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Comic Blog


Mittwoch, 12. Dezember 2012

Marsch der Krabben – Erstes Buch

Filed under: Cartoon — Michael um 19:45

Marsch der Krabben - Buch 1 - Unter erschwerten BedingungenQuadratkrabben haben keine Namen. Warum auch? Meist begegnet man sich nur einmal im Leben und dann nie wieder. Wer also sollte sich einen Namen merken? Das Leben ist einsam und frustrierend für diese kleinen Quadratkrabben, die sich ihrer Frustration vollkommen bewusst sind. Außerdem werden sie noch gegängelt, von den wirklich großen Krabben. Eigentlich von allen. Menschen sind besonders schlimm. Und erst die Kinder. Kinder sind für die kleinen Quadratkrabben der Horror. Da heißt es Flucht, so weit die acht Beine tragen, so schnell wie möglich. Bis, eines Tages, ja, bis das Unvorstellbare geschieht!

Manchmal gibt es Überraschungen, die einfach begeistern: Sie sind neu, sie haben Pfiff, sind unglaublich unterhaltsam und besitzen einen hintergründigen Humor. Einmal mehr macht Arthur de Pins mit einem Comic auf sich aufmerksam, mit anderem Genre, vollkommen ungewohnten Figuren und einer tollen Idee. Der Marsch der Krabben, einer besonderen Art von Quadratkrabben, die Zeit ihres Lebens nur auf einer Bahn laufen können. In die eine oder die andere Richtung. Das erschwert die Begegnung mit anderen Quadratkrabben enorm. Die Möglichkeit einer Fortpflanzung scheint durch dieses Handicap kaum mehr gegeben zu sein.

Und dennoch schicken sich diese Krabben an, ihr Schicksal in die Hand (oder in die acht Beine) zu nehmen. Sie finden einen Trick, der es ihnen ermöglicht, die Richtung zu wechseln. Sie müssen dafür nur zu zweit sein. Und schon gelangen sie überall hin. Arthur de Pins erzählt diese Problematik mit einem beinahe schon unbekannten Humor, ebenso leicht wie absolut effizient, dass man nur den Hut ziehen kann. Die kleinen weißen Krabbler, so gesichtslos und ununterscheidbar sie auch sind, sind rigoros sympathisch, auch mitleiderregend, so dass die menschlichen Charaktere (die es gibt) fast zu störenden Nebendarstellern werden.

Unter erschwerten Bedingungen ist nicht nur der Untertitel des ersten Bandes dieser Trilogie, es beschreibt auch ein wenig die Arbeit von Arthur de Pins, der erneut als Autor, Zeichner und Kolorist den Band umsetzt. Die Arbeiten von ihm waren bisher in deutlich neuer Cartonn-Manier gezeichnet, auch koloriert, besaßen aber auch einen deutlichen eigenen Strich, mit dem sich Arthur de Pins von anderen Comic-Schaffenden abhob. Hier beschreitet er den Weg in besonders künstlerischer Manier, beinahe ein wenig 60er, fast ein wenig Pop Art.

Die Farbwahl ist eher sanft, zart zu nennen. Grell springen einem die Farben nur in ganz seltenen Fällen entgegen: Sonnenbräune ist hier gleichzusetzen mit Sonnenbrand, entsprechend leuchtend präsentieren sich die Badegäste am Strand. Arthur de Pins setzt keine Außenlinien, eher Farbtrennungslinien und reduziert selbst diese auf das Nötigste. Neben den Vergleich mit der Pop Art lassen sich zur Veranschaulichung des grafischen Stils auch Bilder heranziehen, die aus zurechtgeschnittenen farbigen Papieren oder Kartons entstehen. Aber De Pins schneidet sehr fein und mit stilsicherem Auge, fast schon modisch, ein Talent, das sich auch bei seinen anderen Veröffentlichungen zeigt.

Neben kleinen Begebenheiten wie den Begegnungen der Menschen am Rande der Krabbenschicksalswege und den Abenteuern, die sich besonders zuspitzen, wenn die kleinen Quadratkrabben auf der Flucht sind, ist besonders das Finale bemerkenswert, für das sich Arthur de Pins wirklich etwas ganz Besonderes hat einfallen lassen. Die Einführung hin zu diesem Höhepunkt erfolgt relativ spät, aber das ist egal. Selbst bei früherer Herbeiführung der Handlungsfäden, die hier zueinander finden, wäre das Ende so nicht vorherzusehen gewesen.

Ein Comic, der ein Lachen produziert, einen mit einem Schmunzeln am Ende entlässt, der überrascht, fröhlich stimmt: Arthur de Pins ist ein kleines Kunststück gelungen. Comic, Märchen, Abenteuer, Komödie. Herrlich! 🙂

Marsch der Krabben, Buch 1, Unter erschwerten Bedingungen: Bei Amazon bestellen

Dienstag, 27. November 2012

Zombillenium 1 – Gretchen

Filed under: Cartoon — Michael um 20:47

Zombillenium 1 - GretchenDer junge Mann hat ganz offensichtlich irgendwelche Schwierigkeiten. Höchstwahrscheinlich haben sie mit Geld zu tun, ansonsten käme er kaum auf die Idee, eine Bank zu überfallen. Andererseits hat noch kein Räuber mit einer vorgehaltenen Banane einen erfolgreichen Überfall durchführen können. Nur ein Spaßvogel also? Kurze Zeit später spielt das alles keine Rolle mehr. Der junge Mann landet vor und unter einem Auto und die Insassen des Fahrzeugs beschließen, den jungen Mann kurzerhand mitzunehmen. Ebenfalls kurz zuvor dachte der jungen Mann noch, sein Leben könne kaum schlimmer werden. Derlei Annahmen können, wie es sich hier wieder einmal zeigt, sehr täuschen.

