Samstag, 15. Februar 2014
Billy Batson ist alles andere als ein Musterknabe. Die für ihn verantwortliche Jugendfürsorgerin Mrs. Glover preist ihn bei dem neuen interessierten Ehepaar an, verheimlicht aber seinen Sturkopf und seinen immer wieder unter Beweis gestellten Ungehorsam. Aber Billy spielt wenigstens kurzzeitig mit, so dass Familie Vasquez sich freut, ihn in ihrem Zuhause aufzunehmen. Neben fünf anderen Pflegekindern, die sich im Hause Vasquez daheim fühlen und trotz ihrer Unterschiedlichkeit einen engen Familienverbund bilden. Leider hält Billy Batson von dieser heimeligen Atmosphäre rein gar nichts.
Andernorts sucht der letzte aus dem Rat der Magier nach einer ganz besonderen Person, die fähig und willens ist, eine nicht minder besondere Kraft in sich aufzunehmen. Die Sucher gestaltet sich außerordentlich schwierig, da jeder Kandidat nicht die erforderlichen Qualitäten eines Helden mitbringt. Geoff Johns, der Autor des Neustarts von SHAZAM! schildert den Anfang der Handlung nicht ohne ein Augenzwinkern. Besonders mit Billy Batsons neuen Geschwistern hat er ein besonders feines Händchen bewiesen. Obwohl sie im weiteren Verlauf, für SHAZAM!-Fans keine Überraschung noch eine wichtige Rolle spielen, ist ihre Rolle gerade im Familienverbund mit Gefühl und der typisch amerikanischen Erzählerfreude inszeniert.
Gary Frank nimmt unter den realistisch zeichnenden Künstlern noch einmal eine Sonderstellung ein, da er mit seinem Strich noch das letzte Quäntchen Echtheit aus seinen Figuren herauskitzelt. Es dauert ein wenig, bevor die Superhelden-Action in SHAZAM! im neuen DC-Universum losgeht, deshalb darf der Leser einen Blick auf ganz normale amerikanische Verhältnisse werfen. Straßenszenen, Familienleben, Kinder und Teenager unter sich. Allein wie Gary Frank hier bereits arbeitet, ohne mit Machos und Muskeln gestalten zu können, ist toll anzusehen. Wünschenswert wäre es, wenn er eine Arbeit bekäme, die diese Atmosphäre vollkommen von mir fordert. Er wäre bestimmt ein guter Kandidat für einen Krimi im Stile von Sleeper oder Gotham Central.
Sind die Superhelden erst einmal geboren, in einer Konstellation, die an eine Mischung aus Highlander und Big erinnert (Junge altert binnen Sekunden zum Erwachsenen, Muckis inklusive und einiger besonderer Fertigkeiten), beschreibt Geoff Johns folgerichtig das, was wohl jeder erst einmal tun würde, der unversehens in eine derartige Situation gerät. Das ist nicht ganz Party, aber mit einen drauf machen trifft es ganz gut.
Viele Zeichner haben nicht nur ihren eigenen Strich, häufig kreieren sie auch ihre ganz eigenen Charakterzüge. Figuren aus ihrer Feder haben eine Handschrift, die sich allenfalls in Verwandtschaft zu anderen Künstlern bewegt, aber auf jeden Fall eigen bleibt. So verhält es sich auch mit Gary Frank, der in der Liga eines Steve Dillon (Preacher), eines John Buscema (Conan) oder auch eines Jim Lee (Superman) spielt. Letzteres Betätigungsfeld teilt sich Frank sogar mit Lee, lebte aber dort grafisch seine Bewunderung für den verstorbenen Christopher Reeve in Spitzenportraits aus.
SHAZAM! ist neben der anderen herausragenden Zusammenarbeit von Geoff Johns und Gary Frank, Batman: Erde Eins, ein toller Neustart, einerseits nostalgisch anmutend, bricht er doch nicht mit den Traditionen der Superhelden-Entstehung, andererseits schöpft er im weiteren Verlauf das volle grafische Potential im Superhelden-Bereich aus, mit perfekt mystischen Eindrücken, schön passend gestaltet, und einigen ganzseitigen Bildern, die richtige Kracher sind und Posterqualität besitzen.
Toller Auftakt, neben vielen anderen Neustarts innerhalb des DC-Universums, ein Tipp für jeden Superhelden-Fan, der runde Geschichten und noch bessere Zeichnungen mag. Klasse! 🙂
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Sonntag, 15. Dezember 2013
Das Mädchen will nicht gehen. Doch ihre Fähigkeiten, die sie über den menschlichen Maßstab herausheben, haben andere aus weit entfernten Welten neugierig gemacht. Ihr Herold, ein einstiger Bewohner der Erde, versucht alles, um sie zu überzeugen, mit ihm diese sterbende Welt namens Erde zu verlassen. Vielleicht gelänge es ihm sogar, das Kind zu überreden, hat sie ihre Andersartigkeit, manchmal ihre Überlegenheit erkannt, gäbe es nicht einen außerirdischen Streiter für diese Welt, der die Kleine um jeden Preis beschützen will: Superman.
In einer anderen Welt, einem anderen Universum wäre ein Superman vielleicht nicht nur schwarz, er wäre gleichzeitig auch der Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika. Im Comic ist alles möglich, auch die Teilung von globaler Verantwortung zwischen Superheldentum und nationaler Präsidentschaft. Ein Reporter genügt nicht mehr als Geheimidentität. Entsprechend sind die Rätsel um die Dimensionssprünge seltsamer, spiritueller, als der Leser es von anderen mehrdimensionalen Events her gewöhnt sein mag. Und spirituell auf seine Art bleibt es mit dem ersten Superman der Erde.
