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Comic Blog


Donnerstag, 03. April 2014

PARKER – Das Syndikat

Filed under: Thriller — Michael um 10:18

PARKER - Das SyndikatWenn einem Gangster auf der Spur sind und nichts anderes als den Tod im Gepäck haben, ist man gut beraten, eine Weile unterzutauchen oder, wie im Falle Parkers, Nägel mit Köpfen zu machen und sich gleich ein neues Gesicht zu besorgen. So gerüstet wird das Syndikat für den Rest des Lebens abgehängt. Gibt es jedoch einen Verräter in der Nähe, kann dieser Rest sehr mager ausfallen. Parker hat sich zu früh gefreut. Wieder sind ihm die Gangster auf der Spur und wieder macht sich Parker zur Klärung der Angelegenheit auf den Weg. Das ist nicht persönlich, es ist nur geschäftlich. Aus diesem Grund greift Parker mit seinen Kumpanen das Syndikat zuerst dort an, wo es besonders weht tut: beim Geld.

Wie ist das Leben eines Gangsters? Dichter noch als im ersten Abenteuer um den toughen Einzelgänger Parker beschreibt Darwyn Cooke nach der Romanvorlage von Richard Stark einen Mann Mann, der zwar auf diesem Planeten, aber dennoch in einer ganz anderen Welt lebt. Parkers Leben findet hinter den Kulissen der gewöhnlichen Sterblichen statt. Mit Äußerlichkeiten hält er sich kaum auf. Seine Identität definiert sich nicht durch sein Gesicht. Er muss männlich aussehen. Das Gesicht (wie die ganze Statur) muss dazu taugen, Frauen für eine Macht klar zu machen. Das scheint zu gelingen. Seine Reflexe und seine kompromisslose Art sorgen zusammen mit seinem glasklar kalkulierenden Intellekt für sein Überleben.

Verbrechen ist Geschäft. Und Geschäft bedeutet Geld. Das Syndikat verdient sein Geld kaum auf herkömmliche Art und Weise. Schwerpunkte finden sich im Glücksspiel, einer Halbwelt, schwer zu kontrollieren und deshalb umso leichter anzugreifen. Wir schreiben das Jahr 1963. In dieser Dekade, in der nach den Sternen gegriffen wird und alles möglich scheint, klammern sich einige noch an hergebrachte Strukturen. Diese innerliche Zerfressenheit kann von ein paar Gangstern von außen geknackt werden. Der Autor der Vorlage, Richard Stark, beschreibt diese Zerrissenheit ohne Rücksicht auf Erzählstrukturen oder ähnliche Gesetzmäßigkeiten, schafft ein kleines Kaleidoskop, gibt sezierende Einblicke, faszinierend und spannend zugleich.

Mitten drin bewegt sich Parker als Chirurg, der den Körper des Feindes perfekt zu kennen scheint, als As in seinem Job weiß er, wo die Skalpelle für die richtigen Schnitte anzusetzen sind. Diese Schnitte sind nicht nur Überfälle, sie sind auch Morde. Der Leser wird nicht erfahren, was Parker dabei empfindet. Die Leichtigkeit, mit der er derlei Aktionen in die Tat umsetzt, spricht allerdings eine deutliche Sprache. Wo Geld der Spitzenwert ist, bedeutet ein Menschenleben nichts. Im Wechsel aus direkter Szene, nah dran am Geschehen, und erzählenden Passagen, die den Leser Abstand gewinnen (und zwischenzeitlich aufatmen) lassen, entsteht ein Gesamtpaket, dessen Geschichte am Ende umfangreicher erscheint, als sie eigentlich ist.

Schwarz, weiß, blaugrau sind die Farben dieser gezeigten Unterwelt, in der sich Parker bewegt. Die Akteure sind, gemäß der Zeichentrickgrafikwelt, in der Darwyn Cooke beruflich viel Zeit verbracht hat, abstrakt einfach, manchmal verspielt. Sie agieren realistischer als Schattenrisse, gegensätzlich zu den jeweils individuell angelegten Figuren. Oder sie sind wahre Karikaturen, wenn Darwyn Cooke und Richard Stark beschreiben, wie das organisierte Verbrechen mit seltsamen und zunächst undurchschaubar wirkenden Systemen Geld verdient.

PARKER: Ein geradliniger Thriller mit einem Gangster als Hauptfigur. Parker ist, wie er ist. Hart gegen sich und andere, egoistisch, brutal, zynisch, auf seine Art berechenbar. Wer Parker nicht bescheißt, wird nicht beschissen. Wer ihn aus dem Weg räumen will, wie eben das Syndikat, kann sein Testament machen. Darwyn Cooke adaptiert auch die Fortsetzung um den Ganoven und Killer von Richard Stark. Der Thriller verweigert sich jeglicher moderner Komik, die mittlerweile im Genre anzutreffen ist, noch gibt es comic-artige Überzeichnungen. Hier ist klassisch wieder erfrischend neu und spannend. Cookes Grafikstil mildert die Härte der Geschichte ab. Aber nicht sehr. 🙂

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