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Comic Blog


Sonntag, 04. Oktober 2009

Isnogud – Buch 5

Filed under: Cartoon — Michael um 15:38

Die gesammelten Abenteuer des Großwesirs Isnogud - Buch 5Ein Besuch im Wachsfigurenkabinett kann anspornend sein. Besonders inspirierend wird es angesichts einer Sammlung von Bösewichtern, die es zu ihrer Zeit verstanden, wie man eine Person aus dem Weg schaffte, die einem im Weg stand. Klar, dass Isnogud bei historischen Größen wie Brutus oder Al Capone auf Ideen kommt. Als sich noch die Gelegenheit ergibt, sich dieser berühmten Mörder in Natura zu bedienen (und auf den Kalifen zu hetzen), gibt es kein Halten mehr. Allerdings ist die Kontrolle über diese insgesamt unberechenbare Bande alles andere als einfach.

In Anlehnung an das berühmte Werbeplakat zum Film Der weiße Hai gestaltet sich das Titelbild mit einem fröhlich schwimmenden Isnogud. Gleichzeitig lässt sich kaum eine bessere Umschreibung für die Schwierigkeiten des Wesirs finden, der doch so gern und so häufig versucht, in die Fußstapfen des Kalifen zu treten. Während er noch versucht, irgendwie den Kalifen loszuwerden, wartet das Unglück (oder auch das verdiente Missgeschick an der nächsten Ecke).

Goscinny, der begnadete Texter von Asterix, Lucky Luke, Umpah-Pah, Pitt Pistol oder auch Isnogud, bricht hier aus gewöhnlichen Erzählstrukturen aus und spricht auch schon mal den Leser direkt an. Derlei Spielereien kennt Komödienfan aus dem einen oder anderen Medium, vielleicht sogar aus einem Woody-Allen-Film. Wenn die Leser dem Autor und dem Zeichner ein Ultimatum stellen, fordern, Isnogud sei innerhalb der nächsten 15 Seiten zum Kalifen zu machen, weil die Geschichte doch langsam etwas unglaubwürdig wird, dann ist eine gewisse Surrealität angesagt.

Isnogud wird kurzerhand zu etwas gemacht, das er nicht ist. Genauer: Diverse Proben sprechen ihm einen Charakter zu, mit dem eine Komödie kaum glaublich scheint. Und am Ende? Ist er dann Kalif? Diese Frage darf (ohne zuviel zu verraten) glasklar mit Nein beantwortet werden.

Wer hat den Fischteich ausgeschleckt?

Ein Geist soll Verwirrung stiften. Dabei ist zuallerst einmal fraglich, ob er überhaupt existiert. Isnogud hingegen hat sich schon auf viel waghalsigere Experimente eingelassen. Wenn ein Geist in der Lage ist, einem Kalifen den Verstand zu rauben, dann ist das einen Versuch wert.

Wer hat den Schlickteich ausgefischt?

Verwirrung liegt aber auch auf den Seite des Lesers. Gnadenlos wird hier nach Pointen gefischt, häufig treffend, nicht immer, aber immer auf gewisse Art auch albern. Diese Albernheit würde einem Deutschen nicht zu Gesicht stehen, frankobelgisch jedoch wird sie nicht nur geduldet, sondern auch verlangt, denn nur dort scheint sie auch immer wieder zu funktionieren.

Wer hat den Schleckfisch ausgeteicht?

Ob Märchenwelt, ob parlamentarische Demokratie oder Skandalblätter, Goscinny ist nichts heilig. Aus allem scheint er eine Komödie machen zu packen. Stets wird alles sehr gut in die Kulissen der prächtigen Stadt eingefügt, stets ist Isnogud ein persisches Balduin das Nachtgespenst, immer cholerisch, immer am Rande des Nervenzusammenbruchs oder schon weit jenseits davon. Da bleibt nicht nur kein Auge trocken, da entsteht ein Dauergrinsen, das einem auch nicht vergeht, wenn Isnogud schlussendlich die Stimme versagt. Und für den, der einfach nicht viel Zeit hat, auf den wartet eine Sammlung von Einseitern für den kleinen Humorhunger zwischendurch.

Er schafft es zwar immer noch nicht, Kalif zu werden, dafür darf aber weiterhin herzhaft gelacht und geschmunzelt werden. Goscinny und Tabary sind (waren) immer noch in Bestform. Vorbildhaft, sehr humorvoll, immer noch aktuell. Klasse! 🙂

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Donnerstag, 27. August 2009

Die Maxiausgabe der Minimenschen 4

Filed under: Cartoon — Michael um 18:34

Die Maxiausgabe der Minimenschen 4Es war im Dezember 1941, als der britische Angriff auf ein deutsches Tankschiff stattfand. Leider verschwand dabei auch das britische Jagdflugzeug mit der Kennung Moskito 417. An Bord befand sich der Vater von Andreas, eines der Minimenschen. So lange hat Andreas schon in der Umgebung des Angriffs nach seinem Vater gesucht und nichts gefunden. Doch heute hat er dazu einen neuen Verbündeten: Renaud. Und Renaud liebt scheinbar aussichtslose Aufgaben. Eine weitere Suche beginnt.

Piraten! Seron ist mit diesem Thema aktueller denn je. Ein großer weißer Zweimaster zieht seine Bahn über das Meer und taucht dort auf, wo etwas zu holen ist: Er überfällt moderne Kreuzfahrtschiffe. Pierre Seron und Hao nehmen ihre damals wahrscheinlich meist jugendlichen Leser mit auf eine Schauermähr Reise, auf der ihr kleiner Held Renaud eine weitere seiner unheimlichen Begegnungen hat. Diesmal allerdings handelt es sich wieder um ein Sahnehäubchen.

