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Comic Blog


Sonntag, 09. Dezember 2012

DEAE EX MACHINA 1 – Jagd auf den blauen Jaguar

Filed under: Mystery — Michael um 18:43

DEAE EX MACHINA 1 - Jagd auf den blauen JaguarProfessor von Klumpp sieht den nächsten Krieg kommen. Es ist nur noch eine Frage der Zeit. Nach den vernichtenden Schlachten des Ersten Weltkrieges will der Professor mit seinem Gefolge zu einer Macht werden, die sich gegen alle europäischen Staaten stemmt. Von Klumpp ist kein Wohltäter, vielmehr agiert er mit äußerster Brutalität, um an sein Ziel zu gelangen, die Sammlung jener Artefakte, die zusammengenommen, ein ungeheures Potential bilden, das selbst die Götter fürchten. So ist es ebenfalls nur eine Frage der Zeit, bis die drei Schicksalsgöttinnen aufmerksam werden und aus den himmlischen Gefilden hinab zu den Menschen reisen.

Man stelle sich vor, es ziehe sich eine Art Vorhersage durch die Zeiten. Was geschrieben steht, erfüllt sich. Die drei Schicksalsgöttinen Urd, Skuld und Verdandi haben nicht immer richtig aufgepasst (oder sie haben ihre Aufgabe nicht immer ganz ernst genommen) und die Menschen haben diese Nachlässigkeit nun auszubaden. Mehr oder weniger. Autor, Zeichner und Kolorist Erik hat fast ein eigenes Genre erfunden (oder wenigstens einen neuen Seitenarm). Eine Historienfantasykomödie, in der die Götter nicht verrückt sind, aber wie Kinder in den Zeiten herumstöbern und spielen, neugierig herumschleichen und kommentieren.

Das ist frisch erzählt und durch die unterschiedlichen Blickwinkel und Zeitsprünge unvorhersehbar, durchweg spannend und unterhaltsam. Erik bemüht die humoristische Erzählweise, will nicht gänzlich tragend und korrekt sein, obwohl Erläuterungen am Fuß der Seite über jeweilige neue Begriffe informieren. Kleine Prologe geben blitzschnelle Auskünfte über einige Charaktere (die Göttinnen sind besonders gelungen), bevor es tief in die Vergangenheit geht, hin zu einem Kampfaufmarsch der 20. Augusta. Römische Legionäre bekriegen germanische Barbaren und erleben eine fürchterliche Überraschung. Nun, fast, denn beileibe nicht jeder Römer will sich ausgerechnet durch fremde Götter ins Bockshorn jagen lassen. Bei einem Volk, dessen Götterhimmel bereits randvoll ist, mag das nur allzu verständlich sein.

Langsam bildet sich eine Grundlage heraus. Erik springt von der Römerzeit ins Jahr 1928, in die Epoche der Conquistadores, ins Reich der Schicksalsgöttinnen und wieder zurück in die zweite Hälfte der Zwanziger Jahre des letzten Jahrhunderts, die heute so gerne mit dem Begriff der Goldenen Zwanziger belegt werden. Vordergründig bekämpfen sich die unterschiedlichen politischen Richtungen handfest auf den Straßen, während hinter den Kulissen mythologische Artefakte eine neue Macht hervorbringen sollen, bereit, die Welt einmal mehr ins Chaos zu stürzen.

Die episodenhafte Erzählung, die Stück für Stück zu einem sehr großen Gesamtbild zusammengefügt wird, nimmt den Leser mit. Entweder steht ein Rätsel im Vordergrund, Spannung oder auch ein humoristisches Kabinettstückchen. Am Ende steht eine klare Front aller Akteure, von denen es sicher scheint, dass sie nur gegeneinander werden agieren können. Eine schnell herbeigeführte tragische Wendung untermauert diesen Eindruck mehr als nur deutlich.

Erik arbeitet sehr stilisiert, künstlerisch, dekorativ. Auch könnten seine Bilder, in der Tuschearbeit, wie sie beinahe segmentartig zu nennen ist, von einem künstlerischen Druckverfahren inspiriert sein. So entsteht (wie auch in der Krimiserie Dede) eine sehr eigene Optik, die einen hohen Wiedererkennungswert besitzt. Die Charaktere sind den Figuren durchaus ins Gesicht geschrieben, in bester Hollywood-Manier, die Guten, die Bösen, die Helden, die Schönen, die Hässlichen. In der Darstellung der historischen Finessen der unterschiedlich gezeigten Epochen zeigt sich Eriks Feinarbeit.

Besonders hervorzuheben sind die römischen Abstecher, die mittelamerikanische Episode und die Einführung der beiden jungen Leute, Chris und Mo, die mit ihrem Doppeldecker einen waghalsigen Stunt vollführen, der in einem sehr schwarzhumorigen Finale gipfelt. So stilistisch eigen der Zeichenstil ist, so eigen ist auch die Kolorierung, die sich durch die Auswahl der Farben nach verschiedenen Comic-Werken zu einem kleinen Markenzeichen entwickelt hat. Grundsätzlich blasser, mit vornehmlich kalten Brauntönen und Blautönen nimmt sich die Kolorierung hinter den Zeichnungen zurück. Das ist zuerst gewöhnungsbedürftig, vergleicht man mit Publikationen, die mit dem Farbtopf nur so um sich schmeißen, konzentriert letztlich aber auch enorm den Lesefluss.

Ein sehr schönes Konzept, sehr frisch, sehr durchdacht, sehr sympathisch umgesetzt, vollkommen auf gelungene und intelligente Unterhaltung setzend. Es funktioniert auf jeder Ebene. Mehr davon! 🙂

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