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Comic Blog


Donnerstag, 28. August 2014

Daffodil – Die Vampiragentin

Filed under: Mystery — Michael um 18:02

Daffodil - Die VampiragentinEs gibt kleine Kinder, für die ist ein Leben als Vampir erstrebenswert und die Furcht vor den Jägern der Nacht geht ihnen völlig ab. Das ist nicht immer die beste Strategie, wenn man mit diesen Wesen zusammentrifft. Denn die Welt der Vampire ist sich äußerst uneins, was den Umgang mit Menschen anbelangt. Nosferatu hat seine Anhänger auf die nächtlichen Straßen befohlen, wo sie ein Blutbad unter den Menschen anrichten. Diese wehren sich nach Kräften, können aber gegen die Übermacht wie auch die gewaltigen Kräfte der untoten Blutsauger kaum bestehen. Die Vampiragentin Daffodil und ihre beiden Gefährtinnen heften sich auf die Spur von Nosferatu, der ein ganz besonderes Ziel zu verfolgen scheint.

Eine Agentin für die schwierigen Fälle. In einer Welt, gebaut auf Gothic Horror und Steam Punk, ist die Vampiragentin Daffodil, zerbrechlich wirkend, ein gefährlicher Gegner für ihre Feinde. Autor Brremaud und Zeichner Giovanni Rigano entwerfen ein gruseliges Ambiente, das nur vordergründig eine knuffige Komponente hat. Auf den sehr schnell folgenden zweiten Blick geht es handfest zur Sache. Beide Seiten, Menschen und Untote, schenken sich nichts. Nur ein toter Feind ist ein guter Feind. Über allem warten Daffodil und ihre Gefährtinnen mitleidslos den richtigen Moment ab.

Wenn Alf ein Vampir geworden wäre, hätte ihm ein Auftritt beschert werden können, wie ihn hier ein kleiner Vampir erlebt, immer zu Diensten seines Meisters. Angesiedelt zwischen Manga, Zeichentrickoptik und märchenhafter Grafik eines Don Bluth sind die ersten beiden Teile der drei hier zusammengefassten Geschichten ein Zuckerstückchen des Gruselgenres, das sich gleichzeitig eine Nische erobert hat. Hier sind die Monster wie sie in Anastasia und Taran und der Zauberkessel auftraten, aber sie haben, um bildlich zu bleiben, ihre Wanderung in Szenarien wie Buffy Dawn of the dead fortgesetzt. Hier wird putzig gestorben.

Das Zusammenspiel der beiden Comic-Künstler Giovanni Rigano (Zeichner) und dem Koloristen Paolo Lamanna ist in den ersten beiden Abenteuern Addio-Colonnello und Nosferatu großartig. Fast möchte man meinen, eine Miniaturwelt, gemessen an der Gestaltung ihrer Menschen und Vampire, in der alles etwas gedrungen ist, zwergenhaft mitunter. Das elfenhafte Gesicht Daffodils und ihrer Kolleginnen läuft den sonstigen Kreaturendesign entgegen und macht sie inmitten dieser auch grotesken Umgebung einzigartig.

Teil 3 – Das Monster: anders. Die Art der Zeichnungen wird in der abschließenden Geschichte surrealer, dunkler. Zusammen mit der Farbgebung fühlt man sich an eine Light-Version von der Comic-Vorlage von 30 days of night erinnert. Aber es gibt auch Parallelen zu Zeichnern wie Guy Davis. Will man ohne Vergleiche auskommen, wäre Anarchiestil ein passender Ausdruck. Giovanni Rigano lässt sich gehen, bricht im Gegensatz zur ersten Doppelfolge aus geordneten Strichen aus. Das ist insgesamt fragiler, wirkt etwas berauschter, unruhiger und wechselt nach der Atmosphäre der ersten Geschichten in eine Grundstimmung, die eher den Mythen eines Lovecraft entgegenkommt.

Vampire, die ihren eigenen Stil finden. Abseits der gängigen Blutsauger, die immer cooler dem Zeitgeist hinterher laufen, findet Daffodil ihren Weg, dunkel auf jeden Fall, verwunschen, manchmal im Grimmschen Geist erzählt, auf weiten Strecken vorbildlich illustriert. 🙂

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Montag, 21. Juli 2014

Danger Girl und die Armee der Finsternis

Filed under: Mystery — Michael um 10:29

Danger Girl und die Armee der FinsternisWenn ein Held sich die Zähne putzt, dann macht er das durchaus wie jeder andere Normalbürger auf diesem Planeten auch. Die wenigsten hingegen sehen dabei ihre Freundin im Spiegel, die sich ganz offensichtlich in eine gammelige Untote verwandelt hat und dem Helden ganz zwanglos ans Leben will. Andere Helden wiederum können nicht auf die Unterstützung von bewaffneten Drohnen zählen. Abbey Chase, in ausweglosen Situationen meist auf sich gestellt, hat mit ihrem Boss Deuce einen Mann mit Agentenvergangenheit in der Hinterhand, der sich abseits der üblichen Kanäle Vorteile verschaffen kann und diese auch für seine Danger Girls einzusetzen versteht.

Die Armee der Finsternis. Geschaffen zum Abschluss einer Horrorkomödientrilogie blieb ausgerechnet dieser Filmtitel den Genre-Fans am stärksten in Erinnerung. Und der Name von Schauspieler Bruce Campbell ist seither untrennbar mit der Rolle des Ash verbunden. Die Danger Girls, zu Beginn als eine Hommage und Persiflage auf das Agenten-Genre, den Abenteuerfilm gedacht, geht mit dieser Ausgabe mit dem Kult um die Armee der Finsternis zusammen. Das Necronomicon, ein finsteres Buch, zur Dämonenbeschwörung gedacht, gerät in die falschen Hände. Einmal benutzt, halluziniert Ash von dunklen Wesen, die sich überall um ihn herum zu manifestieren scheinen.

