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Comic Blog


Montag, 18. Januar 2010

Kreuzzug 3 – Herr der Maschinen

Filed under: Abenteuer — Michael um 18:17

Kreuzzug 3 - Herr der MaschinenAus den Ecken und den dunklen Schatten tritt langsam eine kleine Armee Untoter hervor. Die beiden Kämpfer haben keine andere Wahl, als sich den lebenden Leichen zu stellen. Sie sind eingekesselt. Eine Flucht ist unmöglich. Fairness gibt es in diesem Kampf nicht. Ein Fehler bedeutet den Tod. Ritter Gunther und sein Kampfgenosse wehren sich mit Schwert und Fackel. Die Übermacht stellt sie vor eine übermenschliche Herausforderung. Schließlich stellt sich Gunther ein einzelner Mann entgegen: Nakasch. Einst ein Freund, nun ein Monster. Alle anderen weichen. Dieser Kampf gehört den beiden allein.

Gunthers Suche nach dem Aar, jener Kreatur, die in den finsteren Gängen unter der Erde ihr grausiges Leben führt, ist bei weitem nicht das einzige furchtbare Ereignis in jenen Tagen. Noch immer wollen die Christen, die sich einen Flecken Erde im Morgenland erobert haben, auch des wahren Ziels habhaft werden: Hierus Halem. Robert von Tarent, brutal, gewalttätig, aber auch stark, will den Feldzug gegen die Ungläubigen anführen, doch längst sind nicht mehr alle von der Gläubigkeit des Heerführers überzeugt. Seit der Quadj ihn berührte, ein teuflisches Wesen, ist seine Seele unrein. So sieht es jedenfalls Jurand von Pommern, ein Geistlicher. Der alte Mann fordert ein Gottesurteil. Jemand soll mit Robert von Tarent um die Führerschaft kämpfen. Der unerwartete Herausforderer ist niemand anderes als der Herr der Maschinen.

Jean Dufaux schlägt ein weiteres Kapitel des Kreuzzuges auf. Oder sollte man sagen: Seines Kreuzzuges. Ohne Zweifel ist vieles über jene Tage bekannt, aber beileibe nicht alles. Einiges von dem, was sich Jean Dufaux sich hier ausgedacht hat, darf allerdings bezweifelt werden. Kreuzzug beginnt relativ normal, bevor es sich zu einer sehr düsteren Fantasy-Geschichte voller Geheimnisse, seltsamer Begebenheiten und Begegnungen, Geister, Untoter, Dämonen und Kämpfe auswächst.

Mit dem Abschnitt um den Ritter Gunther geht es klassisch hinunter in einen Dungeon. Rollenspieler werden sich in dieser Szene gleich wie zu Hause fühlen. Freunde von Ideen, die vor Düsterheit und Verzweiflung triefen, finden hier genau die richtige Teilhandlung. Der Aar, ein Wesen der Dunkelheit, Menschenfresser und Dämon, könnte ein Bruder von Gollum sein. Monströs zwar, doch über die Maßen unglücklich und einsam.

Jean Dufaux führt einige Fäden zusammen, so dass ein Gesamtbild ersichtlich wird. Das war auch nötig, denn der Beginn war weitschweifig und nötigte dem Leser Geduld ab. Langsam werden die Verbindungen zwischen den Lebenden und Toten, den Menschen und der Geisterwelt deutlich. Es wird klar: Was grob wirkte, ist in Wirklichkeit dicht verwoben, so dass auch Freunde romantisch dunkler Fantasy ebenfalls auf ihre Kosten kommen.

Als Zeichner kann Philippe Xavier so sehr unterschiedliche Bilder herausarbeiten. Bei einigen Szenen würde man sich wünschen, er habe mehr Platz eine Szene zu erzählen und Figuren zu zeigen. Wenn sich das Böse und das Licht der Märtyrer auf dem Schlachtfeld begegnen, schwingt etwas Episches mit, das von Dufaux ruhig mit einer breiter angelegten Grundlage hätte versehen werden können. Trösten darf sich der Leser und Fantasy-Fan jedoch mit dem Kampf zwischen Robert von Tarent und dem Herrn der Maschinen. Der Gipfel dieser Sequenz ist einer mehrere Seiten starke Breitwandstudie, die man länger auf sich einwirken lassen kann. Es mag an dieser Stelle ein Experiment sein, wie es bei den Vorgängern auch schon vollzogen wurde, aber es dürfte zu den gelungensten Ideen seit geraumer Zeit gehören.

Sieht man einmal von der Thematik ab, die nicht jedermanns Sache sein muss, findet der Leser hier eine doppelseitige Einleitung, eine über vier Seiten ausklappbare Folgeszene und einen Abschluss über eine Seite. Das Besondere: Es wirkt ohne Text. Den gibt es zwar, auf den sollte aber zunächst verzichtet werden. Selten ist die Wirkung in Comicalben so eindeutig, auch so wuchtig, bombastisch. Übersetzt könnte man sagen: Hat vorher die Band gespielt, stimmt nun ein Symphonieorchester das Finale an.

Beinharter Horror, traurige bittersüße Romanzen, tragische Entwicklungen, heldenhafte Kämpfe: Dufaux und Xavier breiten eine Breitwandgeschichte vor dem Leser aus, die es mehr als zuvor in sich hat. Fans von dunklen Fantasy-Szenarien, solche, die mehr das Ende als den Beginn eines HdR bevorzugen, kommen hier auf ihre Kosten. 🙂

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