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Comic Blog


Donnerstag, 12. Februar 2015

RACHEL RISING 3 – Grabgesänge

Filed under: Mystery — Michael um 10:57

RACHEL RISING 3 - GrabgesängeRatten! Wie schnell das Leben in einer amerikanischen Kleinstadt bedroht sein kann, wird durch das massenhafte und aggressive Auftreten von Ratten deutlich. Die Plage macht weder vor der örtlichen Wasserversorgung noch vor Haustieren Halt. Selbst solche Menschen, denen der Tod nichts mehr auszumachen scheint, sehen sich angesichts der schwarzen Nagetiere in Angst und Schrecken versetzt. Für die Drahtzieher im Hintergrund, rachsüchtige Hexen, denen es gefällt, Unheil zu stiften, ist es ein großer Spaß. Doch das Hexenleben besteht nicht nur aus der Vergiftung der Lebensgrundlagen, zuweilen können die eigenen Gefühle so bedrohend sein, dass sie von den eigentlichen Zielen ablenken.

Eifersucht kann weitreichende Folgen haben. Mitunter können selbst jene, die landläufig als böse zu bezeichnen sind, vor Eifersucht fast vergehen. Lilith ist da keine Ausnahme. Sie pflegt eine Eifersucht, die Äonen währt und sich ein ganz besonderes Ziel gesucht hat. Autor und Zeichner Terry Moore vertieft in dieser Folge der Mystery-Serie RACHEL RISING die Charaktere und nimmt sich insbesondere die Nebenfiguren vor, die einen maßgeblichen Einfluss am Geschehen entwickeln. Die erwähnte Lilith, von Gott zur Oberhexe verdammt, ist eine gequälte Kreatur, sobald sämtliche Barrieren fallen und sie sich nichts mehr ersehnt, als dieser Existenz zu entfliehen und wieder in die Nähe des Herrn zu kommen, von dem sie sich schmählich verlassen fühlt. Aus der erbarmungslosen Hexe wird in diesen schutzlosen Momenten ein kleines Mädchen, das nichts anderes will, als nach Hause zurückzukehren.

Der Teufel fühlt sich hingegen pudelwohl. Er hat sich in Form eines Priesters in den Schatten der Kirche zurückgezogen und erzieht dort die kleine Zoe, die zu Beginn der Serie für einen gehörigen Schrecken gesorgt hat. Zwischenzeitlich machte sie den Eindruck, ihrer brutalen Seite überdrüssig zu sein, sich sogar vor ihr zu fürchten. Nun erwacht dank des teuflischen Zuspruchs in ihr ein unheimlicher Ehrgeiz. Denn sie hat in ihrer Ahnenreihe einen ziemlich beunruhigenden Vorfahren, den es nun zu übertrumpfen gilt. Anhand dieser, aber auch vieler anderer, Szenen und Sequenzen wird deutlich, wie makaber Terry Moore seine Geschichte zu konstruieren vermag, wie pechschwarz sein Humor in dieser Mystery-Serie ist.

Ich hab sie erst vor einer Stunde aus dem Eisfach geholt. Sie braucht noch eine Weile zum Auftauen.

Frauen kehren von den Toten zurück. Besser gesagt, sie kehren vom Tode zurück. Wäre das nicht schon seltsam genug, mag sich Jet, Rachels Freundin, auch noch wundern, wieso sie eigentlich immer wieder nackt zu sich kommt. Das mag mit Earl zusammenhängen, einem Kumpel und lieben Freund, der sich einem schlimmen Verdacht ausgesetzt sieht. Aber ein Verdacht ist ein Verdacht ist ein Verdacht … Kein Wunder, dass der liebe Earl rot anläuft, als er sich mit entsprechenden Vorwürfen konfrontiert sieht. Terry Moore entlüftet den Kleinstadtmief mit einem süffisanten Blick hinter die Kulissen. Da wird der Katholizismus genüsslich durch den Kakao gezogen. Homosexualität im modernen Amerika ist in keiner Weise mehr anstößig, sondern in einer festen Beziehung so langweilig wie jede andere Beziehung auch.

Was ist mit Rachel? Die steht vor einem Rätsel, immer noch. Zwar haben sich ein paar Fragen geklärt, aber längst nicht alle und so manche Fähigkeit will erkundet werden. Die Ergebnisse schrecken selbst die junge Frau, die sich doch schon zweifach aus der Erde unter Mühen ausbuddelte. Rachel hat ein Gespür entwickelt. Terry Moore zeichnet mit feinem Strich eine Szene, die selbst für Comics, in denen viel mehr möglich ist, als in anderen Medien, die auf morbide Weise anrührend ist. An anderer Stelle beschert er dem lesenden Auge eine kurze Passage, die einem Tierfreund durchaus den Magen umzudrehen vermag, andererseits aber auch die Verrohung eines der Charaktere besser beschreibt, als alles andere zuvor. Deshalb darf über eine andere Szene im weiteren Verlauf frühzeitig abgebrochen und der Rest der Fantasie des Lesers überlassen werden.

Tolle Zeichentechnik, in vorbildlichen Schwarzweißbildern inszeniert, mit Charakteren, deren Merkmale immer tiefer gehend ausgelotet werden, so dass es nahezu jede Figur auf ihre Weise es schafft, für den Leser interessant zu sein, da Terry Moore das Kunststück gelingt, aus (fast) jedem auftretenden Charakter einen unverzichtbaren Bestandteil der Geschichte zu machen. Wäre es eine Fernsehserie, wäre es ein Quotenhit. Mystery-Fans sollten sich diese moderne Schauermär nicht entgehen lassen. 🙂

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Oder bei Schreiber und Leser.

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