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Comic Blog


Dienstag, 24. Juli 2012

Die Abenteuer von Philip und Francis 2

Filed under: Abenteuer — Michael um 11:13

Die Abenteuer von Philip und Francis 2 - Die machiavellistische FalleEigentlich, ja, eigentlich sollte einer Hochzeit nichts mehr im Wege stehen. Olrik ist Premierminister, ein geachteter Bürger und Politiker und er hat das Herz der mächtigsten Frau des Britischen Imperiums höchstselbst erobert. Olrik wird die Königin heiraten. Wären da nur nicht diese Zwischenfälle. Auf Erinnerungsfotos steht Olrik neben wildfremden Frauen. Damenunterwäsche findet sich in politischen Akten wieder. Offensichtlich lässt Olrik die Augen auch seitlich des Königshauses schweifen. Aber Olrik ist unschuldig, ausnahmsweise. Und so gehen die kleinen Attacken auf den königlichen Hausfrieden weiter. Irgendjemand will nicht, dass die Hochzeit stattfindet. Aber werden die Saboteure Erfolg haben?

Das Empire ist erneut in Not. Dieses Empire? Nicht ganz. Philip und Francis, die beiden doch recht chaotischen Abenteurer im Dienste des Königreichs, stehen wohl vor ihrer größten Herausforderung. Die beste Falle mag jene sein, von der niemand zu sagen vermag, dass er überhaupt hineingeraten ist. Die machiavellistische Falle schickt die beiden Helden in dieser zweiten Folge der Parodie auf Blake und Mortimer in eine Parallelwelt, in der vieles ähnlich ist und doch so mancher Fettnapf auf die außergewöhnlichen Ermittler wartet.

Wenn eine Parodie sich selbst auch noch aufs Korn nimmt, dann bleibt kein Auge trocken. Wenn zugleich hemmungslos aus Zeitgeschichte und Popkultur zitiert wird, Figuren wie Winston Churchill und Schauspieler wie Harry Andrews ihren Auftritt haben, dann setzen Pierre Veys und Nicolas Barral wieder einen Kalauer an den nächsten. Der Wechsel in eine Parallelwelt wurde schon häufiger thematisiert. Die Wechselmethoden waren unterschiedlich, mal mehr, mal weniger gut begründet, doch noch nie wurden die Hauptfiguren durch ein Kinderkarussell in eine andere Welt versetzt.

Zuerst streut Pierre Veys nur Kleinigkeiten in die Veränderungen ein. Diese werden jedoch immer haarsträubender, bis Philip und Francis keine andere Schlussfolgerung als die Feststellung bleibt, dass sie anderweltlich gestrandet sind, nicht andernorts. Denn auch dieses London hat einen Philip und einen Francis, doch wie anders sind diese beiden Männer, sogar erfolgreich auf ihre Art. Andererseits werden ihnen von den uns bekannten Helden zuallererst die Leviten gelesen.

Hier gibt es Anspielungen auf Hollywood und seine Auswüchse. Später kann der Leser über ein paar Ecken sogar Anspielungen auf Folgen der Uralt-Serie Raumschiff Enterprise entdecken, in denen Kirk und Kosorten selbst auf alternative Welten trafen. Doch auch Sandalen-Abenteuer jüngeren Datums sind auch von den kleinen Spitzen betroffen. Superhelden bekommen ihr Fett weg und selbst die Queen ist vor satirischen Seitenhieben nicht geschützt. Die royale Berichterstattung, die jedes Wort auf die Goldwaage legt, jedes Kleidungsstück abschätzt und jeden Pickel entdeckt, wird von Pierre Veys auch nicht vergessen.

Nicolas Barral zeichnet den neuerlichen Niedergang des britischen Imperiums mit einer Süffisanz, die genüsslich an allen Ecken und Enden englischer Traditionen zupft. Die schmalen Striche, leicht hingeworfen treffen nicht nur die beiden Hauptfiguren Philip und Francis auf den Punkt, auch ein Winston Churchill und andere Charakterköpfe (die zweifellos jemandem nachempfunden sind, die ich aber leider nicht zuordnen kann), erinnern an die Kunst der Karikatur, wie sie ein Morris vielen Zeichnern vorgemacht hat.

Sobald die beiden Helden in der Verkleidung von Fred Feuerstein und als Clown in die Arena schreiten, bleibt kein Auge trocken. Bei Barral ist jeder Brite von einer piefigen Arroganz durchdrungen, wirkt in jeder Lebenslage hochmütig, gelangweilt und erschreckt zugleich. Letztlich sind diese Szenen aber nur die Sahnetüpfelchen, denn die absoluten Höhepunkte sind jene Szenen, die Philip und Francis und Philip und Francis einander gegenüber stellen. Das setzt den bisher dagewesenen Verwechslungskomödien die sprichwörtliche (britische) Krone auf.

Eine strikte Komödie, für Fans des Originals, auch solche Leser, die Python-Humor mögen, stilsicher in Szene gesetzt und mit wahnwitzigen Einfällen versehen. 🙂

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