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Comic Blog


Samstag, 21. Juli 2012

QUÄSTOR 1 – Menage A Troja

Filed under: Abenteuer — Michael um 15:16

QUÄSTOR 1 - Menage A TrojaDie Stadt ist gefallen, der Widerstand kaum noch vorhanden. Die Männer, Frauen und Kinder von Troja sind Freiwild vor den heranstürmenden Horden der Angreifer. Niemand vermag noch gegen diese nach Blut dürstenden Krieger zu bestehen. Der Krieger Idomeneus Decalionid sieht zur hölzernen Konstruktion eines Riesenpferdes hinauf. Dieser Gegenstand, furchtbar grob gezimmert, abstoßend in seiner Einfachheit, hat die Trojaner überlistet. Idomeneus ist enttäuscht. Betrug brachte den Sieg. Sein letzter Akt auf diesem Schlachtfeld besteht in der Rettung einiger Zivilisten, bevor er sich mit seinem Schildträger Aesus Simonides auf den Rückweg nach Kreta macht und einen neuen Lebensweg einschlägt.

Jahre später ist aus all der Suche nach und dem Einstehen für Gerechtigkeit eine eher gelangweilte und überfütterte Existenz geworden. Enthusiasmus ist wieder eingeschlafen. Der Held von einst und sein Gehilfe sind faul, fett geworden. Orgien, Wein und Frauen haben die Bequemlichkeit gefördert. Der Name, den sich Idomeneus als Quästor machte, ist zu einem Aushängeschild verkommen. Als jedoch die wunderschöne wie auch rätselhafte Klytia in sein Haus kommt und wenig später eine unerwartete wie auch kaum überwindbare Bedrohung folgt, ist Idomeneus vor allem eines klar: er braucht ein größeres Schwert. Und außerdem: war dieser Schild nicht vor einigen Jahren noch leichter zu tragen?

Jean-Luc Sala wirft zusammen mit Zeichner Nicola Saviori und Kolorist Matteo Bassini einen nicht ernsthaften, dafür aber einen umso phantastischeren Blick auf das alte Griechenland und die Nachkriegszeit von Troja. In der Einleitung wird dem Leser noch die schreckliche Kriegspraktik vorgeführt, ungeachtet einer Disney-Optik der jüngeren Generation findet bei der Vernichtung von Troja ein grauenhaftes Gemetzel statt. Die Ausblicke sind wenig, aber deutlich. Angesichts dessen ist die Motivation von Idomeneus, sich auf profitablere Arbeiten zu beschränken, vor allem auf weniger gefährliche, verständlich.

Es ist ein drastischer Schnitt, der sich in seinem Leben und dem seines Gehilfen Aesus vollzieht. Aus dem starken und schlanken Recken wird ein zwar immer noch stattlicher Mann, der aber die Liege vorzieht und einen sichtbaren Genießerbauch entwickelt hat. Der Auftrag, der ihm angeboten wird, könnte schon interessant sein, weil er besonders lukrativ ist, wird aber zwingend, als Idomeneus nicht nur sein Leben, sondern all das der Menschen um sich herum bedroht sieht. Hier lässt Jean-Luc Sala seiner Fantasie freien Lauf und bietet einen Stoßtrupp auf, der auf den Betrachter auf den ersten Blick wie eine ozeanische Version der goldenen Armee wirken mag. Dabei steht sie in der Umsetzung durch Nicola Saviori völlig eigenständig da. In ihrer Komplexität wissen diese mechanischen Wesen zu überzeugen.

Komplex ist das Stichwort für die gesamte Umsetzung des ersten Bandes von QUÄSTOR. Mag sich Saviori mit seiner Art zu zeichnen auch in höherwertige Zeichentrickfilme einreihen, holt Matteo Bassini mit seiner Kolorierung ein wahres Bilderfeuerwerk aus dem Szenario heraus. Gerade durch seine Farbgebung entsteht Tiefe, ein weicher Glanz mit sehr sorgfältigen Übergängen. Hier wurde alles aus der Computerkolorierung herausgeholt.

QUÄSTOR ist eine Empfehlung für Leser, die schon von SinBad oder Belladonna von Zeichner Pierre Alary begeistert waren. Auch Leser, die an Alim der Gerber von Wilfried Lupano und Virginie Augustin ihre Freude hatten, liegen hier genau richtig. Die märchenhafte Erzählweise, besonders im Verlauf der zweiten Hälfte, und die zeichentrickhafte Anmutung der Bilder kann den Leser angenehm und sehr unterhaltsam fesseln.

Einfach schön in jeder Hinsicht. Fein erzählt, mit Sinn für Humor und Spannung, perfekt gesetzten Wendepunkten und vielen schönen Ideen. Die Bilder von Saviori und Bassini machen aus dem ersten Band der Reihe QUÄSTOR für Comic-Freunde etwas besonderes. 🙂

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