Arthur de Pins hat mit seinen sehr verschiedenen Veröffentlichungen Aufmerksamkeit erregt. Frische Ideen, eine eigene Form der Gestaltung, plastisch, bunt und mit sehr unverwechselbaren Charakteren. Bisher geht Arthur de Pins seine Themen humoristisch an. Sei es das menschliche Paarungsverhalten, Lieblingssünden, oder auch die Abenteuer kleiner quadratischer Krabben, Marsch der Krabben,, der Grundtenor ist heiter, etwas absurd, liebenswert. Zombillennium entführt in einen ganz besonderen Vergnügungspark. Hier arbeitet nur, wer ein Dämon ist, ein Zombie, ein Vampir, Werwolf, auf jeden Fall eine Kreatur des Bösen, der Nacht ist. Dem am Genre Grusel oder Horror interessierten Leser dürfte klar sein, dass der Ulk hier in Serie daherkommt.

Gretchen, nicht nur der Untertitel des vorliegenden Bandes, sondern auch der Name der weiblichen Hauptfigur. Abgeklärt, abgehärtet, erfahren, kaltschnäuzig, cool, extrem schwer aus der Fassung zu bringen und mit einem schwarzen Herz aus Gold versehen, steht Gretchen bereit, um dem Neuling in Zombillenium mit gutem Rat, manchmal auch mit Tat zur Seite zu stehen. Arthur de Pins arbeitet mit einer modernen Zeichentrickoptik, die häufig den Anschein hat, sie sei insgeheim auch mit einem 3D-Programm entworfen und dann doch flächig koloriert worden.

Puppenhafte Figuren, auch durchaus ein wenig muppet-haft anmutend, karikierend gezeigt, überzeugen darüber hinaus mit wahnwitzigen Einfällen. Ein Zombie wirft nicht den Fehdehandschuh, sondern auch gleich die ganze Hand hin. Ein untoter Michael-Jackson-Imitator bringt die unsterbliche Tanznummer aus Thriller, samt roter Ledermontur. Wenn Vampir und Werwolf sich nicht einigen können, welcher Art denn der Neue werden soll, dann kann so ein Hals schon einmal ziemlich zerbissen aussehen. Und sogar der bekannteste Zauberschüler der Welt bleibt nicht unerwähnt.

Die Geschichte besitzt zeitweilig einen leichten Anarcho-Dogma-Charme (Kevin Smith lässt grüßen). Der Humor wie auch die Art der Bilder ist so leicht, auch vollkommen unangestrengt, dass auch Kinder ihren Spaß an der Geschichte haben können. Dies wird ganz besonders deutlich, wenn eben diese Zielgruppe mit ihren Eltern in Zombillennium unterwegs ist. Stilistisch sind sämtliche Zeichnungen zerbrechlich zu nennen, an die Hercules-Variante von Disney erinnernd mit einem schönen Anteil von Scooby Doo darin. (Auf seiner Homepage kann im Animationsbereich auch verglichen werden.)

Arthur de Pins hat sich mit seinen Ideen eine ganze eigene Ecke innerhalb des Mediums Comic erarbeitet, ein Künstler, der eigene Wege beschreitet, ohne mitzulaufen. Herausragend ist der leichte Humor, eine witzige Erzählweise über die ganze Länge der Geschcihte und ein tolles Gesamtbild. Mehr davon. 🙂

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Link: Homepage Arthur de Pins

Donnerstag, 27. September 2012

Miez Miez Miez

Filed under: Cartoon — Michael um 10:53

Miez Miez MiezEine Katzenklappe? Wie schön. Sie klappt so nett auf und zu. Aber was macht man damit? Eine Kiste mit so sandartigem Zeugs darin. Frauchen freut es, wenn man darin sitzt. Ja, aber was soll das? Die Tücken im Alltag der vielen Missverständnisse zwischen Katzen und Katzenbesitzern (es soll ja immer noch Menschen geben, die glauben, sie besäßen tatsächlich ihre Katzen). Wie erziehe ich meine Katze? Oder erzieht meine Katze mich? Die Katze und ihr unverstandenes Wesen, überschätzt, unterschätzt, ein egoistischer Held, ein ängstliches Kleinkind. Und außerdem, wenn sie irgendwo liegen will, dann will sie dort liegen. Und wenn sie spielen will, dann will sie spielen. Und wenn sie … Nicht, was der Mensch will. Warum kapieren Herrchen und Frauchen das einfach nicht?

Die Katze. Geheimnisvoll. Unabhängig. Geschickt. Oder doch nur einer der besten Hochstapler, die das Tierreich zu bieten hat? Glaubt man den Machern dieses Bandes, Miez Miez Miez, ist die Katze nur sehr geschickt darin, ihre Schwächen zu verbergen. Ist sie in Wahrheit doch nur, wenn auch liebenswerter, Tollpatsch, verfressen, nicht ganz so intelligent, wie sie vorgibt zu sein und will auch nicht immer draußen sein. Obwohl sie durch ihr Verhalten genau diesen Wunsch eine Minute zuvor noch geäußert hat.

Der Mensch liebt sein Haustier, ob Frauchen oder Herrchen, die Geduld für diese sehr eigensinnige Spezies auf vier Pfoten und mit einem sehr ausgewählten Geschmack, ist schier unendlich. Lapuss beschreibt die vielen witzigen Anekdoten mit treffendem Blick eines Katzenfreundes und der Erfahrung, die ein Stubentiger von der ersten Sekunde an gewillt ist, seinem Herrchen oder Frauchen zuteil werden zu lassen. Zeichner Labier zeigt die Katzen in allen Formen und Farben und häufig mit einem solch breiten Lächeln versehen, das selbst die Grinsekatz aus dem Wunderland nicht erreicht.

