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Comic Blog


Freitag, 19. November 2010

Die Bruderschaft der Krabbe 2

Filed under: Mystery — Michael um 21:08

Die Bruderschaft der Krabbe 2Das Gewitter ist da! Endlich. Ein starkes Gewitter mit ausreichender Energie, um das Experiment zu einem Erfolg werden zu lassen. Das kleine Mädchen soll leben. Heimlich beobachten die Jungen den Fortgang des Experiments. Der Blitz schlägt ein. Es wird taghell. Dann ist es vollbracht. Die Jungen, eben noch fasziniert, müssen bald feststellen, dass sie nicht die einzigen sind, die das Experiment interessiert. Ihr Verfolger, der Vampir und seine Brut, haben zum Baron gefunden. Und so ist die kommende Idee kein Wunder: Warum von kleinen Jungen trinken, wenn sich die Essenz Gottes direkt anzapfen lässt?

Und Frankenstein schuf ein kleines Weib: So ähnlich könnte man einen bekannten Genre-Filmtitel umschreiben, betrachtet man die vorliegende zweite Ausgabe der Bruderschaft der Krabbe. Zugegeben, der Titel ist merkwürdig und ungewöhnlich. Fünf Jungen sollen Krabben in sich tragen, die operativ entfernt werden sollen. Sie sind nicht die ersten, mit denen so verfahren wird. Allerdings: Die Krabbenteile werden gesammelt. Die Jungen sind überzeugt, mit diesen Teilen soll das ultimative Monster geschaffen werden. Das wollen sie verhindern.

In Narkose erwachen die Jungen an einem Ort, der nicht nur völlig anders ist als die so genannte Realität (die auch einen gewissen Irrsinn mit sich führt), er ist auch in höchstem Maße gefährlich. Warteten in der ersten Folge eine Vampir nebst Bräuten auf die Jungen, wollte ein Werwolf sie sogar fressen, machen sie nun Bekanntschaft mit einem Wissenschaftler und seinem getreuen Diener, der es sich zu Aufgabe gemacht hat, Leben zu erschaffen. Man muss kein Genre-Fan sein, um zu erahnen, dass es sich dabei um Dr. Frankenstein handelt (dem Ur-Frankenstein Colin Clive nachempfunden). Damit nicht genug: Auch ein gewisser Imhotep hat einen Gastauftritt. Und irgendwie gibt es sogar Geister und Untote.

Das verrät noch gar nichts über die sehr schöne, im besten Sinne gruselig romantische Handlung. Es ist eine Geschichte über eine Freundschaft, einen Bund, ein Zusammenraufen. Es geht um die Bewältigung von Ängsten. Es geht darum sich beizustehen. Es ist eine Art phantastischer Stand by me, das sich trotz seiner bekannten Zutaten völlig von diesen löst und etwas vollkommen eigenes kreiert. Ein besonderes Element, das diese Bestandteile auf ungewöhnliche, interessante, auch amüsante Weise verknüpft ist sie. Der aufmerksame Betrachter entdeckt sie gleich auf dem Titelbild, keine Elsa Lanchaster, eher eine kindliche Helena Bonham Carter.

Die Grafik: Eindruckvoll! Unterteilt man nach Sequenzen, lässt sich schwer sagen, welcher Abschnitt wohl der schönste ist. Das mag jeder für sich selbst entscheiden. Die in einer sehr leicht wirkenden Aquarelltechnik kolorierten Bilder entführen den Leser zunächst in das Allerheiligste von Frankenstein. Verschiedene Farbeindrücke sorgen für atmosphärische Stimmung. Ein feuerroter Ausreißer in das Reich der Pharaonen ist inklusive. Schließlich kippt die Stimmung hinein ins Reich der Kinder, eine Art Spielzeugland, bunt und heimelig, bevor es sehr, sehr düster wird: Eine tolle Achterbahnfahrt!

Die Kirche schließlich, in der der Showdown eingeläutet wird, bildet einen hervorragenden (vorbereitenden) Abschluss. Die Stimmungen, die Jean-Baptiste Andreae zu übertragen weiß, schwanken zwischen höllischer Spannung und tiefer Traurigkeit. Das ist in dieser Technik und den vielen Ansichten vorbildlich.

Faszinierend, eigenständig: Toll erzählt, melancholisch, spannend, technisch versiert. Wunderschön gemalt, mit hervorragenden Farbspielen. Ein nur auf den ersten Blick kindliches Abenteuer, auf den zweiten Blick hervorragender Grusel! 🙂

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