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Comic Blog


Freitag, 17. Februar 2012

Gipsy 2 – Sibirische Feuer

Filed under: SciFi — Michael um 17:36

Gipsy 2- Sibirische FeuerEs ist schwer sich zu erinnern, sofern man die Erinnerung viele Jahre verdrängt hat. Für den Gipsy, der einen bestimmten Punkt in seiner Vergangenheit gerne vergessen hätte, kommt die Aufforderung seiner Schwester, sich mit dem Tod der Eltern noch einmal zu beschäftigen, zur Unzeit. Außerdem ist es einer der Momente, in denen er sich eingestehen muss, dass er doch nicht so abgrundtief kalt und durchtrieben ist, wie er immer jeden glauben machen will. Die Wirkung dieser Erinnerung ist auch nach zwölf Jahren immer noch vorhanden. Abgesehen davon passen Sentimentalitäten im Augenblick überhaupt nicht. Draußen, außerhalb der schützenden Wände des Lastwagens, der sich durch die Eiswüste quält, rüsten sich die Mongolen zum Kampf gegen die russischen Unterdrücker. Zwischen diesen zwei Streithähnen gibt es keinen lachenden Dritten. Da ist man nur im Weg.

Zigansk: Ein Verkehrsknotenpunkt im Nirgendwo, inmitten einer meterdicken Schneedecke und andauernden Eisstürmen. Hier ist die Mannschaft auf die Versorgung von außen angewiesen. Andere, Reisende, Gestrandete müssen sich auf den guten Willen des Personals verlassen. Der Befehlshaber macht keinen Hehl daraus, dass Mitleid ein Fremdwort für ihn ist. Zuerst kommen seine Männer, dann erst der Rest. In dieser von Thierry Smolderen geschilderten Welt bezeichnet Zigansk Knotenpunkt in einer Wegstrecke, die sich in der Nordhälfte der Erdkugel um den gesamten Globus windet. Die sogenannte C3C ist ein unermesslicher Wirtschaftsfaktor und entsprechend heiß umkämpft.

Neben dieser Gesamtbeschreibung, die im Hintergrund steht und durch Intrigen immer wieder durchblitzt, ein wenig Sex and Crime stehen für den Gipsy und seine Schwester der pure Überlebenskampf im Vordergrund. Im zweiten Teil der sechsteiligen Saga um den Lastwagenfahrer und Tausendsassa, der nur auf seinen Vorteil bedacht ist, skizziert Smolderen einen Helden, der so eiskalt ist wie seine Widersacher. Nur eine Schwäche macht ihm fortwährend zu schaffen und erweist sich als hinderlich, das gewohnte Leben fortzuführen: seine Schwester.

Enrico Marini, mit völlig unterschiedlicher Thematik auch mit Die Adler Roms derzeit am Markt vertreten, zeigt in der Fortsetzung von Gipsy mit dem Untertitel Sibirische Nächte weitere seiner grafischen Stärken. In dieser bereits seit einigen Jahren auf dem französischen Sektor vorliegenden Publikation arbeitet er noch etwas manga-orientiert, aber mit starkem realistischen Einschlag. Er kann aber anhand der Bilder, einiger Überzeichnungen auch, nicht leugnen, dass er den Spaß an der spannenden, mitunter auch grotesken Handlung hatte. Die Landschaft ist besonders düster, die Frauen besonders erotisch, die Halunken extrem widerwärtig. Die blaue Lebensfeindlichkeit des allgegenwärtigen Schnees und Eises konkurriert mit den riesigen Feuern nach Überfällen, auch den geschwärzten der Getöteten.

Das Titelbild gibt bereits einen guten Eindruck von der Härte der Geschichte, die hier abgebildet ist und durchaus eine Art Mad Max im ewigen Eis ist. Für den Gipsy und seine Schwester ist die gesamte Reise ein einziger Überlebenskampf. Der Höhepunkt schließlich dürfte die Sequenz in der Gefangenschaft der Mongolen sein, in der eine aufgeregte Herde Mammuts ein optisches Sahnehäubchen darstellt.

Für Freunde sehr actionlastiger, grafisch sehr gut gestalteter Science Fiction sicherlich einen Blick wert. Wer bereits Werke von Enrico Marini kennt und mag, sollte dem grafischen Perfektionisten auch hier eine Chance geben. 🙂

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