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Comic Blog


Samstag, 16. März 2013

Parker

Filed under: Thriller — Michael um 11:40

ParkerParker hat nichts mehr. Nur sein Leben. Aber das genügt für einen Neubeginn. Was er braucht, stiehlt er. Kleidung, eine neue Identität. Das Geld, das sie ihm gestohlen haben, holt er sich zurück. Er weiß, wo sie zu finden sind. Sie geben ihm sein Geld. Sonst bringt er sie um. Einfache Rechnung. Keine Worte. Ein Lächeln beeindruckt ihn nicht. Das Lächeln einer Frau schon gar nicht. Ein Lächeln kann falsch sein. Eine Zigarette weist er nicht zurück. Die Kellnerin hat sie bereits im Mund gehabt. Er reißt den Filter ab, bläst ihr den Rauch ins Gesicht. Ihr Lächeln verschwindet. Parker hat ein Ziel. Er lässt sich nicht ablenken.

Es gibt Männer, die sollten nicht gereizt werden. Oder besser gesagt: betrogen. Verbrecher, die einem ganz eigenen Ehrencodex folgen. Einem einfachen Codex: man betrügt mich nicht. Wer mich betrügt, zahlt. Und wer nicht zahlt, ist tot. Parker denkt in einfachen, aber für ihn effektiven Bahnen. Der amerikanische Autor Richard Stark, auch bekannt unter dem Namen Donald Westlake, schrieb mit Parker (orig. The Hunter) die Vorlage zum Film Point Blank oder lieferte zum Beispiel das Drehbuch zu The Stepfather. Mit seiner Figur Parker schuf er einen Verbrechercharakter, dessen Auftritte sich durch mehr als 20 Romane ziehen. Jüngst nahm sich sogar Action-Star Jason Statham in der gleichnamigen Verfilmung der Figur an.

Wer ist Parker? Viel erfährt der Leser über Parker in dieser Geschichte nicht. Parker ist kein Mensch, der viel quatscht. Parker handelt. Er plant sinnvoll, auch vorsichtig. Er sucht sich seine Mitstreiter für einen Job gewissenhaft aus. Einmal jedoch nicht. In diesem Fall geht sämtliche Professionalität verloren. Parker wird angeschossen, für tot gehalten. Es ist sein Glück, dass die Leute, die ihn reingelegt haben, ebenfalls nicht professionell genug waren. Jetzt ist er hinter ihnen her.

Richard Stark hat einen Gangster erschaffen, keinen Gutmenschen, auch niemanden, der gut sein will. Parker will sein Geld. Sonst nichts. Und dafür legt er sich sogar mit dem Syndikat an. Oder wie immer sich die Mafia, das organisierte Verbrechen gerade nennen will. Parker ist es gleich wie groß, wie zahlreich der Gegner ist. Darwyn Cooke, seines Zeichens ein bekannter Comic-Macher, Fans von Superhelden auch ein Begriff, nahm sich schon anderer bekannter Figuren an, holte so zum Beispiel auch den Spirit ins Comic-Leben zurück. Cooke liebt den amerikanischen Cartoon, arbeitet hier aber ein Stück gegen seinen eigenen bekannten Strich.

Für Superman und Konsorten hat er im Animationsbereich sehr saubere Vorarbeit leisten müssen. Ähnlich exakt waren die Arbeiten für den Spirit. Nun aber wird ein intuitiver Strich sichtbar. Schnell, launisch, hart. Immer noch Comic, die Härte der Geschichte abmildernd, mit blauen Farbtönen unterlegt, aber in einem gemeinen Look, der das Harmlose aus den Zeichnungen einer frühen Comic-Ära aufgreift und darüber hinwegtäuscht, wie brutal und erwachsen Parker zur Sache geht.

Die Vergangenheit wird mit grobem Raster gezeigt, die Gegenwart trägt ein harter Pinsel in unterschiedlichen Stärken auf. Schwarz teilt sich das Blatt mit einem kalten hellen Blau. Man schreibt die Frühzeit der 60er Jahre des letzten Jahrhunderts. Die Autos sind breit, die Kostüme eng und die Röcke kurz. New York ist nicht nur ein Big Apple, sie ist das Städte-Model ihrer Zeit. Aus der Erinnerung springt Parker in enge Straßenschluchten, in die Büros des organisierten Verbrechens und später in die Hinterhöfe, wo alle Fragen restlos geklärt werden. Der Strich hält nicht auf, er zerrt am Leser, schneller, weiter, so wie Parker sich auch benimmt, rastlos, rächend, unaufhaltsam.

Parker ist geradlinig. Kein Gerede, keine leeren Drohungen. Wenn Parker sagt, er bringe sein Gegenüber um, falls seine Forderungen nicht erfüllt werden, kann sich der Leser darauf einstellen, dass genau das geschieht. Parker ist kein Großmaul. Parker hat nur sich, auf den kann er sich verlassen. Ein alter Krimi (1962 entstand die Romanvorlage) erlebt seine Wiedergeburt. Auch hier gilt: war gut, bleibt gut. Für Thriller-Fans. 🙂

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