Zum Inhalt springen


Comic Blog


Mittwoch, 28. Oktober 2009

Franka 9 – Mörderische Konkurrenz

Filed under: Cartoon — Michael um 15:07

Franka 9 - Mörderische KonkurrenzAls Modedesignerin hat frau es nicht leicht: Mit eigenen Entwürfen ist es schwer, in den Markt hineinzukommen. Der Diebstahl von Modellen und Zeichnungen kann vorkommen. Alteingesessene Designer halten das junge Gemüse in eigenem Interesse im Zaum. Aber hin und wieder gibt es auch eine Designerin, die sich nicht durch bestehende Regeln einschüchtern lässt. Eine, die ganz nach oben will, komme, was da wolle und manchmal auch gegen jede Chance. Eine dieser jungen Designerinnen ist Laura Lava. Sehr bald merkt sie, wie leicht ein Kontakt Türen öffnen kann. Aber auch das genaue Gegenteil ist möglich.

Von diesen Schwierigkeiten weiß Franka zu diesem Zeitpunkt noch nichts. Sie macht derweil Urlaub und lässt es sich gut ergehen. Als sie Laura Lava trifft, ahnt die Designerin nicht, dass Franka sie kennt. Es wäre ihr vermutlich auch egal, denn sie benötigt dringend ein Fotomodell. Falls sie nicht in Kürze einen Stapel Bilder ihrer zu erwartenden Kollektion abliefert, ist ihre Karriere schneller begraben, als sie begonnen hat. Und nicht nur die: Jemand trachtet Laura nach dem Leben.

Nach einer Doppelfolge mit einem schon exotisch zu nennenden Abenteuer wird es für Franka nun noch gefährlicher in der Welt der Mode. Die Schönen und Reichen bilden eine Mörderische Konkurrenz, wie sie schon häufiger mehr oder weniger harmlos thematisiert wurden. Bei Agatha Christie brachten sich die Reichen mit Vorliebe um, im Lipstick Jungle machen sich die Schönen das Leben schwer. In beiden Fällen schwingen die Leben jenseits der Normalität. Und in dieses unnormale Leben will Laura Lava unbedingt Eingang finden.

Henk Kuijpers beschäftigt sich auf den ersten Seiten hauptsächlich mit Laura Lava. Franka wird eingangs kurz gezeigt, mehr hat sie zunächst nicht zu tun. Die Vorgehensweise mag unüblich sein, dank der sehr unorthodoxen Laura Lava vermisst man als Leser Franka zuerst auch nicht. Kuijpers schildert Lava als sehr einfallsreiche junge Frau. Geld ist knapp. Um zu leben (von überleben muss hier noch nicht gesprochen werden, das folgt später), lässt sie sich diverse Aktionen einfallen. Sie flieht vor einem Gerichtsvollzieher, leiht sich Kleider, reist in einer speziellen Dreiertasche (genialer Trick), bevor sie sich an ihre eigentliche kreative Arbeit macht: Mode entwerfen.

Die Welt der Mode ist ein Haifischbecken. Dieser Eindruck stellt sich ein. Laura erreicht ihr Ziel. Plötzlich muss sie nicht mehr Schlange stehen, man steht Schlange bei ihr. Aber Kuijpers lenkt seine Laura wieder auf das Wesentliche: Das Leben. Sicherlich hinterlässt die Darstellung der Mode-Branche einen etwas überzogenen einen etwas überzogenen Eindruck. Betrachtet man allerdings das ursprüngliche Entstehungsjahr (1990) und vergleicht mit Produktionen wie Der Teufel trägt Prada, vielleicht sogar Brüno, war Kuijpers mit seiner Darstellung der Szene seiner Zeit irgendwie voraus und gar nicht einmal so überspitzt.

Der Zeichenstil von Henk Kuijpers ist geradlinig, sehr sauber, fast ein wenig geometrisch. Er ist ein Mann der Details. Seine Bilder sprudeln gerade in dieser Ausgabe über von Einzelheiten. Ob die Orte sich nun gerade am Strand befinden, in der Stadt, im Zug auf einer nächtlichen Schiffsparty oder an Land in luxuriöser Umgebung, stets fühlt man sich hier auch an Suchbilder erinnert. Überall geschieht etwas, Kleinigkeiten, die es nach dem ersten Lesen fordern, in einem zweiten Lesen entdeckt und vielleicht auch anders interpretiert zu werden. Kuijpers zeichnet Welten, Ausschnitte davon und er versucht seinen Lesern soviel wie möglich davon zu zeigen.

