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Comic Blog


Montag, 30. Oktober 2023

MARC DACIER 2 – AUF DER JAGD NACH DER SONNE

Filed under: Abenteuer — Michael um 12:34

MARC DACIER 2 – AUF DER JAGD NACH DER SONNEDie Welt ohne einen FRANC in der Tasche zu umrunden, ist eine Mammutaufgabe. Diese Erfahrung macht auch MARC DACIER, als er in KARATSCHI festsitzt und nach einer Möglichkeit sucht, das Land zu verlassen. Und in der richtigen Richtung, versteht sich, schließlich soll es vorwärts gehen, nicht rückwärts. Als er endlich eine Idee hat, Geld für die Weiterreise zu verdienen, landet er am Ende im Krankenhaus. Und obwohl dies eine bittere Erfahrung für den jungen Reporter aus Frankreich ist, findet MARC DACIER ausgerechnet an diesem Ort eine Mitfahr… Mitfluggelegenheit.

Einmal um die ganze Welt, ohne Geld, dafür mit mit grenzenlosem Enthusiasmus. Heutzutage wäre MARC DACIER mit einem Smartphone unterwegs und hätte wahrscheinlich den Status eines Influencers. In den 1950er Jahren jedoch verläuft seine Reise relativ anonym, fast schon heimlich. In der zweiten Episode, AUF DER JAGD NACH DER SONNE, warten erneut allerhand Schwierigkeiten auf den Reporter, der sich entschlossen hat, auf Biegen und Brechen sein Können und seinen Einfallsreichtum zu beweisen, damit er die ersehnte Stelle bei der renomierten Zeitschrift ÉCLAIR bekommt.

JEAN-MICHEL CHARLIER hat damals (und heute immer noch) mit dieser Serie einen genialen Coup gelandet. Eine riesige Welt voller Abenteuer stand dem Weltenbummler MARC DACIER zur Verfügung. Die Schwierigkeit, nicht gerade auf das beste Fortbewegungsmittel zurückgreifen zu können, sondern sich mit dem zufrieden geben zu müssen, was sich eben bietet, sorgt nonstop für einen spannenden Durchlauf. Dabei stellt MARC DACIER nicht immer sehr verantwortungsvoll dar. Ganz im Gegenteil. Und seine Naivität (oder Gutgläubigkeit) bringt ihn sogar mehr als nur in Lebensgefahr. Das sind nicht unbedingt die besten Eigenschaften eines Mannes, der es sich zum Ziel gesetzt hat, ein guter Journalist zu werden. Was sich aber auf jeden Fall sagen lässt: MARC DACIER ist ein Stehaufmännchen.

Hier wird Humor mit Spannung vermischt. Allerdings ist mancher Aufenthalt auch skurril. Die Gefahren setzen die beiden Comic-Künstler, JEAN-MICHEL CHARLIER und EDDY PAAPE, in PAKISTAN gekonnt in Szene. Als es luftiger wird, können sie es sich nicht verkneifen und deutliche humoristische Akzente zu setzen. In CHINA wird es für MARC DACIER richtig brenzlig, aber eben auch merkwürdig (was an der Gefahr nichts mindert). Und der Einfallsreichtum der beiden Comic-Künstler zeigt sich schon am Titelbild, auf dem MARC DACIER an einem Fallschirm schwebend auf einen aktiven VULKAN zuschwebt.

EDDY PAAPE hat ein Händchen dafür, nicht nur Charaktere zu kreieren, sondern auch sich für seine Zeichnungen bestimmte landesspezifische Merkmale anzueignen. Das wird gleich zu Beginn durch einen britischen Piloten und seinen italienischen Flugmechaniker bestätigt. Gesicht, Haltung, Ausdruck bilden die Grundlagen für eine in Teilen komödiantische Umsetzung. Very britisch, very italienisch. Man fühlt sich an Figuren aus einem MISS-MARPLE-KRIMI erinnert. Irgendwoher muss auch EDDY PAAPE seine Inspiration geholt haben. Die andere Seite ist eine Darstellung fremdländischer Akteure, die bei frankobelgischen Künstlern in jenen Tagen, den 1950er und 1960er Jahren häufiger zu beobachten waren, wenn der eine oder andere Charakter in die Karikatur abzurutschen droht.

