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Comic Blog


Mittwoch, 22. September 2010

Spider-Man 74

Filed under: Superhelden — Michael um 12:30

Spider-Man 74American Son: Norman Osborn scheint am Ziel seiner Träume angelangt zu sein. Er hat eine große Macht erlangt und niemand macht sie ihm ernsthaft streitig. Mit seinen neuen Rächern sorgt er für die Ordnung, die ihn weiterhin an der Macht erhält. Aber das genügt ihm nicht. Wie so mancher Vater hätte er gerne in Zeiten seines größten Triumphes auch seinen Sohn an seiner Seite. Harry Osborn, besagter Sohn, dem es über Jahre nicht nur gelungen ist, aus dem Schatten seines Vaters zu treten, sondern auch seine eigenen Dämonen hinter sich zu lassen, kann nicht anders. Die Umstände, jedenfalls empfindet er es so, lassen ihm keine andere Wahl, als in den Schoß der Familie zurückzukehren. Er ahnt nicht, dass er dabei in eine ausgeklügelte Falle läuft.

Dark Reign: Schurken machen besonders Spaß, wenn sie über die Maßen schurkisch und verschlagen sind. Norman Osborn, das andere Ich des Grünen Kobolds war früher eher wahnsinnig. Heute ist er größenwahnsinnig. Verstorben, zurückgekehrt, geschlagen, wieder aufgestanden, hat er zum Zeitpunkt der 74. Ausgabe der Spider-Man-Reihe einen Gipfel erklommen, auf dem ihm selbst ein Spider-Man nicht mehr zu schaden vermag.

Joe Kelly, der hier das Finale der Handlung um den American Son erzählt, hat über einen Dreiteiler hinweg eine schlaue Geschichte entwickelt, die wie eine griechische Tragödie anmutet. Alle Figuren sind aufgestellt. Alles mündet in den vorhergesehenen Konflikt, obwohl alle auf ihre Art darauf bedacht sind, genau diesen zu vermeiden. Ein kleines Puzzlestück lässt das gesamte Lügengebäude, errichtet von Norman Osborn, in sich zusammenstürzen.

Für den Leser gibt es in der Handlungslinie, die sich über die Ausgaben 72, 73 und 74 zieht, einige optische Leckerbissen. Spider-Man imitiert Venom und gerät in Bedrängnis. Norman Osborn schlüpft in die Rüstung des Iron Patriot. Harry Osborn wird der American Son. Gleich vier Zeichner haben diesen Endkampf in Szene gesetzt. Höchst realistisch, in technischer Perfektion, aber auch mit Unterschieden in der Machart. Stephen Segovia gestaltet exakt, aber auch rasant. Paulo Siquera und Amilton Santos zeichnen mit architektonischer Präzision, durchaus auch mit einem Hang zum Minimalismus. Hier ist kein Strich zuviel, keiner zuwenig.

Nach einem knallharten Finale wird es in der zweiten und letzten Geschichte der Ausgabe beschaulicher und privater. Tante May will heiraten und zwar niemand geringeren als den Vater von J. Jonah Jameson, jenen Verleger, der Spider-Man von Anbeginn als Schurken im Daily Bugle anklagte und verheizte.

Autor Roger Stern lässt es sehr viel ruhiger angehen. Die Bilder von Val Semeiks, sehr weich koloriert, unterstützen die Ruhe der Handlung. Hier hat Spider-Man nichts verloren. Hier geht es um spätes, auch verdientes Glück. Hier geht es um einen endgültigen Abschied von Onkel Ben, jene Vaterfigur, von Peter Parker alias Spider-Man, die viel zu früh aus dem Leben schied. Das ist eine überaus menschliche und warmherzig erzählte Geschichte, die bis auf einige wenige Momente nichts mit Superheldentum zu tun hat und sich einfach nur um Liebe und Familie dreht.

Eine gute Mischung aus dem Leben von Spider-Man: Im ersten Teil hochdramatisch und mit großem Aktionsanteil, in der zweiten Hälfte besinnlich. Prima. 🙂

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