Das hauptsächliche Danger Girl Abbey Chase, in der besten Tradition einer Lara Croft stehend, wird zu seiner Weggefährtin während dieses Abenteuers. Mehr allerdings nicht, obwohl er das gerne hätte und der Charmeur sich alle Mühe gibt. Doch auch die Fertigkeit mit der Kettensäge ist nicht dazu angetan, dem turtelnden Ash zum Erfolg zu verhelfen. Andy Hartnell, Autor des vorliegenden Abenteuers, hat seine Hausaufgaben gemacht. Als Mit-Erfinder der Danger Girls kennt er sich natürlich aus, aber auch die Armee der Finsternis hat er schon anderweitig im Comic-Genre verewigt.

Da jeglicher Bestandteil dieses Abenteuers, genauer die Charaktere, gut, auch mit Rückblicken, vorgestellt werden, steht einem ungetrübten Comicgenuss, auch für Neuleser, nichts entgegen. Mit den Künstlern aus Chris Bolsom (Zeichner), Adrian Lucas (Farben) und Marcio Menyz (ebenfalls Farben) steht zur Umsetzung der Bilder ein Trio bereit, dass mit einem ordentlichen Realismus, einem sehr gut erkennbaren Bruce Campbell, knackigen Frauen und düsteren Gaunern, Untoten verschiedenster Ausprägung ein Abenteuer wie eine durchgehende Rutschpartie inszeniert. Agent Zero, eine bereits aus der Danger Girl Reihe bekannte Figur, bietet fast schon ein eigenes Crossover zwischen Ninja-Action und Zombie-Horror.

Chris Bolsom beschert ein optisches Intro, dem es weder an Action noch an Humor mangelt. Bis in den kleinsten Winkel ausgearbeitete Seiten, schöne Perspektiven, richtig (ebenfalls schön) eklige Monster, die sich Ash bei jeder (noch so unpassenden) Gelegenheit präsentieren. Herrlich gelungen sind auch jene Szenen, in denen sich die einzelnen Helden kameratauglich vorstellen und aufeinandertreffen. Ash und seine Begegnung mit Sydney Savage, einem weiteren Danger Girl, ist einer dieser Höhepunkte.

Neben der Tiefe der Grafiken haben es sich Adriano Lucas und Marcio Menyz zur Aufgabe gemacht, Abbey Chase strahlen zu lassen. Ob Tag, ob Nacht, diese Heldin strahlt, als stehe sie jederzeit im Rampenlicht, während die anderen Recken auch mit echten Lichteindrücken vorlieb nehmen müssen. Es ist ein netter Effekt, der auf den zweiten Blick auffällt und spätestens dann zurücksteht, wenn die Szenerie dank Ash zu einer Art Hackepeter wird.

Hier werden die Fans beider Serien bedient. Ash bürgt für solide Horror-Comedy. Die Danger Girls haben das Abenteuer im Blut. Beides zusammen ergibt eine Achterbahnfahrt, gekonnt in Szene gesetzt dank eines versierten Comic-Teams. 🙂

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Sonntag, 13. Juli 2014

DIE SECHSTE WAFFE – Buch 1

Filed under: Mystery — Michael um 18:12

DIE SECHSTE WAFFE - Buch 1 - Kalte tote FingerSechs Waffen, vom Teufel geschaffen. In den falschen Händen bedeuten sie die Hölle auf Erden. Oliander Bedford Hume, ein ranghoher Südstaatenoffizier, war einer der wenigen Männer, die dank ihrer ungeheuren Brutalität und Menschenverachtung auf der Siegesstraße des Südens unterwegs waren. Doch dieser Bürgerkrieg war Hume nicht ausreichend. Ausgestattet mit einigen ganz besonders bösartigen Gefolgsleuten und sechs Faustfeuerwaffen mit außergewöhnlichen Fähigkeiten galt es, einen eigenen Weg zu beschreiten, unabhängig von irgendwelchen irdischen Befehlshabern. Ein kurzer Weg für Hume, denn ein Mann Gottes machte kurzen Prozess mit ihm.

Doch ein Mann, der im Leben getreue Diener hatte, mit teuflischen Gaben gerüstet, für den werden die grausamen Gefolgsleute auch im Tod noch zur Verfügung stehen. Und so machen sie sich daran, das Grab des Generals zu finden und seinen Körper zu bergen. Western, Mystery, Gruselabenteuer, Horror, bunt vermischt mit dem Auftritt von Untoten und einem mächtigen Dämon ergeben Die Sechste Waffe, eine erzählerisch wie auch thematisch schöne Überraschung mit neuen Impulsen innerhalb des unheimlichen Genres. Cullen Bunn (Autor) schuf zusammen mit Zeichner Brian Hurtt diesen Mystery-Thriller, in dem aufgrund seines frischen Szenarios nichts vorhersagbar ist.

Den sechs unheimlichen Schlächtern stellt sich ein einfacheres Trio gegenüber. Einer, Drake Sinclair, war einst ein Gefolgsmann des Generals. Die Zweite, eine junge Frau namens Becky Montcrief, verlor ihren Vater, der Die Sechste Waffe vor dem General versteckt gehalten hatte. Der Dritte im Bunde, Billjohn O’Henry, ein Spieler und Kopfgeldjäger, muss sich fragen, warum er seinem Freund Drake den Gefallen tut und neben ihm in dieses Abenteuer stolpert, in dem kaum ein Moment zu vergehen scheint, in das eigene Leben nicht am seidenen Faden hängt.

Der erste Band der Reihe vereint die die ersten sechs Hefte und gleichzeitig in sich geschlossenen Zyklus über den Kampf um die merkwürdigen Waffen, die der Teufel unter die Menschen brachte. Jedes Heft, oder Kapitel, baut zielstrebig die Geschichte auf und beleuchtet in genau der richtigen Dosierung den aktuellen Ablauf wie auch die Hintergründe des Abenteuers. Besonders zu begeistern wissen die Bösewichter, eine dunkle Brut, ausgefallen im Auftreten und in ihrer Bewaffnung. Hier haben sich Cullen Bunn und Brian Hurtt einiges einfallen lassen und nutzen diese Ideen auch weidlich in fast episch zu nennenden Auseinandersetzungen.