In Sachen technischer Darstellung ist EDDY PAAPE zusammen mit anderen Künstlern auf der Höhe seiner Zeit. Schwer zu sagen, wo seine Vorlieben zu finden sind. Bei anderen lässt es sich ablesen, bei EDDY PAAPE scheint es, zumindest was diesen Band betrifft, ausgewogen gewesen zu sein. Die geschaffene Atmosphäre ist in nahezu jeder Situation stimmig (obwohl es in einer Sequenz kurz vor Schluss etwas überspannt wirkt), gerade dank der (auch technischen) Details.

Starke Fortsetzung. In fremderen Ländern geht es weiter, es wird exotischer und immer noch finden die Abenteuer zu Lande, zu Wasser und in der Luft statt. Es gibt Ausflüge ins Spionagegenre, aber auch Freunde von spannenden Flugzeugabenteuern kommen auf ihre Kosten. JEAN-MICHEL CHARLIER und EDDY PAAPE setzen auf Abwechslung. Mission voll erfüllt! 🙂

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Sonntag, 22. Oktober 2023

HARRY DICKSON 1 – MYSTERAS

Filed under: Mystery — Michael um 14:55

HARRY DICKSON 1 - MYSTERASDELPHINA CRUYSHANK, von Haus aus reich, hat sich mit einem seltsamen Turm einen Rückzugsraum geschaffen, in dem andere Menschen nichts zu suchen haben. Hoch oben beobachtet sie die Welt draußen durch ein Teleskop und schreibt ihre Romane, die sie für ihre Außenwelt noch geheimnisvoller erscheinen lassen. Eines Tages entdeckt sie, selbst für ihre Begriffe, ein merkwürdiges Szenario. In der benachbarten Vollzugsanstalt wird ein Raum hergerichtet. Und es dauert nicht lange, da begreift DELPHINA den Sinn dieser Vorbereitungen. In der Haftanstalt soll ein elektrischer Stuhl seine Arbeit aufnehmen. Eines Abends ist es so weit. BALTIMORE HARMON, ein zum Tode verurteilter Mörder, wird in den Raum geführt, wo sich bereits einige offizielle Vertreter von Gesetzes wegen versammelt haben. DELPHINA kann den Blick nicht abwenden, kurz darauf flackern die Lichter des Gefängnisses …

Ein in Vergessenheit geratener Autor wird neu entdeckt: RAYMOND JEAN-MARIE DE KREMER schrieb unter dem Pseudonym JEAN RAY an der Serie HARRY DICKSON, der ganz offiziell den Serienuntertitel DER AMERIKANISCHE SHERLOCK HOLMES trug. Mysteriös ging es in den knapp 180 Romanepisoden zur Sache. Der amerikanische Detektiv logierte außerdem noch in der BAKER STREET, allerdings unter der Hausnummer 111 B, unweit des international berühmteren Kollegen. Sein Partner TOM WILLS, wie hier in der Comic-Adaption zu erleben, hilft bei den Ermittlungen und weiß manchmal nicht, wo sich HARRY DICKSON gerade aufhält. Denn Lebensgefahr lauert überall. Das beweisen die adaptierenden Autoren DOUG HEADLINE und LUANA VERGARI mit dem Auftaktband der neuen Comic-Serie: MYSTERAS.