Was wäre gewesen, hätte die Menschheit bereits ein Superwesen hervorgebracht? Vor kurzer Zeit? Und unendlich mächtiger als es sogar der außerirdische Stählerne ist? Gleichzeitig, anhand eines fremden Superheldenlebenslaufes, wird gezeigt, welchen Verlauf Clarks Leben auch hätte nehmen können, wären seine Eltern weniger verständnisvoll mit dem kleinen Jungen gewesen. Fast nebenbei werden auch kleinere Themen von den drei Autoren Grant Marrison, Sholly Fisch und Max Landis hervorgezaubert, die einen Superman noch menschlicher erscheinen lassen. Ein Junge, der durch Zufall an Supermans Cape gerät, erfährt einen Zuwachs an Selbstbewusstsein. Clark sieht sein eigenes (mögliches) Leben im Schnelldurchlauf.
Die unterschiedlichen Zeichner schaffen ein abwechslungsreiches Bild des neuen DC-Universums, das neben guten Ideen auch Anleihen bei anderen, sehr verwandten Serien nimmt, so auch SMALLVILLE. Wenn der erste Superman auf einer Brücke steht und auf seine Art, ganz anders als Clark Kent, einen Autounfall verhindert, könnte die Hommage kaum eindeutiger sein. Superman, im Gesicht an den in dieser Rolle unvergessenen Christopher Reeve angelehnt, begeht sogar eine Ungeheuerlichkeit. Es lässt sein anderes Ich, Clark Kent, sterben. Plötzlich sieht nicht nur er mit glasklarem Blick, was die Menschen, Freunde und Bekannte an diesem Reporter gehabt haben.
Aber nicht nur menschliche, die emotionale Komponente wird innerhalb dieser zweiten Zusammenfassung von Einzelbänden mit dem Untertitel UNVERWUNDBAR gewürdigt. Superman muss gegen den ersten Superman der Erde im Kampf bestehen. Gegen einen Kryptonite Man hingegen hat er es deutlich leichter. Gerade letzteres Abenteuer, gezeichnet von Cully Hamner, gegen diesen kryptonisch giftigen Gegner von Supie besticht durch eine eher klassische Stilistik, die inzwischen wieder richtig frisch wirkt. Die Strichführung ist leicht, scheinbar einfach, lässt auch kleine Fehler zu, ist dennoch prägnant und alles hat seine besondere Erkennbarkeit, wie eben jene eines Christopher Reeve.
Doch es bleiben neben diesen Knallern gerade die kleinen Episoden, die im Gedächtnis haften bleiben. Wer wollte nicht wissen, woher Superman seine T-Shirts eigentlich hat und welche Geschichte sich dahinter verbirgt? Eindrucksvoller, ganz zum wirklich guten Schluss, darf der Leser in einem Kapitel ohne Worte verfolgen, wie ein Superwesen entsteht. Das ist, gelinde gesagt, Comic-Kunst, funktioniert nicht immer, aber hier großartig, in diesem kleinen Experiment, von denen es ruhig ein paar mehr geben dürfte.
Mit dem gleichen Einfallsreichtum wie im ersten Sammelband wird der neue Superman fortgeführt, mit Zeichnern, die Könner ihres Faches sind und allein durch ihre Stilistik und ihr Bildgefühl Schwung in die Welt des Stählernen bringen. Cully Hamner, bekannt von R.E.D., auch ein Comic-Veteran, ist in diesem Zusammenhang ganz bestimmt eine Entdeckung, von der noch viel mehr zu erwarten sein darf. 🙂
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Samstag, 14. Dezember 2013
Hope muss um jeden Preis vor den AVENGERS geschützt werden. Colossus will nicht länger warten und startet mit Magnetos Hilfe den Angriff auf den Helicarrier vor der Küste. Die ersten Schläge prasseln gegen die Gegner. Der rote Hulk nimmt es mit Colossus auf. Cyclops kämpft gegen Captain America. Emma Frost nimmt sich Iron Man vor. Und das Ding kämpft (wie in alten Zeiten) unter Wasser gegen Namor. Es ist ein großes Durcheinander, in der nur eine junge Frau einen kühlen Kopf zu bewahren scheint, nämlich jene, um die sich alles dreht: Hope.
Die Saga um AVENGERS VS. X-MEN vereint einige der besten Comic-Autoren und Künstler miteinander. Das Gegeneinander ist natürlich stets der Kern einer Superheldengeschichte. Gerade bei MARVEL haben in der Vergangenheit viele Auseinandersetzungen, auch unter den Helden selbst, entsprechende Narben hinterlassen. Die Rächer treffen nicht zum ersten Mal auf die X-Men, auch nicht in diesem Universum. X-Men waren auch schon Rächer. Es gibt also genügend Schnittpunkte. Doch nun gibt es einen Streitpunkt namens Phoenix. Die X-Men haben sie, die Avengers wollen sie. Beide Seiten wollen auf ihre Art die Welt retten.
Der Phoenix, oder auch die Phoenix-Kraft, will man es genau benennen, ist höchst zerstörerisch, im Gegensatz zu den stärksten Helden der Erde schon allgewaltig zu nennen, denn keiner ist ihr gewachsen, nicht einmal im Verbund. Das Marvel-Universum hat sich bereits stark mit dieser Kraft auseinandergesetzt. Es kostete das Leben von Jean Grey, um diese Kraft in ihre (vorläufigen) Schranken zu weisen. Nun wartet nach Jean Grey ein neuer Wirt auf den Phoenix. Die illustre Autorenriege mit Jeph Loeb, Ed Brubaker, Brian Michael Bendis, Matt Fraction und anderen setzt an diesem Punkt an. Zuerst befindet sich genau dieser Wirt im Mittelpunkt des Geschehens. Bis das Unvorstellbare geschieht. Phoenix sucht sich gleich fünf verschiedene Wirte.
