Zum Inhalt springen


Comic Blog


Freitag, 22. März 2013

Roland Ritter Ungestüm 7

Filed under: Abenteuer — Michael um 19:28

Roland Ritter Ungestüm 7Roland macht sich auf den fernen Weg nach Santiago de Compostela, denn nur in der Tarnung als harmloser Wanderer, fromm und arm, scheint sein Leben sicher zu sein. Und tatsächlich ist das Eintauchen in diese Pilgerreise eine Ruhephase in dem ansonsten sehr aufregenden Leben des Ritters Ungestüm. Aus Mitreisenden werden Freunde. Bald weiß Roland jedoch, dass selbst ein Pilger, ob er nun als Roland erkannt wird oder nicht, nicht sicher ist vor Halsabschneidern und betrügerischer Willkür. Da kommt es gerade recht, im Kampf geschult zu sein, um es mit jenen aufzunehmen, die sich an den Pilgern bereichern wollen. Aber die Gefahren werden größer, die Feinde zahlreicher und selbst die Natur scheint sich mit Eis und Schnee gegen die Pilger verschworen zu haben.

Das Gewissen eines Königs: es regt sich ebenso wie das von gewöhnlichen Menschen. Ein König Artus, stark, unbeugsam, verherrlicht, bricht unter der Last der Vergangenheit zusammen. Betrachtet der interessierte Leser andere Geschichten um den legendären König, heißt er nun Artus oder Arthur, tummelt er sich in Romanen, Filmen oder Comics, mag er zwar menschlich sein, aber selten wurde er derart verzweifelt gezeigt. Dieser König in der Episode Blutende Mauern ist am Ende seiner Kräfte und gibt sich nicht einmal die Mühe, dies auch zu verbergen. Francois Craenhals demontiert in seiner Eigenschaft als Autor und Künstler nicht nur einen König, er stellt seinen ureigenen Helden Roland auch vor eine ungewöhnliche Aufgabe.

In Die Verlobte des König Artus soll sich Roland an die Spitze eines Verstärkungsheeres begeben und gen Kastilien aufbrechen. Roland, der den kastilischen Gesandten gezeigt hat, welch ein Hitzkopf in ihm steckt, macht sich mit seinem Auftreten sogleich neue Feinde. In der Folge geschehen seltsame Unfälle. Alsbald ist sicher: jemand trachtet Roland nach dem Leben.

Die gesammelte Reihe von Rolands Abenteuern nähert sich langsam ihrem Ende. So finden sich nur zwei albenlange Abenteuer in diesem 7. Sammelband abgedruckt. Das letzte Drittel der vorliegenden Ausgabe nimmt der erste Teil von Kurzgeschichten ein, die ein nicht weniger aufregendes Leben des Recken schildern, als es auch in den Alben bisher der Fall war. Auffällig allerdings ist das sehr starke Auftreten von übersinnlichen Aspekten, die bisweilen auch dazu gedacht sind, den Helden zu necken und zu täuschen. Oder, im dritten Fall, nutzt er die Täuschung auch für sich selbst. Roland, der auch eine Jugendmarke der belgischen Post zierte, erhält ein wohl verdientes wie auch ein offenes Ende, denn das letzte hier eingebundene Album hätte nicht das letzte sein sollen. Francois Craenhals starb 2004 zu den Vorbereitungen eines neuen langen Abenteuers.

Roland, Ritter Ungestüm, dessen Portrait hier in einer sehr schönen Abbildung von 1968 vorliegt, hat eines der längsten Comic-Heldenleben gelebt, die einer Figur überhaupt vergönnt sein können. Craenhals, der Roland quer durch die Welt schickte, konzentriert sich in den beiden letzten Alben auf den Konflikt zwischen Roland und seinem König Artus, der seine Tochter seinem wackeren Streiter immer vorenthalten hat und diese lieber für politische Zwecke genutzt sehen wollte. Aus dem strahlenden König wird hier eine gebrochene Gestalt, die selbst bei der Tochter keine Vergebung mehr findet. Liebe siegt schließlich über falschen Gehorsam. Endlich dürfen die beiden (noch) jungen Leute zueinander finden. Craenhals verstand sich ausgezeichnet auf den Mittelweg zwischen Abenteuer und ritterlicher Romantik.

Stilistisch ist sich der Künstler über die Jahrzehnte hinweg treu geblieben. In den Bildern steckt immer auch ein klein wenig naive Kunst, mit klaren Trennungen zwischen dem Bösen und dem Guten. Doch beinhalten die Bilder auch den Eindruck mittelalterlicher Bücherkunst, von Grafiken, die zur Unterstützung handgeschriebener Bücher dienten. Auch kirchliche Darstellungen werden imitiert, tatsächlich in Form von Kirchenfenstern. Schlussendlich, in Blutende Mauern, stellt sich sogar der Eindruck einer theaterreifen Inszenierung ein, beinahe wie ein Drama von Shakespeare, in dem die Gegenwart von der Vergangenheit eingeholt wird.

In den Kurzgeschichten, an letzter Stelle, findet sich die Geschichte Die Füchsin, in schwarzweiß dargestellt, unter Verzicht auf weitere Farbe. Selbst in dieser Kunstfertigkeit weiß Francois Craenhals zu überzeugen und es ist beinahe schade, dass es bisher nicht mehr künstlerische Ausflüge dieser Art gegeben hat. Der Leser erfährt hier darüber hinaus eine schöne Jugendepisode des Helden, absolut unkriegerisch, dafür sehr nostalgisch und gefühlvoll erzählt.

Ein feiner siebter Sammelband über den Ritter Ungestüm. Eine Vorkenntnis bisheriger Geschehnisse ist von Nutzen. Francois Craenhals führt die Saga um seinen Roland mit Fingerspitzengefühl fort. Leider ist sie auch bald an ihrem Ende angelangt. Doch ist ihre Langlebigkeit hoch verdient, da es nur wenige derart schöner Rittererzählungen im Comic-Bereich gibt. 🙂

Roland, Ritter Ungestüm 7: Bei Amazon bestellen

Keine Kommentare »

No comments yet.

RSS feed for comments on this post. | TrackBack URI

Leave a comment

You must be logged in to post a comment.