Wer sich mit SHERLOCK HOLMES ansatzweise beschäftigt hat, wem in der POPKULTUR diverse PHANTOME untergekommen sind, solche wie FANTOMAS als prominentes Beispiel, diese mochte, wird von dieser gruseligen Kriminalgeschichte erst recht angetan sein. Das Ambiente fängt den Leser gleich im 1. Kapitel DIE TODESZELLE ein. Es ist geheimnisvoll, und es entstehen sofort viele Fragen. Solche, die nicht weniger werden, wenn man eine Antwort erhält. Selbstverständlich wird der Leser auch über den Voyeurismus der Figur der DELPHINA CRUYSHANK gepackt. Sie beobachtet ein Gefängnis und kurz darauf sogar eine Hinrichtung. Diese läuft relativ mechanisch ab, emotionslos. Selbst der Delinquent will, so sieht es aus, die Angelegenheit hinter sich bringen. Eine letzte Zigarette raucht er nicht zu Ende. Die wort- wie tonlose Stimmung dieser Inszenierung ist fantastisch gelungen. DOUG HEADLINE und LUANA VERGARI transportieren diese Stimmung über den ganzen weiteren Verlauf der Handlung. Denn es wird noch viel mysteriöser.

Interessanterweise haben HARRY DICKSON, sein Assistenz TOM WILLS, deren Haushälterin MRS. CROWN ihren ersten Auftritt erst im 2. Kapitel. Und gleich auf der ersten Seite dieses Kapitels wird gezeigt, welchen Stellenwert die einzelnen Figuren besitzen, innerhalb der Handlung und entsprechend später auch für den Leser. HARRY DICKSON ist bereits ein etablierter DETEKTIV, bekannt in LONDON und darüber hinaus. Außerdem haben seine Fälle auf sein Umfeld gehörig abgefärbt. Die Kriminalität ist zum Lebensinhalt der genannten drei Charaktere geworden, wenn es auch Hobbys zu geben scheint. Das Kennenlernen an dieser Stelle ist kurz, der Rest erfolgt über die Ermittlungen. Kein Innehalten, keine Zeitverschwendung, die Geschichte läuft kapitelweise ab wie ein Uhrwerk. Ohne je zu verraten, woraus die nächsten Schlüsse bestehen werden.

Diese Klarheit findet sich ebenfalls im Zeichenstil von ONOFRIO CATACCHIO, einem italienischen Comic-Künstler. Wer die dortige Comic-Landschaft ein wenig verfolgt, wird dieser Stilistik häufiger begegnen. Sehr akurat, sehr eindeutig, mit sicherem Blick für das Wichtige. Hier merkt man den Fokus auf ein sauberes Schwarzweißbild, in dem Farbe nur eine Zutat ist. So folgt die Kolorierung HIROYUKI OOSHIMA genau diesem Rezept, nämlich diese Klarheit nur zu stützen und niemals zu überlagern. Das passt zu einer klassischen Kriminalgeschichte, deren Romanvorlagen in den 1930er Jahren richtig durchstarteten und die das Flair mit (wie man so sagt) schaurigschönen Orten und Ereignissen zu uns transportiert. Rückblicke ins vergangene Indien, an die englische Küste oder unheimliche Gemäuer, in denen eine Art Spuk sein Unwesen treibt.

Atmosphäre ist Trumpf in diesem klassischen Kriminalabenteuer. Zwei Kriminalisten, HARRY DICKSON und TOM WILLS, geraten in einen Fall, in dem übernatürliche Kräfte am Werk zu sein scheinen. DER AMERIKANISCHE SHERLOCK HOLMES ermittelt wie sein berühmter Kollege, überlegt, intelligent, begibt sich in Gefahr, deduziert, recherchiert. Stimmungsvoll und stilistisch passend sowie perfekt von ONOFRIO CATACCHIO illustriert. So darf Gruselkrimi immer sein! 🙂