Die Apokalypse droht. Der Phoenix, ein Symbol der Wiedergeburt, sucht den Weg zu einer besseren Welt, doch Allmacht geht allzu oft einher mit Wahn, auch Größenwahn. Wo Menschen die Allgewalt beherrschen, sind Herz und Hirn zu klein für diese Macht. Auch Mutanten wie Cyclops, Emma Frost, Namor, Colossus und Magik, die nun in einem wahrhaft anderen Licht erstrahlen, sind auf Dauer für diese Urgewalt nicht geschaffen. Für den Leser ist es natürlich sehr interessant, ihre Bemühungen für eine bessere Welt zu verfolgen, während die restlichen Helden, nach und nach auch die verbliebenen X-Men, Charaktere wie Wolverine und Professor X. Und es sind diese Konstellationen, die weiteres Unheil heraufbeschwören.
Sicherlich setzt die Saga um AVENGERS VS. X-MEN stark auf Action, denn das Aufeinandertreffen der verschiedenen Figuren hat natürlich ihren Reiz. Hervorstechend ist hier die Arbeit eines John Romita Jr., ein Zeichner-Veteran des Marvel-Universums, mit einer herausragenden Interpretation von Spider-Man (der als AVENGER auch dabei ist), liefert knallende Duelle zwischen Rächern und Mutanten ab. Ein roter Hulk ist hierbei immer noch gewöhnungsbedürftig. Die ursprüngliche grüne Variante, später von Olivier Coipel auf eine ganze Seite gebannt, ist ein Pin-Up der besonderen Art. Beide Künstler stehen stellvertretend für ein Feuerwerk der Superhelden-Action, das hier in Form und Farbe abgebrannt wird.
Innerhalb des Marvel-Universums selbst ist einmal mehr eine große Portion Misstrauen gesät worden. Ob House of M, Civil War oder Secret Invasion, in diesen Szenarien wurde das Misstrauen der Helden untereinander geschürt, bis Freund und Feind nicht mehr zu unterscheiden waren. So lösen sich auch diesmal die Reihen komplett auf, während ein komplett anderer Feind immer und immer stärker wird. Es ist eine kompromisslose Geschichte, die das Marvel-Universum nachhaltig umkrempelt und auch die Lesersicht auf diese Helden verändert. Waren die Helden von Marvel stets die gebrocheneren (im Gegensatz zu DC), ist der Knacks noch schwerwiegender als zuvor. Allenfalls der Tod von Captain America hatte ähnliche Folgen.
Ein Kracher, auf einen Nenner gebracht, den Marvel seinen Lesern hier serviert. Entsprechend hat man sich hier nicht lumpen lassen und ein paar der besten Comic-Macher an das Projekt gesetzt. Herausgekommen ist etwas, das man mit Fug und Recht (im übertragenen Sinne) einen Blockbuster nennen kann. 🙂
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Montag, 14. Oktober 2013
In Afrika machen Fledermäuse niemandem Angst. Es sei denn, sie geben sich etwas mehr Mühe. David Zavimbe hat verschiedene Seiten des Gesetzes kennen gelernt. Er war Kindersoldat und Polizist. Nun ist er auch noch in den Kreis der Mitternachtsdetektive eingetreten. Mit gehöriger Hilfe aus Gotham hat Zavimbe eine fledermausähnliche Rüstung anlegen können, die tatsächlich einen gewissen Eindruck bei seinen Gegnern hinterlässt. Und bei jenen, bei denen das nicht der Fall ist, muss er sich etwas mehr anstrengen. Batman hat seinen neuesten Schützling aber mit einigen technischen Spielereien ausgestattet, die es Zavimbe immerhin ermöglichen auf Augenhöhe gegen Verbrecher anzutreten.
Ein neuer Sheriff ist in der Stadt. So könnte man sagen. Die Batman-Familie hat sich vergrößert. Der dunkle Ritter geht neue Wege und rekrutiert Gleichgesinnte und das gleich rund um den Globus. Unterstützt von der alten Garde, Helden wie Batman höchstpersönlich, Nightwing und anderen, kann der Comic-Fan hier gleich einen ganzen Jahrgang der neuen Fledermaus entdecken, die dank ihrer Herkunft auch einen ganzen Kontinent für das Comic-Universum von DC erschließt.
Ein Held braucht seinen ultimativen Feind. So wie Batman und der Joker zusammengehören, so findet auch Batwing gleich zu Beginn mit Massacre seinen Gegner, der ihm (fast) alles abverlangt. Passenderweise trägt er eine Halbmaske, die obere Hälfte des Gesichts in Form eines Totenschädels bedeckend, und verwendet Macheten für seine brutalen Angriffe. Ben Olivier, der den Auftakt der Serie als Zeichner begleitet, schafft zusammen mit Kolorist Brian Reber ein wirklich filmisch aussehendes Comic-Action-Vergnügen, das es in dieser Form auch in ein Story-Board für einen Kino-Blockbuster schaffen würde. Oder in ein Comic-Album europäischer Art.
In dieser recht erdgebundenen Anfangsgeschichte, in der ein Schurke Jagd auf ehemalige Superhelden macht, ist das Szenario eher an die düsteren Kinofilme eines Batman angelehnt, während erst im späteren Verlauf ein Schurken-Team Batwing das Leben schwer macht und hier die gewohnte Atmosphäre eines Heldenszenarios durchscheint. Mit Marcus To kommt ein Veteran des Universums von Fathom zum Zuge. Er arbeitet deutlich comic-hafter, wirkt auch pin-up-erprobter und erhält die Gelegenheit mehr als nur eine Prise Fantasy zum neuen Helden beizusteuern. Hier seien besonders Long, ein Drache, und Lord Battle erwähnt. Letzterer trägt seine Funktion schon im Namen, ein Haudrauf, der für Batwing zu einer harten Nuss wird, würden nicht am Ende Gehirnwindungen über Muskeln gewinnen.