Die Klugheit der Katzen wird bei Lapuss und Larbier zum Mythos. Auch der Versuch des Menschen, eine Katze zu dressieren, mündet in kleine wie größere Katastrophen. Krallen können eine echte Herausforderung sein. Mahlzeiten, die schlecht erreichbar sind, sind oft reizvoller als alles andere. Außerdem zeigt sich eines ganz besonders: Aus Schaden wird keine Katze klug. Bei allen Abenteuern der tierischen Begleiter, die sich jeweils über eine Doppelseite ziehen und unterschiedliche Hauptdarsteller vorführen, ist der Blick immer liebevoll. Wenn die Katze schnurrt, sich anschmiegt und schnurrt, wer könnte da noch widerstehen?

Der Strich von Labier, der hin und wieder in seiner Ausprägung an Persiflagen von Garfield oder den Aristocats erinnert, ist prall, cartoon-versiert. Bleiben die Menschen, Herrchen wie Frauchen, immer gesichtslos (eigentlich sollte man sagen kopflos, was angesichts des uneingeschränkt nachsichtigen Verhaltens auch passt), so sind die Katzen auf ihre Art Clowns, die nicht nur mit Mimik, sondern mit ganzem Körpereinsatz bei der Sache sind.

Qietschbunt, in bester Zeichentrickmanier koloriert Rabarot die Vorlagen von Larbier. Das jeweils kurze filmische Vergnügen auf Papier zwingt zum Weiterblättern, lächeln, lachen, grinsen und gleich noch einmal von vorne beginnen, bitte, denn die Katzen sind einfach auch zum Knuddeln. 🙂

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Samstag, 15. September 2012

Spoon & White 8 – Neverland

Filed under: Cartoon — Michael um 16:10

Spoon & White 8 - NeverlandSie reden wie die Schtis, sind aber Belgier. Inmitten der Amerikaner führen sie jedoch ein ebenso bescheidenes Schiffbrüchigenleben wie alle anderen. Die Meldungen in der zivilisierten Welt, daheim in den Vereinigten Staaten wären entmutigend, würden die Überlebenden des Flugzeugabsturzes sie kennen. Niemand hofft dort mehr darauf, die verlorenen Passagiere jemals zu finden. Für Spoon und White ist die Lage allerdings noch viel schlimmer. Sie haben ihre angebetete Courtney Balconi, die Star-Journalistin, bei dem Flugzeugabsturz verloren. Was macht da das Überleben eigentlich noch Sinn?

Spoon & White sind LOST! Und nicht nur sie. Auch Courtney Balconi ist bei einem Flugzeugabsturz verloren gegangen. Die beiden Polizisten, Spoon und White, bei ihren Kollegen als Nervensägen verschrien und geradezu verhasst bei ihrem Chef, werden daheim nicht vermisst. Auf der einsamen Insel, wo es jeden Tag um das Überleben aller geht, sind solche Quälgeister wenig hilfreich. Spoon, so eben nur größer als die Pistole, die er trägt, liegt im ständigen Clinch mit dem einzigen Umweltschützer und Tierliebhaber auf der Insel. Und als wäre das noch nicht genug (es führt zu allerlei Schwierigkeiten), gibt es auf der Insel noch ein großes Geheimnis.

So weit, so LOST! Autor Jean Leturgie lässt aber Leser, die sich mit dieser Erfolgsserie nicht auskennen, nicht im Regen stehen. Die beiden Polizisten sind inzwischen derart eigenständige Figuren, so dass sie sich in die Schlange mit anderen Komiker-Duos einreihen können und mit der 8. Ausgabe der Reihe, Neverland, eine Show abliefern, die sich mit ihren Pointen von Anfang bis Ende steigert. Natürlich gibt es viele Anspielungen zu entdecken, allerdings schreibt Jean Leturgie so, als habe er bei den Großen des Fachs, Rene Goscinny oder Morris, gelernt.

Die Geschichte wird nicht chronologisch erzählt. Rückblenden erzählen zwischendurch, wie es den verschiedenen Charakteren ergangen ist. Das simple Überleben, ganz im Stil von Robinson Crusoe, steht im Kern der Erzählung, veralbert neben der erwähnten Mystery-Fernsehserie ein wenig die Belgier, Umweltschützer und das Medium Fernsehen als solches. Wenn gleich drei Fluchtmöglichkeiten sich förmlich in nichts auflösen (auf verschiedene Arten), dann hat Jean Leturgie bereits eine Menge Lachsalven auf den Leser abgefeuert. Sein Sohn, Simon Leturgie, komplettiert mit seinen Bildern die andere Hälfte des humoristischen Feuerwerkrezepts.

Simon Leturgie, der grafisch einen eigenen Stil aufweist, dennoch in den Fußstapfen von Cartoon-Größen wie Morris oder Tabary wandelt, schafft ebenso wie andere erfolgreiche Zeichner seiner Zunft den Kniff, mit relativ wenig Aufwand, einfachen Formen aussagekräftige Figuren von hohem Wiedererkennungswert zu schaffen. Nicht nur die Unterschiedlichkeit der beiden Hauptcharaktere (langer Schlaks, Gnom mit vergleichsweise großer Klappe) trägt zu diesem Ausdruck bei. Auch die Nebenfiguren, die hier erstmals auftreten, sind schnell etabliert und spielen sogar die stärkste Figur des Duos, Spoon, manchmal an die Wand.

Herausragend hier ist der Tierschützer Bulot, ein Gutmensch, wie er im Buche steht, der lieber verhungern würde, als das letzte Wildschwein auf der Insel zu essen. Mit wenigen, sehr gezielten Tuschstrichen entstehen die Charaktere, von leichter Hand gezeichnet. Wie gut Simon Leturgie sein Handwerk versteht, zeigt sich im Auftritt eines Johnny-Depp-Doubles, klassisch als Jack-Sparrow ausstaffiert.

