es zeigt den Hass verschiedener Homo Sapiens gegen den Homo Superior, der auch nach der katastrophe nicht von der Welt verschwunden ist. Das Marvel-Universum ist schmutzig, es hält nicht viel von seinen Helden (wie die Helden aus dem DC-Universum einmal in einem Crossover feststellten). Die Handlung ist spannend, in den kleinen Dosen, in denen sie verabreicht wird, aber alles in allem ist sie mehr Überleitung als zusammenhängende Konstruktion.
Ein Augenschmaus in der 100. Ausgabe der X-Men. Land und Dodson zeigen, was sie drauf haben. Die Zeitenwende der X-Men ist noch in vollem Gange. Die Zukunft wird zeigen, wohin sich alles entwickelt. 🙂
Links:
www.youtube.com/watch?v=SIfEEX8J7Mk (Wolverine Sketch Video von David Yardin, nur ein wenig wackelig)