Doch der Auftakt für Marcus To ist für den Leser auch ein Wiedersehen mit dem Rat der Eulen und einer ganzen Gruppe von Talons. Und, das mag nun kein Geheimnis mehr sein, Batwing verschlägt es folgerichtig nach Gotham. In der Großstadt, aber nicht weniger ein Dschungel, kann Batwing in Sachen Action ein paar weitere Seiten zeigen, nur leider zu kurz, denn dieser neue DC-Charakter hat durchaus das Potential in den Straßenschluchten zu bestehen. Doch sein Aufgabengebiet ist deutlich anders und Afrika und seine Probleme, so auch Warlords und Piraten, bleiben der Schwerpunkt der Abenteuer.
Ein krachender Beginn und für den Helden keine schmerzlose Geburt. Für Batwing, den neuen Zögling in der Fledermausfamilie, startet es grafisch berauschend, besonders dank Ben Olivier und Marcus To, geschichtlich flott dank eines versiert erzählenden Judd Winick. Sicherlich einer der besten Superheldenstarts der letzten Jahre. 🙂
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Links:
marcusto.tumblr.com (Blog von Marcus To)
www.marcusto.com (Homepage von Marcus To)
Donnerstag, 10. Oktober 2013
Eine kleine Begegnung mit Dinosauriern hinterlässt eine große Wirkung bei Reed Richards alias Mr. Fantastic, dem Kopf der Fantastischen Vier. Seine Fähigkeit sich zu dehnen, wird nicht nur beeinträchtigt, sein linker Arm trägt auch einen seltsamen und beunruhigenden Schaden davon. Spätere Untersuchungen im Labor bestätigen Reeds Befürchtungen. Die Schlussfolgerungen seines Laborroboters ist zunächst auch nicht dazu angetan Mut zu machen. Andererseits birgt sie eine Idee. Und sehr bald schon geht die Familie samt Schule auf die Reise und hinterlässt auf der Erde nur eine Ersatzmannschaft. Aber nicht für lange: Nur ungefähr vier Minuten.
Da sind sie wieder! Sie dürften sowieso nie verschwinden, denn obwohl andere Superhelden die Leinwände beherrschen, sind die Fantastic Four (oder auch die Fantastischen Vier, wer es altmodischer mag) zusammen mit Spider-Man die gefühlt ursprünglichsten Superhelden aus dem Marvel-Universum. Es hat sich ein wenig verändert. Die Future Foundation liegt hinter den Fantastic Four, eine große Kinderschar hat das Heim der vier ungewöhnlichen Helden eingenommen, die eigenen Kinder eingeschlossen. Ach, und da ist noch Dragon Man, der dem Ding und She-Hulk, die hier einen Gastauftritt hat, schon Ärger bereitete und nun friedlich lesend eine Ecke in diesem Zuhause für sich erobert hat.
Matt Fraction hat sich an den Neustart der Fantastic Four gemacht und sie hinaus in die Weiten von Zeit und Raum geführt, dorthin, wo die Fantastischen Vier eigentlich zuhause sind. Nicht wenige Superhelden erleben Abenteuer im Weltraum, doch Marvels First Family gehört mit ihrem Forscherdrang auch tatsächlich in diese Umgebung. Und was hat sich Matt Fraction nicht alles einfallen. Ganz nebenbei schreibt er Geschichte im Weltall und einen Abschnitt irdischer Historie (fast) neu. Haben die Fantastic Four in zahlreichen Crossovers die merkwürdigsten Begegnungen gehabt (sogar mit Sindbad), treffen sie nun sogar auf Caesar.
Zeichner Mark Bagley, der sich mit dem Ultimativen Spider-Man sein eigenes kleines Comic-Denkmal geschaffen hat, indem er dem ultimativen Universum ordentliche Geburtshilfe gab, zeichnet nun den Neustart der Fantastic Four mit der gleichen, nennen wir es, Hingabe, wie es auch ein John Buscema oder ein Alan Davis zuwege brachten und bringen. Trotz neuer Uniformen haftet den F4 auch stets etwas Nostalgisches, nichts Altmodisches, an. Der realistische Look mit dem comicalen Akzent, den Mark Bagley pflegt, steht den Fantastic Four ausgesprochen gut.
Neben klassischen Motiven wie kleinen Streitigkeiten in der Yancy Street findet sich ein Weltraumabenteuer wie auch ein Zeitreiseabenteuer, beide gleichermaßen grafisch reizvoll. Durch ihr Rätsel mag die Weltraumepisode vielleicht noch etwas mehr zu begeistern, besonders, wenn sich Anflüge der Stilistik eines Bernie Wrightson einschleichen. Mit diesem dritten Vergleich reiht sich Mark Bagley wirklich in die Reihe der Comic-Veteranen und Meisterzeichner.
Ein toller Neubeginn. Bei allen Neustarts darf Marvels First Family nicht vergessen werden. Sie ist neu, aber so neu auch wieder nicht, denn sie war bereits vom ersten Tag an richtig gut und richtig gut durchdacht. Schön zu sehen, dass mit Matt Fraction und Mark Bagley zwei federführende Künstler dabei sind, die die richtige Mischung aus Innovation und Nostalgie gefunden haben. 🙂
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Mittwoch, 21. August 2013
Mit Dr. Doom sollte sich niemand vorsätzlich anlegen. Denn wo ein Doom ist, sind oft auch die Doombots nicht weit. Viel Feind, viel Ehr? Zu viel der Ehre könnte man angesichts der angreifenden Horden sagen. Die dunklen Rächer lassen sich nicht abschrecken. Sie wären nicht die, die sie sind, hielten sie allzu viel von Angst und würden sich beim geringsten Anzeichen von Gefahr verkriechen. Mr. Hyde teilt kräftig aus. Troll, so klein er auch ist, steht ihm kaum nach. Doch eine zünftige Keilerei kann Doom auf Dauer nicht aufhalten. Da muss etwas anderes her. Etwas wie Magie. Wie gut, dass eine Hexe zum Team gehört.