Alles beginnt, wie stets bei Seron und seinen kreativen Mitstreitern, ziemlich normal. Hier ist es ein kleines Walfangboot, das den Blick des Betrachters auf sich zieht. Aber es ist auch ein sehr kleines Walfangboot, so klein, wie es eben bei Minimenschen aus Eslapion (der kleinen Stadt der Minimenschen) der Fall ist. In einem solchen Fall wird ein Thunfisch zum Wal. Und wie einst der weiße Wal geht auch dieser Thunfisch mehr als nur rabiat mit dem Schiff und seiner Besatzung um. Alleine daraus ließe sich schon eine Geschichte entwerfen. Aber Seron und Hao ist das alles noch zu normal. Wenig später wandelt sich der Auftakt in eine Suchaktion, die so auch aus dem Nebel des Grauens entliehen sein könnte.

Im Zuge der Erarbeitung des Rätsels Lösung kommen selbstverständlich wieder eine ganze Reihe von Fluggeräten zum Einsatz. Außerdem ist eine ausgefeilte Technik letztlich der Kern des Geheimnisses. Weniger gruselig (und in gewisser Weise mit dem Abenteuer um das Geisterschiff verbunden) verläuft das Abenteuer Das Auge des Zyklopen. Dafür ist es technisch aufwändiger (für jene, die mitspielen) und auch grafisch etwas darstellungsfreudiger. Eine Illusionsmaschine sorgt für falsche Einsichten wie Häuser, Straßenzüge, Fahrzeuge und Menschen. Ausgerechnet ein Großer bildet mit seinen Erlebnissen den Auftakt der Handlung. Hier könnten die Einfälle eines Fantomas in der Komödientrilogie mit Louis de Funes Pate gestanden haben. Wenn den eigenen Augen nicht mehr zu trauen ist und plötzlich eine Freiheitsstatue auf der grünen Wiese steht, dann haben Seron und Hao wieder zugeschlagen und treiben einen blendenden Schabernack mit ihren Lesern.

Nicht nur die technischen Zeichnungen, die Kulissen aus Landschaft, Fahrzeugen, Städten und anderem haben es Seron angetan. Zwischendurch menschelt es ordentlich. So oft auch diverse Luftflitzer zum Einsatz kommen (besonders gerne Jagdflieger aus dem Zweiten Weltkrieg oder auch die heißgeliebte Mirage), so gut arbeitet Seron auch mit seinen Charakteren. Neben wiederkehrenden Figuren, allen voran natürlich Renaud, bemüht sich Seron auch um die Nebenrollen. Gleich mit der Kurzgeschichte Das Haus zum grünen Zahn werden alle Beteiligten sorgsam etabliert. Die Geschichte um einen entführten Jungen ist so aufgebaut, dass der Leser zu jeder Zeit den Fieslingen ihr Schicksal so richtig gönnt.

Aber der Spaß steht bei aller Ernsthaftigkeit manches Themas natürlich im Vordergrund. Dies betrifft die kleinen Geschichten Keine Violine für den Geiger, Das Haus der Stahls und erst recht Eine schlumpfige Reise, in der die kleinen Menschen auf die kleinen Schlümpfe treffen. Hier holen Seron und Hao einiges aus dem Crossover heraus, aber bestimmt nicht alles. Es muss ihnen zugute gehalten werden, dass ihnen auch schlicht der Platz fehlt. Beide Seiten hier zusammengebracht hätten eine bombastische Geschichte ergeben können. So liegt der Schwerpunkt auf Klamauk, der jedoch vorzüglich gelingt.

Kleine Klassiker, so steht es auf der Rückseite des vorliegenden Bandes. Treffender ließe es sich nicht sagen. Die Minimenschen sind zeitlose Klassiker und längst den Kinderschuhen entwachsen, für die sie einmal gedacht waren. Diese Komik funktioniert in allen Altersstufen. Ein schöner frankobelgischer Humor, uneingeschränkt empfehlenswert. 🙂

Die Maxiausgabe der Minimenschen 4: Bei Amazon bestellen

Dienstag, 25. August 2009

Inspektor Canardo 11 – Sterbenswörtchen

Filed under: Cartoon — Michael um 18:06

Ein Fall für Inspektor 11 - SterbenswörtchenEugen liegt im Sterben. Kein Wörtchen dringt mehr über seine Lippen, nur noch einige sinnlose Laute. Eugens Geist scheint längst weggedriftet zu sein. Dieser Zustand setzt seine Tochter und ihren Mann in höchste Alarmbereitschaft, denn der alte Mann hat noch nicht alle nötigen Informationen preisgegeben. Ein Detektiv muss her. Die Aufgabestellung ist recht einfach. Eugen war ein Kriegsheld, kämpfte im französischen Widerstand des Zweiten Weltkriegs und jagte den Nazis eine ordentliche Ladung Goldbarren ab. Und von diesen fällt bis zum jetzigen Tag jede Spur. Canardo kann die Sorge der Familie verstehen. Aber was kann er da tun?

Eine Menge! Doch das kann das Ehepaar für einhundert Dollar Kosten am Tag kaum ahnen. Seit kurzem ist Canardo im Besitz eines Prototypen, der Zeitsprünge ermöglicht. Was wäre besser, als ihn gerade jetzt einzusetzen, bei einer Spur, die geradewegs in die Vergangenheit, genauer in die letzte Etappe des Zweiten Weltkriegs führt. Canardo sucht das Haus des alten Eugen auf und sieht sich um. Kurz darauf stellt er das Zieldatum seines Zeitsprunggerätes auf den 1. Juni 1944. Nach dem Bestätigen der Sicherheitsabfrage ertönt ein Psch, es macht mehrere Male Bzzz und schließlich (Canardo mag es kaum glauben, ist aber erleichtert) landet der Detektiv mit dem gewohnt gelangweilten Blick pünktlich am Ziel.

