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Comic Blog


Samstag, 12. Juni 2010

Baker Street 2

Filed under: Cartoon — Michael um 10:46

Baker Street 2 - Sherlock Holmes und der Club der tödlichen SportartenEin Schmierfink terrorisiert London: Der Schänder. Kein Portrait der Königin ist vor ihm sicher. Zielgenau hat er jedes Gesicht ihrer Majestät mit einem Bart versehen. Scotland Yard ist bis auf die Knochen blamiert, wenn es nicht sehr bald den Übeltäter aufspüren kann. Seltsamerweise hat ausgerechnet Sherlock Holmes noch nichts von diesem Jack The Bearder gehört, wie der Unhold von der Presse liebevoll genannt wird. Als Holmes und sein Kollege Dr. Watson von Inspektor Lestrade zu einem Treffen mit einem Informanten geführt werden, eskaliert die Situation plötzlich vollkommen unerwartet. Wenn auch nicht unbedingt zum Schaden aller. Immerhin geht ein Wunsch von Dr. Watson in Erfüllung.

Dieser Anschlag, mit dem niemand vorher rechnen konnte (an dem der Leser aber einen ziemlichen Spaß haben darf), ist der Auftakt zu einem Fall, der Sherlock Holmes alles abverlangt. Autor Pierre Veys präsentiert dem Leser einen Detektiven, Verzeihung, einen Meisterdetektiven in der Krise. Ein wenig kindisches Verhalten (ein Siegertyp, der nicht verlieren kann und einen Sieg stets bestätigt und bewundert sehen möchte) und der Drang, Recherchen bis zum Exzess zu treiben fördern noch lange nicht die nötige Intuition zur Lösung eines Kriminalfalles. Diese Erfahrung muss Sherlock bitterlich weinend machen. Wenn die ihn Umstehenden fragend anblicken und die Lösung aus seinem Mund binnen Augenblicken erwarten, ihm aber die Antwort nicht gelingt, muss auch der Leser schmunzelnd schlucken.

Der Club der tödlichen Sportarten kann nur in einem Land entstehen, das stets Entdecker und Abenteurer hervorbrachte. Der Club der tödlichen Sportarten ist nichts für weichgespülte Jackass-Fans. Ein Fehler kann hier das Leben kosten. All die Albernheiten und die nicht weniger interessanten Todesarten werden von Pierre Veys genüsslich und für den Leser höchst vergnüglich verarbeitet. Ein besonderer Leidtragender in dieser Angelegenheit ist wieder einmal Inspektor Lestrade, der mit einer hochtrabenden Vorwitzigkeit zu Werke geht, die dem Original gar nicht so fern ist.

Eine Lupe?! Was soll ich denn damit machen? Halten Sie mich für einen Clown?

Dank Nicolas Barral, dem Zeichner, funktioniert ein guter Teil des hier ausgesäten Humors optisch, ohne Worte. Wenn ein Sherlock Holmes bei seinen Ermittlungen wie ein Irrer am Tatort herumkraxelt, entlockt das bei aller Akrobatik bereits ein Schmunzeln. Gelungener sind noch die Holmeschen Gesichtausdrücke. Hier findet sich von Verzweiflung, Traurigkeit, Hochmut oder Arroganz bis hin zu überschwänglicher Freude und Entschlossenheit alles. Andere Charaktere, auch Watson, werden etwas zurückhaltender gezeichnet.

Nicolas Barral zeichnet mit ähnliche leichtem Strich wie ein Morris und beherrscht auch die Karikatur ausgezeichnet. In einigen Charakteren meint man Anleihen von bekannten Gesichtern auszumachen. Auch Nicolas Barral zeichnet jene zerbrechlich wirkenden Figuren wie einst Morris. Ausdrucksstarke Köpfe, dünne Gliedmaßen, schmale Füße, mitunter voluminöse Oberkörper. Das ist nicht mit den Werken des Altmeisters identisch, aber stilistisch in der selben Tradition.

Eine treffliche Krimiparodie, der sich auch Leser in Unkenntnis eines Sherlock Holmes nicht verschließen können. Allein, wer erleben möchte, wie allgemein bekannte englische Lebensart liebenswert spöttelnd beschrieben wird und Kriminalfälle von einem selbsternannten Genie gelöst werden, sollte einen Blick riskieren. 🙂

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