Die Bilder von Brian Hurtt dürften gerade jenen Comic-Fans gefallen, die Zeichnungen von (eines frühen) Mike Mignola und Guy Davis mögen. Hurtts gruselige Ansichten tendieren zum Realismus, sie verweigern sich aber dem letzten Schliff, bleiben comic-artig. Volumen erhalten die Figuren durch ihre Kolorierung, stimmungsvoll, aber auch zurückhaltend. Die Kulisse gibt bei aller Phantastik dem Western den Vorzug, sei es in der Prärie oder im Saloon. Die Monster sind jene mit den teuflischen Waffen, also sehr menschenähnlich. Untote tauchen in verschiedenen Variationen auf.

Diese bieten neben den klassischen Wiedergängern auch Kreaturen, die mehr mit einem Golem gemein haben, aber auch Rückkehrer sind. Wer vielleicht zunächst (angesichts des Szenarios) Dämonen vermisst, wird mit der großen Schlacht, einem sehr langen Finale, eines Besseren belehrt werden.

Im Kino wäre dieser Comic ein Blockbuster. Auf Papier ist es ein sehr fantasievolles, fein illustriertes Horror-Grusel-Abenteuer. Hervorzuheben ist die für eine derartige Geschichte ungewöhnliche historische Kulisse, der Wilde Westen. Unterhält mit den besten Mitteln seines Genres (besser gesagt, beider Genres) von Anfang bis Ende hervorragend. Ein abgeschlossener Zyklus, dem ein weiterer auf dem Fuße folgt. 🙂

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Donnerstag, 03. Juli 2014

Die Abenteuer von Blake und Mortimer 19

Filed under: Mystery — Michael um 11:47

Die Abenteuer von Blake und Mortimer 19 - Die Septimus-WelleColonel Olrik gefällt sich nicht in der Rolle des Opfers, war es doch meist so, dass er um die Oberhand rang. Aber der Colonel kann nicht vergessen, wie er vor einiger Zeit Opfer und Versuchskaninchen des berüchtigten Professor Septimus‘ war. Noch immer verfolgen ihn die Bilder von damals, bilden sich aus dem Dunst verdrängter Erinnerungen bedrohliche Gespenster und keiner kann sich erklären, wieso das so ist und warum es gerade jetzt geschieht. Derweil geht Professor Mortimer einer Erfindung, dem Telezephaloskop, des alten Feindes Septimus auf den Grund. Leider sind die Ergebnisse zu vernachlässigen. Ein Treffen mit seinem alten Freund Francis Blake könnte Rat bringen.

Das gelbe M wirft seinen langen Schatten. Eines der am besten in Erinnerung gebliebenen Abenteuer der beiden Helden Blake und Mortimer, Das Gelbe M, erlebt hier eine Art Epilog. Die Geschichte ist rätselhaft, eine Rückschau zu besagtem Klassiker nicht ausdrücklich notwendig. Die Atmosphäre schwankt zwischen dem Grusel einer Geschichte von Lovecraft und, moderner, den rästelhafteren Episoden der Serie Akte X.

Mysteriös. Männer tauchen auf, schleichen durch ein heruntergekommenes Viertel und sterben auf eine merkwürdige Art und Weise. Zuvor reden sie Sätze, die nach Anbetung klingen, seltsamer aber kaum sein könnten und kaum Rückschlüsse auf die Hintergründe zulassen. Erst die Identität der Männer eröffnet eine neue Spur, die Blake und Mortimer jedoch noch ratloser zurücklässt. Ein Komplott, wohl verborgen geschmiedet, wird vor dem wahren Geheimnis fast zur Nebensache.

Jean Dufaux kann als Comic-Autor auf eine große Bandbreite von Genres zurückblicken, in denen er seine Erzählungen gefunden hat. Piraten, Wikinger, Gangster, eine Spur Erotik sind zu finden, gerne historisch, gerne etwas fantastisch. Mit Blake und Mortimer nimmt er ein ordentliches Erbe in Empfang, an dem nicht nur E. P. Jacobs als Erfinder arbeitete, sondern auch ein Thriller-Spezialist wie Jean Van Hamme.

Jean Dufaux greift das Grundelement der Reihe, nennen wir es das außergewöhnliche Mysterium, auf und verschachtelt die einzelnen ungelösten Geheimnisse auf modern popkulturelle Art. Um beim Beispiel Akte X zu bleiben: Hinterher sind nicht unbedingt alle Fragen beantwortet, dafür bleibt man mit dem Wissen zurück, dass es für Blake und Mortimer noch sehr zu tun geben wird.

Die Grafiken, gezeichnet von Antoine Aubin und Etienne Schreder, weichen selbstverständlich nicht von der klassisch bekannten Form der Reihe ab. Hier gibt es keine Experimente. Was gut war, ist gut und soll nicht verfälscht werden. Es gibt nur wenige Serien mit wechselnden Zeichnern, die ihren Charakter dennoch über die vielen Jahre so toll erhalten haben. Etienne Schreder setzt seine Arbeit an der Reihe, begonnen unter Van Hamme, fort. Klare, präzise Formen, ergänzt mit einfachen Farbaufträgen, die allenfalls von etwas Wangenröte durchbrochen werden.