Name: Eugen Molard. Vergangenheit: Kriegsheld. Völlig unbeeindruckt, selbst durch die Möglichkeiten der Aufklärung des vor ihm liegenden Rätsels, macht sich Canardo ans Werk. Und gerade diese Schnoddrigkeit ist es, die den Begegnungen von Canardo und Molard in den folgenden Jahrzehnten ihre ganz besondere Würze gibt. Nach und nach entschlüsselt Autor und Zeichner Benoit Sokal das Leben eines Franzosen, der zeitweise gefeiert wurde und schließlich ein ganz normales französisches Leben führte, einen eigenen Weinkeller inklusive.

Sokal, der sich für seine Krimireihe der Tiermenschen bedient und damit die Klassiker des Cartoons karikiert, hat bereits in der Vergangenheit bewiesen, dass er einen scharfen Blick auf das gesellschaftliche Leben hat. Ob es um das übliche Miteinander geht, Politik oder Terrorismus, manchmal ganz einfach nur Mord, stets blickt Sokal mit scharfen Auge hinter die bürgerlichen und gesellschaftlichen Fassaden und erzählt darüber mit scharfer Zunge und süffisantem Ton. Immer schwingt eines mit: Man kann diese Welt nicht ernst nehmen.

Wenn es mal wirklich lebensbedrohlich wird, läuft Canardos Selbstbeherrschung schon mal aus dem Ruder. Ansonsten ist er die Ruhe selbst. Sicherlich sind Canardos Auftraggeber die Initiatoren der Geschichte, das Gegengewicht zu Canardo ist jedoch der alte Eugen, den der Leser von Zeitsprung zu Zeitsprung durch die Jahrhunderte begleitet. Interessant ist, wie Eugen mit dem Gold umgeht, dass er den Nazis abgenommen hat: Nämlich gar nicht. Anstatt mit Fug und Recht ein schlechtes Gewissen zu haben, nutzt er das Gold, das ihm ein völlig anderes Leben beschert hätte, überhaupt nicht. Lieber verbleibt er in der Spur seines gewöhnlichen Lebens, nach dem Krieg nicht weiter beachtet und ansonsten auch nicht weiter respektiert, nicht einmal von seiner eigenen Familie.

Was sich hier als Kritik einer ernsten Geschichte lesen mag, ist in der Handlung selber stets mit einem kleinen gemeinen Humor durchsetzt. Gerade das macht diese (wie auch die anderen) Handlung so gut. Das leise Kratzen an der Fassade, unterstützt durch den Einsatz einer brandneuen Technik, die in ihrem ersten Test ausgerechnet einen Nationalhelden, einen ehemaligen Widerständler entlarvt. Sokal setzt die Geschichte wie gewohnt in fetten und ausdrucksstarken Strichen um. Seine Tiermenschen sind extra überzogen dargestellt, immer ist ihr Charakter ihnen ins Gesicht gebrannt. Tränen fließen hier schnell (sie hüpfen optisch geradezu davon). Stellvertretend für den Leser glaubt Canardo diesen Trauerbekundungen nicht. Eugens Leben hinterlässt einen grauen optischen Gesamteindruck. Nur ab und zu blitzt etwas Leben durch, wie in jener Szene, als das Versteck des Goldes gelüftet wird und sein Strahlen verheißt, was alles sein könnte, aber nicht ist.

Beinahe ein dunkles Märchen, weiterhin brillant von Sokal erzählt und illustriert, mit vielen Nuancen fast schon sezierend, aber immer unterhaltend und stets für ein Schmunzeln gut. So kennt der Leser seinen Canardo und nicht anders sollte er sein. Kult. 🙂

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Montag, 24. August 2009

Simpsons Comics 150

Filed under: Cartoon — Michael um 10:59

Simpsons Comics 150Däumelinchen erträgt es nicht mehr in ihrer Familie. Keiner bemerkt sie. Wenn sie bei Tisch etwas haben will, hört sie niemand. (Obwohl das eine von Homers Grundeigenschaften bei Tisch ist, denn da hat er immer nur das eine zu tun: Essen.) Das klitzekleine Mädchen verlässt das Elternhaus, nur um kurz darauf schon von einem Frosch gefressen zu werden. Und die Moral von der Geschichte … Nein, so schnell geht es dann doch nicht. Däumelinchen ist noch nicht tot. Sie darf zwar nicht spazieren gehen (Anspielung), aber soll verheiratet werden. Und so nimmt doch noch alles eine glückliche Wendung. So sind Märchen eben.

Bleibt alles andersen! Der Märchenman hätte seine helle Freude an der vorliegenden Sammlung umgestrickter Märchen. Die Simpsons räumen immer wieder mal mit Genres oder Persönlichkeiten auf. Mr. Flanders wollte eigentlich nur ein paar christliche Märchen haben und was bekam er vom Internetversandhaus geschickt: Märchen von Hans Christian Andersen. Flander kennt nur eine Lösung:

Das wird eine gute altmodische Bücherverbrennung.

Wie gut, dass sich Lisa Simpson zwischen den Barbecuegrill und die Kleinode der Kinderliteratur stellt. So wird Lisa zur Geschichtenerzählerin. Keine Frage, dass fortan sämtliche Märchencharaktere mit Simpsonsfiguren bestückt sind. Das hat dann sehr merkwürdige Auswüchse zur Folge. Ein nackter Homer geht über Bord und wird von einer Meerjungfrau mit dem Aussehen einer Marge Simpson gerettet. Letztlich frönt dieser Homer dann doch nur einer Leidenschaft: Bier. Die Verhohnepipelung einer kleinen Meerjungfrau ist nur der Auftakt.