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Samstag, 21. Oktober 2023

DC-HORROR: DER ZOMBIE-VIRUS

Filed under: Horror,Superhelden — Michael um 18:28

DC-HORROR: DER ZOMBIE-VIRUSDie JUSTICE LEAGUE bekämpft einmal mehr einen ihrer größten Feinde: DARKSEID von APOKOLIPS. Und einmal mehr sucht der finstere Herrscher über die PARADÄMONEN nach der ANTILEBENSFORMEL, die für ihn ultimative Waffe. Es gelingt der JUSTICE LEAGUE den mit göttlichen Kräften ausgestatteten Feind zurückzuschlagen. Aber der Preis ist hoch. CYBORG gerät in Gefangenschaft des monströsen Potentanten. Der irdische Held, halb Mensch, halb Maschine, wird von DARKSEID verdächtigt im Besitz einer Hälfte der ANTILEBENSFORMEL zu sein. Es scheint, als würde der irre Herrscher Recht behalten, allerdings unterläuft ihm ein fataler Fehler. CYBORG gelingt die Flucht zur Erde und mit ihm trifft das Grauen in der Welt der Menschen ein …

ZOMBIES sind in. Lange haben sie die VAMPIRE überholt (obwohl diese inzwischen auch ihren Einzug mittels eines zweiteligen Events in das DC-UNIVERSUM gehalten haben: ANGRIFF DER VAMPIRE). Aber Zombies sind inzwischen etwas schwieriger unterzubringen, denn sie benötigen eine Entstehungsgeschichte und die will etwas spezieller ausgedacht sein. Zu viele saßen schon auf diesem Zug und haben sich einen Weg einfallen lassen, wie die menschenfressenden Untoten in die Welt gelangen (so wie MARVEL mit seinen ZOMBIES). Und vielleicht will man das Szenario außerdem noch reparieren können. Halbwegs wenigstens. Auch dazu hat sich DC später einen Kniff ausgedacht. Genauer Autor TOM TAYLOR hat das erledigt.

DC HORROR präsentiert also DER ZOMBIE-VIRUS. (Im Original ist das Wortspiel schön: DCEASED, von deceased (engl., verstorben). Wie bei MARVEL lautete eine der Grundfragen: Was passiert, wenn SUPERHELDEN sich in Monster verwandeln und den Planeten überrennen? Schwer zu beantworten, auf alle Fälle ist rasend schnell alles erledigt. Vielmehr sind die Menschen erledigt. So auch hier. Der ZOMBIE-VIRUS verbreitet sich auf zweierlei Wegen, nicht nur organisch. Er verbreitet sich überirdisch und unter Wasser. Die ZOMBIES behalten verschiedene Eigenschaften, wie etwa eine rudimentäre Intelligenz und Kontrolle über ihre Fähigkeiten. Das ist ein Problem, wenn die Infizierten GREEN LANTERN oder sogar SUPERMAN heißen (Kein Spoiler, sein zombiefiziertes Bild schmückt die Rückseite des Bandes. BATMAN ist vorne zu sehen. Was wird das wohl heißen?)

TOM TAYLOR präsentiert trotz der Unabänderlichkeit des Ergebnisses für die Menschheit dennoch einen wendungsreichen, mit vielen Überraschungen abgeschmeckten HORRORTHRILLER. Eigentlich sollten so manche HELDEN gegen den VIRUS standhalten. Aber ein paar erzählerische Tricks verhindern das. Wo es kurzzeitig zu funktionieren scheint, kippt der Erfolgsmoment rasch in eine neue Tragödie. Das ist mitreißend, teils herzzerreißend. Weil es TOM TAYLOR gelingt, dass einem die überlebenden (wenigstens zeitweise überlebenden) Helden und sonstigen Charaktere ans Herz wachsen. Sogar eine HARLEY QUINN (die sich hier endlich von ihrem PUPSIE abnabeln kann, mit Karacho).