Mit einer Vorankündigung auf die nächste Folge verabschieden sich Spoon & White vorerst. In dieser Folge, mit großem anarchischem Humor erzählt, fallen die Gags nicht nur seitenweise, sondern werden mitunter auch clever vorbereitet, um schließlich noch schöner zu zünden. Leturgie und Leturgie, Vater und Sohn, sind ein Dreamteam. 🙂

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Samstag, 01. September 2012

Die Maxiausgabe der Minimenschen 13

Filed under: Cartoon — Michael um 19:45

Die Maxiausgabe der Minimenschen 13Pfeil und Bogen gehören nun einmal nicht an Bord eines Passagierflugzeuges. Da kann der kleine Junge, der sein Spielzeug zurück haben möchte, so lange quengeln, wie er will. Pfeil und Bogen bekommt er tatsächlich nicht zurück, dafür hat er jedoch eine Rachemaßnahme parat, vergleichsweise harmlos, dafür aber sehr bunt. Die Reise gefällt dem Häuptlingssohn nicht besonders. Zwar geht es um eine bessere Bildung, die ihm zuteil werden soll, aber daheim ist es eben am schönsten. Als sich die Gelegenheit ergibt, einen Grund zur Rückkehr zu finden, ergreift er sie, und fliegt heim. Sehr zum Missfallen der Minis um Renaud, die dem Häuptlingssohn dabei helfen müssen.

Serons Einfallsreichtum ist der Garant der Serie. Immer neue Ideen und keine Scheu, auch einmal sehr ausgefallene Wege zu beschreiten. Das Titelbild des 13. Sammelbandes der Reihe gibt lediglich eine Andeutung auf die Albernheiten, die Seron, Autor und Zeichner, hier mit aller Ernsthaftigkeit, der Feinsinnigkeit, die anscheinend nur im französischsprachigen Raum zu finden ist, hier zum Besten gibt. Ein schwebender Indianer ist die Spitze des Eisberges an Einfällen, die die Minis in eine Geschichte über sich selbst, gegen Roboterhunde, in den modernen Wilden Westen und zu den Großen.

Duell lautet der Titel des Auftaktbandes der drei hier versammelten Abenteuer. Die Hauptfigur der Reihe, Renaud, der immer gerufen wird, wenn Not am Mann ist (oder der es auch selbst vortrefflich schafft, in das nächste Abenteuer zu schlittern), begegnet einem alten Feind. Der große Herzog von Habsgut hat mit dem kleinen Renaud aus der Mini-Stadt Eslapion noch ein Hühnchen zu rupfen. Das Besondere ist die Einführung in die Geschichte.

Ein junger Mann zeigt Renaud einen Comic, den er auf der Basis der Erzählungen des Abenteurers gestaltet hat. Ein Comic im Comic, mit Handlungen, die einem vage bekannt erscheinen und durch die Verschleierung des Originalcharakters, einer leicht veränderten Optik zu einem Abenteuer werden, das der Leser leider nicht zu Ende erleben kann, da hier das echte Abenteuer einsetzt.

Tönerne Back Backe und Sohn. Allein dieser Titel verdient schon Aufmerksamkeit, verrät er doch rein gar nichts über die Ereignisse, die auf den Leser warten. Wer glaubt, er gerate in eine Geschichte über einen Handwerkerbetrieb, sieht sich gewaltig getäuscht, denn hinter dem Titel verbirgt sich jenes Abenteuer über den schwebenden Indianer. Seron brennt hier ein solches Feuerwerk an Ideen und Gags ab, dass er sich selbst übertrifft. Wer die Abenteuer um die Minimenschen kennt, weiß, wie schwierig das sein muss.

Der kleine Indianer, eine Mischung aus Wickie und Pepe (aus Asterix in Spanien, dem Jungen, der so gerne die Luft anhielt). Fans des französischen Kinos könnten aber auch feststellen, dass Seron hier von Little Indian inspiriert worden ist. Ein klassischer (wenn auch moderner) Westernauftakt, sehr humoristisch, aber auch mit ernsten Untertönen (amerikanische Ureinwohner, die sich von weißen Rednecks mit einem geerbten Skalp verhöhnen lassen müssen), wandelt sich zu einer außergewöhnlichen Odyssee, wenn die Minis den kleinen Sturkopf retten und gezwungen sind, ihn in die Vereinigten Staaten zurückzubringen. Wer sich nun fragt, wie selbst ein Kind die Minis zu irgendetwas zwingen kann, muss diese Geschichte lesen. Es lohnt sich.

Bingo. Ein Stein ließ die Minis so klein werden, wie sie nun sind. Nicht alle sind glücklich über dieses abgeschiedene Leben. Und einige habe sich sogar gefragt, warum man nicht ein wenig Unsinn mit diesem Stein anstellt. Oder wenigstens mit einem Splitter davon. Sein Name war Bingo. Der Junge, der sich mit dem Steinsplitter mehr und mehr für einen Harry Potter hält, nimmt seinen Freund Floh in die große Stadt mit. Floh kann nur hilflos mit ansehen, wie Bingo immer schlimmeren Blödsinn anstellt. Wieder einmal ist Renaud gefragt. Seron kreiert eine Hetzjagd, fast schon eine Schnitzeljagd nach verkleinerten Gegenständen, die von Seite zu Seite mehr Fahrt aufnimmt.

