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Comic Blog


Samstag, 23. Januar 2010

Prophet 2 – Infernum in Terra

Filed under: Mystery — Michael um 20:29

Prophet 2 - Infernum in TerraDie Welt da draußen ist anders geworden. Die Menschen sind verschwunden. Professor Jack Stanton hatte ein Leben. Er war in den Medien. Alles schien so zu kommen, wie er es gerne gehabt hätte. Doch dann … versank die Welt in einem Trümmerhaufen. Statt menschlicher Gesellschaft steht eine Schaufensterpuppe in seinem Zimmer. In einem Zimmer, dem die Außenwand fehlt. Am Rande New Yorks gähnt ein gigantischer Abgrund. Brooklyn besteht aus Trümmern, Manhattan ist fort. Jack weiß nicht, wo es geblieben ist. Es ist ihm auch gleichgültig. Er hat Hunger. In diesen Tagen ist es mehr als nur schwierig geworden, etwas Essbares aufzutreiben.

Jack ist ein Glückskind. In einer verlassenen Tankstelle findet er nicht nur Getränke, sondern auch Snacks, die früher nichts für Gesundheitsfanatiker waren, doch inzwischen die einzigen Lebensmittel zu sein scheinen, die sich derart lange gehalten haben. Und Jack hat noch mehr Glück: Jemand findet ihn!

Wo ist Jack Stanton? Das ist nicht die einzige große Frage, die sich der Wissenschaftler stellt. Man könnte auch fragen: Wann ist Jack Stanton? Keine der Antworten, die er sich selber gibt, gefällt ihm besonders. Jede birgt neue Fragen. Weitere Antworten fallen schwer. Außerdem muss sich Jack bald nicht nur um seine Nahrung kümmern, sondern ganz konkret um sein Überleben kämpfen. Diese neue untergegangene Welt lässt ihre Masken fallen und offenbart dem Propheten, dass die Geschichte der Menschheit noch lange nicht am Ende ist.

Mathieu Lauffray schreibt und zeichnet auch diese Episode in Personalunion. Es ist ein apokalyptisches Szenario. Zunächst kann Lauffray sich an einer zerstörten Königin der Städte, dem Big Apple, austoben. Der Eindruck ist bombastisch. Im grafischen Stil eines John Buscema (Conan, Fantastic Four) und dem zerstörerischen Feuereifer eines Roland Emmerich macht sich Lauffray ans Werk. Anfangs ist es wie ein Ausflug in die Offenbarung, wechselt jedoch mit dem Auftritt äußerst fantasievoll gestalteter Wesen in pure Fantasy.

Aus dem Weltuntergang wird durch eine Prise Clive Barker ein Szenario, in dem man sich als Genre-interessierter Leser und Zuschauer ein wenig an Cabal Die Burt der Nacht erinnert fühlt. Bereits die Titelbilder von Band 1 und 2 zeigen einen Ausblick auf die Richtung jener Wesen, die hier auf den Leser warten. Sie sind modern, zum Teil auch ein wenig Giger-artig (nach H.R. Giger). Rückblicke auf den Weltuntergang wie auch auf die Rückstände des Untergangs verlangen eigentlich eine große Bühne, sprich auf einer Doppelseite hätten sie noch einmal so viel Eindruck schinden können. Das ist, um im filmischen Vergleich zu bleiben, großes Kino.

Aus einer Begegnung wird eine Prophezeiung, der nicht so recht geglaubt werden will. War Jack Stanton in seiner ursprünglichen Welt schon nicht sonderlich beliebt, ist er es hier auch nicht. Zwar haben sich seine Charaktereigenschaften etwas gewandelt und das Großmaul ist etwas kleinlauter geworden, doch überzeugen kann Stanton seine neuen Freunde doch nicht wirklich. Nur wenige setzen Hoffnung auf ihn. Das ist, gemessen an vergleichbaren Szenarien, nicht die neueste Wendung, aber man verzeiht es Mathieu Lauffray gerne, sobald die Handlung ihren Lauf fortsetzt.

Nach einer gemächlichen Einleitung, einem großen Knall und einer Überleitung setzt die Handlung plötzlich zum Spurt an. Die Bilder nehmen den Leser bei der Hand, zerren die Augen mit, zwingen zum Umblättern. Lauffray beherrscht die Kunst, das Auge zu führen, perfekt. Die Hektik mancher Szene ist fühlbar, Strich und Farben sind auf dem Punkt. Alles scheint immer gerade so viel, wie es eben nötig ist.

Wer das Spiel mit apokalyptischen Szenarien mag, Bilder eines Zeichners sehen möchte, der sehr oft den besten Bildausschnitt findet und ganz eindeutig vom Kino inspiriert wurde, der sollte einen Blick riskieren. Langsam wird der Anti-Held Stanton vom Saulus zum Paulus und das ist verdammt spannend. 🙂

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