Für dieses Event grafisch am Start sind gleich Top-Zeichner: TREVOR HAIRSINE (der u.a. mit Arbeiten im JUDGE-DREDD-Universum in Erscheinung getreten ist), STEFANO GAUDIANO (kennt der Comic-Fan als Inker bei THE WALKING DEAD und MANIFEST DESTINY) und außerdem DARICK ROBERTSON (der THE BOYS illustriert hat). Das sind gleich drei Comic-Künstler, die sich schon mit extrem fiesen Comic-Szenarien auseinandergesetzt und dort gepunktet haben. In weiten Teilen, bei TREVOR HAIRSINE ganz besonders, herrscht Realismus vor. TREVOR HAIRSINE ist einer jener Zeichner, dren Striche an der richtigen Stelle sitzen, nicht zu viel, nicht zu wenig. Es gibt ja durchaus welche, die sich gerne austoben, nicht so TREVOR HAIRSINE. Er lässt der Farbe Raum und die liegt in den perfekt ausführenden Händen von RAIN BEREDO (er mag als Kolorist augenscheinlich den Look von echten Farben). Wer Horror will, bekommt genau die richtige Dosis, auch optisch!

Man sollte es nicht als Superheldengeschichte lesen, sondern mehr wie einen drastischen Horrorostreifen, in dem zufällig Superhelden (und Schurken) mitwirken. Auch sollte niemand sein Fanherz an irgendeine Figur gehängt haben, denn hier hängt jedes Comic-Leben am seidenen Faden. Drastisch erzählt und gezeichnet, als Horrorstory ein echter Kracher! Starke Nummer! 🙂

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Freitag, 13. Oktober 2023

MARC DACIER 1 – ABENTEUER RUND UM DIE WELT

Filed under: Abenteuer — Michael um 11:34

MARC DACIER 1 – ABENTEUER RUND UM DIE WELTIn den 1950er Jahren steht der junge Reporter MARC DACIER in den Redaktionsräumen des ÉCLAIR und bittet um eine Anstellung. In der Direktion ist man sehr erheitert über das Anliegen des blauäugigen jungen Mannes, der offensichtlich glaubt, es genüge sich vorzustellen und könne sogleich loslegen. Da genügen auch Referenzen als Lokaljournalist nicht. MARC DACIER entwickelt einen Plan. Er will den Direktor unbedingt von seiner Findigkeit überzeugen. Und es gelingt ihm. Doch die bevorstehende Aufgabe ist gigantisch: Eine Weltumrundung in vier Monaten. Ohne einen Franc in der Tasche. Alles muss unterwegs irgendwie verdient werden. Aber MARC DACIER nimmt die Herausforderung an.

Natürlich lässt hier JULES VERNE (und seine IN 80 TAGEN UM DIE WELT) grüßen, gar keine Frage. Als JEAN-MICHEL CHARLIER sich diese Abenteuerserie ausdachte hat er zweifellos diese Grundidee übernommen. Selbst in den 1950er Jahren (und später in den 1960er Jahren, als die Serie noch erschien) war die Aufgabe einer Weltumrundung immens. Trotz all der bestehenden Technik und der fortwährenden Neuerungen. JEAN-MICHEL CHARLIER war einer der ganz großen Erzähler des Comics, Schwerpunkt war stets das Abenteuer, sei es im Wilden Westen, auf hoher See oder in der Luft. MARC DACIER erlaubte es ihm, sich buchstäblich überall in jedem Genre seine Serienzutaten zu holen. Was wie eine Komödie beginnt, wird so ratzfatz zu einem Krimi, dann zu einem Hochseeabenteuer und im weiteren Verlauf zu einem Überlebenskampf in der Wüste, bevor die Meereswellen erneut rufen.

Mit dem Illustratoren EDDY PAAPE holte sich JEAN-MICHEL CHARLIER einen Partner an die Seite, der später mit der Serie LUC ORIENT innerhalb des Mediums Comic einen hohen Bekanntheitsgrad erreichen sollte. Seine Qualitäten hier, nur wenige Jahre zuvor, sind bereits ersichtlich. Sein Blick auf die jeweilige Szene ist intensiv und von großer Genauigkeit. Die Charaktere erhalten viel Aufmerksamkeit bei der grafischen Gestaltung. Das beginnt natürlich gleich bei MARC DARCIER. Der junge Mann hat mit Haartolle, Mütze, ovalem Gesicht und einem leicht naiven Ausdruck direkten Wiedererkennungswert. Seine Jugendlichkeit ist wie eine Leinwand, in die sich ein ebenso jugendlicher (oder jüngerer) Leser hineinprojezieren kann. Hier wird sich, das steht automatisch fest, später erst eine gewisse Lebenserfahrung abzeichnen.

