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Comic Blog


Mittwoch, 12. Dezember 2012

Marsch der Krabben – Erstes Buch

Filed under: Cartoon — Michael um 19:45

Marsch der Krabben - Buch 1 - Unter erschwerten BedingungenQuadratkrabben haben keine Namen. Warum auch? Meist begegnet man sich nur einmal im Leben und dann nie wieder. Wer also sollte sich einen Namen merken? Das Leben ist einsam und frustrierend für diese kleinen Quadratkrabben, die sich ihrer Frustration vollkommen bewusst sind. Außerdem werden sie noch gegängelt, von den wirklich großen Krabben. Eigentlich von allen. Menschen sind besonders schlimm. Und erst die Kinder. Kinder sind für die kleinen Quadratkrabben der Horror. Da heißt es Flucht, so weit die acht Beine tragen, so schnell wie möglich. Bis, eines Tages, ja, bis das Unvorstellbare geschieht!

Manchmal gibt es Überraschungen, die einfach begeistern: Sie sind neu, sie haben Pfiff, sind unglaublich unterhaltsam und besitzen einen hintergründigen Humor. Einmal mehr macht Arthur de Pins mit einem Comic auf sich aufmerksam, mit anderem Genre, vollkommen ungewohnten Figuren und einer tollen Idee. Der Marsch der Krabben, einer besonderen Art von Quadratkrabben, die Zeit ihres Lebens nur auf einer Bahn laufen können. In die eine oder die andere Richtung. Das erschwert die Begegnung mit anderen Quadratkrabben enorm. Die Möglichkeit einer Fortpflanzung scheint durch dieses Handicap kaum mehr gegeben zu sein.

Und dennoch schicken sich diese Krabben an, ihr Schicksal in die Hand (oder in die acht Beine) zu nehmen. Sie finden einen Trick, der es ihnen ermöglicht, die Richtung zu wechseln. Sie müssen dafür nur zu zweit sein. Und schon gelangen sie überall hin. Arthur de Pins erzählt diese Problematik mit einem beinahe schon unbekannten Humor, ebenso leicht wie absolut effizient, dass man nur den Hut ziehen kann. Die kleinen weißen Krabbler, so gesichtslos und ununterscheidbar sie auch sind, sind rigoros sympathisch, auch mitleiderregend, so dass die menschlichen Charaktere (die es gibt) fast zu störenden Nebendarstellern werden.

Unter erschwerten Bedingungen ist nicht nur der Untertitel des ersten Bandes dieser Trilogie, es beschreibt auch ein wenig die Arbeit von Arthur de Pins, der erneut als Autor, Zeichner und Kolorist den Band umsetzt. Die Arbeiten von ihm waren bisher in deutlich neuer Cartonn-Manier gezeichnet, auch koloriert, besaßen aber auch einen deutlichen eigenen Strich, mit dem sich Arthur de Pins von anderen Comic-Schaffenden abhob. Hier beschreitet er den Weg in besonders künstlerischer Manier, beinahe ein wenig 60er, fast ein wenig Pop Art.

Die Farbwahl ist eher sanft, zart zu nennen. Grell springen einem die Farben nur in ganz seltenen Fällen entgegen: Sonnenbräune ist hier gleichzusetzen mit Sonnenbrand, entsprechend leuchtend präsentieren sich die Badegäste am Strand. Arthur de Pins setzt keine Außenlinien, eher Farbtrennungslinien und reduziert selbst diese auf das Nötigste. Neben den Vergleich mit der Pop Art lassen sich zur Veranschaulichung des grafischen Stils auch Bilder heranziehen, die aus zurechtgeschnittenen farbigen Papieren oder Kartons entstehen. Aber De Pins schneidet sehr fein und mit stilsicherem Auge, fast schon modisch, ein Talent, das sich auch bei seinen anderen Veröffentlichungen zeigt.

Neben kleinen Begebenheiten wie den Begegnungen der Menschen am Rande der Krabbenschicksalswege und den Abenteuern, die sich besonders zuspitzen, wenn die kleinen Quadratkrabben auf der Flucht sind, ist besonders das Finale bemerkenswert, für das sich Arthur de Pins wirklich etwas ganz Besonderes hat einfallen lassen. Die Einführung hin zu diesem Höhepunkt erfolgt relativ spät, aber das ist egal. Selbst bei früherer Herbeiführung der Handlungsfäden, die hier zueinander finden, wäre das Ende so nicht vorherzusehen gewesen.

Ein Comic, der ein Lachen produziert, einen mit einem Schmunzeln am Ende entlässt, der überrascht, fröhlich stimmt: Arthur de Pins ist ein kleines Kunststück gelungen. Comic, Märchen, Abenteuer, Komödie. Herrlich! 🙂

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