Schwarz gekleidete Männer mit Bowlern und Regenschirmen. Die Bedrohung durch gut konservativ gekleidete Herren ist keine Erfindung von Jean Dufaux. Zeitweilig mag man glauben, dass hier die grauen Herren nicht weit sind, oder jene, die einen Plan überwachen, den es einzuhalten gilt. Ein schönes Beispiel für eine Figur, die, tritt sie einzeln auf, harmlos scheint, aber schnell bedrohlich wird, wenn sie sich massenhaft in Szene setzt. Professor Septimus gibt es hier nicht zu knapp. Über den bekannten stechenden Blick hinaus ist er eines Gruselelemente dieses Abenteuers.

Jean Dufaux zieht die besonders dunklen Seiten der Serie in den Vordergrund. London wird zum Versteck eines Mysteriums, von dem niemand eine Ahnung hatte. Grafisch auf gewohntem Niveau ermitteln Blake und Mortimer auf ebenso gewohnt britische Weise. Fein. 🙂

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Samstag, 28. Juni 2014

plume – Band 1 – … wie eine Rauchwolke

Filed under: Mystery — Michael um 12:35

plume - Band 1 - ... wie eine RauchwolkeIm Wilden Westen ist die Art der Verteidigung jene mit der Feuerwaffe. Wer schnell schießt, überlebt länger. Vesper Grey gehört zu diesen Schützen. Außerdem, nebenbei gesagt, scheint sie einen gewissen Hang zum Töten entwickelt zu haben. Die junge Frau war, so hatte sie es selbst erkannt, in einem langweiligen Leben gefangen, unter der Fuchtel ihrer Tante. Diese versuchte die Haltung einer gut erzogenen jungen Dame beizubringen. Und eine Dame kann sich eben nicht alles erlauben. Eines Tages, sie selbst hatte wohl nicht mehr daran geglaubt, ändert sich ihr Leben radikal und für immer. Sie hätte sterben können, ertrinken, als plötzlich das Amulett um ihren Hals zu leuchten begann und ein Fremder in ihr Leben trat.

K. Lynn Smiths Comic hat einen ungewöhnlichen Weg genommen. Noch immer erscheint die Geschichte um Vesper Grey als Webcomic, aber so fein gestaltet, so spannend erzählt, so dass der Weg von der rein digitalen Variante hin zur gedruckten Version führte. Die Autorin und Zeichnerin (Koloristin natürlich auch) stellt ihrer Hauptfigur einen Beschützer der besonderen Art zur Seite und bearbeitet damit eine Grundidee, die bereits einige Geschichtenerzähler reizte. Man könnte sagen, Han Solo hatte Chewie, Aladdin hatte seinen Dschinni und Vesper Grey hat ihren Corrick.

Die Geister, die ich rief … Corrick ist kein einfacher Zeitgenosse und durchaus nicht willenlos, wie die Konstellation der beiden, junge Frau und die Seele, die diese Welt nicht verlassen darf, deutlich macht. Corrick hat seinen eigenen Willen, ist nicht Freund (freundlich schon), nur ein Diener. Mit seinen weißen Haaren, einer jahrhundertealten Höflichkeit, nicht immer zurückhaltend. Für ihn ist Vesper ein wenig zu albern, auch ein wenig zu naiv, waghalsig vielleicht, deshalb gibt es Warnungen gleich zu Beginn. Zu Recht, wie es sich bald herausstellt.

Vesper ist jung, abenteuerlustig, mit einem gesunden Querkopf ausgestattet, Selbstbewusstsein, auch im Angesicht einer vollkommen anderen Welt, als jener behüteten und abgeschotteten Ecke Amerikas, die sie von ihrer Tante her kennt. Ein großer Verlust führt zum großen Knall und damit zur endgültigen und unumkehrbaren Veränderung. Damit Vesper sich aber nicht vollends mit Corrick aufreibt, stellt K. Lynn Smith eine dritte Figur, eine ganz andere Art Frau, nämlich die Prostituierte Tegan, an die Seite des Abenteurerduos.

In einer dem Zeichentrick verwandten Stilistik setzt K. Lynn Smith ihre Figuren in den Vordergrund, ein wenig wie in einer Comic-Soap, was aber keine Kritik ist, sondern in diesem Fall eine schöne Technik, um den Leser nah an die Charaktere heranzuführen. Es ist, um es so zu übersetzen, monitortauglich, entsprechend des Webcomics. Die Adaption auf die Printseiten, ein fremdes Format, in dem nicht gescrollt werden muss, gelingt sehr gut (vielleicht dank vorausschauender Intuition.

Eine frische junge Erzählung, ein kräftiges Farbschema, mit Bildaufbauten, die ihre Vorbilder aus Trickfilmen nicht verleugnen können. K. Lynn Smith überrascht sehr schön mit dem ersten Band dieses Fantasy-Abenteuers. Eine Heldin im Wandel, ein Held, der immer mehr von seinen Fähigkeiten zeigen kann. Fein. 🙂

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Links: plumecomic.com

Mittwoch, 14. Mai 2014

RACHEL RISING 1 – Tochter des Todes

Filed under: Mystery — Michael um 15:54

RACHEL RISING 1 - Tochter des TodesRachel ist tot. Es ist für Rachel sehr schwer diesen Zustand zu akzeptieren, immerhin läuft sie herum, ist sich all ihrer Sinne bewusst, fühlt sich nur so kurz nach dem Aufwachen nicht allzu gut. Ihre Augen blicken seltsam, das fällt hier und da jemandem auf, aber ansonsten verbessert sich ihre allgemeine Verfassung zusehends. Dennoch benötigt sie Hilfe. Ihre Tante Johnny, die mit Leichen arbeitet, ihre Zeit während des Jobs vornehmlich allein verbringt, ist ihre erste Ansprechpartnerin, der sie sich anvertraut. Allerdings ist Tante Johnny über ihre Arbeit ein wenig wunderlich geworden. Ein kleiner Selbstgesprächplausch mit Toten ist für sie eine ganz normale Angelegenheit geworden. So muss Rachel erst einmal Überzeugungsarbeit leisten und beweisen, dass es sich bei ihr um keine Halluzination handelt.