So wie es bei zahlreichen anderen Figuren der Fall ist. EDDY PAAPE zeichnet ihnen den Charakter ins Gesicht (wenn nicht JEAN-MICHEL CHARLIER schon eine entsprechende Beschreibung der Figur im Vorfeld hat fallen lassen). Als MARC DARCIER gleich zu Beginn in die Fänge von flüchtenden Halunken gerät, genügt ein Blick in die Visagen, dass man es hier mit Gangstern zu tun. Wo hier die Vorlagen zu finden waren, verrät ein Rundumblick in die französischen Gangsterfilme jener Jahre. CHARLIER und PAAPE wussten eben, wo ihr Publikum zu finden war.

Die Gegenden in der Welt weisen nicht nur unterschiedliche Kulturen auf (ein Umstand, den CHARLIER und PAAPE im ersten Band nur anreißen). Viel gewichtiger fallen die Widerstände der Natur aus, hinter der sich die Gemeinheiten von MARC DARCIERS Widersachern nur verstecken können. Ein Kapitän, der den jungen Mann mit falschen Versprechungen an Bord seines Schiffes holt, ist brutal. Die See hingegen ist gnadenlos und schont niemanden. Mit der Wüste verhält es sich ähnlich. Stürme, sengende Hitze, Haie. JEAN-MICHEL CHARLIER wirft seinem Helden geradezu jeden erdenklichen Knüppel zwischen die Füße. Aber: So muss Abenteuer sein. Hier darf mitgefiebert werden.

Es ist selbstverständlich auch EDDY PAAPE zu verdanken, dass derlei Szenen so bedrohlich erscheinen und sich von Bild zu Bild dramatisch steigern. Ob ein Schiff explodiert und sinkt, ob MARC DARCIER auf einem Floss in den Wellen treibt oder Fahrzeug in der Wüste in Flammen aufgeht, ein Auto über einen Abhang schießt. Der jeweilige Blickwinkel signalisiert jedes Mal: Das war’s jetzt. Da gibt’s kein Entkommen mehr. Das packt immer wieder aufs Neue!

JEAN-MICHEL CHARLIER hat einen simplen Plot für seinen Helden MARC DARCIER: Eine Reise um die Welt. Aber eben deshalb ist alles möglich. Wie in einer modernen Fernseh-/Streamingserie greift ein Rädchen ins andere und befördert die Geschichte voran, voran und voran. EDDY PAAPE erweckt als damaliger Zeitgenosse die Welt der 1950er Jahre zum Leben und so erfährt der Leser am Beispiel von MARC DARCIER, wie es mal gewesen sein mag, ohne Geld, ohne konkrete Route auf eine Reise um die Welt aufzubrechen. Hier hat mit den Jahrzehnten nichts seinen Reiz und seine Spannung verloren. Top!!! 🙂

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Montag, 09. Oktober 2023

MILES MORALES: SPIDER-MAN 4 – GEJAGT

Filed under: Superhelden — Michael um 14:09

MILES MORALES: SPIDER-MAN 4 - GEJAGTMILES MORALES ist ein ganz normaler junger Mann, der auf sein kleines nur wenige Monate altes Schwesterchen BILLIE aufpasst. Ein schöner Tag in NEW YORK, die Sonne scheint, der Park ist grün und keine SUPERGANGSTER wollen sich mit SPIDER-MAN anlegen. Kurz darauf schlägt zwar nicht der Spinnensinn an, aber ein Hilferuf aus einem geöffneten Gulli ist alarmieren genug, um den Helden tatkräftig zur Hilfe schreiten zu lassen. Vor den Augen seiner kleinen Schwester verwandelt sich MILES MORALES in SPIDER-MAN und schwingt sich mit ihr – wie in einem Babygurt mittels Spinnweben vor die Brust gehängt – in die NEW YORKER Kanalisation hinab. Ein Blogger ist unter einer eingestürzten Wand eingeklemmt. SPIDER-MAN will helfen, als der Angriff erfolgt…