Seron ist ein Komödienmeister und ein perfekter Illustrator humoristischer Action. Hier präsentiert er sich als Erzähler, der sich alles traut und gut daran getan hat, seine Minis nicht aus der Hand zu geben. 🙂

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Montag, 02. April 2012

Spirou + Fantasio 50 – Die dunkle Seite des Z

Filed under: Cartoon — Michael um 18:00

Spirou + Fantasio 50 - Die dunkle Seite des ZSpirou ist der bessere Basketballspieler. Wenigstens in der geringen Schwerkraft des Mondes kann ihm so leicht niemand etwas vormachen. Selbst der beste Basketballspieler der Erde kann ihm nicht das Wasser reichen. Vielleicht ist aber auch das Preisgeld von einer Million Dollar eine nicht unerhebliche Inspiration. Der Initiator der Mondstation, Zyklotrop, stellt das Projekt als harmlos dar. Der Wissenschaftler scheint endlich auf der richtigen Seite des Gesetzes angekommen zu sein. Auch lässt sich Fantasio ködern, indem er das Angebot erhält, der offizielle Biograf von Zyklotrop zu werden. Dennoch häufen sich die Missgeschicke. Letztlich ist die Mondstation alles andere als nur ein Vergnügungspark. Aber die Gefahr geht ausgerechnet von einer Person aus, von der es keiner erwartet hätte.

Alte Feinde, gute Feinde: Zyklotrop ist zurück. Bei allem, was den beiden Freunden Spirou und Fantasio im Laufe von 50 Bänden geschehen ist, bei jedem, mit dem sie zusammentrafen, mit dem sie sich anlegten, ist und bleibt der mit Graf von Rummelsdorf konkurrierende Zyklotrop der beste Charakter. Das quirlige Genie mit dem Hang zu Chaos und Weltherrschaft agiert hier im Hintergrund einer außergewöhnlichen Vergnügungsstätte: Dem Mond. Fabien Vehlmann entwirft eine Mondstation, wo Reiche, Schöne und Mächtige einen besonderen Urlaub verleben können. Ein Urlaubsort, der durch die Anwesenheit von Spirou und Fantasio noch ungewöhnlicher wird.

Denn Fabien Vehlmann belässt es nicht bei einem Abenteuer, das Szenarien wie Man lebt nur zweimal oder Moonraker in Erinnerung ruft. Auf dem Mond darf sich Spirou ausgerechnet in jenes Wesen verwandeln, das in einer außerordentlichen Abhängigkeit zum Mond steht: Ein Werwolf. Rasant, über alle Maßen dynamisch ist bereits der Einstieg nach einem kurzen Intro. Hier wird der Leser auf einer Seite im Stimmung gebracht, unabhängig von der nun folgenden Handlung. In der Folge wachen die beiden Helden in ihrem Schlafzimmer auf, sehen aus dem Fenster auf die Mondoberfläche und danach geht es Schlag auf Schlag. Vehlmann liebt die Verweise, die Anspielungen, den Kalauer, die wilde Aktion, den Seitenhieb und den Wortwitz wie auch den Spaß ohne Worte.

Für den Erfolg des letzteren ist natürlich Yoann maßgeblich mitverantwortlich. Der Stilistik des Übervaters der beiden kuriosen Helden folgend, Andre Franquin, sind die Äußerlichkeiten von Spirou und Fantasio etwas moderner, aber auf einer Linie mit den klassischen Abenteuern, was vielleicht der Hauptgrund ist, warum dieses Kreativteam auserkoren wurde, die Serie hauptverantwortlich fortzuführen. Dem sehr freien Strich der Handlung im Vordergrund stehen die Designs von Fred Blanchard gegenüber, der hier mit Einfällen strotzt.

Hüttengaudi auf dem Mond: Selbst bei geringer Schwerkraft sollen die schwerreichen Gäste nichts missen. So bieten die Kulissen ein alpenländisches Szenario ebenso wie Kasinos und südamerikanischen Dschungel. Yoann fühlt sich mit seinem grafischen Ausdruck sicherlich der frankobelgischen Tradition verpflichtet, gehört aber zu einer Generation, die von neuen Strömungen inspiriert wirkt. Yoann rangiert auf Augenhöhe mit einem Pierre Alary (Sinbad), könnte aber auch durch Zeichner wie Guy Davis oder Gabriel Ba beeinflusst worden sein. Insgesamt könnte man es einen freimütigen Zeichenstil nennen, der sich nicht in Ketten legen lässt.

Yoanns Stärken finden sich aber zweifellos auch im Gemäldecomicbild: Wie einstmals ein Carl Barks seinen Donald inszenierte, gestaltete Yoann für die Luxusausgaben der Geschichte einige Gemälde, die von ihrer Machart eher an Kinofilmposter erinnern und mit ihrer plastischen Farblichkeit nach größeren Drucken rufen.

Fabien Vehlmann und Yoann nehmen die beiden Freunde Spirou und Fantasio (natürlich fehlen auch der Graf und Pips nicht) mit auf den Mond in ein Abenteuer, in dem dank eines vielgestaltigen Ortes alles möglich ist. Mit vielen frischen Ideen reiht sich der 50. Band in den Humor der frühen Ausgaben ein, mit klassischem Klamauk, sehr sympathischen Figuren und einer unvorhersehbaren Geschichte. 🙂

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Link: www.mysteryo.com (Yoanns Homepage)

Sonntag, 26. Februar 2012

Gnome von Troy 1 – Derbe Späße

Filed under: Cartoon — Michael um 17:17

Gnome von Troy 1 - Derbe SpäßeSelbst die größten Helden waren einmal klein. Ihre Freunde ebenfalls. Ihre Feinde genauso. Doch früh übt sich, wer ein Held sein will. Und auch Boshaftigkeiten wollen einstudiert sein. Die kleine Cian spielt gerne mit Puppen, auch hat sie bereit in diesem jungen Alter eine Vorliebe für die Nachahmung einer Beziehung. Für den kleinen Lanfeust ist diese Art Spiel recht langweilig. In einer solchen Ehe passiert ja nichts! Da ist Cixi, Cians Schwester, weitaus mehr auf seiner Wellenlänge. Das schwarzhaarige Mädchen, das nicht mit Puppen spielt, sie aber köpft, hält es im Spiel auch lieber mit Ehestreit, bis die Fetzen fliegen. Für den zukünftigen Hitzkopf Lanfeust ist dies genau das richtige.

