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Comic Blog


Montag, 08. Februar 2010

Hack/Slash 4 – Blutige Balladen

Filed under: Mystery — Michael um 17:29

Hack/Slash 4 - Blutige BalladenSchön, aber tot. Besser gesagt: Sie war einmal schön, ans Sterben denkt sie trotzdem nicht. Emily Christy, die ehemalige Miss November hat schon besser ausgesehen. Außerdem war sie in besseren Situationen. Ihr Körper und ihr Gesicht besitzen nicht mehr die Attraktivität, die ihnen zu Lebzeiten zueigen waren. Das hält aber einen aus dem Team der Wissenschaftler nicht auf, in alte Schwärmereien auszubrechen und nach einem Weg zu suchen, diese Frau, die er schon als kleiner Junge verehrte (höflich ausgedrückt), wieder ins Leben zurückzurufen.

Angriff der Zeichnerinnen! Natürlich auch der Slasherinnen, aber auffallend ist der Einsatz von gleich zwei Künstlerinnen hier schon, sind weibliche Zeichner im Comic-Metier eher selten. Und in derlei Thematik sowieso. Emily Stone und Rebekah Isaacs folgen der Erzählung von Tim Seeley und schicken Cassie und ihren Freund Vlad auf die nächste Jagd nach brutalen Slashern.

Die Geschichte beginnt in den 80er Jahren. Ein Junge schwindelt seiner Mutter vor, er sei krank. Vom Regal her schauen Spielfiguren von He-Man und Battlecat in den Raum. Kaum ist die Mutter zur Arbeit gefahren, werden die Männermagazine des Vaters geplündert. Miss November bleibt dem Jungen für immer im Gedächtnis. Emily Stone übernimmt die Auftaktepisode wie auch das Finale des vorliegenden Bandes. Beide Zeichnerinnen arbeiten schnörkellos, ungekünstelt und sind technisch versiert. Emily Stones Bilder besitzen mehr Ausdruck. Ihre Figuren sehen aus, als seien sie von Mangas beeinflusst. Dank der milchig cremigen Farbgebung von Courtney Via entstehen so sehr plastische Bilder, obwohl sparsam mit den eingesetzten Farben umgegangen und auf Experimente verzichtet wird.

Während Stones Bilder einen deutlichen Skizzencharakter besitzen, sind die Grafiken von Rebekah Isaacs sehr fein, mit dünnen Linien ausgeführt. Die ebenso fein (per Computer) gebrushten Kolorierungen sorgen für das nötige Volumen der Figuren und die Tiefe der Bilder. Isaacs darf sich mit einer leicht erotisch angehauchten Geschichte auseinandersetzen, in Horrorfilmen immer gern genommen. Ein alter Kult wird wiederbelebt, junge Studentinnen tappen die Falle gleichgeschlechtlicher Liebe (auch das noch!). Das ist optisch eher ironisch inszeniert, wie natürlich die gesamte Handlung von Hack/Slash. Das Finale gipfelt in einem Kampf der Unterwasserszenen beinhaltet, ein Schlangenmonster … Kurzum es wird so richtig aus der Fantasie geschöpft. Der Endgegner darf mit einem Körper aufwarten, der auch einem Freddy Krueger gut zu Gesicht stehen würde.

Die gelungenste Episode, erzählerisch wie optisch, findet sich zum Schluss mit Kleine Kinder. Hier ist wieder Emily Stone am Werk. Cassie und Vlad geraten an das Ergebnis eines furchtbaren Experiments. Wieder einmal versucht jemand mit Slashern zu hantieren, wieder einmal will die Wissenschaft einen Nutzen aus Monstern ziehen. Ein beliebtes Thema, doch diesmal sind die Monster Kinder. Der Spuk kommt hier auf leisen Sohlen. Humor findet sich in der von Tim Seeley geschriebenen Handlung überhaupt nicht. Und das ist auch gut so, denn die Atmosphäre bleibt so von Anfang bis Ende in jeder Beziehung stimmig.

Einen Ausreißer hat die vorliegende Ausgabe natürlich auch zu bieten. Vollkommen cartoony kommt Doppel-Date daher. Gefakte Rasterpunkte imitieren ein altes Comic-Design. Die Nasen der Mädels sind mit einem einfachen gebogenen Strich nach oben gerichtet. Man könnte auch sagen: Es sieht so aus, als habe die Zeichentrick-Schmiede von Hanna-Barbera einen Ausflug ins Slasher-Genre unternommen. Das wirkt eine Episode lang, sollte aber ein einmaliger Ausflug bleiben (obwohl es ein wenig als winzige Verbeugung vor einem Film wie Pleasantville verstanden werden kann).

Die Fortsetzung des Horror-Knallers von Tim Seeley gibt sich deutlich ernsthafter als die Vorgängerbände. Seeley ist im echten Slasher-Genre angekommen. Echte Monster, echte Probleme, aber am Horror mangelt es nicht. Immer noch gut, immer noch unterhaltend, nur eben nicht mehr so komisch. 🙂

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