Daneben liebt er die Action. Mit Laura Lava hat er eine zweite junge Frau, die um keine Kraxelei verlegen ist, die sich regelrecht ins Leben stürzt. Franka steht ihr da in nichts nach. Zwar sind die rasanten Szenen etwas seltener als noch im vorhergehenden Doppelabenteuer, dafür hat sich Kuijpers einige sehr schöne und auch spannende Szenen einfallen lassen, die sich zu jeder Zeit nahtlos in den vorliegenden Band einfügen.

Ab in die Welt der Mode: Nebenfigur Laura Lava kann Franka zwar nicht den Rang ablaufen, aber sie sehr gut ins Konzept der durchsetzungsfreudigen jungen Frau, die kein Risiko scheut und aufs Ganze geht. Ein grundsolides und spannendes Krimiabenteuer für Freunde traditioneller frankobelgischer Comickunst. 🙂

Franka 9, Mörderische Konkurrenz: Bei Amazon bestellen

Dienstag, 27. Oktober 2009

Jeff Jordan – Gesamtausgabe 1

Filed under: Cartoon — Michael um 18:06

Jeff Jordan Gesamtausgabe 1Die hellbraunen Haare weichen einem schwarzen Haarschopf, der schicke, aber eher konservative Kleidungsstil wird durch einen feinen Abendanzug ersetzt. Jeffs Kollegen Teddy geht es nicht besser. Gemeinsam werfen sie sich in Verkleidung und mit falschen Bärten ins Geschehen. In der Maskerade als Künstler und Mäzen haben sie es dennoch nicht leicht. Ausgerechnet Teddy, ein Meister im Knacken von Schlössern, versagt als Künstler völlig. Seine Manieren sind auch nicht dazu angetan, die Tarnung aufrechtzuerhalten. Gott sei Dank wird den meisten Künstlern eine gesunde Extrovertiertheit unterstellt, deshalb fällt es kaum auf. Für eine Weile …

Jeff Jordan ist auch hierzulande schon lange kein Unbekannter mehr. Zusammen mit seinem Kollegen Teddy ging er als Harro und Platte zuerst in Primo, später in Fix und Foxi Ausgaben seinem Beruf als Privatdetektiv nach. In der vorliegenden 1. Gesamtausgabe sind gleich vier seiner Abenteuer vereint. Den Auftakt macht das Doppelabenteuer Teddy zieht Leine, gefolgt von Kokain und alte Meister. Mit Tödliche Flut und Gefährliche Verfolgungsjagd finden sich zwei Einzelabenteuer.

Jeff Jordan kennt niemand. Das jedenfalls denkt sich Jeff gleich zu Beginn. Er steht am Beginn seiner Karriere als privater Ermittler und benötigt dringend einen ganz großen Erfolg, wenn er es in diesem Geschäft zu etwas bringen will. Die Figur von Maurice Tillieux, die im Original Gil Jourdan arbeitet in Paris. Wir schreiben das Jahr 1956, als er zum ersten Mal in Spirou Magazin auf Verbrecherjagd geht.

Obwohl er Funny in bester frankobelgischer Tradition gezeichnet ist, benimmt sich Jeff Jordan sehr diszipliniert. Seinen Mitarbeiter Teddy, bekannt als der Trickser, entführt er aus der Gesellschaft des Inspektors Stiesel. Teddys Fähigkeiten werden dringend benötigt, denn er saß nicht umsonst im Gefängnis. Vielmehr haben ihn seine geschickten Hände dorthin gebracht, mit denen er so wunderbar Schlösser und vor allem Geldschränke knacken kann. Zuerst macht ihnen die Figur des Inspektor noch Schwierigkeiten, später steht sie ihnen zur Seite.

