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Comic Blog


Freitag, 12. Juli 2013

Die Chroniken des schwarzen Mondes 0

Filed under: Abenteuer — Michael um 11:12

Die Chroniken des schwarzen Mondes 0 - Grausames SpielDie Burgruine hat schon lange keinen Glanz und keine gesellschaftlichen Ereignisse mehr gesehen. Es gibt einen Burgherren, einige wenige Bedienstete, ein Dorf am Fuße des Berges, doch Pracht und Macht sind vergangen. Einzig die junge Frau auf dem Burgturm, die täglich mit den Winden singt, lässt ein Herz in diesen trüben Mauern erahnen. Und es sind diese Winde, diese durchsichtigen Männer und Frauen, die durch die Luft gleiten, unerkannt alles sehen, die den Teufel auf die Spur der jungen Frau bringen. Es sind diese Winde, die das Kind auch erziehen und sogar schulen werden und es, beizeiten, sogar beschützen. Doch all das hilft nichts, denn das Schicksal des Kindes ist vorbestimmt und niemand wird sich dagegen auflehnen können.

Der Teufel will ein Kind! Und er will es nicht von irgendeiner Frau. Sie muss die schönste sein, die sich finden lässt. Da spielt es keine Rolle, ob sie vermählt ist oder nicht. List und Tücke, ein wenig Mummenschanz genügen und schon ist es geschehen um die junge Frau, die den Tag in Einsamkeit an der Seite eines alten, grantigen und misstrauischen Gatten verbringt. F. M. Froideval entwirft eine bitterböse Entstehungsgeschichte seines dunklen Helden Wismerhill I.. Auf der Erde beginnt es in Schönheit, in der Hölle ist der Anfang eine finstere Wette zwischen Luzifer und dem Dämonenfürsten Pazuzu.

Die Vorgeschichte zu Die Chroniken des schwarzen Mondes werden sehr märchenhaft geschildert und bei aller Dramatik, bei allen tragischen Ereignissen kann sie auch mit einigen sehr schwarzhumorigen Szenen aufwarten. Der Teufel hat seine Hand im Spiel und der Teufel versteht Spaß, finsteren Spaß. Beispielhaft ist seine Verwandlung in einen Prinzen samt Gefolge. Das Gefolge, bestehend aus Dämonen aller Arten, hat sich nur auf sein Äußeres zu achten, sondern auch auf sein Verhalten. Wer nicht spurt … nun, es gibt noch viele andere Dämonen, da, wo diese herstammen.

Interessant ist des Teufels Macht über die Winde. Denn diese stehen ihrem Herrn doch ein wenig skeptisch gegenüber. Außerdem besitzen Mitgefühl. Diese Eigenschaft ist dem Teufel völlig fremd, allerdings kann er (nicht immer) Nachsicht zeigen (wenn es seinen Zwecken dient, versteht sich). Die Geschichte verläuft über verschiedene Etappen, zeigt den Knaben als Säugling, gehegt von den Winden und der Mutter. Der Leser entdeckt den kleinen Jungen, der sehr bald seinen ersten Schicksalsschlag hinnehmen muss. Fabrice Angleraud liebt das Spiel mit den Gesichtern, die er in Schlüsselszenen gerne besonders groß und frontal zum Betrachter abbildet. Der Teufel ist ein gern gesehener Kopf, aber auch der Ziehvater des Jungen, der gehörnte Ehemann, bringt ausdrucksstarke Mienen auf das Papier.

Diese Miene ist mit all ihren Emotionen, Hass und Missgunst vorneweg, stets beeindruckend anzuschauen, besonders am Tage des ersten großen Schicksalsschlages. Darüber hinaus sind die Zeitrafferszenen aus der Jugend des Jungen sehr fein gestaltet, mit kleinen Einzelheiten, reich an Blickwinkeln. Es sind auch Szenen, die über den späteren Charakter des Jungen hinwegtäuschen werden. Wenn dieser sich zum ersten Mal auf den Jagd befindet und vor (sehr knuffig gestalteten) Kaninchen das Weite sucht, da er sie für Monster hält, ist das schön für das Auge und das Zwerchfell.

Die Anordnung der Bilder, sicherlich durch mittelalterliche, auch kirchliche Fenstertechniken inspiriert, zieht sich nicht selten über eine Doppelseite, zentriert eine Figur oder stellt zwei Protagonisten einander gegenüber. Frontal gegeneinander oder im Anschnitt, zum Betrachter hin orientiert: Fabrice Angleraud will den Leser mit seiner Anordnung einfangen, einbeziehen und erweckt auf diese Weise eine noch größere Nähe zu einem Märchen, wie es auch aus Bilderbüchern her bekannt sein kann. Gegen Ende allerdings verliert die Handlung das Märchenhafte. Der Held formt sich, erhält sein Gesicht, verliert jegliches Gefühl. Diese Enttarnung fällt entsprechend drastisch aus.

Wie kam es zu Chroniken des schwarzen Mondes? Wie nahm alles seinen Anfang? Niemand wird böse geboren, so heißt es. Zum Beweis lässt Autor F. M. Froideval seinen Helden Wismerhill sehr langsam in die Dunkelheit hinübergehen, malträtiert durch den wahren Vater, den Teufel. Ein überzeugendes Märchen, sehr schön gezeichnet, auch märchenhaft angeordnet im Stile früherer Techniken, ist die Nummer 0 der Chroniken des schwarzen Mondes nicht nur für Fans der Erfolgsreihe einen Blick wert. 🙂

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