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Comic Blog


Sonntag, 15. Februar 2015

SPIROU + FANTASIO Gesamtausgabe 2

Filed under: Klassiker — Michael um 21:06

SPIROU + FANTASIO  Gesamtausgabe 2 - Von Rummelsdorf zum MarsupilamiDie Pilze sind riesig. Nicht nur das! Plötzlich tauchen überall auch diese ganzen kleinen Pilze auf. Pilze! Überall Pilze! Und dann dieser Zauberer! Nachdem dieser Herumtreiber in der Nähe von Rummeldorf aufgetaucht ist, brach auch das Chaos aus. Kühe alterten in enormen Tempo. Geräusche in der Nacht beunruhigen die beiden Camper Spirou und Fantasio. Der fremde Jäger, der in der Dunkelheit einen Hasen davonträgt, ist ein Anblick, den der Beobachter so schnell nicht vergisst, denn der Hase ist riesig!

Eine Erbschaft, die ist lustig … Nachdem das Abenteuer rund um das Kennenlernen mit dem Grafen von Rummeldorf erfolgreich bestanden ist, warten drei Aufgaben auf Fantasio. Spirou steht selbstverständlich an der Seite des Freundes. Allzu leicht sind diese Aufgaben, die den Weg zu einer Erbschaft ebnen, nicht zu bewältigen. Zu ungewöhnlich sind sie abseits des normalen Alltags. Die beiden Freunde werden häufig und gern mit merkwürdigen, exotischen, aber auch Vehikeln gesehen, die in der Realität Begeisterungsstürme auslösen würden. Nun ist Fantasio als Erfinder gefragt. Eine Erfindung von allgemeinem Nutzen soll dank seines kreativen Geistes das Licht der Welt erblicken. Das ist leichter gesagt als getan.

Wurde zuvor noch mit dörflichem Lokalkolorit gespielt und die konservative Landseele durch den Kakao gezogen, wird mit dem fünften Band, Eine aufregende Erbschaft, eine der großen Stärken der Reihe bereits vage vorskizziert. Und nicht nur das. Das dreigeteilte Abenteuer ist auch die Geburtsstunde des Marsupilamis, das nicht nur zu einem der außergewöhnlichsten Comickreaturen schlechthin werden wird, sondern auch neben solchen Figuren, die sich wenigstens wörtlich äußern können, zu einer der liebenswertesten Gestalten frankobelgischer Comickunst aufsteigt.

Dabei ist seine Konstruktion denkbar einfach und folgt, bedenkt man die gummiartigen Wesen, mit den aus heutiger Sicht abnormen Bewegungsabläufen der frühen Zeichentrickfilme, damaligen Gesetzmäßigkeiten, allerdings holt es ein Optimum aus diesen ungeschriebenen Regeln heraus. Das Marsupilami ist auf seine Art ein comictechnisches Denkmal geworden. Die Mischung aus Hund, Affe und gelbschwarzen Comicwesen ist (und das haftet jedem Comicklassiker an) zeitlos. Sein HUBA-HUBA braucht keine Übersetzung. Sein Lachen, das es durch die Begegnung mit Spirou und Fantasio überhaupt erst entdeckt, ist mitreißend und in der jeweiligen Szene urkomisch. Wer wollte es nicht wieder in Freiheit sehen?

Die Entführung des Marsupilami, das dritte Abenteuer in der vorliegenden zweiten Folge der Gesamtausgabe der Reihe um Spirou, handelt denn auch folgerichtig von seiner Befreiung aus Zoo und Gefangenschaft. Es mag eine unbewusste Lehrstunde darüber sein, dass in Freiheit geborene Tiere nicht in Gefangenschaft gehören, weder in Zoo noch Zirkus. Im redaktionellen Teil wird kurz über eine Phase vor und nach Franquin mit Spirou gesprochen, prägend sei aber vor allem die Phase während Franquins Schaffenszeit gewesen. Ungezwungen, Leichtigkeit sind die Worte, die mir zu seiner Arbeit einfallen.

Franquin selbst sind die Veränderungen der Figur Spirou aufgefallen. Die anfängliche Verspieltheit, eine Orientierungsphase, ist sprichwörtliche Geschichte. Die Figur Spirou, Fantasio natürlich auch, ist einstudierter, gewissenhafter, dafür müssen sich andere Charaktere noch entwickeln. Ein Graf von Rummelsdorf zum Beispiel besitzt noch die Schlaksigkeit eines Fantasio und hat noch lange keinen Anschluss an die beiden Hauptdarsteller gefunden, wie es später der Fall sein wird.

Der verlorene Sohn … Na, ja, nicht so ganz. Zantafio, Fantasios Vetter, wird schnell geläutert und verschwindet so gleich nach seiner Einführung wieder (vorerst), aber er wirft auch ein wenig die Schatten einer anderen Figur, nämlich Zyklotrop voraus, deren Konzeption ähnlich ist. Ist Zantafio das böse Gegenstück zu Fantasio, ist es Zyklotrop zu Graf von Rummelsdorf. Im direkten Vergleich zu Zyklotrop bleibt Zantafio aber deutlich blasser. Seine Auftritte jedoch sind spektakulär. Der raketenstarke, geflügelte Motorroller weckt motorenbegeisterte Männerträume, sogar bei den Comicfiguren selbst.

Die Geschichten rund Spirou und Fantasio nehmen Fahrt auf. Erste große Höhepunkte reißen mit, die Hauptfiguren sind runder, weitere Grundzüge der Serie werden gelegt, wichtige, spätere alte Bekannte werden eingeführt. Spirou und Fantasio sind bereits in den Jahren 1950-1952 eine Comic-Spielwiese, auf der sich Macher und Leser trefflich austoben können. 🙂

SPIROU + FANTASIO Gesamtausgabe 2, Von Rummelsdorf zum Marsupilami: Bei Amazon bestellen

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