Jeff Jordan ist sehr ernsthaft. Er hat Ecken und Kanten, aber er ist auch Profi, mit nicht allzu viel Humor gesegnet. Dafür hat Teddy umso mehr davon. Als ein Charakter, der über jeden noch so kleinen (häufig sehr kleinen) Witz laut lachen kann, lacht er manchmal an unpassenden Stellen, manchmal über Inspektor Stiesel, aber als Leser lacht man gleich mit. Teddy und Stiesel sind genau gegensätzlich konzipiert. Es ist äußerst gut von Maurice Tillieux erzählt, wie die beiden nach und nach zusammenwachsen.

Es sind die 50er Jahre. Die Ermittlung sind altmodisch, aber nicht altbacken. Als Leser vermisst man nichts. Der Humor, aber auch die Spannung erinnern an die gute alte Fantomas-Trilogie. Es ist jugendlich erzählt und eignet sich ebenso für einen entspannten Lesenachmittag für jung gebliebene Leser oder solche, die besagte alte Kriminalkomödien mögen. Die beiden Hälften dieser Genreeinteilung sind wohl ausgewogen. Hier wird Kokain verschoben, gemordet, gestohlen und entführt. Spätestens, wenn die drei Freunde (auch wenn sie es zu dem Zeitpunkt noch nicht so sehen) bei Flut zu ertrinken drohen, weil sie in eine Falle gelockt worden sind, ist es Schluss mit Lustig.

Maurice Tillieux, bereits 1978 verstorben, gehörte zur alten Garde mit Zeichnern und Szenaristen wie Herge, Franquin (Gaston) oder Peyo (Schlümpfe). Er beherrschte einen geradlinigen Cartoon-Zeichenstil, wie er lange praktiziert wurde, bis eine moderne Linienführung ihn zurückdrängte, alles etwas lässiger und weniger knuffig in der Darstellung wurde. Allerdings ist es immer bemerkenswert, wie auch ein Zeichner wie Tillieux mit sehr wenigen Mitteln sehr viel erreicht.

Im Vorspann des vorliegenden Bandes zeigt eine Dokumentation verbunden mit vielen schönen Entwurfszeichnungen, wie viel Arbeit auch in die Entwicklung solch scheinbar schlichter Figuren gesteckt werden muss, bis es rund ist und funktioniert. Zu den bereits vorgestellten Charakteren kommt als Gegengewicht zur Männerriege noch Steffi, 17 Jahre alt, mit kurzen schwarzen Haaren und bereits sehr emanzipiert, eine junge Frau, die sich trotz des Jahrzehnts, in dem in Deutschland die Frau wieder hinter den Herd verbannt werden sollte, nicht unterbuttern lässt. Gerade ihr Vorgehen gleich im ersten Abenteuer zeigt sie als toughe Frauenfigur, die ihren eigenen Weg sucht und findet. Sie ist neben Teddy ein ziemlicher Gegensatz zum obrigkeitshörigen Inspektor Stiesel mit seinem Besenschnäuzer.

Ein wahrer Klassiker in perfekter Aufmachnung. Mit gleich vier Alben in dieser Gesamtausgabe ist ein langer Lesespaß garantiert. Freunde der alten frankobelgischen Schule dürften sich hier sofort zu Hause fühlen. Wer eine schöne Verbindung aus Komödie und Krimi mag, findet hier vielleicht auch, was er sucht. 🙂

Jeff Jordan, Gesamtausgabe 1: Bei Amazon bestellen

Sonntag, 25. Oktober 2009

Die Adler Roms – Buch 1

Filed under: Abenteuer — Michael um 17:28

Die Adler Roms - Buch 1Die beiden Jugendlichen können einfach nicht miteinander: Die Strafe folgt auf dem Fuße. Stehen, nur stehen. Nicht bewegen. Bei Zuwiderhandlung ist der Diener angewiesen, sofort mit Stockhieben für die nötige Mütchenkühlung der beiden zu sorgen. Marcus Valerius Falco und Gaius Julius Arminius, der eine Römer, der andere Germane und römische Geisel, brauchen eine gewisse Zeit, um einander nicht bei jeder Gelegenheit und aus dem unsinnigsten Anlass an die Kehle zu gehen. Da hilft nur Zucht und Ordnung. Und die Ausbildung im Waffengang ist hart und unerbittlich …