Bei den folgenden kleinen Märchen ist die Kenntnis der einzelnen Simpsons-Charaktere kein Muss, aber es hilft doch ein wenig. Denn Ian Boothby (mit Linda Medley) kann sich in dieser Ausgabe nicht davon freisprechen, dass er dieses Blatt ordentlich ins Spiel gebracht hat. Das jeweilige Märchen gibt nur die Rahmenbedingungen vor. Der Prinz auf der Erbse, Das hässliche Entlein, Der Schatten, Däumelinchen und Die gute Mutter bieten darüber hinaus reichlich Platz für Situationskomik. Letztere Geschichte ist ein schönes Beispiel. Weint sich die gute Mutter auch die Augen aus (so dass sie in den Fluss fallen), der Fluss ist, wie er selber sagt, nicht an weiteren Organen interessiert und gibt nicht nur die Augen zurück, sondern lässt die Mutter auch trockenen Fußes passieren (wie einstmals Moses).

Zum Schluss, in der Rahmenhandlung, sobald Lisa den Nachbarsjungen alles erzählt hat, holt auch sie der Alltag wieder ein. Längst haben aktuelle Neuerscheinungen die Märchen von einst eingeholt. Die alten Andersen-Märchen sind viel zu brutal und ängstigend, deshalb sind die Jungen längst in etwas ganz anderes vertieft, sozusagen in etwas biologisch Abbaubares.

Ein mit einem Poster versehener sehr abwechslungsreicher Knaller. Die erste, auch umfangreichste Geschichte dürfte auch die beste sein. Gelacht werden darf wie immer reichlich. Die Kenntnis der einzelnen Figuren wie auch der originalen Märchen selbst kann dabei hilfreich sein. 🙂

Dienstag, 18. August 2009

Die Gifticks – Gesamtausgabe 1

Filed under: Cartoon — Michael um 19:43

Die Gifticks - Gesamtausgabe 1Ein Zeichner ohne Ideen? Ein Graus. Max Ariane (der hier erzählt und dessen Name vom Magazin Spirou geändert worden ist) befindet sich zwar an keinem künstlerischen Tiefpunkt, allerdings gibt es seitens des Verlages Forderungen, für die er gerade keine richtige Lösung parat hat. Er benötigt neue Figuren, frische Figuren, richtig gute Gegner für seine eigens ausgedachten Helden Pim und Puppi. Plötzlich, mittlerweile in höchster Verlegenheit angelangt, bringt sein Sohn ein Blatt mit nach Hause. Darauf sind drei kleine identisch aussehende Gestalten zu sehen. Die Gifticks steht zu den Figuren auf das Papier geschrieben. Und nicht nur das: Ihr unbekannter Künstler hat ihnen auch noch drei kleine Bomben dazu gezeichnet.

Max freut sich ganz einfach. Das Papier ist alt. Die Figuren werden es ebenfalls sein. Niemand wird es wohl aufregen, wenn er sie abzeichnet und für sein Projekt verwendet. Doch, wird es! Nämlich ihn selber! Kurz vor der Schlafenszeit schaut Max noch einmal nach seiner Kreation, aber das Papier ist leer. Dort, wo die Gifticks und ihre kleinen Bomben waren, sind die Figuren fein säuberlich entlang ihrer Konturen ausgeschnitten worden. Fortan häufen sich die unheimlichen Vorkommnisse und bald muss Max feststellen, dass es für ihn und seine Familie sogar um Leib und Leben geht.

Die Gifticks. Diesen Titel und Namen muss sich der Comic-Fan, der an komisch bösen Cartoons seine Freude hat, auf der Zunge zergehen lassen. Drei kleine Wesen haben nichts anderes im Sinn, als dem, der sie erweckt (und anderen), das Leben zur Hölle zu machen oder ihn gleich ganz um die Ecke zu bringen. Paul Deliege hatte die Idee zu diesen Gifticks. Ihre (genaue) Herkunft bleibt zunächst im Dunkeln. Mehr braucht es auch zu Anfang nicht. Sie sind da, sie machen Ärger und wie es sich bald herausstellt: Sie sind gemeingefährlich.

1976 erschienen ihre ersten Geschichten hierzulande auf Deutsch in Fix und Foxi. (Da werden ein wenig nostalgische Erinnerungen wach.) Besagtes deutsches Comic-Magazin war zwar nicht das einzige am Markt, aber sicherlich auf Augenhöhe mit seinem amerikanischen Konkurrenzprodukt. Und etwas wie die Gifticks gab es dort nicht. Diese drei kleinen Kerle, die von Deliege gezeichnet wurden und anfangs noch mit einer gewöhnlichen Metallschnalle am Hutband auftraten (erst später wurde daraus der signifikante Totenkopf) verbreiten nicht einfach nur das Chaos. Voller Überraschung konnte der jugendliche Leser hier miterleben, dass die kleinen Giftzwerge mit Pistolen umgingen.

Arthur Piroton übernimmt im ersten Abenteuer mit dem Titel Geheimnisvolle Bedrohung in diesem Sammelband die Zeichnungen der echten Menschen. Seine Arbeit ist auch gerade für diese Zeit (Entstehungsjahr: 1968) untadelig, aber das Gesamtergebnis ist hier noch nicht so rund, wie es eine Ausgabe später ist, nämlich mit Gefahr aus der Druckerpresse. Hier übernimmt Deliege die komplette Gestaltung und die Wirkung ist wie aus einem Guss. Die echten Menschen sind hier unwesentlich überzeichnet (man hätte annehmen können, Deliege kann das gar nicht). Gerade Jonas und sein Onkel, die sich hier hauptsächlich mit dem Gifticks auseinandersetzen müssen, bieten sehr schöne Identifikationen (gerade damals aus der Sicht von Kindern).

Drei Gifticks mit Getöse sind echt listick und auch böse …

Der Humor wird im zweiten Abenteuer auch deutlich größer geschrieben. Zuvor, im Auftakt, liegt der Schwerpunkt wirklich mehr auf der geheimnisvollen Bedrohung, während die Gifticks im zweiten Teil viel mehr zeigen dürfen, was sie drauf haben. Aus der all der Turnerei der Kleinen, ihren Ideen (wie sie zum Beispiel die Weltherrschaft erlangen wollen) und all den Anstrengungen, die sie in der Welt der Großen leisten müssen, um etwas zu bewegen (im wahrsten Sinne des Wortes), entsteht viel Situationskomik. (Man könnte meinen, es mit den Urahnen der Gremlins zu tun zu haben.) Spätestens, wenn die Gifticks mit Messer und Gabel angreifen, gibt es kein Halten mehr. Das hat ein wenig Peyo-Optik (Schlümpfe), wirkt aber fetter getuscht, ohne dass die Feinheiten vergessen werden.