Terry Moore, jahrzehntelang im Comic-Geschäft als Zeichner und Autor tätig, bekannt durch seine Serien STRANGERS IN PARADISE und ECHO, nimmt sich nun der Untoten von einer ungewöhnlichen Seite her an. Denn Rachel, die seiner neuen Serie auch den Titel gibt, bleibt nicht allein auf seltsamen Pfaden in der amerikanischen Kleinstadt mit dem bezeichnenden Namen Manson. Etwas geht um in dieser Gegend und sein mysteriöses Zentrum liegt in einer Gegend namens Firehill, einer Landschaft, der nachgesagt wird, dass es dort spukt. Das Böse (wenn es das Böse ist) hat ein Dutzendgesicht und seine Motivation bleibt nach dem ersten Band noch undurchschaubar. Aber welchen Antrieb braucht das Böse schon, bloß um böse zu sein?

Schwarzweiße Zeichnungen vergeben in der Comic-Kunst keinen Fehler. Hier kann nichts durch Überbleibsel einer Vorskizze oder eine sehr kunstvollen Kolorierung korrigiert werden. Terry Moore macht keine Fehler. Er besitzt einen Comic-Strich, der einerseits mit der künstlerischen Geschicklichkeit eines längst vergangenen Jugendstils daherkommt, außerdem besticht er durch feine Charaktererfindungen und ebensolche Zeichnungen. Moore, der durchaus Superheldenerfahrung besitzt, hat sich hier der normalen Menschen angenommen, in eine merkwürdige Situation kommen.

Terry Moores Erfolg dürfte auch darin begründet liegen, dass sich seine Menschen nicht nur normal verhalten, sondern auch normal aussehen. Außerdem weichen sie äußerlich gut voneinander ab, so sind die Charaktere sehr unterscheidbar, ihre Mimiken hervorragend lesbar. Comic-Fans können feststellen, dass Terry Moore auf Augenhöhe mit Künstlern wie Tony Moore steht, um im Genre zu bleiben. (Die Namensgleichheit ist Zufall.) Die schwarzweißen Grafiken stellen das unbunte Comic-Erlebnis auf eine neue, höhere Stufe, in der das mysteriöse Geschehen langsam die Handlung erobert. Herausragend ist der Auftritt der kleinen Zoe, von Terry Moore auch schön zu Werbezwecken des Comics eingesetzt. Wenn Kinder schaurig schön töten, nur in Thrillern, das versteht sich, bleibt ein Schauer auf dem Rücken nicht aus.

Manchmal kommen sie wieder. Ob sie Geister sind, Untote jedweder Art, der Faszination dieses Themas konnten sich horrorbegeisterte Leser noch nie entziehen. In RACHEL RISING ist besagte Rachel nur der Anfang. Das unbekannte Böse, so scheint es, hat einen Dominostein umgeworfen, der eine Kette von Ereignissen in Gang setzt. Und diese Ereignisse fallen stets anders aus. Rachel, die langsam erkennt, wie sie zu Tode kam, trifft auf Individuen, deren Funktion in dieser Inszenierung vorerst undurchsichtig bleibt. Genau gesetzt sind die Sequenzen, die Moore einander gegenüber stellt.

Manches könnte einer amerikanischen Soap entsprungen sein. Ganz normale Probleme wie jene der kleinen Zoe, die weiß, dass sie unter den Fittichen einer für andere unsichtbaren Beschützerin steht. Die optischen Folgen, der schnelle Wechsel von Alltagssituation in Mord und Totschlag, auch blanken Horror, spannen die Nerven bei der Lektüre von Kapitel zu Kapitel mehr und mehr wie Drahtseile.

Terry Moore dürfte selbst in der großen Comic-Landschaft Amerikas zu den Ausnahmezeichnern gehören. Rein schwarzweiß gehalten, entfalten die Seiten eine starke Anziehungskraft ins Geschehen, auch durch ihre technische Perfektion. Gruselig, nervenaufreibend, in jedem Fall wird der Leser künftig Pantoffeln mit Häschengesicht mit anderen Augen sehen. 🙂

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Oder bei Schreiber und Leser.

Links:
www.terrymooreart.com
www.strangersinparadise.com

Samstag, 22. März 2014

Zombillennium 3 – Kontrollfreaks

Filed under: Mystery — Michael um 17:28

Zombillennium 3 - KontrollfreaksLebensmüde? Aber dann bitte nicht in diesem Vergnügungspark! Hier soll der Schrecken Spaß machen, aber doch nicht echt sein! Also, wer sich das Leben nehmen will, sollte draußen bleiben. Das Mädchen auf dem Riesenrad, mutterseelenallein in der Gondel an ihrem höchsten Punkt, ist lebensmüde genug, um diese insgeheimen Vorschriften nicht zu beachten. Wie gut, dass Gretchen ein Auge auf sie hat und so wird der Lebensmüden in der letzten Sekunde geholfen, damit sie, so wenig ihr das auch gefällt, am Leben bleibt. Vorläufig. Denn auch Regeln können sich ändern und eine neue Geschäftsleitung hat andere Ansichten über die Bedeutung von Schrecken im Zusammenhang mit Spaß.

Neue Besen kehren gut? Bohemond Jaggar De Rochambeau, der Vampir, der dem bisherigen Geschäftsführer Francis van Bloodt vor die nase gesetzt wird, hat seine ganz eigenen Auffassungen von der Führung eines Vergnügungsparks, der sich die Themen Horror und Grusel auf die Fahne geschrieben hat. Ein solcher Park könnte (und als Leser wunderte man sich fast, warum das bisher noch nicht so gewesen ist) auch eine ideale Futterquelle sein. Vorsichtig angezapft hält sie nicht unbedingt ewig, also eine Lebensdauer, die jeder Mitarbeiter von Zombillennium besitzt, aber mindestens so lange, wie die modische Strömung und die Gier nach Horrorunterhaltung es erlaubt.