Endlich wieder Römer! Die Antike wird im Comic leider sträflich vernachlässigt. Es gab Jughurta und The Last Battle und sonst … Nachdem Filme wie Gladiator, Serien wie Rom das Genre neu belebt haben, musste sich in dieser Hinsicht auf dem Comic-Sektor auch wieder etwas zeigen. Enrico Marini, der viel mit Stephen Desberg (Der Scorpion) und Jean Dufaux (Raubtiere Jäger der Nacht) zusammen gearbeitet hat, legt hier den Auftakt seiner ganz eigenen Serie vor.

Hermann, der Cherusker, ist dank des Hermann-Denkmals nicht aus der deutschen Geschichte wegzudenken. In der Germanen-Saga von Jörg Kastner wurde diese Epoche auch thematisiert. Ein bei den Römern erzogener Germane wird zur Nemesis derselben, indem er das erlernte Wissen nutzt, um die fremden Herren aus dem Land seiner Väter zu verjagen. So kurz, so heroisch. Enrico Marini nimmt sich der Jugendjahre dieses Arminius, so sein römischer Name, an.

Herrmann (wie er hier geschrieben wird) kommt als Geisel nach Rom. Er ist der Sohn des germanischen Fürsten Sigimer. Kaiser Augustus überstellt ihn an den langgedienten Soldaten Titus Valerius Falco, der sich von seiner Audienz beim Kaiser eigentlich ein Kommando über Truppen erhofft hatte und nicht im Sinn hatte, als Erzieher herangezogen zu werden. Entsprechend finster fällt Falcos Reaktion aus, zumal er auch noch mit Marcus einen Sohn im gleichen Alter hat, dessen Erziehung bisher auch keine besonderen Früchte trug.

Zwei Jugendliche, der eine Germane, der andere Römer, unterschiedlich im Charakter, doch von ähnlichem Stolz, die sich zuerst auf den Tod nicht ausstehen können, werden, durch die gemeinsame Ausbildung aneinander gebunden, zu engen Freunden. Enrico Marini nutzt diese Ausgangssituation zu einer Darstellung der politischen Situation, der römischen Lebensweise, Vorlieben, Ausbildung, er zeigt den Alltag, den Tod und auch die Lust.

In diesem sehr umfassenden dichten Bild kommt er der Konzeption einer Fernsehserie wie Rom nahe. Hier wird auf Echtheit Wert gelegt. Dieses Rom ist kein Hochglanzwerbeprospekt für ein nettes Imperium. Die Reichen mit ihren Sklaven können sich etwas besseres leisten, die Armen am Fuße des Palatin leben im Dreck. Gewalt ist nichts besonderes, das Ausleben der Sexualität gehört zum Normalen, obwohl sich Männer, die sich mit Männern abgeben, doch allerhand Sprüche von anderen anhören müssen. Ist es auch nicht sanktioniert, so wird es doch als Schwäche verhöhnt. Und Schwäche kann bei einem Volk, das sich selbst als Welteroberer sieht, nicht geduldet werden.

Enrico Marini zeichnet nicht nur überaus realistisch, seine Bilder lassen keine Facette dieses römischen Lebens aus. Zwar sind manche Situationen gerade einmal Sekundenblitze (wären es in einem Film), die sich mit einem oder zwei Bildern begnügen, doch bleibt hier nicht viel Platz für Fantasie. Der grafische Stil ist mitreißend, sehr fein ausgeführt und klassisch mit seinem echten Farbauftrag und der Arbeit mit Pinsel (und vielleicht Feder). Es ist eine Technik, die ein wenig an die Arbeiten von Massimiliano Frezzato (Der Planet ohne Erinnerung) oder auch Philippe Buchet (Sillage) erinnert, sieht man einmal von der Kolorierungstechnik ab.