Diese Kinder! Christophe Arleston, als Autor eng mit dem Universum von Troy verwurzelt, kreiert hier Jugendepisoden der späteren Hauptfiguren eines Zweiges der Reihe, nach denen es überaus erstaunlich ist, dass Troy überhaupt noch existiert. Wo Klein-Lanfeust und Konsorten zuschlagen, bleibt kein Stein auf dem anderen. Aber immerhin auch kein Auge trocken. In einer so wundersamen Welt wie Troy, in der jedem Bewohner eine ganz besondere magische Gabe zuteil wird, ist der Moment, in der sie sich zum ersten Mal zeigt, natürlich einzigartig. Dieser Augenblick wird sehnsüchtig erwartet, obwohl niemand vorhersagen kann, welche Fähigkeit es sein wird. Und ob sie überhaupt einen gewissen Nutzen hat.

Christophe Arleston führt dem Leser zusammen mit dem Zeichner Tarquin positive wie auch negative Beispiele vor. Lebendigen Besen die ganze Hausarbeit machen zu lassen, ist eine Fähigkeit von der nützlichen Sorte. Wer aus den Ohren furzen kann, wirkt auf seine Umwelt eher befremdlich. Für Lanfeust ist es umso trauriger, da sich seine Fähigkeit Zeit lässt. Cixi kann längst Wasser zu Eis gefrieren lassen, nur Lanfeust schlägt sich mit den Spätfolgen des Essens seiner Mutter herum. Von einer besonderen Fähigkeit keine Spur.

Tarquin, der Zeichner, der sich dank seiner Arbeiten an Lanfeust von Troy und Lanfeust der Sterne wie alter Hase mit dem Troy-Universum und seinen Möglichkeiten auskennt, zeichnet mit einem sehr schmissigen, frechen Strich die Jugendabenteuer der bei den Fans allseits bekannten Helden. Kugelrunde Gesichter mit wilden Frisuren und breitem Grinsen: Der Friseur hat die Frisuren gestutzt. Die Rache der Jungen geht mit einem diabolischen Grinsen einher. In vielen Einseitern und einigen längeren Abschnitten widmet sich Tarquin dem Erwachsenwerden der Schlingel.

Mal erinnern die Grafiken von Tarquin an Bilderbücher, mal auch an MAD, dann wieder sind sie überaus putzig anzuschauen, aber immer trifft er mit seinen Bildern den richtigen, leicht anarchischen Ton, der das gesamte Universum von Troy trägt. Den Strichen schient keine Regel auferlegt worden zu sein. Wo der Strich hin soll, da sitzt er. Ob nun besonders dünn oder dick, krumm, schraffiert oder perspektivisch vielleicht immer ganz korrekt, spielt hier überhaupt keine Rolle. Das Gesamtergebnis zählt und das stimmt hier.

Ein Spaß im Quadrat: Erlaubt ist, wo der Humor die Geschichten hinträgt. In kleinen Episoden, in denen trotzdem eine Entwicklung der Kinder zu erkennen ist, toben sich Arleston und Tarquin regelrecht aus. Wer auch Spaß an den Kindern anderer Comic-Universen oder an Garulfo hat, liegt hier goldrichtig. 🙂

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Mittwoch, 22. Februar 2012

Spoon & White 7 – Manhattan Kaputt

Filed under: Cartoon — Michael um 18:08

Spoon & White 7 - Manhattan KaputtEin Hot Dog in morgendlicher Frühe? Für den Kommissar kein Problem. Vor allem nicht, da man ihn schon um halb fünf aus dem Bett geworfen hat. Als er den Grund dafür erfährt, bleibt ihm der nächste Bissen beinahe im Halse stecken. Kurz darauf ergibt sich eine Gelegenheit. Für den Beamten, der sich einen der Polizisten des Kommissars ausleihen will, bleibt nur eine Möglichkeit. Will er White in seinem Team haben, muss er auch Spoon nehmen. Das hätte er besser nicht getan.

Was ist schlimmer? Terrorismus? Oder zwei liebeskranke Polizisten? Die beiden Cops Spoon & White sind mit ihrer Fixierung auf die hübsche Fernsehjournalistin Courtney Balconi dem Liebeswahn nahe. Sind ihre Empfindungen schon häufiger durch eine Art von Übereifer geprägt, sind die beiden Polizisten in der Nähe der jungen Frau kurz vor dem Durchdrehen. Oder kurz dahinter. Weit dahinter. Denn für den Leser ist binnen weniger Seiten klar, wer für den Untertitel des 7. Bandes der Reihe verantwortlich ist: Manhattan Kaputt.

Nicht viel Zeit: Mit der TV-Serie 24, dem Konzept, eine Serie ungefähr in Echtzeit ablaufen zu lassen, entwickelte sich ein Quotenrenner von Staffel zu Staffel, dem Spoon & White hier ihren Tribut zollen. Die Macher des vorliegenden Bandes, Jean Leturgie, Simon Leturgie (Zeichner) und Franck Isard (Zeichner), lassen die beiden Comic-Cops in die knallharte Welt der Counter Terrorist Unit, kurz CTU, platzen. Wie unprofessionell die beiden sehr unterschiedlich gebauten Polizisten bei der Arbeit vorgehen, darf der Leser gleich zu Beginn bei einer Festnahmeaktion begutachten.

Im Schmelztiegel der Völker, den Vereinigten Staaten, können Namensgleichheiten auftauchen, die einen besonders diensteifrigen Polizisten schon einmal verwirren können. Während Spoon seinem nicht vorhandenen Instinkt folgt und einfach irgendeinen Martinez verhaftet, wäre White lieber einer präzisen Adresse nachgegangen und hätte den richtigen Martinez verhaftet, müsste er nicht all die Scharten auswetzen, die Spoon der Welt wieder beigebracht hat.