Im dritten Band von Zombillennium verlässt Arthur De Pins die vergleichsweise harmlosen Parkregeln. Menschen sollten Spaß am Besuch haben, soll heißen, nach dem Gruseln sollen sie lebendig (und mit heiler Haut) wieder nach Hause fahren können. Der Wechsel in der Geschäftspolitik führt zu größerem Nervenkitzel beim Leser und einer keimenden Revolte innerhalb der Mitarbeiterriege, die sich gewaschen hat. Die neue Figur (siehe Titelbild) ist in vielerlei Hinsicht ein Blutsauger. Einerseits ist sie ein klassischer Vampir, andererseits erfüllt sie die Klischees eines ebenso klassischen und durchtriebenen Geschäftsmanns, der für das Erreichen seiner Ziele über Leichen geht.

Arthur De Pins vermischt Komödie und Satire miteinander und schafft über eine Optik, die ein deutliches Erkennungszeichen geworden ist, ein kunterbuntes Kaleidoskop an Horrorfiguren von klassisch bis modern. Inmitten des Humors, der seine Figuren, wie es sich auch in der Komödie gehört, ernst nimmt, wirkt ein Spaß, den zum Beispiel ein Mel Brooks aus dem FF beherrscht. Häufig etwas aufgeregt, am Rande der Hysterie, kurz vor dem Nervenzusammenbruch, dann wieder auf der Pirsch zu nächsten, richtig krachenden Höhepunkt.

Die randlosen Figuren und Hintergrundkulissen imitieren einen dreidimensionalen Effekt, der umso stärker ins Auge fällt, da die Farben vielfältig, aber auch abgesoftet eingesetzt werden. Die Verschleierung und Unschärfe fernster Hintergründe, in der dritten Ebene sozusagen, sorgen für die Tiefe der Bilder. Die Zeichentrickoptik, wie sie der Leser von modernen Filmen her kennen mag, unterstreicht die Mixtur der Charaktere, angesiedelt zwischen Karikatur und Knuffigkeit. Gebündelt finden sich diese Ansichten in der Figur eines jungen Mannes, der sich (zu recht) um seine Freundin große Sorgen macht. Wer genau hinschaut, wird hier Sylvester Stallone entdecken, wie er bärtig in Nachtfalken aussah. Arthur De Pins geht nicht gerade sanft mit Stallone um.

Liebe in Zeiten der Gefahr. Wenn um Liebende herum alles zusammenbricht, der Leser sehen darf, wie es in einer Monsterkantine zu sich geht, eine Mumie auf Travolta macht und aus gefährlichen Vampiren putzige Fledermäuse werden, dann kann es sein, dass, im ersten Fall, die Liebenden noch enger zusammenhalten als zuvor. Für das äußerlich sehr gegensätzliche Pärchen aus Hexe und rotem geflügeltem Dämon brechen kuriose Zeiten an, in denen sie die Machenschaften ihres neuen Chefs zu unterwandern suchen. Es sind solche Ideen und zig andere, die Arthur De Pins zur fortlaufenden Belustigung aus dem Ärmel zaubert. Gleichzeitig werden die Charaktere vielseitiger und emotional tiefer beschrieben. Einige können einem echt ans Herz wachsen, weshalb ein paar Verluste für den Leser sehr bedauerlich, aber dramaturgisch äußerst geschickt sind und an die Dramaschraube bis zum Anschlag drehen.

Weiterhin innovativ erzählt, wunderbar illustriert, humorvoll in Konzept, Text und Bild: Zombillennium hat Vorbildfunktion in jeder Hinsicht. Erste Klasse! 🙂

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Mittwoch, 19. März 2014

ZAUBER 2

Filed under: Mystery — Michael um 17:35

ZAUBER 2In der Hölle hat ein Teufelchen die Macht ergriffen und denkt gar nicht daran, diese Macht wieder abzugeben. Der wahre Herrscher Maldoror indes sucht einen Weg zur Rückkehr in die Unterwelt. Ohne einen Funken der früheren Stärke gestaltet sich dieses Ansinnen als äußerst schwierig. Da muss die List helfen. Mit etwas Nachdruck vielleicht. Blanche will sich, da sie und ihre Getreuen hoffnungslos unterlegen sind, mit anderen Mitteln einen Aufschub zur endgültigen Machtergreifung ihres Bruders beschaffen. Ein Trick hilft ihr dabei. Die Kämpfe und Nachforschungen der beiden so unterschiedlichen Geliebten sind langwierig, gefahrvoll und führen zu unerwarteten Veränderungen.

Jean Dufaux, als Szenarist im Bereich Comic ein Autor mit einer breit gestreuten Themenvielfalt vertreten, erobert mit dieser märchenhaften Geschichte, einem gehörigen Schuss Fantasy, Träumerei, Kämpfen und Humor ein weiteres Genre für sich und findet gleichzeitig eine selten ausgefüllte Nische innerhalb fantastischer, mittelalterlich anmutender Szenarien. Mit der Darstellung der Unterwelt beschreitet er gleichfalls einen seltenen Weg. Will jemand einen atmosphärischen Vergleich, wird er ihn am ehesten filmisch in Legende von finden. Betont sei nur der atmosphärische Vergleich, ansonsten haben beide Geschichten nicht miteinander gemein.

Die optisch regelrecht filmische Umsetzung des 2. Teils ist grandios und noch schöner als im Auftaktband. Die Figuren sind eingeführt und können nun aufspielen. In einer Mischung aus Disney-Stil, etwas Strichtechnik eines Uderzo und einer ordentlichen Portion Realismus entsteht ein Potpourri aus feingliedrigen, schlanken Gestalten, grotesken Charakteren, insbesondere in der Unterwelt, realistischen Accessoires und Hintergründen entfaltet sich diese ganz besondere Welt in großzügigen Seitenaufteilungen und natürlichen Farbtönen, erdig, grünlich. Es ist eine Welt im Dämmerzustand, in der es nur selten einen blauen Himmel zu sehen gibt. Licht zeigt sich in Effekten, durch Fenster in dunkle Läden strahlend oder glitzernd durch das Laubdach eines Waldes.