Diese ist lasierend, also durchscheinend in Schichten aufgetragen. Sie ist in Bewegung, hier gibt es keine starren Flächen. Die Ungleichmäßigkeit der Pigmentierung sorgt für natürliche Unebenheiten, Strukturen und sanfte Schattierungen. Er verzichtet weitgehend auf starke Kontraste zwischen Licht und Schatten. Meistens sind die Szenen sehr gleichmäßig ausgeleuchtet wie an einem sonnigen Tag. Aber er bedient sich in Szenen zu entsprechenden Tageszeiten auch gerne des Farbenspiels, das naturgemäß durch die Ausleuchtung per Kerze oder Öllampe entsteht. Insgesamt besitzen die Bilder sehr viel Atmosphäre und sind technisch vorbildhaft.

Ein sehr gelungener und sehr spannender Auftakt. Wer schon lange auf neue Römer im Comic wartete, kann sich über die toll gezeichnete und erzählte Geschichte freuen. Realistisch erzähltes Abenteuer. 🙂

Die Adler Roms 1: Bei Amazon bestellen

Samstag, 24. Oktober 2009

Comanche 1 – Red Dust

Filed under: Abenteuer — Michael um 12:12

Comanche 1 - Red DustDer Fremde könnte erschossen werden. In diesem Augenblick ist ihm das egal. Der Schuss aus dem Gewehr hat das Pferd erschreckt. Es springt herum, scheut, ist panisch. Der Cowboy versucht es zu beruhigen. Die junge Frau mit Namen Comanche, Besitzerin der Ranch Triple Six, ist beeindruckt. Sein spontanes Verhalten hat sie überzeugt. Leider ist da noch Ten Gallons, der alte Vorsteher. Dieser fühlt sich vom neuen Mann ins Abseits gedrängt und nutzlos. Es ist Zeit, um sich aufs Altenteil zurückziehen. Das sieht Red Dust, der Fremde, aber ganz anders.

ZACK 24: (vom Koralle Verlag im Jahre 1972) Vor einem knallgelben Hintergrund schreitet ein einsamer Cowboy auf den Betrachter zu. Den Sattel trägt er auf dem Rücken, die Miene strahlt Gleichmut aus. Für den damaligen Preis von 1,50 DM konnte der Leser gleich zwei Serien von Hermann und Greg verfolgen: Andy Morgan und Comanche.

Auftritt: Red Dust, ein Anhalter im Wilden Westen. Gleich zu Beginn wird klar: Dieser Mann ist ein Tramp. Ein Cowboy, der sich kein eigenes Pferd leisten kann, ist verdammt arm dran. Im zweiten Schritt lässt Greg, der Autor, aber auch keinen Zweifel zu. Red Dust mögen die Mittel fehlen, doch wehren kann er sich. Der erstaunte Kutscher sieht den Auftragskiller, den er bis dahin in seiner Kutsche transportierte, mit gezogenem Colt in den Staub fallen. Dust, der Mann, der aus dem Nichts kam, sorgt sogar dafür, dass Wally Hondo, der nunmehr verstorbene Revolverheld, ein Grab am Wegesrand bekommt.

Wie zieht man schnell, wenn der Griff des Colts im Halfter nach vorne ragt? Es scheint zu gehen, denn Dust hat mit dieser ungewöhnlichen Eigenart den Vorteil im wahrsten Sinnes Wortes am schnellsten bei der Hand. Greg beschreibt seinen Helden als jemanden, der keine Probleme damit hat, sich einzumischen. Red Dust ist der Fremde, er ist ein Archetyp, jemand wie Hondo (gespielt von John Wayne), wie mein großer Freund Shane (gespielt von Alan Ladd) oder auch Mundharmonika (gespielt von Charles Bronson). Nach dem Knall gleich zu dem Beginn, der die Aufmerksamkeit des Lesers sogleich einfängt, folgt ein Lüftchen, das sich bald zu einem Sturm auswachsen wird.

Die Gegner werden in Stellung gebracht. Einer davon, Kentucky Kid, kennt Dust aus der Vergangenheit, sie fochten sogar Seite an Seite. Nun stehen sie sich schon nach wenigen Seiten zum Duell bereit gegenüber. Aber der Schusswechsel bleibt aus. Noch. Greg (mit vollem Namen: Michael Regnier) erzählt in kleinen Episoden gerade so, wie es für eine länger laufende Reihe im Original-Magazin Tintin und später in Deutschland für Zack bestens passt. Hier mag es für neue Leser etwas irritierend wirken, alte Fans von einst haben sich längst daran gewöhnt.