Die Rächer haben sich einen Namen gemacht, auch bei solchen Comic-Freunden, die nur die Verfilmungen kennen und mögen. Besser sollte man sagen: Avengers. Doch diese helle Seite hat sei geraumer Zeit auch eine dunkle Seite. Als die Helden, die wahren Helden in den Untergrund verschwanden und ersetzt wurden, weil die Welt, die Öffentlichkeit eben Helden braucht. Daraus entstanden einige kuriose Konstellationen, dunkle Doppelgänger sogar. Doch nun hat sich die Welt bei Marvel halbwegs normalisiert. Aber was ist aus diesen dunklen Helden geworden? Die vorliegende 42. Marvel Monster Edition, geschrieben von Jeff Parker, geht genau dieser Frage nach.
Es sind nicht wenige dunkle Helden, die nach der Herstellung einer gewissen Normalität über den Tellerrand gefallen sind und nun eigentlich nicht mehr so recht wissen, wo sie hin sollen. Einem Held wie Luke Cage, zwar auf der Seite der Guten, aber dennoch einer jener Rächer, die durch ein eher schwieriges Verhalten aufgefallen sind, kommt nun die undankbare Aufgabe zu, mit diesen Helden eine noch undankbarere Aufgabe zu lösen. Eine Hexe, ein Monster in Menschengestalt, ein Baumwesen mit übernatürlichen Kräften, ein menschlicher Rammbock, ein Minitroll, ein Bogenschütze, ein falscher Thor, sogar eine Art Spider-Man und weitere mehr sind ein kaum zu bändigender Haufen. Und trotzdem … Die machen sich ans Werk. Jeff Parker schickt sie auf eine Reise durch Raum und Zeit, die von einer Überraschung zur nächsten jagt.
Durchweg hervorragend illustriert von Kev Walker, Declan Shalvey, Gabriel Hernandez Walta und Neil Edwards finden sich nicht nur Sequenzen, die das Superheldenfanherz erfreuen. Auch Freunde der Hommage, der Comic-Nostalgie und des großen Blockbusters kommen auf ihre Kosten. Was wäre wenn? So lautet die häufig gestellte (heimliche) Frage, die Jeff Parker gerne augenzwinkernd beantwortet. Wenn Bosse über das Gesetz wachen, sich aufführen, als seien sie die Reinkarnation von Judges, dann darf sich der Comic-Fan tatsächlich über eine ordentliche Strecke lang die Augen reiben. Faszinierender ist eine unvorhersehbare Entwicklung. Wenn die Helden sich einst gegeneinander wendeten, was würde geschehen? Chaos? Der entsprechend gezeigte, äußerst rabiat geführte Konflikt hat aus Freunden die größten Feinde gemacht. Hier kann Jeff Parker in dieser wahrhaft action-lastigen Geschichte so richtig zum Rundumschlag ausholen.
Verschiedene Versionen eines Iron Man, ein gewachsenes Ding und ein sehr unsympathischer Dr. Strange trumpfen gegen die dunklen Helden auf, die es sehr unfreiwillig in diese unnatürliche Epoche verschlagen hat. Mit einem Skaar, dem Sohn des Hulk, der eher wie ein grüner Conan agiert, und einem Spider-Man, der nichts menschliches mehr an sich hat, entsteht eine Art Götterhimmel, in dem es nur noch heißt: Alle gegen alle und immer feste druff!
Die vorliegende Marvel Monster Edition umfasst Band 175-190 der Dark Avengers Reihe. Unter dem Strich ist die Handlung eindeutig mit mehr Fantasy und mehr Space Opera behaftet, als es die letzten größeren Szenarien innerhalb des Marvel Universums waren. Sobald einmal wieder ein solches Experiment unternommen wird (nicht zum ersten Mal) und die gewohnten Bahnen verlassen werden, kommt etwas überaus Interessantes dabei heraus. Damit lassen sich sogar angestammte Leser ziemlich überraschen.
Ein richtiger Action-Knaller, aber auch eine Geschichte, die mit unterschiedlichen Comic-Realitäten spielt. So eröffnen sich unvorhersehbare Möglichkeiten, die von Autor Jeff Parker weidlich ausgeschöpft werden. Die dunklen Rächer handeln nicht weniger spannend als die wahren Helden, sind nur nicht ganz so uneigennützig in ihrem Handeln. Halunken auf Abwegen, sehr schön! 🙂
Freitag, 02. August 2013
Auch 1922 war Gotham City schon eine dunkle Stadt. Der Mann der dort, nur mit einem Nachthemd bekleidet, durch die nächtlichen Straßen läuft, wird von einer höllischen Angst getrieben. Der erste Polizist, der ihn aufhalten, erkennt den Mann zunächst nicht. Die Verwunderung ist groß, als der andere Ordnungshüter ihn darüber aufklärt, er habe es mit Alan Wayne zu tun, dem Mann, der die halbe Stadt habe bauen lassen. Von dem großartigen Bauunternehmer ist in diesem zitternden und paranoiden Häuflein Elend, das im Griff des Polizisten hängt, nichts mehr übrig geblieben. Kurz darauf ist der Mann verschwunden.
Es gibt bereits eine lebende Legende in Gotham City: Batman. Aber, der Rat der Eulen? Das ist doch ein Ammenmärchen. Wer soll den Geschichten über die geheimnisvollen Kräfte im Hintergrund glauben, die an Gothams Strippen ziehen wie an einer Marionette? Die Figur des Batman hat sich schon häufiger Bedrohungen stellen müssen, die augenscheinlich mächtiger waren als sie. Eine Legende in dieser Form ist eher selten. Scott Snyder ist ein Autor, der sich mit düsteren Stoffen auskennt, wie seine Zusammenarbeit mit Stephen King (American Vampire) beweist und weitere Batman-Geschichten zeigen. Hier stellt er Batman in der dunklen, wenig lebenswerten, weil vom Verbrechen zerfressenen Stadt gleich mehrere Rätsel gegenüber und eines davon führt tief in die Familiengeschichte von Bruce Wayne, Batmans zivilem Ich.
