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Comic Blog


Sonntag, 04. Oktober 2015

DRIFTER – BAND 1 – CRASH

Filed under: SciFi — Michael um 12:27

DRIFTER - Band 1 - CRASHIn dieser Stadt ist es still. Die wenigen Menschen, die hier leben, verursachen kaum Lärm. Fremde Geräusche fallen schnell auf. In dieser Gegend sind Vergnügungen rar, doch nach Ansicht eines Mannes existieren dennoch Versuchungen. Ja, selbst dieses kleine Nest im Niemandsland eines Planeten abseits aller bewohnten und unbewohnten Welten hat einen Prediger. Da er lediglich über Gott redet, einem nur den Nerv tötet, lassen die meisten ihn gewähren. Dem abgestürzten Piloten Pollux ist es gleich. Der Drink, den der Priester ihm ausgibt, ist in Ordnung. Will man nicht hören, was der Prediger zu sagen hat, bringt man ein paar Meter zwischen sich und den weißhaarigen dürren Kerl. Außerdem hat Pollux ganz andere Probleme.

Hätten sich Joss Whedon und David Lynche einmal zusammen getan, um eine Zukunftssaga zu erzählen, hätte etwas wie DRIFTER dabei herauskommen können. Whedons westernartige SciFi-Opera Serenity und Lynchs seltsame Krimiinterpretation Twin Peaks müssen nicht zum Genuss dieses Szenarios gekannt werden, das von einem Mann erzählt, der, gemäß den Worten Luke Skywalkers, auf jenem Planeten gestrandet zu sein scheint, der vom hellen Zentrum des Universums am weitesten entfernt ist.

Abram Pollux, Pilot eines Raumschiffes, stürzt auf Ouro ab. Er bringt eine Mentalität mit, die ihn zuerst den Abzug ziehen und dann erst fragen lässt, ob er Freund oder Feind vor sich hat. So fällt seine erste Begegnung mit Lebewesen dieser Welt furchtbar tragisch aus. Er schießt und hat gleich seinen (vermutlich) ersten Toten auf dem Gewissen. Und der Alptraum ist noch lange nicht zu Ende. In einer Welt, in der der Hauptertrag aus dem Bergbau gezogen wird, das Land öde und trocken ist und kaum Abwechslung bietet, warten Gefahren gerade auf die Unvorsichtigen und wenig Wehrhaften. Selbst die, die mit einer Waffe umzugehen verstehen, sehen sich manchmal in die sprichwörtliche Ecke gedrängt.

DRIFTER lebt von seiner durchweg beklemmenden Atmosphäre, die von Ivan Brandon (Autor) und Nic Klein (Zeichner, Farben) mit äußerstem Fingerspitzengefühl zu Papier gebracht worden ist. Die Menschen in dieser Geschichte sind einer Landschaft untergekommen, die gleichermaßen vom Sand einer tunesischen Wüstenei wie auch von Arizonafelsen beherrscht wird. Was einstmals hier florierte, hat das Weite gesucht. Nur wenige verlorene Seelen teilen sich eine Geisterstadt und sammeln die Exkremente von Sandwürmern. Wurmmist ist ein trefflicher Treibstoff. Mag das an den Wüstenplaneten erinnern, so enden hier die Parallelen zum Megawerk von Frank Herbert.

Nic Klein zeichnet seine Figuren mit der gleichen Energie und Vielfalt wie ein Colin Wilson und besitzt mit diesem in Western-Themen sehr bewanderten Comic-Künstler einige technische Gemeinsamkeiten. Charakterisierung beginnt im Comic wie in jedem optischem Medium mit den Gesichtern, Körperlichkeiten, Haltung und vielen anderen Details einer Figur. Nic Klein beherrscht die individuelle Darstellung eines Charakters überaus vielgestaltig. Die kleinste Regung in der Mimik wird eingefangen. Im Strich finden sich besagte Parallelen zu Wilson.

In der Kolorierung, die Nic Klein selbst vornimmt, computergestützt, ist der Künstler eigener und nutzt die Möglichkeiten einer nachgeahmten Gouachetechnik, ein wenig Airbrush, lasierend. In jeder Einstellung leuchtend, besonders in den dunklen Momenten, in der Spelunke des Ortes, im Bergwerk oder natürlich in dieser amerikanischen Nacht, die der Planet zu bieten hat. Der wüste Planet hat nicht viel bieten, sieht man von den Lebewesen ab. Davon aber später. Interessanter ist der Schrott, den die Menschen selbst mitgebracht haben. Diesen gebraucht Nic Klein zu phantastischer Kulisse und macht damit dem Konzept des gebrauchten Universums alle Ehre. Tolle Designstudien außerirdischer Lebewesen runden das tolle Gesamtbild der Grafik ab.

Düster ist es im Weltraum, selbst unter größter Hitzebestrahlung einer gnadenlosen Sonne. Ivan Brandon und Nic Klein liefern einen SciFi-Mystery-Thriller der besonderen Art, mit Ecken und Kanten, sehr eigen, gruselig und spannend, optimal inszeniert mit Bildern eines Top-Comic-Künstlers. 🙂

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