Hermann: Über diesen Zeichner noch etwas zu sagen, dürfte in Comic-Fan-Kreisen wohl kaum nötig sein. Hermann Huppen, mit vollem Namen, platzierte sich mit Werken wie Jughurta, Andy Morgan, Jeremiah und natürlich Comanche auf Augenhöhe mit Grafikern wie William Vance, Victor Hubinon, Albert Uderzo oder Jean Giraud. Hermann schuf mit seinem grafisch sehr realistischem Stil Comic-Klassiker.

Manchmal ist der Tuschestrich bei ihm wild und derb, dann wieder bemüht er sich um sehr feine Strukturen. Da gibt es schon einmal eine Falte zu viel, die Schatten unter den Wangenknochen fallen hin und wieder zu stark aus, so dass mitunter eine gewisse optische Verwandtschaft zu einem noch wilderen Hugo Pratt (Corto Maltese) entsteht. Aber gerade diese Technik, die sich selber keine Grenzen setzt und jeden Strich erlaubt, der hilft, um zu einem guten Ergebnis zu kommen, macht die Arbeit von Hermann aus.

Bei ihm entstehen echte Menschen, keine Stereotypen. Sie haben Figur, scheinen wirklich gewachsen oder auch in die Breite gegangen zu sein, haben gelebt. Bestes Beispiel ist Ten Gallons (toller Name), eine Art Ken Curtis (Festus in Rauchende Colts). Das Gesicht hat einiges erlebt, es ist alt geworden, der Körper ist knochig. Ten Gallons ist so gut getroffen, dass er einer der Figuren ist, die während des Lesens eine Stimme bekommen.

Farblich hat sich einiges getan seit der Zeit in Zack. Waren die Farben dort knallig, wie mit Fingerfarben gedruckt, sind sie hier deutlich zarter, etwas blasser, aber auch mit viel mehr Nuancen versehen. Das ist augengefällig gedeckter und lässt auch mehr Rückschlüsse auf die Originalbilder und die Arbeitsweise Hermanns in diesem Bereich zu.

Eine schöne Sammlerausgabe, gerade für Fans empfehlenswert dank des guten Zusatzmaterials (hier in Form einer Geschichte über Kentucky Kid und weiterer Informationen). Aber auch Western-Fans allgemein können hier fündig werden, da sich weder diese Geschichte noch die Reihe allgemein hinter ihren medialen Verwandten von Leinwand und Fernsehen zu verstecken braucht. 🙂

Comanche 1, Red Dust: Bei Amazon bestellen

Link: www.hermannhuppen.be (Homepage von Hermann)

Lucky Luke – Die Serie 7 + 8

Filed under: Comics im Film — Michael um 10:19

Lucky Luke - Die Serie 7 + 8Wo bitte bleibt das Gegengift? Lucky Luke hat ausnahmsweise so große Probleme, dass sein sprichwörtliches Glück auf eine harte Probe gestellt wird. Er liegt auf dem Wüstenboden, die Sonne brennt heiß auf ihn hernieder. Jolly Jumper will ihm mit Wasser helfen, doch das misslingt gründlich. Bevor der Schlangenbiss sein Werk zu Ende bringen kann, gibt es nur eine Lösung. Jolly Jumper muss Hilfe holen. In Daisy Town fragt man sich unterdessen, was aus Lucky Luke geworden ist.

Besonders Lotta Legs macht sich Sorgen. Seit Luke nicht da ist, fehlt ihr nicht nur der Mann, den sie liebt, sondern es fehlt der Stadt auch ein Gesetzeshüter. Bald tauchen die Daltons auf und nehmen sich, was sie wollen. Und sie scheinen keine Angst davor zu haben, dass ihnen Luke in die Quere kommt.

In der kleinen Serie von und mit Terence Hill über den besten aller Cowboys gab es schon diverse Male Gastauftritte, die niemand erwartet hätte. In dieser Folge betritt plötzlich ein ganz in schwarz gekleideter Mann den Saloon: John Saxon.