Es beginnt mit einem Knaller, bei dem sich Batman-Fans, die nicht nur lesen, sondern auch Computerspiele um den dunklen Ritter zocken, sicherlich freuen wird. Arkham hat Ausgang und Batman schafft den wilden Haufen wieder zurück in seine Zellen. Und wild ist der Haufen dank Greg Capullo, der sich mit Spawn und Haunt einen Namen im Horror-Comic-Genre machte. Der Unterschied zu besagten Publikationen ist deutlich. Greg Capullo nimmt sich ein Stück weit zurück, lässt seine Striche oder auch die Seitenkompositionen weniger ausufern, gibt sich selber mehr Raum, während er früher dichter zeichnete, jeden Platz an sich zu raffen schien. Bruce Wayne und Batman sind luftiger arrangiert, aber er bleibt, besonders in den dunklen Szenen, ein Greg Capullo, wie man ihn als Fan kennt und zweifellos auch lieben gelernt hat, denn anders ist sein Erfolg kaum zu begründen.
Die Gegner Batmans sind hier weniger ausgefallen als jene von Spawn, dafür sind sie nicht weniger gefährlich und erinnern daran, wie ein Batman als Eulenmann hätte werden können. Batman, der seit längerem optisch auf den vorgegebenen Spuren eines Frank Miller wandelt, schmutziger, gemeiner, muskulöser, so dass von Wayne zum Fledermausmann eine echte Verwandlung eintritt, tritt so auch auf Augenhöhe gegen seinen neuen Feind an, der nur die Speerspitze einer gesammelten Riege von Gegnern bildet, die allerdings niemals selbst Hand anlegen würden.
Ein Markenzeichen von Greg Capullo ist eine überaus feine Strichtechnik mit leichter bis hin zu starker Abstraktion, die hier allerdings in den Hintergrund rückt. In Spawn war er eindeutig experimenteller. So rückt er in seinem reduzierten Stil mehr in die Nähe eines Eduardo Risso (100 Bullets). Capullo arbeitet jedoch mehr organisch, weniger architektonisch. In Capullos Bildern ist die Bewegung spürbarer, seine Gesichter besitzen einen Hauch mehr Leben. Insgesamt kann er mit dieser Stilrichtung völlig überzeugen, die gerade in den Batman-Sequenzen mit der erforderlichen Härte und Düsternis aufwarten, die der Comic-Fan inzwischen erwartet, auch erwarten darf, nach diversen Kinohöhepunkten, deren Stilistik ihren Weg zwischen die Comicseiten gefunden hat (und nicht anders herum).
Eine starke Geschichte, ein sehr ursprünglicher Batman mit einem zünftigen Gegner, der mit der richtigen Mischung aus Rätsel und Aktion daherkommt. Snyder und Capullo etablieren sich hier als ordentliches Team für den Dunklen Ritter. Wenn Snyder noch mehr von solchen Szenarien schafft, dann nur her damit. 🙂
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Freitag, 21. Juni 2013
Dieser … ja, wer ist er eigentlich? Er trägt ein T-Shirt mit einem seltsamen Emblem darauf, eine Jeans, schwere braune Schuhe und dann noch ein …Cape, das viel zu kurz ist und wie ein Tischtuch hinter ihm her flattert. Trüge es nicht auch das selbe Emblem wie das T-Shirt. Sehen so … Superhelden aus? Dieser junge Mann stellt sich die Frage nicht. Er ist … wütend. Er mischt sich ein. Er nennt sich Superman. Und wer sich schlecht benimmt, so sagt er selbst, bekommt es mit ihm zu tun. Der Mann, dem er ein Geständnis abringt, auf recht ungewöhnliche Weise, kann ein Lied davon singen. Diese eigenmächtige Jagd auf Verbrecher findet nicht nur Befürworter.
Schneller als ihm lieb ist, muss sich Superman seiner Haut erwehren. Schweres Geschütz macht ihm zu schaffen und so lieb es ihm vermutlich wäre, ist ein Zug doch mal eben so zu stoppen. Superman blutet und wird selbst gestoppt. Im Hintergrund haben sich die Verantwortlichen auf Seiten des Gesetzes, solche, die sich Sorgen machen über dieses mächtige Wesen einen Berater namens Lex Luthor geholt, der alles, wirklich alles daran setzt, um eine Schwachstelle bei jener Kreatur zu finden, die zweifellos ein Alien ist.
Ein neuer Anfang: die Sammelausgabe fasst die ersten acht Ausgaben des neuen Superman in einem neuen DC-Universum zusammen. Zu viel, zu neu? Nein, weil Grant Morrison, der Autor, diesen Superman wirklich einmal andere Wege gehen lässt und ihm gleichfalls, um im Bild zu bleiben, auch andere Steine in den Weg legt. Der Leser begegnet einem Superman, der noch nicht fertig ist. Ein Superman, der Schwierigkeiten mit dem Fliegen hat (wie es auch von anderen Autoren gerne einmal angedeutet wurde, z. B. Frank Miller). Ein Superman, der nicht einfach so durchs All fliegen kann, weil er erst einmal schauen muss, wie er da überhaupt hoch kommt. Und weil er auch Sauerstoff benötigt.
Ein Superman mit Schwächen, also ein Superman für das neue Jahrtausend. Rückblicke bringen ein verändertes, härteres Krypton vor die Augen der Leser, doch manche Dinge ändern sich auch nicht. Der berühmte Fund des kleinen Clark gehört dazu. Eine Abordnung der Legion der Superhelden hat ihren Auftritt, etwas unerwartet eingefügt, doch für Überraschungen gut.