In der 4. Folge von MILES MORALES: SPIDER-MAN skizziert Autor SALADIN AHMED das Leben eines jungen Helden zwischen Familie und dem Kampf gegen Superschurken. AARON DAVIS, MILES‘ Onkel gerät in drastische Schwierigkeiten, die AVENGERS erscheinen auf der Bildfläche und als wäre das noch nicht genug, mischt sich auch der GREEN GOBLIN ein.

MARVEL wartet in diesem Paperback (was die Folgen 16-21 zusammenfasst) mit gleich drei Zeichnern auf. Und alle sind TOP! CARMEN CARNERO, MARCELLO FERREIRA und CORY SMITH gestalten die Bilder, die sich in regelmäßigen Abständen auch mal ganzseitig ausbreiten. Mal stimmungsvoll, bedrohlich, mal actionlastig, krachend, mal überraschend und mit Herz. Hier darf sich der Comic-SPIDER-MAN-Fan über jede Szene freuen, ob sich SPIDER-MAN nun auf einem Schulhof zeigt, um einem Schüler zu helfen, der von Mitschülern getriezt wird. Oder ob er sich mit dem GREEN GOBLIN anlegt (und CAPTAIN AMERICA zu einer Nebenfigur rgelrecht degradiert). Das ist echtes Kino im Stile der Zeichentrickblockbuster um den Netzschwinger MILES MORALES (wie A NEW UNIVERSE und ACROSS THE SPIDER-VERSE).

Die Wendungen, die von SALADIN AHMED eingebaut werden, reißen die Story geradezu vorwärts. Besonders in der zweiten Hälfte gibt es kein Luftholen mehr. Eigentlich setzt ab der Mitte, wenn ein großes Geheimnis gelüftet wird, bereits das Finale ein. Zu keinem Zeitpunkt ist vorherzusehen, wohin die Reise gehen wird. MILES MORALES hat jedenfalls ziemlich an allem um sich herum zu knabbern. Und es stehen ein paar Veränderungen in seinem Universum an. Da heftet sich der Spannung und der hoch aufgehäuften Action auch noch das erschütternde Drama an.

FOLGE 4 steht hier stellvertretend für die gesamte Reihe, denn MILES MORALES: SPIDER-MAN ist hierzulande immerhin in 8 Paperbacks verfügbar (beinhaltet die kompletten Heftausgaben 1-42). In den USA läuft bereits die Nachfolgeserie. Es war ein geschickter Zug von MARVEL, dem doch etwas in die Jahre gekommenen PETER PARKER einen modernen Nachfolger zur Seite zu stellen (von der Bildfläche verschwunden ist PETER PARKER schließlich nicht). Das neue Umfeld, angereichert mit alten (modernisierten) und neuen Feinden, einer anderen, erweiterten Familienstruktur eröffnet Möglichkeiten, die (der alte) PETER PARKER nicht mehr zur Verfügung hat, seit die Schulzeiten wirklich lange, lange hinter ihm liegen.

Große Verwicklungen mit starken Verbündeten wie CAPTAIN AMERICA, fiesen Monstergegnern wie dem GREEN GOBLIN, familiären Problemen und Feinden, die einem MILES MORALES echte Schwierigkeiten auf verschiedenen Ebenen bereiten. Kinotauglich! 🙂

MILES MORALES: SPIDER-MAN 4, GEJAGT: Bei Amazon bestellen.
Oder bei Panini Comics.

Oder vielleicht besteht Interesse an weiteren Ausgaben wie dem Serienfinale (bei Amazon bestellen): MILES MORALES: SPIDER-MAN 8 – DAS REICH DER SPINNE.