Damit wird auch das konsequent durchgehaltene Konzept der Reihe deutlich: Kaputt machen. Ob sie wollen oder nicht, das können die beiden Comedy-Polizisten nun einmal am besten. Mehr noch, in absoluter politischer Unkorrektheit wird gekalauert, durch den Kakao gezogen und eben Kleinholz gemacht. Spoon & White sind die (im besten Sinne) Demolition Men des Comics. Der Angriff auf die Lachmuskeln in diesem Band ist auch ein weiteres Mal ein Tiefschlag gegen die amerikanische Lebensart. Denn unter dem Strich, was hat (will man dem Terroristen in diesem Band glauben) die amerikanische Kultur der Welt vor allem gebracht? Kalorien.

Es ist ein Glück für die beiden Cops, dass ihre Umwelt noch einen Deut dümmer ist als sie selbst. In einer schmissigen Strichtechnik, die einerseits einer frankobelgischen Tradition folgt, andererseits noch etwas frecher ist als ein Andre Franquin, erfährt der Leser eine kleine Besichtigungstour durch New York, die selbstverständlich auch nicht den Central Park, die grüne, arg erschöpfte Lunge der Stadt, nicht auslässt. Die Gegend rund um einen Brunnen mit Motiven aus Alice im Wunderland wird kurzerhand zum Schlachtfeld. Na, eigentlich wird alles zum Schlachtfeld. Hat Spoon erst einmal seine Waffe gezogen, setzt diese Aktion einen Schneeball in Gang, der sich zu einer Lawine auswächst.

Simon Leturgie und Franck Isard vereinnahmen mit ihren Karikaturen und Parodien den Leser auf blitzschnelle Weise. Neben Franquin findet sich in der Stilistik auch ein wenig Groening, wie Figuren wie Spoon und der hier genüsslich aufs Korn genommene Zack Bauer zeigen.

Ein weiteres Feuerwerk: Manhattan ist in großer Gefahr. Die beiden Chaoten-Cops machen ernst. Wenn Bomben, Kanonen und Liebe zusammenkommen, kann alles passieren. Eine Explosion der Lachmuskeln ist die Folge. Wer herrlich schräge Comic-Comedy und Parodie mag, kommt hier voll auf seine Kosten. 🙂

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Dienstag, 24. Januar 2012

Die Maxiausgabe der Minimenschen 12

Filed under: Cartoon — Michael um 17:02

Die Maxiausgabe der Minimenschen 12Ein böses Überwesen: Allmächtig, allwissend. Sein Name: Tchakakahn. Renaud findet sich in einer Spielewelt wieder. Vor verpixelten Hintergründen erheben sich Pixelmonster, sind Fallen aufgestellt, wollen Plattformen, Abgründe und Leitern überwunden werden. Renaud ist im wahrsten Sinne des Wortes zu einer Art Spielball geworden. Doch um sein Leben zu retten, bleibt ihm keine andere Wahl. So begibt er sich auf einen Parcours, der ihm alles abverlangt. Durchhaltevermögen und Geschicklichkeit sind gefragt bei allem, was ihm in den Weg geworfen und geschossen wird. Schließlich wird es immer abstruser. Sogar seine Freunde treten ihm in verpixelter Form entgegen. Renaud war bereits oft in Gefahr, doch dies könnte wirklich sein Ende bedeuten …

Das ist es natürlich nicht. Aber bei Pierre Seron weiß man nie so recht, was vielleicht noch geschehen wird. Der Erzähler und Zeichner der Minimenschen macht was er will, Hauptsache, es macht Spaß. Im Interview im redaktionellen Teil der vorliegenden 12. Ausgabe der gesammelten Abenteuer der Minimenschen berichtet Seron von seinen Vorlieben, die merkwürdigerweise mehr auf Seiten von Architektur als auf den Entwürfen von Flugobjekten liegen. Diese Feststellung erscheint angesichts von Serons Fertigkeiten in diesem Bereich unwahrscheinlich, sind doch die Grafiken realer Vorbilder (häufig Jagdflugzeuge aus dem 2. Weltkrieg) wie auch die Eigenkreationen der Fluggeräte der Minimenschen nicht nur sehr genau gezeichnet, sondern bei letzteren auch schöne Beispiele für Fantasie im Comic.

Wie auch immer Seron über seine Arbeit denken mag, betrachtet man die hier drei abgedruckten Abenteuer Melting pot, 20.000 Meilen unter der Erde und Schönes Fest, Mama! wird sein ungeheurer Einfallsreichtum sehr schnell sehr deutlich. Dadurch, dass ihm nach eigener Aussage auch keine (oder kaum) Grenzen während des Ersinnens und Erzählens auferlegt werden, entstehen nicht nur immer neue Abenteuer im Lande der Minimenschen, manchmal bricht er auch aus gewohnten Erzählformen aus. So entstehen nicht nur besagte Nachahmungen von Jump-And-Run-Spielen, sondern auch Abschnitte, in denen der Leser direkt und ohne Umwege angesprochen wird. Auf den ersten Blick ist dies ungewöhnlich, auch gewöhnungsbedürftig, doch gerade dieses Ausprobieren, immer mit der nötigen Portion Schalk im Nacken, ist ein Garant für die Langlebigkeit der Serie. Denn so lässt sich nie vorhersagen, was möglicherweise Serons nächster Einfall sein wird.