Ein Klassiker des Humors, eine Komödie aus einer Hochzeit des Comics, die viele zeitlose Schöpfungen mit sich brachte. Die Gifticks: Man muss sie für das, was sie tun, hassen, aber andererseits sind sie furchtbar knuffick. Egal, ob man sie kennt oder nicht: Wer es humorick im Comic mag, sollte einen Blick riskieren. Comic-Nostalgiker sind hier sowieso absolut richtick. 🙂

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Samstag, 15. August 2009

Die weiße Tigerin 4 – Raubkatze auf dem Dach

Filed under: Cartoon — Michael um 20:15

Die weiße Tigerin 4 - Raubkatze auf dem DachFür Alix Yin Fu, die einiges durchmachen musste, um eine weiße Tigerin zu werden, eine Agentin im Dienste ihres Volkes, hat sich so manches verändert. Kurz zuvor waren die Einteilungen noch völlig klar. Nun stehen sich im Reich der Mitte zwei rivalisierende Gruppen gegenüber. Auch Alix muss sich nun entscheiden. Folgt sie dem Weg von Mao oder reiht sie sich hinter Chiang Kai-chek ein. Der chinesische General Tai Li nimmt Alix mehr oder minder die Entscheidung ab. Sein Flugzeug fällt hoch über Shanghai einem Attentat zum Opfer. Aber ist der General wirklich tot?

An der Seite ihres Mentors fällt die Seitenwahl nicht schwer. Ihr Auftrag in Shanghai fällt unter jene Kategorie, in der sich Alix immer ein wenig sträubt: Eine andere weiße Tigerin hat versagt. Und für Versangen gibt es nur eine Strafe, nämlich den Tod. Alix macht sich auf zur Erfüllung ihres Auftrages. Plötzlich – es war nur eine Frage der Zeit, da einige Protagonisten zwar kaltschnäuzig sind, aber auch eine große Klappe haben – begegnet sie einem bereits tot geglaubten General.

Der Tiger aus dem fernen Land kann den heimischen Wurm nicht besiegen.

China, das Land der Sprücheklopfer, im positiven Sinn gesagt, dort, wo die Weisheit ihre Geburtsstätte hat, ist hinter den Kulissen zu einem Kampfplatz geworden. Nationalisten unter Chiang Kai-chek ringen mit den Kommunisten unter Mao Zedong um die Macht. Inmitten dieser Auseinandersetzungen geht Alix Yin Fu weiter ihrer Tätigkeit nach: Sie ist eine weiße Tigerin, eine Agentin und nur der Tigerin Oberin verpflichtet. Alix, eine Perle ihres Landes, führt außerdem ihre Ausbildung fort. An der Seite ihres Mentors, Ji Hui lernt sie den Einsatz der 99 erlesenen Druckpunkte.

Alix, deren Abenteuer hier von Wilbur getextet wird, schaut immer ein wenig neugierig in die Welt. Alles ist stets neu. Sie saugt die Erfahrungen auf, ist wissbegierig, aber nimmt sich auch zurück, besitzt trotzdem Stolz, Energie und Tatkraft. Sie ist, wenn man dieses und die bisherigen Abenteuer genau betrachtet, ein Werkzeug mit eigenem Willen. Bereits von Anfang an ist Alix als sehr ernste (und ernsthaft handelnde) junge Frau konzipiert. Diese Geschichte weicht nicht von diesem Pfad der Ernsthaftigkeit ab. Alix gestattet (das absolut passende Wort dafür) sich nur ein einziges Mal ein kleines Lächeln.

Wenn der Finger auf den Mond zeigt, betrachtet der Narr den Finger.

Wenn Alix die Vernünftige ist, dann ist die Welt um sie herum wahnsinnig. Wilbur setzt diesen Grundgedanken fort. Wirre Ränkespiele, Eifersüchteleien um die Macht, Morde aus Spaß oder Irrsinn oder beides, eine Tigerin Oberin, die … Sind diese Ränkespiele eher ein wenig ernst, bietet chinesische Weisheit und auch Kampfkunst einen Teil des Spaßes für den Leser. Wenn Alix den ersten Druckpunkt, den Punkt des Lotus bei Sturm aus allen Himmelsrichtungen, mag man sich alles nur Erdenkbare darunter vorstellen, jedenfalls alles, was Lust und Qual gleichermaßen sein kann, wie der Schrei des unglücklichen Übungsobjektes vermuten lässt. (Immerhin hat sich die nichtasiatische Langnase freiwillig für diese Lektionen zur Verfügung gestellt. Wenn auch unter der Annahme, Alix werde ihm auf etwas andere Art zu Diensten sein. Das Mitleid des Lesers darf sich also in Grenzen halten.)

Conrad zeichnet mit einem leichten satirischen Strich. Weniger ist mehr und so schafft er es mit besonderer Kunstfertigkeit den einzelnen (wichtigen) Charakteren ein individuelles Aussehen zu verschaffen. Ganz nebenbei, so entsteht der Eindruck erschafft er die Welt von einst wieder auf Papier, eine Art Bruchstelle zwischen Vergangenheit und Moderne. Die wohl schönste Szene, die Conrad zu zeichnen hat, ist die Heimsuchung von Kang Sheng durch all die armen (oder auch weniger bemitleidenswerten) Seelen. Es dürfte sich dabei um die coolste Reaktion handeln, die ein Böesewicht je in einer solchen Situation von sich gegeben hat.

