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Comic Blog


Freitag, 08. Februar 2013

Lou Cale 5 – Das Zentauren-Tattoo

Filed under: Thriller — Michael um 11:12

Lou Cale 5 - Das Zentauren-TattooHalloween. Die Kinder freut es. Am Abend ziehen sie von Haus zu Haus. Sie sammeln Süßigkeiten und ärgern die Erwachsenen. Manche Erwachsene ärgern sich etwas zu sehr und rutschen schon einmal aus. Nicht vom Regen in die Traufe, sondern gleich ins Meer. Nun könnte der Mann, der da vom Steg nach unten fällt und mit seiner Taschenlampe ins finstere Nass leuchtet, an einen schlechten Halloween-Scherz glauben, sähen die beiden am Meeresgrund angeketteten und kopflosen Leichen nicht täuschend echt aus. Dem Schrecken der Entdeckung folgt die Polizei und eine Ermittlung, die zunächst ins Leere verläuft. Keine Köpfe. Keine Fingerkuppen. Nur eine Tätowierung, identisch bei beiden. Bei der männlichen wie auch der weiblichen Leiche.

Das organisierte Verbrechen erlebt seine erste große Blütezeit und beschert der Polizei eine Menge Arbeit. Aber nicht nur diese setzt sich mit den Verbrechern auseinander. Auch den Zeitungen geht der Stoff nicht aus. Lou Cale hat wichtige Strippen gezogen, die nötigen Bekannten, um immer gleich zu wissen, wo was geschehen ist und befindet sich häufig im Zentrum der Ermittlungen, am Puls der Ergebnisse, immer eine Nasenlänge vor seinen Kollegen. Aber Lous eigene Nachforschungen wirbeln auch Staub auf und so findet er sich manchmal selbst im Zentrum des Interesses finsterer Elemente wieder.

Das Künstlerduo Eric Warnauts und Guy Raives nimmt den Leser im fünften und abschließenden Reihe um den Reporter Lou Cale mit in die 50er Jahre. Das Wörtchen Mafia ist mittlerweile ein Markenname für das organisierte Verbrechen geworden. Der Fall ist zwar außergewöhnlich, doch zunächst immerhin ein gewöhnlicher Mordfall. Erst nach und nach kristallisieren sich Einzelheiten heraus, die eine erhöhte Gefährlichkeit der Umstände unterstreichen. Lou Cale bringt nicht nur sich, sondern auch andere in Schwierigkeiten.

Ausgewählte Schauplätze wie eine Sektionshalle, ein Diner, die Hochbahn, der verrottete Pier, auch das ferne Sizilien liefern feine Ansichten einer verlorenen Lebensart und vermitteln eine Mischung aus crime noir und jenen Tagen, als der Schwarzweißfilm auf der endgültigen Kippe zum Farbfilm stand. Lou Cale, als Charakter, ist ein Mann, der sich nie zur Gänze einmischt, den lebensnotwendigen Abstand wahrt. So schafft er auch die Zeitenwende. Die Schlussszene verrät, was ihm wirklich wichtig ist.

Die Geschichte ist untermauert von den Eindrücken eines längst vergangenen Jahrzehnts, den Straßen New Yorks, allen modischen Einflüssen und auch den moralischen Vorstellungen, die hier über unterschiedlichste Charakterdarstellungen eingefangen werden. Der Strich erinnert an einen flotten Herge, realistischer als Tim und doch spielen Warn’s & Raives mit den bekannten Knopfaugen. Guido, der Eisverkäufer und gerade eine Figur, die als Italiener noch über einige Kontakte in die Unterwelt verfügt, ist das beste Beispiel hierfür.

Die Schattierungen der mit leichten Strichen festgehaltenen Figuren, Gegenstände, Kulissen und Strukturen kommen mit einer Stufe aus. Wichtiger sind Einzelheiten, die wie kleine Hinweise der Lebensumstände sind. Ein Kristallleuchter an der Decke, dessen Kerzen am helllichten Tag entzündet sind. Wäsche auf der Leine. Buntglasfenster. Ein Schnitt in den Unterbauch einer Frauenleiche bei einer Autopsie. Oder das bunte und sommerliche Taormina auf Sizilien, das einen starken Kontrast zum verlebten Brooklyn bildet.

Ein gelungener Thriller im Stil der 50er Jahre des letzten Jahrhunderts. Vorkenntnisse aus den vor mehreren Jahren erschienenen ersten vier Bänden sind nicht erforderlich. Eric Warnauts und Guy Raives haben ihre Figuren und die Zeitperiode so gut im Griff, dass alle Informationen ausreichen, um die Geschichte unterhaltsam und spannend voranzutreiben. 🙂

Lou Cale 5, Das Zentauren-Tattoo: Bei Amazon bestellen
Oder bei Finix Comics.

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