Das ist optisch für Superhelden-Fans eine absolute Sause. Rags Morales, technisch angesiedelt zwischen einem Bernie Wrightson und einem Jim Lee, illustriert den Start der Serie, bevor er den Stift an andere Zeichner übergibt oder sich zeitweise mit ihnen ein Heft teilt. Dieser neue Superman wirkt als Clark Kent, der Geheimidentität des Stählernen, ein wenig wie ein Peter Parker (Spider-Man). Er ist kein Superboy mehr, aber auch nicht ganz der wirkliche Superman. Dank Andy Kubert einem ähnlichen künstlerischen Schwergewicht wie Rags Morales erhält der Leser Einblick in die sorgfältig versammelte Anti-Superman-Fraktion, Figuren, gegen die sich im Laufe der Jahrzehnte bisherige Feinde viel normaler ausnehmen.
Brad Walker, ein Künstler, der die besondere Nähe zum Realismus liebt, dessen Bilder mit einem milchigen Farbauftrag daherkommen, beschäftigt sich nicht nur mit einem anderen Mann aus Stahl, Steel, er verleiht seinem Superman auch das Aussehen eines jugendlichen Christopher Reeve, der den Leinwand-Superhelden nachhaltig geprägt hat. Männer aus Stahl? Einer fehlt noch. Zwei werden dem Leser auf guten Seite beschert, John Corben, Metallo, bereichert die zu Beginn auftretenden Schurken, denn er vermischt sich auch noch mit dem Weltensammler. Das ist für den jungen Superman fast eine Nummer zu groß, bietet aber viel Stoff für großartige Superhelden-Action.
Kein leichter Abschied für eingefleischte Supie-Fans, aber eine gelungene Begrüßung durch Grant Morrison all jener, die sich überzeugen lassen wollen, wie ein Superman des neuen Jahrtausends ist. Das ist spannend, das ist ein sehr menschlicher Kryptonier, das ist grafisch bombastisch. 🙂
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Donnerstag, 13. Juni 2013
Grandiosität ist kein Schlüssel zum Erfolg in einem harten Kampf. Diesen Schluss muss Derek Dynamo, der Sohn eines anerkannten Wissenschaftlers, ziehen, als er zusammen mit seinem Partner SUPER DINOSAUR gegen extrem gefährliche Gegner antritt. Beinahe geht der Einsatz schief. SUPER DINOSAURS Ausrüstung wird arg in Mitleidenschaft gezogen. Das ist noch nicht alles: Neue kommen auf die Basis. Sie sollen eigentlich die Arbeit des Doktors erleichtern. Leider, zu Dereks Verdruss, hat das Technikerehepaar auch seine beiden Töchter mitgebracht. Noch mehr Kinder in dieser Einrichtung will Derek nicht, der lieber mit seinem Vater und seinen eigenen Projekten alleine ist. Denn die ungewollte Gesellschaft könnte ein Geheimnis lüften, das nicht öffentlich werden darf.
Robert Kirkman kennt kindliche Wünsche. Es ist das Rezept eines George Lucas, der sich auch mit Chewbacca einen großen, besten Freund schuf. Kirkman, einem anderen medialen Zeitalter entsprungen, hält es lieber mit Dinosauriern und greift einen vergangenen, aber nicht vergessenen Hype wieder auf. Der Spezialist in Sachen Genre-Belebung, siehe auch The Walking Dead oder Invincible, beschäftigt sich in SUPER DINOSAUR nicht nur mit einem Kindertraum. Ganz nebenbei kreiert er noch ein kleines Comic-Universum.
Kirkman selbst sagt, die Geschichte sei für seinen Sohn entstanden, eine Art Pixar-Film auf Papier. Hier greift er aber zu kurz, denn die Figuren sind aufwendiger, die Geschichte ist mit mehr Action belastet und irgendwie auch eine Spur gigantischer, im wahrsten Sinne des Wortes. Denn Pixar steht mehr für Knuffelei. Knuffig ist hier nur der kleine Roboter von Derek Dynamo, einem höchst intelligentem Jungen und SUPER DINOSAURS bestem Freund. Nun ist ausgerechnet dieser SUPER DINOSAUR ein Tyrannosaurus Rex, zwar nur noch drei Meter groß, aber dennoch alles andere als knuffig zu nennen.
Ein Tyrannosaurus Rex ist ein Maul, eine Fressmaschine auf zwei Beinen. Eine solche Vorlage zu einem besten Freund für einen Heranwachsenden zu machen, ist ein kleines Kunststück. Es gelingt durch technische Gimmicks, die einen James Bond, so er sie denn noch verwendete, vor Neid erblassen lassen würde. Denn die kleinen Arme, die einen Tyrannosaurus Rex zu einer gewissen Hilflosigkeit degradieren, werden durch eine Joystick-Steuerung von weitaus mächtigeren Gliedmaßen, allesamt mechanisch, gewinnbringend eingesetzt. SUPER DINOSAUR, der, man könnte es so sagen, Computerspiele als eine Art Training absolviert, lässt sich auf diese Weise, die Austauschbarkeit seiner Ausrüstung, speziell für jede Mission neu ausstaffieren.
Aber zurück zum Anfang: Derek Dynamo, die sympathische Identifikationsfigur, sollte neben SUPER DINOSAUR nicht vergessen werden. Mit einer Spur Manga (oder Manhwa, ganz nach Bedarf) zieht Künstler, Zeichner und Kolorist in einem, Jason Howard eine klare Kante. Er mag die Ecke, wo vielleicht Rundungen sein sollten, konstruiert seine Figuren gerne, wie es aus der asiatischen Comic-Ecke gewohnter ist, aber es finden sich auch Strichtechniken, wie sie im Frankobelgischen aktuell vorkommen, zudem wieder aufgegriffen werden. Die Mixtur ist gelungen, flott, schnell wirkend, tatsächlich wie ein Pixar-Film auf Papier.