Ein feines komödiantisches Agentenabenteuer mit einer Alix, der es gelingt, nicht zwischen die Fronten zu geraten. Das neue Duo, Conrad und Wilbur, macht nahtlos dort weiter, wo Conrad noch im Alleingang zuletzt aufhörte. Weiterhin beste Unterhaltung, ein Einstieg sollte jedoch von Anfang an erfolgen, ansonsten bleiben für den Leser ein paar Fragen offen. 🙂

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Donnerstag, 25. Juni 2009

Spirou + Fantasio 48

Filed under: Cartoon — Michael um 18:54

Spirou + Fantasio 48 - Zu den Ursprüngen des ZZyklotrop und der Graf von Rummelsdorf sind beide verliebt. Aber wen von den beiden liebt die todkranke Miss Flanner? Um diese Frage zu beantworten muss die einstige Studienkollegin der beiden aber erst einmal überleben. Zyklotrop und sein Freund der Graf wissen, wann das verhängnisvolle Ereignis stattfand, welches zu dieser verhängnisvollen Situation führte. Aber was können sie daran ändern? Der Graf will den Zeitstrang nicht ändern. Zyklotrop hingegen hatte schon immer wenig Probleme, seine Skrupel über Bord zu werfen.

Alles hat ein Ende … Mit der vorliegenden 48. Ausgabe des Abenteuerduos Spirou + Fantasio endet auch die Arbeit des Duos Jean-David Morvan und Jose Luis Munuera an der Serie. Seit Band 45 waren die beiden dabei und hatten dem Team (Pips, das Eichhörnchen eingeschlossen) rund um den Grafen von Rummelsdorf ein neues Gesicht beschert.

Beim Originalverlag Dupuis war man wohl mit den Ergebnissen der beiden nicht mehr einverstanden und beinahe hätte es dieses Abenteuer auch nicht innerhalb der offiziellen Reihe gegeben, sondern wäre eine Spezialausgabe geworden. Der Leser darf sich in jedem Fall darauf freuen, denn Zu den Ursprüngen des Z wimmelt vor Anspielungen auf altbekannte Geschichten und besitzt außerdem die gewohnte Mixtur des alten Charmes und des jungen Schwungs.

Zyklotrop ist wieder da. Diese Tatsache allein ist für die beiden Abenteurer Spirou und Fantasio schon besorgniserregend genug. Aber, nicht ungewohnt, so doch immer noch unerwünscht, diesmal will er ihnen nichts tun, nein, er will ihre Hilfe. Diese Hilfe beinhaltet eine Rettungsaktion, die mitten hinein in die Vergangenheit führt und einiges auf den Kopf stellt, was die beiden Freunde in all ihren Jahren erlebt haben.
Morvan und Munuera (natürlich auch Yann LePennetier, der hier mit an Bord ist) setzen tatsächlich einen Schlusspunkt. Will man es weniger dramatisieren, könnte man es auch als Wendepunkt bezeichnen.

Liebe ist nicht gerade das größte Thema innerhalb von Comics. Sicherlich wird es komödiantisch herangezogen, aber ernsthaft behandelt wird es nur selten. Auch Spirou und Fantasio hatten ihre Begegnungen mit Frauen, so auch mit Steffi, der Reporterin, die hier auch ihren Gastauftritt hat. Die Rettungsaktion hier entsteht auch aus Liebe. Zyklotrop und der Graf von Rummelsdorf lieben die gleiche Frau, die leider durch einen Unfall in ferner Vergangenheit inzwischen im Sterben liegt. Also gilt es, so Zyklotrops Ansicht, die Vergangenheit zu verändern.
Es ist immer schwierig eine Figur in die Vergangenheit zu schicken. Im Comic ist das natürlich etwas einfacher. Das Konzept hier: Die Figur benötigt einen Gegenstand von dem Zeitpunkt, der als Ziel der Reise auserkoren ist. Genauer, es muss sich um den Zeitpunkt handeln, an dem die Figur in den Besitz des Gegenstandes gekommen ist.

Leider ist das wiederum nicht so einfach. Denn genau an der Stelle legt das Machertrio seinen Helden einen Stein in den Weg, der einen direkten Sprung zum Zeitpunkt des Geschehens unmöglich macht. Und so springt Spirou von Gegenstand zu Gegenstand und somit in jene Tage, in denen die beiden Freunde noch jung waren und das Leben noch vor ihnen lag. Allein dieser Grundgedanke lässt beim Lesen der einzelnen Passagen ein wenig Melancholie aufkommen. Es ist eine langläufige Serie und Spirou und Fantasio haben noch mehr Abenteuer absolviert, als Alben in dieser Reihe vorliegen. Bei Dupuis handelt es sich um die 50. Ausgabe (hierzulande die 48.). Ein Grund zum Feiern, vielleicht auch ein Grund für einen weiteren Neustart. Dieser wird bestimmt für ein neues Duo ebenso schwierig sein wie für die beiden, die sich jetzt hier verabschieden.

Allein die wenigen Rückblicke, die hier geboten werden, zeigen, wie zahlreich und einfallsreich die bisherigen Abenteuer waren. Liebevolle Verflechtungen der Figuren untereinander, haarsträubende und turbulente Ereignisse, erdacht von Comic-Legenden wie Andre Franquin haben aus den Charakteren und den Abenteuern ganz tolle Komödien gemacht, die ihre jeweilige Entstehungszeit mit Bravour überdauert haben. 70 Jahre sind beileibe kein Pappenstiel, für eine Comic-Reihe schon gar nicht.

