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Comic Blog


Samstag, 20. Dezember 2014

GUERILLAS – Band 2

Filed under: SciFi — Michael um 18:45

GUERILLAS - Band 2John hat seine menschlichen Kameraden verloren, aber er irrt nicht alleine durch den feindlichen Dschungel. Seine neuen Freunde sind Schimpansen, ausgebildet für den Kampf aus vietnamesischem Boden, ausgerüstet mit Waffen, versiert im Umgang mit Sprengstoff und trainiert für den Nahkampf. Langsam arbeitet sich die Gruppe durch das Dickicht, auf der Suche nach dem Feind, versteckt operierend wie Guerillas. Das Team aus Menschenaffen ist perfekt aufeinander eingespielt, reagiert präzise, überrascht den Gegner durch seine Angriffe. Eigentlich könnten die Amerikaner stolz sein auf ihre neuen Soldaten, die menschliche Verluste auf der eigenen Seite reduzieren helfen. Aber diese Soldaten haben sich selbstständig gemacht und agieren inzwischen auf eigene Faust.

Warum nicht einfach andere für den Menschen kämpfen lassen? Gemeint sind Tiere. Hunde kämpften an seiner Seite. Delfine wurden speziell trainiert. Warum also nicht auch das Potential der nächsten genetischen Verwandten nutzen, der Affen. Der Schimpanse hat seine Gewaltbereitschaft im Tierreich bei der Jagd auf andere Lebewesen wie Bonobos bewiesen. Warum also diese Eigenschaften nicht nutzen und ihn als Soldaten trainieren? Brahm Revel, Autor und Zeichner, von GUERILLAS verfolgt im zweiten Band seiner Geschichte den Weg einer solchen Affengruppe, die sich ihrer Trainer entzogen hat und im Vietnamkrieg nun allein gegen den Vietcong zu Felde zieht. Nur begleitet von einem amerikanischen G.I., den sie als Amerikaner und Freund erkannt haben, ziehen die GUERILLAS im Dschungel in den Kampf.

Brahm Revel übertreibt es nicht, bleibt in einem Trainingsrahmen, der möglich wäre, unterstützt von einigen Spezifikationen, die denkbar wären. Und so haben die Schimpansen nicht nur eine Ausbildung am Sturmgewehr M 16 erhalten, kennen sich mit Taktik aus, lernten Schach für besseres taktisches Verständnis, sondern haben auch noch einen Sanitäter in der Gruppe. Sie sind zielstrebig, findig, artistisch in ihrer Angriffsstrategie, aber sie leiden auch, sorgen sich und haben Angst. Da die Primaten nicht sprechen, sich jedoch selbstverständlich verständigen können, liegt in dieser wortlosen Kommunikation ein großer Reiz des vorliegenden zweiten Bandes der Trilogie.

Nachdem die Richtlinien der Affen klarer geworden sind, das Projekt, dem ihre Konditionierung zugrunde liegt, allgemein ein Stück weit enträtselt wurde, sind gerade die Szenen, die die GUERILLAS in den Mittelpunkt stellen, besonders faszinierend. Ist dieser Erzählstrang bereits spannend, genügt er Brahm Revel noch nicht. Die Einheit der Affen wird verfolgt und es wird schnell klar, dass sie nicht die einzigen Versuchskaninchen waren, allerdings waren sie die Versuchsobjekte, mit denen das Experiment am besten funktionierte. Ein weiteres gerät außer Kontrolle, nur viel schlimmer für alle Beteiligten.

Brahm Revel imitiert mit seinen sparsamen Strichen den Realismus. Starke Striche, eine Grauabstufung genügen Revel, um die Hölle des Vietnamkrieges einerseits und den Science-Fiction-Aspekt andererseits gekonnt zu inszenieren. Neben einer spannenden Erzählung generiert Revel eine gekonnt düstere Atmosphäre, an der Adolf nicht ganz unschuldig ist. Was es mit Adolf auf sich hat, soll an dieser Stelle nicht verraten werden. Äußerlich, auch in seiner Schilderung, spielt Revel mit Stereotypen, indem er sie zeitweilig aus ihren gewohnten Verhaltensweisen ausbrechen lässt und den Leser so überrascht. Da die Kulisse, der vietnamesische Dschungel wie auch ein kleines Dorf, zwangsweise nicht sehr abwechslungsreich ist, konzentriert sich Revel mit genauem Blick auf seine Charaktere.

Die Tunnel! Eine der bemerkenswertesten Einzelheiten des Vietnamkrieges sind die Tunnel, mit denen die Soldaten des Vietcong die Amerikaner über lange Zeit in die Irre führten. Brahm Revel greift dieses Detail hier auf und gibt seinen Affen (es ist unbestreitbar, wo die Sympathien des Autoren liegen) auf die Art eine größere Chance. Ganz nebenbei, in der Deckung, entstehen in diesem Versteck Momente der Ruhe und Eindringlichkeit, erzählen sie doch auch vom Sozialverhalten und der großen Intelligenz der Tiere.

Auch die zweite Folge (von 3) weiß zu überzeugen. Ausgewogen berichtet Brahm Revel von der Flucht und vom Kampf der Schimpansen und legt den anderen Schwerpunkt auf die Verfolgung und Jagd der Primaten. In drei Kapiteln zieht Revel alle für eine dichte Erzählung mustergültigen Register. Sein grafischer Stil kreiert einen zügigen Lesefluss, so dass eine filmische Intensität entsteht. Eine gelungene Mixtur aus Kriegsdrama, Science Fiction und einer Spur Horror. Innovativ, anders, sehr gut. 🙂

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