Bran ist gewalttätig, auch brutal, immer bereit, seine Interessen mit dem Schwert zu verteidigen. Doch zuvor muss er ein Schwert haben. Natürlich kann ein Krieger, der sich zu Höherem berufen fühlt, nicht mit irgendeinem Schwert kämpfen. Die Klinge der Nacht ist ein solch besonderes Schwert, aber wer es besitzen will, darf sich nicht wundern, wenn der rechtmäßige Träger, obwohl seit langem verstorben, es verteidigt und bemüht ist, den Dieb zu töten. Bran mag zwar die Gewalt zur Lösung von Problemen vorziehen, aber er ist nicht dumm. Und so gelangt er relativ mühelos in den Besitz dieser ungewöhnlichen Waffe.
Ronan Le Breton, der Autor dieser epischen Fantasy-Handlung, lässt das Schwert alsbald in einem Kampf zum Einsatz kommen, der mit solcher Macht auf beiden Seiten ausgefochten wird, dass die wundersame Kraft notwendig ist. Denn Arawn, der die Waffe inzwischen führt, begegnet Math, ebenfalls mit einer magischen Waffe ausgerüstet. Gemeinsam bestreiten sie einen Kampf vor einer Kulisse aus riesigen, lebendig gewordenen Bäumen und sich wehrenden untoten Kriegern, die geradewegs aus der Hölle gekommen scheinen. Sebastien Grenier nutzt die lange Sequenz der Schlacht von Cad Goddun, um es so richtig krachen zu lassen.
Der Hauptzweikampf, der hier gezeigt wird und der zwei Titanen aufeinanderprallen lässt, ist beeindruckend inszeniert. Es ist ein göttliches Gemetzel mit Kraftprotzen, die beide keine Sympathie verdienen. Das gleiche Kräftemessen mündet schließlich in eine Pattsituation, während im Hintergrund ein geheimnisvoller Blutkessel seine Pläne schmiedet. Einen Kessel zu einer Ränke schmiedenden Kreatur zu machen, ist gewagt, funktioniert allerdings auf seltsame Weise. Ein großes bauchiges Gefäß, ein Hexenkessel, wuchtig, mit unheiligen Zeichen verziert, ist das Sprachrohr einer anderen Welt und eigentlich recht hilflos. Dennoch gelingt es Sebastien Grenier mit seiner naturalistisch angelegten Maltechnik, dem Kessel einen Charakter zu geben.
Mit deckenden Farben, mal sehr grob aufgetragen, mal außerordentlich fein gemalt, entstehen durch Greniers Technik Grafiken zwischen Gemälde und Feuerwerk. Es ist schwer zu entscheiden, welche Grundstimmungen hierbei besser gefallen. Denn Arawn ist gerade im dritten Teil nicht nur Schlachtengemälde, sondern besitzt auch ruhige, unheimliche sowie mysteriöse Momente. Im zweiten Teil, wenn es an dem Leser ist, sich von den Aufregungen zuvor zu verschnaufen, gelingt es Grenier mit einer schmeichelnden, manchmal auch leicht kaschierenden Technik urwüchsige Highlands auf das Papier zu zaubern. Kleinigkeiten erwecken die Ansichten zum Leben, so eine Möwe, die zwar nur klein abgebildet ist, aber außerordentlich niederträchtig wirkt.
Das gesamte Land ist ein verwunschener Traum. Es zur Gänze einen Alptraum zu nennen, wäre falsch. So hat auch dieses scheinbar von Göttern erschütterte Land seine schönen Seiten. Doch allzu viele Sümpfe, Klippen, Abgründe und Nebel beherrschen dieses Land, an dessen Küsten sich die Wellen bedrohlich brechen. Kurzum: Die Atmosphäre ist mit hoher Intensität phantastisch gut eingefangen.
Schwermetall: Immer noch und noch besser. Die Figuren sind von Le Breton ausgezeichnet charakterisiert und trotz einer Vielzahl von Auseinandersetzungen bleibt genügend Zeit, diese auszubauen. Grenier etabliert sich als Künstler für barbarische Stimmungen. Für Fans harter und dunkler Fantasy perfekt. 🙂
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