Der Abschied von Morvan und Munuera fällt trotz allem, was immer auch an den beiden gemäkelt wurde, heiter aus. Es ist eine kurzweilige, witzige und spannende Geschichte. Munuera zeichnet mit dem besten Einsatz. Nicht umsonst hat er verschiedene Arbeiten zu Erfolgsveröffentlichungen wie Die Chroniken von Sillage oder Nävis abgeliefert. Sein Stil ist eine gelungene Mischung aus frankbelgischem Cartoon, ein wenig Manga und überbordender Slapstik. Hinzu kommt, je nach Vorgabe, noch eine hohe Detailverliebtheit. Wie gesagt, die Nachfolger werden es schwer haben. Hier kann man nur gespannt sein.

Eine aus der Sicht der Spirou-Fans melancholische Ausgaben, ein aus allgemeiner Sicht sehr schön gezeichnetes Abenteuer mit viel Dramatik und Humor. Morvan und Munera verabschieden sich hier mit leichter Hand und viel Sinn für die von ihnen betreuten Charaktere von Spirou + Fantasio. Schade. 🙂

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Links: http://casamunuera.blogspot.com/ (ein altes Weblog von Munuera, auch mit Bildern der vorliegenden Ausgabe)

Freitag, 22. Mai 2009

Simpsons Comics 148

Filed under: Cartoon — Michael um 12:41

Simpsons Comics 148Der Pantomime ist eigentlich nur auf eine kleine Spende aus, aber er bestiehlt die alte Frau einfach und türmt mit der Beute. Gut, dass Marge mit ihrer Tochter Lisa in der Nähe ist und außerdem noch auf Rollschuhen. Da heißt es, den Schutzhelm fester geschnallt und hurtig dem Dieb nach. Dieser hätte es sich auch nicht träumen lassen, dass ihm am Ende des Tages eine behelmte Marge Simpson ins Gesicht fliegt. (Kein Witz.) Und es wäre nicht Springfield, würde nicht ein Besitzer der hiesigen Roller-Derby-Mannschaft das Spektakel verfolgt haben und Marge ein Probetraining anbieten.

Ein Cover so schön, wir wollten’s noch mal seh’n. Irgendwie kommt einem dieses Titelbild, wie sogleich über dem Simpsons-Schriftzug angesprochen, bekannt vor. Tatsächlich liefert sich nun Marge Simpson ein Rennen. Während es in der 147. Ausgabe der Reihe nur im übertragenen Sinne ein Wettrennen zwischen Homer und dem Comic-Typ gab, muss Marge nun richtig ran und ihr Talent im Roller-Derby beweisen.

Bei uns hierzulande ist das Spiel Roller-Derby eher unbekannt. Cineasten können sich eine harmlosere Variante von Rollerball darunter vorstellen. Zwei Teams, bemannt mit weiblichen Spielern, fahren auf einer Bahn im Kreis und behindern sich gegenseitig. Dabei geht es ziemlich rabiat zur Sache, jedenfalls rabiater als es man(n) von Frauen für gewöhnlich gewohnt ist. Eric Rogers, der Autor, beschreibt die Laufbahn von Marge in diesem ungewöhnlichen Sport. Alles gipfelt in der Roller-Derby-Meisterschaft und im Spiel der Springfield Sitfires gegen die Shelbyville She-Devils.

Die sportbegeisterten Amerikaner können anscheinend nicht nur auf alles wetten, sie können auch alles mögliche spielen. Glaubt man dem Szenario, legen sie dabei in jeder noch so unbedeutenden Sportart einen ungeheuren Ehrgeiz an den Tag. Roller-Derby ist kein Spaß, alte Frau. Da heißt es, fressen oder gefressen werden. So äußert sich eine von Marges neuen Mitspielerinnen gegenüber der alten Frau mit den hochtoupierten blauen Haaren. Aber: Je weniger es ein Spaß für die Spieler ist, desto größer wird der Spaß für den Leser, denn Veralberung dieses Sports (der in Springfield sogar ein eigenes Museum vorweisen kann) ist wunderbar gelungen. Rogers beweist hier, dass er das Zeug zum Komödienautor besitzt.

Phil Ortiz hat es als Zeichner sicherlich nicht schwieriger als sonst, dafür ist das Szenario etwas ungewöhnlicher und dank der Action auch abwechslungsreicher. Manche Episoden sind viel statischer als diese, spielen in engeren Räumlichkeiten, ja, haben fast einen Kammerspielcharakter. Hier geht es zur Sache, dass die Fetzen fliegen, genauer die Rollschuhe (übrigens keine Inliner, sondern die guten alten Rollschuhe mit zwei vorne und zwei hinten parallel stehenden Rollen unter den Füßen). Hier kann sich Ortiz austoben und irgendwie, man meint es heraussehen zu können, scheint er an dem Szenario seinen Spaß gehabt zu haben, denn das Finale ist … sagen wir einmal außergewöhnlich, um nichts zu verraten.

Eine Frau dreht am Rad: Eine rasante Episode, in der Marge endlich mal wieder zeigen kann, dass sie ebenso komisch sein kann, wie alle anderen in der Simpson-Familie. 🙂

Simpsons Comics 147

Filed under: Cartoon — Michael um 12:39

Simpsons Comics 147Homer verkauft Comics aus dem Golden Age. Nun kann man sich streiten, ob es deshalb Comics aus dem Golden Age sind, weil ihr Besitzer, Homers Vater, inzwischen auch ein so genannter Golden Ager ist. Natürlich müsste Homer seinen Vater fragen, ob er die Comics überhaupt verkaufen darf, aber der versteht die Frage einfach nicht einmal. Er hat längst vergessen, dass er in der Vergangenheit Comics besaß. Aber wie können die Comics nun besonders gewinnbringend verkauft werden? Klar! Mit einem Comic-Laden! Am besten gleich gegenüber des Ladens vom allseits bekannten Comic-Typ!

Der ist natürlich alles andere als begeistert. Doch der Comic-Typ weiß es besser. Diese beiden Ahnungslosen wollen Comics verkaufen? Die haben doch keine Ahnung und nur Schund im Lager und in den Regalen. Homer sieht genau das als Herausforderung. Der Konkurrenzkampf nimmt eine unerwartete Wendung.