Horibili, zwergenartig, optisch eine Mischung aus Obelix und Alexandre Dumas dem Älteren, entpuppt sich als Bindeglied zwischen den einzelnen Handlungssträngen. Sicherlich verfolgt jeder der beiden Haupthelden sein Ziel, sind auch die Nebenfiguren mit ihren eigenen Ideen zugange, doch ohne Horibili, der scheinbar von allen Seiten nach allen Regeln der Kunst drangsaliert wird, geriete einiges ins Stocken. Dabei ist der Einfallsreichtum wie auch das Improvisationstalent des Zwergenwüchsigen interessant, ganz besonders zu dem Zeitpunkt, als dem Herrn der Unterwelt den Weg hinab weist, obwohl ihm doch eigentlich alle Zugänge verschlossen sind.

Die Unterwelt lebt optisch von ihren Gestalten. Räumlich ist sie eher ein unaufgeräumter alter Kasten, mehr Backstage als eine Bühne des Bösen. Die neue Herrscherin hat sich den Respekt ihrer Untertanen noch nicht so recht verdient. Einzig jene, die sich durch sie einen Vorteil erhoffen, reagieren mit entsprechender kriecherischer Freundlichkeit. Die Idee, eine mächtige Figur in einen Kinderkörper zu stecken, ist nicht neu (siehe auch Pandarve in der Gestalt von Alice aus dem Wunderland in der Reihe Storm). Hier wirkt sie aber noch verletzlicher, auch verlorener auf ihrem Posten.

Ihr gegenüber sind die Kreaturen der Unterwelt, die auch der Kreativschmiede aus dem Hause Lucas entsprungen sein könnten, gefährlicher anmutend, nicht unbedingt gruseliger. Sie besitzen auch eine leicht niedliche Komponente, wie sie auch den Machern um Jim Henson eingefallen sein könnten. (siehe auch Der dunkle Kristall) Dämonen sind hier auch Komödianten, aber immer bösartig.

Genügend Fragen bleiben offen. Seiten wechseln, Charaktere wandeln sich. Das lässt Vorfreude auf die Fortsetzung entstehen. Eine schöne Erzählung mit einer ganz eigenen Linie und Optik. Jean Dufaux und Jose Luis Munuera perfektionieren mit der zweiten Folge von ZAUBER das märchenhafte Fantasy-Abenteuer als eigenständiges Genre im Comic. 🙂

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Dienstag, 18. Februar 2014

KENYA 4 – Interventionen

Filed under: Mystery — Michael um 18:24

KENYA 4 - InterventionenIrgendwo in der Tiefe Russlands, hoch im Norden, inmitten der verschneiten Einsamkeit geht ein Flugkörper nieder. Die Armee, die binnen kürzester Zeit auf den Absturz aufmerksam wird, entsendet ein Suchkommando. Das Wrack lässt sich technologisch nicht einordnen. Die Militärs halten jedoch weitere Nachforschungen für unabdingbar. Die Spur führt nach Afrika. Ein Tauchgang mit neuartigen Geräten birgt unerwartete und unerklärliche Erkenntnisse unter Wasser. Das Auftauchen führt die beiden Agenten verschiedener Nationen in eine lebensgefährliche Situation sehr weltlicher Natur. Ganoven wähnen die Forscher im Besitz von Schätzen monetärer Natur. Sie liegen damit vollkommen falsch.

Wenn Außerirdische die Erde besuchen würden, wie nähmen sie mit uns Kontakt auf? Wenn sie in der Vergangenheit schon hier gewesen wären, hätten sie sich bei uns gemeldet? Warum hätten sie unseren Planeten überhaupt besuchen sollen? Welchen triftigen Grund sollten sie dafür haben? Und wenn sie kämen, wie würden sie sich verhalten? Wichtige Fragen mit denen sich nicht nur die Macher von Star Trek oft genug beschäftigt haben, sondern auch die beiden Comic-Künstler Rodolphe und Leo. Sie betrachten die Szenerie aus der eher ohnmächtigen Position der Menschen heraus, die zuschauen, Forschungen anstellen und mutmaßen, welche Gründe eine fremde Intelligenz für einen Besuch haben könnte.

Der interessierte Science Fiction-Fan findet hier neben einem in dieser Form selten bedienten Szenario auch einen ungewöhnlichen Schauplatz vor. Der Victoriasee, ein Miniaturmeer inmitten eines Landstrichs, der eine solche Ansammlung von Wasser nicht vermuten lässt. Rodolphe (Szenario und Dialoge) und Leo (Szenario und Zeichnungen) haben eine illustre Gruppe an das Ufer des Sees gebracht. Russische Agentin, eine britische Agentin und ein amerikanischer Autor, der unverkennbar historische Vorbilder besitzt. Sie alle geraten in ein Abenteuer, in dem die Spannung gärt, denn an jeder Stelle kann sich der Leser fragen: Wann schlagen die Außerirdischen wieder zu?

Leo, der Veteran auf dem Gebiet mysteriöser Stoffe wie der Science Fiction-Saga, die sich in den Reihen Aldebaran, Betelgeuze und Antares findet, hat mit Rodolphe die Vergangenheit des Kalten Krieges für sich entdeckt. Bereits in anderen Szenarien, vorwiegend Fernsehserien wurden natürlich Übergriffe fremder Spezies auf irdischen Boden thematisiert, aber nur selten wurde derart glaubwürdige Motive eingebaut. Motive, die angesichts terrestrischer Ereignisse und menschlicher Verhaltensweisen Sinn ergeben.

