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Comic Blog


Dienstag, 18. August 2009

Die Gifticks – Gesamtausgabe 1

Filed under: Cartoon — Michael um 19:43

Die Gifticks - Gesamtausgabe 1Ein Zeichner ohne Ideen? Ein Graus. Max Ariane (der hier erzählt und dessen Name vom Magazin Spirou geändert worden ist) befindet sich zwar an keinem künstlerischen Tiefpunkt, allerdings gibt es seitens des Verlages Forderungen, für die er gerade keine richtige Lösung parat hat. Er benötigt neue Figuren, frische Figuren, richtig gute Gegner für seine eigens ausgedachten Helden Pim und Puppi. Plötzlich, mittlerweile in höchster Verlegenheit angelangt, bringt sein Sohn ein Blatt mit nach Hause. Darauf sind drei kleine identisch aussehende Gestalten zu sehen. Die Gifticks steht zu den Figuren auf das Papier geschrieben. Und nicht nur das: Ihr unbekannter Künstler hat ihnen auch noch drei kleine Bomben dazu gezeichnet.

Max freut sich ganz einfach. Das Papier ist alt. Die Figuren werden es ebenfalls sein. Niemand wird es wohl aufregen, wenn er sie abzeichnet und für sein Projekt verwendet. Doch, wird es! Nämlich ihn selber! Kurz vor der Schlafenszeit schaut Max noch einmal nach seiner Kreation, aber das Papier ist leer. Dort, wo die Gifticks und ihre kleinen Bomben waren, sind die Figuren fein säuberlich entlang ihrer Konturen ausgeschnitten worden. Fortan häufen sich die unheimlichen Vorkommnisse und bald muss Max feststellen, dass es für ihn und seine Familie sogar um Leib und Leben geht.

Die Gifticks. Diesen Titel und Namen muss sich der Comic-Fan, der an komisch bösen Cartoons seine Freude hat, auf der Zunge zergehen lassen. Drei kleine Wesen haben nichts anderes im Sinn, als dem, der sie erweckt (und anderen), das Leben zur Hölle zu machen oder ihn gleich ganz um die Ecke zu bringen. Paul Deliege hatte die Idee zu diesen Gifticks. Ihre (genaue) Herkunft bleibt zunächst im Dunkeln. Mehr braucht es auch zu Anfang nicht. Sie sind da, sie machen Ärger und wie es sich bald herausstellt: Sie sind gemeingefährlich.

1976 erschienen ihre ersten Geschichten hierzulande auf Deutsch in Fix und Foxi. (Da werden ein wenig nostalgische Erinnerungen wach.) Besagtes deutsches Comic-Magazin war zwar nicht das einzige am Markt, aber sicherlich auf Augenhöhe mit seinem amerikanischen Konkurrenzprodukt. Und etwas wie die Gifticks gab es dort nicht. Diese drei kleinen Kerle, die von Deliege gezeichnet wurden und anfangs noch mit einer gewöhnlichen Metallschnalle am Hutband auftraten (erst später wurde daraus der signifikante Totenkopf) verbreiten nicht einfach nur das Chaos. Voller Überraschung konnte der jugendliche Leser hier miterleben, dass die kleinen Giftzwerge mit Pistolen umgingen.

Arthur Piroton übernimmt im ersten Abenteuer mit dem Titel Geheimnisvolle Bedrohung in diesem Sammelband die Zeichnungen der echten Menschen. Seine Arbeit ist auch gerade für diese Zeit (Entstehungsjahr: 1968) untadelig, aber das Gesamtergebnis ist hier noch nicht so rund, wie es eine Ausgabe später ist, nämlich mit Gefahr aus der Druckerpresse. Hier übernimmt Deliege die komplette Gestaltung und die Wirkung ist wie aus einem Guss. Die echten Menschen sind hier unwesentlich überzeichnet (man hätte annehmen können, Deliege kann das gar nicht). Gerade Jonas und sein Onkel, die sich hier hauptsächlich mit dem Gifticks auseinandersetzen müssen, bieten sehr schöne Identifikationen (gerade damals aus der Sicht von Kindern).

Drei Gifticks mit Getöse sind echt listick und auch böse …

Der Humor wird im zweiten Abenteuer auch deutlich größer geschrieben. Zuvor, im Auftakt, liegt der Schwerpunkt wirklich mehr auf der geheimnisvollen Bedrohung, während die Gifticks im zweiten Teil viel mehr zeigen dürfen, was sie drauf haben. Aus der all der Turnerei der Kleinen, ihren Ideen (wie sie zum Beispiel die Weltherrschaft erlangen wollen) und all den Anstrengungen, die sie in der Welt der Großen leisten müssen, um etwas zu bewegen (im wahrsten Sinne des Wortes), entsteht viel Situationskomik. (Man könnte meinen, es mit den Urahnen der Gremlins zu tun zu haben.) Spätestens, wenn die Gifticks mit Messer und Gabel angreifen, gibt es kein Halten mehr. Das hat ein wenig Peyo-Optik (Schlümpfe), wirkt aber fetter getuscht, ohne dass die Feinheiten vergessen werden.

Ein Klassiker des Humors, eine Komödie aus einer Hochzeit des Comics, die viele zeitlose Schöpfungen mit sich brachte. Die Gifticks: Man muss sie für das, was sie tun, hassen, aber andererseits sind sie furchtbar knuffick. Egal, ob man sie kennt oder nicht: Wer es humorick im Comic mag, sollte einen Blick riskieren. Comic-Nostalgiker sind hier sowieso absolut richtick. 🙂

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