Sollte hier jemand Star Wars-Fan sein? Autor Eric Rogers kann sich angesichts der Eingangsszene nicht von diesem Verdacht freimachen. Homer und Bart stemmen sich, angetan mit Rüstungen imperialer Sturmtruppen gegen einen Haufen von Kartons. Wer nicht genau hinsieht, könnte sie für Luke Skywalker und Han Solo im Müllschacht des Todessterns halten. (Na, beinahe wenigstens.)

Comics: Unter Fans heiß begehrt, schauen Außenstehende eher fassungslos auf dieses Phänomen. Zwar haben sich Comics längst etabliert, ihre Verfilmungen werfen Millionen ab, aber mit Comics werden vielfach immer noch als Kinderkram angesehen. Und Homer macht da keine Ausnahme. Zuerst jedenfalls. Denn Eric Rogers präsentiert einen Homer, der, wie von einem unheimlichen Virus befallen, sich langsam verwandelt, in etwas Neues, etwas anderes: Einen Comic-Typ!

Wo Rogers aufhört, fängt Chuck Dixon erst an. In einer kleinen Folgegeschichte stellt der Simpsons-Autor Marge Simpson in den Vordergrund und verdeutlicht auf wenigen Seiten, mit welcher Rabaukenfamilie sich die blauhaarige Hausfrau herumschlagen muss. Aus dem simplen Alltag wird schnell ein kleiner Kriminalfall im Stile einer Miss Marple. Nehmen die Simpsons in der ersten Geschichte noch ihr eigenes Genre auf die Schippe (Homer will von Frank Miller wissen, wann es eine Fortsetzung zu 300 gibt.), kann es in der zweiten Geschichte eigentlich nur einen geben … Eine Lösung, besser gesagt.

Durchgehend gute Zeichnungen, dank eines strikt eingehaltenen grafischen Konzepts, garantieren einen augenzwinkernden Spaß. Natürlich gibt es im übertragenen Sinne eines Suchbilds wieder eine Menge Anspielungen aufzuspüren. 🙂

Samstag, 16. Mai 2009

Futurama 34

Filed under: Cartoon — Michael um 12:06

Futurama 34Die Cygnus, ein riesiges Tiefenraumschiff, treibt am Rande des Schwarzen Lochs, als sich unweit von ihr ein Dixi-Klo im Raum materialisiert. Die Besatzung reagiert panisch. Eine Kurskorrektur bewirkt das Furchtbare und das Schwarze Loch erledigt seine Arbeit. Weg ist die Cygnus. Fry und seine Freunde bemerken davon nicht allzu viel. Eigentlich muss man sagen, sie bemerken davon überhaupt nichts. Selbst wenn sie es bemerken würden, wäre es auch uninteressant. Sie finden es viel faszinierender, dass ein Spülvorgang einen interdimensionalen Sprung auslöst.

Es war einmal ein Film, in dem ein sehr junger Keanu Reeves in einer Telefonzelle durch die Zeit reiste. Wenn es mit einer Telefonzelle funktioniert, warum nicht auch mit einem Dixi-Klo? Und nicht nur durch die Zeit, sondern gleich durch die gesamte Galaxis. Nun, das ist kein Wunschtraum von Al Bundy und einem Ritt auf einer Ferguson, sondern ein Einfall von Ian Boothby, als Autor auch bei den Simpsons unterwegs. Wer hat sich noch nie einen interdimensionalen Sprung beim Betätigen der Toilettenspülung gewünscht? So oder ähnlich muss es sich Boothby gedacht haben, als er sich diese Geschichte ausgedacht hat.

Auf höchst anschauliche Weise, mit einer winzigen Prise Gesellschaftskritik, man könnte auch Satire sagen, zeigt Boothby, was passieren kann, wenn sich eine Gesellschaft in den virtuellen Weiten eines Computerspiels verliert. Ein ganzer Planet spielt World of Battlecraft. Ob das eine Anspielung sein soll? Man weiß es nicht genau. Der Retter in diesem Szenario heißt Dr. Zoidberg. Er zieht durch einen dummen Zufall einfach den Stecker raus.

Die Sprünge durch all die Welten sind außerordentlich verrückt, seltsam und abwechslungsreich. Sicherlich persifliert Boothby hier auch eine Erfolgsserie wie Sliders, die sich zum Schluss in allzu vielen unsinnigen Sprüngen verlor und in eine merkwürdige SciFi-Mixtur abdriftete. Auch bei Boothby wird es immer krummer, besonders dann, wenn Fry und seine Freunde auf alternative Persönlichkeiten ihres Egos treffen oder herausfinden, was aus einer Verbindung von Fry und Leela entstehen kann: Nichts Gutes.

Boothby konzentriert sich stark auf seine Spieler, vergisst aber auch die kleinen Einsprengsel anderer SciFi-Spektakel nicht. Diese sind hier aber weniger deutlich eingebunden. Darüber hinaus ist das Dixi-Klo auch eine Anspielung auf Doctor Who, in Großbritannien sehr erfolgreich, hier eher stiefmütterlich vernachlässigt, aber sicherlich ein ebensolcher Klassiker wie Per Anhalter durch die Galaxis. Viele andere kleine Spitzen zielen auf den englischen SciFi-Humor ab, sogar die Beatles werden mit ihrem Yellow Subamarine zitiert. Boothby greift also in die etwas ferner gelegene Trickkiste, in eine Zeit und Unterhaltungsphase, die jüngeren Lesern eher unbekannt sein wird.

Witze unter der Gürtellinie, nur eben etwas anders, als es der Leser angesichts dieser Formulierung gewohnt sein mag. Zwar finden sich hier kryptonische Datenkristalle in einem Urinal, aber das sollte niemanden davon abhalten, aus seinem Schmunzeln einen satten Lacher werden zu lassen. Herrlich. 🙂