Leos Art zu zeichnen, im schmetterlingsleichten Strich, passt hier ganz besonders zur Form aus Abenteuer und halbdokumentarischem Stil der Erzählung. Es ist genau diese Einfachheit, die auch in diesem Band beeindruckt, denn Leo hat die Reduzierung im Einklang mit einem haargenauen Strich zur Kunstfertigkeit erhoben. Die Technik eignet sich für kleinere Ansicht ganz hervorragend, funktioniert aber auch bei großformatigen Ansichten, halbseitigen oder ganzseitigen Bildern.

Dinosaurier! Das Rätsel um urzeitliche Wesen liegt neben dem um extraterrestrische Besucher gleichauf. Mit diesen Kreaturen, bereits auf den Titelbildern der ersten drei Bände mehr als nur angedeutet, vermag es Leo imposant zu spielen. Natürlich ist die Faszination für Dinosaurier die Grundlage für den Spaß an den Bildern. Die Ernsthaftigkeit, mit der die Kreaturen gezeigt werden, bindet sie außerdem mit Fingerspitzengefühl und Sinn für Bildkomposition in die Geschichte ein.

Geheimnisvoll wie Lovecraft, spannend wie Leos alleinig erzählte Science Fiction-Saga, gewohnt fein gezeichnet. 🙂

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Freitag, 03. Januar 2014

REVIVAL 1 – Unter Freunden

Filed under: Mystery — Michael um 18:55

REVIVAL 1 - Unter FreundenEine Leichenhalle. Eine Einäscherung gerät außer Kontrolle, als der Leichnam in der Verbrennungskammer zum Leben erwacht, ein kleines Mädchen plötzlich von den Toten aufersteht und nach seiner Mutter verlangt. Überall im kleinen Städtchen Wausau im amerikanischen Bundesstaat Wisconsin melden sich bereits Verstorbene ins Leben zurück. Der Überraschung folgt die Freude, dann ein Stirnrunzeln, ein Rätselraten, landesweit mit darauffolgender Quarantäne des gesamten Bundesstaates. Tote, die ins Leben zurückkehren, können ansteckend sein. Oder zur religiösen Pilgerei einladen. Während die Bundesbehörden sich die Haare raufen, sind die Probleme in der Kleinstadt Wausau längst viel handfester.

Manchmal kommen sie wieder! Wer die Reihe Hack / Slash von Tim Seeley auch nur zeitweilig verfolgt hat, wird sehr schnell erkannt haben, wie gut der Autor sein Genre kennt. Zahlreiche Anspielungen, Verweise, sogar Auftritte von Originalhorrorfiguren (Chucky) haben einen Eindruck vermittelt, wie sehr Tim Seeley im Thema verwurzelt ist. Wer nun REVIVAL zum ersten Mal aufschlägt und zu den Lesern gehört, die ihren Stephen King öfters mal aufgeschlagen haben, wird in der Konzeption auch Parallelen zum Meister des Horrors entdecken.

Eine nordamerikanische Kleinstadt wird zum Schauplatz eines Ereignisses, das die ganze Welt interessiert. So betrachtet ist es nicht verkehrt, REVIVAL eine Art Mischung zwischen Under The Dome und Friedhof der Kuscheltiere zu nennen. Den eingangs zitierten Titel einer Kingschen Kurzgeschichte nicht zu vergessen. Aber Tim Seeley wäre nicht der Autor, zu dem er sich in der Vergangenheit gesteigert hat, würde er nicht mittels eigener wie auch ungewöhnlicher Ideen neue Akzente setzen. Die Toten kehren zurück, sie wissen, dass sie tot waren und beileibe nicht jeder kommt optimal zurecht mit diesem Zustand.

Hier beginnt das großartige Spiel von TimSeeley, einerseits mit den sich bietenden Möglichkeiten, die von den Charakteren erkannt werden, andererseits mit der Qual jener Personen, die sich trotz allem nichts sehnlicher wünschen, als dieser Welt den Rücken zu kehren und endlich an der Seite des Herrn in seinem Himmelreich zu sitzen. Dank Zeichner Mike Norton sind beide Richtungen grafisch ebenso gut abgedeckt wie das Kleinstadtgeflecht, das die Geschichte Zug um Zug aufdeckt. Gleichzeitig loten Seeley und Norton auch die Bedürfnisse moderner Menschen aus, indem sie einen selbst ernannten Teufelsaustreiber auf die Pirsch schicken und zeigen, wie im Jahre X nach Der Exorzist mit Besessenen umgegangen wird.

Optisch stehen die leisen Momente gegen die rasant dramatischen Anteile. Beide geht mit Mike Norton mit der selben sauberen, experimentfreien Technik an, ähnlich wie es auch Seeley selbst macht, wenn er zeichnet. Der Realismus stützt den Horror sehr gut, auch mal drastisch, wenn die Oma auf dem Seziertisch zum zweiten Mal von den Toten zurückkehrt oder ein besonderer Körpereinsatz schließlich zum Ziel führt. Zum Thema Tod darf der Leser auch Geister erwarten, die ihn in ihrer Schlichtheit optisch bestimmt überraschen und wie ein Fremdkörper neben den klaren Linien wirken. Hier wird das Rätsel um ihre Existenz durch die Äußerlichkeit verstärkt und auch bislang nicht gelöst.

Ein schöner dichter Auftakt, in dem Tim Seeley weiblichen Hauptfiguren einmal mehr den Vortritt lässt. Gegensätzlich positioniert raufen sie sich in einer amerikanischen Kleinstadt zusammen, weil große und kleine Rätsel sie dazu zwingen. Für eine weiterhin spannende Fortsetzung ist mit dem Ende Tür und Tor geöffnet und es wird bestimmt interessant, wie Seeley den mythischen Aspekt der Handlung verfolgen wird. Gut schaut es, auch eben dank des künstlerischen Duos Mike Norton und Mark Englert, bisher aus. 🙂

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Link: timseeleyart.blogspot.de (Blog von Tim Seeley)