Glück und Glas: Ersteres braucht Renaud ganz dringend, letzteres kommt ihm nämlich in die Quere, nur ganz anders, als vielleicht angenommen. In bester Abenteuermanier eines Jules Verne verschlägt es Renaud unter die Erde, wo es ziemlich persönlich wird. Renauds gespanntes Verhältnis zu Cedille, einer Blondine, die sich immer und überall ungefragt einmischt, ist den Fans der Reihe sattsam bekannt. Seltener kommt Renauds Familie zum Einsatz. So wir aus einer Geschichte, die ein wenig wie eine Gruselgeschichte beginnt, später eine Rettungsaktion mit haarsträubenden Situationen, in den Seron von Seite zu Seite Spannung und Humor bündelt. Seltsame Feinde, nervige Freunde (siehe Cedille) und ein über die Maßen anstrengender Vater sorgen für einen leicht wirkenden Humor.

Hotel Mama: Oder auch: Kleiner Mann ganz groß. Renaud hat es nach den ganzen Aufregungen erst einmal ins heimatliche Nest verschlagen. Seine Mutter, die nichts von seinem Minileben ahnt, überreicht ihm alsbald eine Postkarte aus Eslapion, der Heimatstadt der Minis. Renaud wird gerufen, nicht ahnend, dass er in eine Falle läuft. Bei Pierre Seron gewinnt im folgenden Abenteuer das kleine Wörtchen Fremdgesteuert eine völlig neue Bedeutung. Nach den Tiefen der Erde, den Einfällen, die starke Fantasy-Tendenzen aufwiesen, jongliert Seron in der dritten Episode des Sammelbandes mit Thrillerelementen, wie sie auch schon der bekannteste Geheimagent der Welt vorweisen konnte. Entsprechend könnte eine Amokfahrt mit einem Panzer als Verbeugung vor Mr. Bond verstanden werden, erinnert sie doch stark an die Sequenz aus Goldeneye. Darüber hinaus ist da Spiel mit einem alten Feind der Minis noch so ideenreich, dass hier die Spannungsentwicklung noch gelungener ist, als in den beiden vorherigen Abenteuern.

Sehr vielfältig, sehr abwechslungsreich: Fast wünscht man sich eine filmische Umsetzung der Minis. Der Einfallsreichtum der Serie wird von Seron einmal mehr zu neuen Höhen getrieben. Indem er sich keine Grenzen setzt, kann es zu jener wunderbaren Episode im Reich der Computerspiele kommen. Slapstick, Albernheiten, leichter Humor, Spitzfindigkeiten, aber auch Spannung in Serie finden sich in dieser vorbildlichen Comic-Unterhaltung. 🙂

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Montag, 09. Januar 2012

Mazehopper – Die fünfdimensionale Karte

Filed under: Cartoon — Michael um 19:46

Mazehopper 1 - Die fünfdimensionale KarteEin Labyrinth macht vor allem eines: Es reizt zum Entkommen. Dieser Reiz ist umso höher, je mehr seine Bewohner im Wissen ihr Leben fristen, dass es daraus kein Entkommen geben soll. Dieses ganz besondere Labyrinth, um das es hier geht, wurde über viele Jahrhunderte hinweg von Kobolden gebaut. Es ist riesig, unüberschaubar. Dennoch gibt es immer wieder Bewohner des Labyrinths, durch Zufall darin gefangen, die sich nicht mit ihrem Schicksal abfinden wollen und den Ausbruch wagen. Die Kobolde lassen keinen Ausbruch zu. Jeder, der es versucht, wird gnadenlos verfolgt. Denn, so lautet die Legende, wird nur ein Ausweg gefunden, bedeutet dies das Ende des Labyrinths.

Die Freunde Yunoni, Mazoo und Merdo, die in einem Drachenei leben, vom Labyrinth umgeben, erhalten eine Botschaft, die sie dazu auffordert, sich auf die lange Reise zu begeben, die sie hoffentlich aus diesem Irrgarten herausführen wird. Bereits nach kurzer stellen sich erste Ermüdungserscheinungen ein, wird ihre Geduld auf eine große Probe gestellt, da der Ausgang nicht nur nicht leicht zu finden ist, sondern anscheinend alles und jeder ihnen sie aufhalten will. Bis auf Heikki Looper, ein Hase, der sowieso schon auf der Jagdliste der Kobolde steht.

Der Weg ist das Ziel: Einmal losmarschiert gibt es nicht nur kein Zurück mehr, das Abenteuer ist ebenfalls auch nicht mehr aufzuhalten. Christoph Pirker schickt drei kleine, koboldhafte Hundchen in ein Cartoon-Fantasy-Abenteuer. Die drei Burschen sind peppig, fast modisch gekleidet und sehr reduziert dargestellt. Große Köpfe, kurze Arme, kaum sichtbare Beine, dafür umso größere Hasenfüße: So präsentieren sich die Helden auf der Flucht und sind so noch etwas ausführlicher gezeichnet als der Hase, der mit seinen riesigen Augen, den markanten Zähnen (ohne Nase) fast ein futuristisches Element einbringt.

Hier ist Knuffigkeit Trumpf. Christoph Pirker zeigt, dass es noch kleiner geht, knuffiger, wenn man so will. Er führt dem Leser die Chibis, die letztlich wie kleine Kissen mit Kriegsbemalung, Armen und Beinen sowie Bewaffnung aussehen. Wäre die Strichführung etwas genauer, im Vektorenstil, der heutzutage in manchen Cartoonserien so populär ist, würden sich die Mazehoppers stilistisch, aber auch durch ihren leicht anarchischen, aber auch nostalgischen Erzählstil dort nahtlos einreihen.

Sobald die drei Abenteurer nämlich auf die Hexe treffen, fühlt man sich ihre guten alten Verwandten aus den ebenso alten Cartoons erinnert: Mit grimmiger Augenpartie, kräftigem Kiefer (aber wieder ohne Nase). In dieser Sequenz passt sogar der Ablauf zu jenen Helden von einst, die sich eher unabsichtlich in eines dieser krummen Hexenhäuser verirrten und Gefahr liefen, dort verspeist zu werden.

Spaß und Abwechslung für junge Leser, frech und kurzweilig. 🙂

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