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Comic Blog


Mittwoch, 23. Februar 2011

Die Gefährten der Dämmerung 3

Filed under: Abenteuer — Michael um 19:37

Die Gefährten der Dämmerung 3 - Das Fest der NarrenDas Mönchlein hat Mariottes Aufmerksamkeit geweckt, doch noch verweigert sich der junge Mann standhaft gegen die Verführungsattacken der nicht minder jungen, aber weitaus erfahrenen Frau. Es ist eine der wenigen heiteren Begebenheiten in diesen Tagen, in denen Wölfe ihr Unwesen treiben und die Menschen mit Furcht in die Nacht hinausblicken. Jacot hat seine Erfahrungen mit Wölfen. Er vertraut Mariotte eine Theorie an: Nicht nur Wölfe können dem Menschen gefährlich werden, sondern auch der menschgewordene Wolf. Der Werwolf. Nach einem furchtbaren Zwischenfall muss er Mariotte ein Versprechen abgeben, nämlich das Monster zu töten. Und Jacot, den das Schicksal so hart traf, willigt ein.

Man mag annehmen, Francois Bourgeon habe mit den beiden ersten Teilen der Trilogie lediglich Anlauf genommen, denn was er hier zeigt, ist eines der besten Mittelalterabenteuer und kann längst als Klassiker betrachtet werden. Mit satten 141 Seiten skizziert Bourgeon auf bombastische Weise ein mittelalterliches Abenteuer vor einer grandiosen Kulisse und zeigt die Epoche mit all ihren furchtbaren, schmutzigen, aber auch heiteren Facetten.

Wieder zieht Bourgeon Legenden hinzu, die Geschichten in dieser Geschichte, ein Form damaliger Unterhaltung, als aus Gerüchten schnell Mythen wurden. Der Ort der Handlung, das beschauliche Montroy, hat reichlich davon zu bieten, angefangen bei der alles überragenden Burg, deren felsiger Untergrund blutrot verfärbt ist. Ob nun vom Blute Hingerichteter oder vom Eisen, das den Berg durchzieht, mag der Betrachter für sich selbst entscheiden. Zu jener von Bourgeon geschilderten Zeit ist erstere Variante aber eher für gespannte Zuhörer geeignet, die fürchterliche Legende als Soap des Mittelalters.

Francois Bourgeon erschafft ein Miniaturabbild des Mittelalters mit weiteren kleinen Zellen und Szenen, die der gesamten Geschichte eine enorme Lebendigkeit verleihen. Straßenszenen, Belustigung, Häuser, Gassen, Klöster und Mönche, Gasthäuser, abendliches Treiben, ländliche Umgebung, Bären, sogar Werwölfe bereichern die Handlung, höchst dramatisch, anrührend und von Anfang bis Ende von einer sehr realistischen Gestaltung. Bourgeon entwirft seine Charaktere bis ins kleinste Detail. Klein ist hier auch wörtlich zu verstehen. Bourgeon nutzt einerseits den ihm zur Verfügung stehenden Platz mit vielen Einzelbildern auf einer Seite weitestgehend aus, während auf anderen Seiten (vornehmlich zu Beginn eines Kapitels oder zum Ende) fast eine seitenfüllende Darstellung gewählt wird.

Drama: Was wird aus dem Ritter, seinem Knappen und der jungen Begleiterin? Das Drama ist schleichend. Liebe entsteht und wächst. Verantwortungen, tragische Verwicklungen, Anicet, der Knappe, wächst sogar über sich hinaus. In diesem Mammut-Comic-Band, der auch die Bezeichnung Roman verdient, einen Vergleich von seiner Komplexität und Intensität mit Werken wie Der Name der Rose standhalten kann, knüpft Bourgeon all jene losen Ende zusammen, die er im ersten Band entwirrte und im zweiten Teil ein wenig außen vor ließ. Mit einem feinen Fingerspitzengefühl für Dramatik werden neue Charaktere eingeführt und finden Szenen statt, die bezeichnend für die Grobheit und Herzlosigkeit jener Tage waren.

Die Jahreszeit spielt mit: Im Herbst beginnt es mit all seiner Tristheit, um dann in die gnadenlose weiße und dunkle Kälte des Winters überzuwechseln. Das Spiel mit dem Winter, wenn der Schnee die Landschaft zudeckt und verformt, ist schon oft ein beliebtes Motiv von Künstlern gewesen, ist es doch ein natürliches Element der Verfremdung. Auch Francois Bourgeon weiß den Schnee elegant zu nutzen. Einerseits lässt er die Umgebung unheimlicher erscheinen, andererseits lassen sich vor dem Schnee Prachtgewänder und Rüstungen besser inszenieren, ist der Kontrast zu den warmen Farben der Innenräume größer. Trostlosigkeit wechselt sich mit Herrlichkeit ab.

Nicht nur ein Comic-Meisterwerk, auch ein gelungener und spannender Comic-Roman, vielschichtig, mit einem tiefen Einblick in mittelalterliches Leben und Alltag, Sitten und Gebräuche. Mit dem dritten Teil der Trilogie hat sich Francois Bourgeon selbst übertroffen. 🙂

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