Derartige Kreaturen wie hier sucht man bei der Animationsschmiede eher vergeblich, denn dem SUPER DINOSAUR stehen nicht nur intelligente Dinosaurier entgegen. Robert Kirkman greift noch viel tiefer in die Trickkiste eines, vergleichsweise, comic-liebenden Dr. Moreau. Waffenstarrend, muskulös treten sie auf, zwingen SUPER DINOSAUR zum stetigen Wechsel seiner Ausrüstung und sogar eine sehr schicke Hommage an die japanischen Monsterfilme darf nicht fehlen. Fast könnte man meinen, Kirkman und Del Toro (Pacific Rim) hätten sich abgesprochen.
Was für ein Auftakt. Kirkman erzählt mit der Geschwindigkeit einer Zeichentrickepisode. Da hagelt es Überraschungen und optischen Aufwand, kracht es, so dass kindliche Augen, selbst durch Trickserien verwöhnte, voll auf ihre Kosten kommen. Kirkman springt ein Genre weiter und beweist, wie gut er für anscheinend jedes Lebensalter Unterhaltung entwerfen und über weite Strecken zu erzählen vermag. Sauber, poppig illustriert von Jason Howard. SciFi-Kinderherz, was willst du mehr? 🙂
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Montag, 13. Mai 2013
Was wäre, wenn es Paralleluniversen gäbe? Dimensionen, in denen das Leben einen unterschiedlichen Verlauf nimmt? In denen sich vieles ähnelt und doch alles so anders ist. Der spektakuläre Spider-Man hat seine Teenager-Tage schon länger hinter sich gelassen. Er ist ein gestandener Held, sehr erfahren und hat die unterschiedlichsten Szenarien mitgemacht, geheime Kriege, Bürgerkriege, neue Tage, wurde geklont und vieles mehr. Und doch gibt es Momente, in denen selbst ein so lang gedienter Held, der endlich mitten Leben, auch privat, steht, überrascht wird. Als er sich eines Tages zum wiederholten Mal mit Mysterio anlegen muss, geschieht das Unerwartete. Spider-Man landet auf einer anderen Erde. Plötzlich gibt es Spider-Man zweimal: Spider-Men.
Das ultimative Universum von Mavel. Mit Spider-Man, dem ultimativen, wurde eine neue parallele, sehr breit gefächerte Welt angelegt, die von vorn begann, die bestehenden Charaktere mit neuen, der aktuellen Ära angepassten Lebensläufen versehen. Bisher hat auch dieses Universum zahlreiche große Events erlebt und war sicherlich die maßgebliche Grundlage für die Geschichten, die rund um die Avengers in den letzten Jahren die Kinoleinwand bevölkern. Nick Fury ist nicht mit dem Aussehen von Samuel L. Jackson bedacht worden, weil es einem Regisseur so einfiel, sondern weil er in genau diesem Aussehen so im Ultimativen Universum in den Comics so erschien. Und nun auch noch das: Spider-Man ist tot.
Und wurde ersetzt. Durch einen Spider-Man, der noch jünger ist, als Spider-Man jemals war. Das Zusammentreffen der beiden sehr unterschiedlichen Charaktere ist von Brian Michael Bendis, dem inzwischen gestandenen Veteranen unter den Comic-Autoren,, stilsicher erzählt. Selten wurden zwei unterschiedliche Universenstränge so elegant zusammengebracht. Crossover, auch eine Begrifflichkeit in diesem Zusammenhang, finden entweder zwischen zwei verschiedenen Verlagsuniversen statt oder seit geraumer Zeit auch intern, innerhalb der verlagseigenen Universen. Klingt kompliziert, ist es aber nicht. Und was da nicht schon alles aufeinandertraf! Doch hier ist es ein wenig so, als fände zusammen, was zusammengehört.
Meldet euch, wenn ihr fertig seid, und versucht, nichts in die Luft zu jagen. So gibt Nick Fury den beiden Spider-Men den gut gemeinten Ratschlag. Dabei wissen er und die Leser ganz genau, dass … Nun, man kann es sich wirklich denken. Brian Michael Bendis gestaltet das Zusammentreffen so, als habe unser (der echte) Spider-Man endlich seinen lange verdienten und sehr gut ausgesuchten Sidekick erhalten.
Sara Pichelli zeichnet diesen Ausflug in andere Dimensionen mit dem Realismus jener Generation von Comic-Künstlern, die stets auch ein wenig Komödiant in ihre Figuren einfließen lassen. Für eine Figur wie Spider-Man, genauer gesagt Peter Parker, ist dies ideal. Hier finden sich genau definierte Gesichtsausdrücke, die sich besonders in einer (sehr schönen) Szene zeigen, als unser Peter Parker auf die Familie trifft: Tante May und Gwen Stacy. MJ bleibt dem Leser nicht verborgen, nur Peter muss auf ein Zusammentreffen verzichten.
In Mysterio findet Sara Pichelli zwar keinen Schurken aus der ersten Reihe, dafür ist er jedoch der perfekte Ganove, wenn es darum geht, eine Menge Tricks und Spezialeffekte aus dem Hut zu zaubern. Justin Ponsor ist als Kolorist für die fein ausgeführte und gleichzeitig kräftige Farbgebung verantwortlich. Mysterios Double ist ein Garant für einfallsreiche und knallige Szenen. Besser wird es jedoch, wenn Peter Parker privat wird und sich hier eine dichte Charakterzeichnung im doppelten Wortsinn offenbart.
Spider-Men fasst die Miniserie gleichen Namens in einem Band zusammen. Einer der schönsten Höhepunkte rund um den Spinnenmann in der letzten Zeit. Toll geschrieben, noch besser gezeichnet von einer technisch perfekten italienischen Künstlerin. Nicht nur für Spider-Man-Fans! Klasse! 🙂