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Comic Blog


Samstag, 20. November 2010

Jerry Spring Gesamtausgabe 1

Filed under: Abenteuer — Michael um 18:33

Jerry Spring Gesamtausgabe 1Fremde in der Nacht: Im Wilden Westen muss ein Reisender aufpassen. Ein Lagerfeuer mag anziehend wirken, trotzdem sollte man sich nicht jedem vorbehaltlos vorstellen. Mit dem Mexikaner, dem Jerry Spring hier begegnet, verhält es sich anders. Mit Pancho wird ihn eine echte Männerfreundschaft verbinden. Aber zuvor stiehlt Pancho ihm erst einmal das Pferd. Sicher ist die Tat aus der Not geboren, dennoch ist ihr Kennenlernen zunächst nicht sehr herzlich. Ihr Verhältnis ändert sich jedoch bald. Im Grenzgebiet sind die Zeiten hart. Die Lage zwischen Amerikanern und Mexikanern ist überaus angespannt. Spitzbuben, die diese Situation zum Viehdiebstahl und Pferderaub nutzen, verschlimmern die Lage zusätzlich.

Jerry Spring springt bei seinem Auftauchen in der Gegend geradewegs in ein Wespennest, so scheint es. Diesen Charakterzug muss er von seinem Vater, einem Richter und hoch geehrten Mann geerbt haben. Leider steht sein Leben dadurch auch allzu oft auf des Messers Schneide. Viehdiebe, Waffenschmuggler, Goldräuber, Indianer, Revolutionäre sind nur ein paar Feinde, die ihm im Laufe der Zeit gefährlich werden. Aber da ist noch Pancho, auch El Panchito genannt, der mehr als einmal zur Seite steht.

Jije (Joseph Gillain) schuf einen Western, der auch noch nach 56 Jahren zu begeistern weiß. In kraftvollen Zeichnungen, rein schwarzweiß ausgeführt, entfaltet Jije hier blitzschnell den Charme einer Westernserie, wie sie Generationen an den Bildschirm bannte, seien es Rauchende Colts, Die Leute von der Shiloh Ranch oder natürlich Bonanza. Ein guter Held kommt niemals allein. Seine Herkunft ist eher edel, aber er geht seinen eigenen Weg. Aber ein Held (oder auch ein Sheriff, wie man weiß) braucht auch mal Hilfe. So hat Jerry Spring Pancho und andere Freunde, die eher sporadisch auftreten.

Nach eigener Aussage zieht Jije die Schwarzweißzeichnung einer kolorierten Fassung vor. Tatsächlich stehen die Bilder in Schwarzweiß vollkommen für sich allein. Einerseits ist Jije ein Meister darin, mit Schatten Tiefe und Atmosphäre zu erzeugen. Andererseits schafft er derart ausgewogene Bilder, dass selbst bei einer stets gleichen Seiteneinteilung das Auge immer viel Abwechslung vorfindet. Er führt vom Hellen ins Dunkle, löst Nahaufnahmen und Totalen ab.

In den Gesichtern findet sich grundsätzlich eine gewisse Einzigartigkeit. Zwar nimmt Jije auch eine Typisierung vor. Die Figuren sind äußerlich nie gegen den Strich besetzt. Niemand mit dem Äußeren eine Jerry Spring selbst taucht hier als Gauner auf, aber das gehört auch zum Medium. Jije bleibt auch nicht ewig Zeit, um seine Geschichte zu entfalten. Ihm gelingen tolle Augenblicke und Schwerpunkte sollten für jeden Leser auszumachen sein. In Yucca Ranch, dem zweiten Album der hier vereinten vier Stück, finden sich mit die schönsten Zeichnungen (sicherlich immer im Auge des Betrachters). Im Vergleich zum ersten Album scheint er sich mehr Zeit gelassen zu haben, fallen doch die einzelnen Bilder viel feiner ausgeführt aus: Mit kleineren Ansichten und wundervollen Visagen.

Besonders spannungsgeladen ist die vierte Episode: Waffenschmuggler. Jerry Spring gerät in die Wirren einer Revolution. Nicht nur, dass er sich hereinlegen lässt und gefangen genommen wird, auch kann sich die Lage von einem Augenblick zum nächsten ändern. Das hat ein wenig etwas von einer Bananenrepublik und Jije weist darauf hin, dass die Gegenspieler miteinander aufgewachsen sind und abseits aller tödlichen Auseinandersetzungen Schach miteinander spielen. Jijes Humor ist ein Humor der Untertöne, aber auch stets respektvoll vor dem Genre selbst.

Ein vielfältiger und kurzweiliger Auftakt: Jije, der diese Abenteuer schuf, als er bereits viele Jahre mit Comics arbeitete, kennt das Genre perfekt und er weiß, wie eine spannende Geschichte zu erzählen ist. Dass er darüber hinaus auch noch hinreißend zu zeichnen verstand, ist einer der wenigen Glücksfälle, an denen sich der Comic-Fan immer wieder erfreuen darf. Top! 🙂

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