Saxon, durchaus ein Charaktergesicht, wird Horror-Fans aus Nightmare on Elmstreet Teil 1 und 3 bekannt sein, Soap-Fans kennen vielleicht seine Auftritte in Dynasty (Denver Clan), Falcon Crest oder Melrose Place. Krimi-Fans haben vielleicht seinen Gastauftritt in CSI, Detektiv Rockford, Petrocelli oder Starsky und Hutch gesehen. Die Liste ließe sich noch viel länger fassen, denn Saxon ist bereits seit der zweiten Hälfte der 50er Jahre im Filmgeschäft. Und hier schließt sich der Kreis auch wieder, da Saxon auch mehrmals in der Serie Rauchende Colts auftrat und ihm das Western-Genre auch nicht fremd ist.

Sheriff Luke! Ich fordere Sie zum Bordell!

Ob der Zarensohn nicht doch eher das Duell gemeint hat? Sicherlich. In der zweiten Episode Ein Zar kommt selten allein kommt besagter Prinz nicht nur nicht allein nach Daisytown, er hat auch Leibwächter, einen Berater sowie seine Verlobte im Gepäck. Allerdings herrscht in Daisytown an diesem Tag ein wenig Chaos, denn es ist der 1. April.

Lotta Legs, die Besitzerin des Saloons, nutzt diesen Tag ausgiebig für ihre Scherze. Sie ist dafür berüchtigt und, bei einigen Bewohnern der Stadt bestimmt auch, gehasst. Da wird keine Albernheit ausgelassen. Der Eimer über der Tür, der elektrische Händedruck und sogar … Aber das wird nicht verraten. Das muss wirklich jeder selber sehen. In diese Laune hinein passt ein ausländischer Würdenträger natürlich überhaupt nicht. Luke hat keine Zeit dafür. Lotta dafür umso mehr. Da der Prinz unbedingt das Westernleben kennenlernen will, bietet sich Lotta als Führerin an. Was bleibt Luke anderes übrig? Da muss er sie zwangsläufig begleiten. Doch als wäre das noch nicht genug, verliebt sich der Zarensohn auch noch in Lotta.

Da wird zwar nicht der Hund in der Pfanne verrückt, aber drunter und drüber geht es allemal. Da wird einer eingekleidet, der gerne einmal wie ein Boycow aussehen möchte. Der Ernst des Lebens naht aber sehr schnell und damit noch mehr Albernheiten. Dank der Aprilscherze einerseits, der Russen andererseits, die in ihrem Kosakenverkleidungen so gar nicht in den Wilden Westen passen ist eine gute Komödiengrundlage gelegt. Dank der Szenen, die im besten Sinne an eine sehr unterhaltende Boulevardkomödie erinnern, bedeutet die letzte Episode auf der DVD und der Serie insgesamt Spaß von Anfang bis Ende.

Ein sehr, sehr gelungener Abschluss und Abschied von Terence Hill als Lucky Luke. Zwar wird hier nicht haarklein das eine oder andere Album nacherzählt, aber der Geist der Reihe wird prima eingefangen und umgesetzt. Für Fans des einsamen Cowboys ist die Reihe mehr als nur Blick wert, in jedem Fall aber ist sie gute Familienunterhaltung.

Lucky Luke, Die Serie, Episode 7 + 8: Bei Amazon bestellen

Freitag, 23. Oktober 2009

Miss Endicott 1- Die Vergessenen

Filed under: Mystery — Michael um 19:31

Miss Endicott 1 - Die VergessenenEin seltsam kratzendes Geräusch hält das Ehepaar des Nachts wach. Was ist die Ursache? Miss Endicott legt sich nächtens auf die Lauer und wartet. Und siehe da: Zur vorhersagten Stunde erklingt das Geräusch wieder. Miss Endicott, die als Schlichterin die Nachfolge ihrer verstorbenen Mutter übernommen hat, findet alsbald eine Spur, doch dazu geht es erst einmal in die Gefilde unter London. Dort wartet eine Überraschung.

Die junge Miss Endicott kommt heim nach London und übernimmt die Arbeit ihrer Mutter als Schlichterin. Die Grundidee von Jean-Christophe Derrien ist schlicht, bietet allerdings bei genauer Betrachtung ungeahnte Möglichkeiten. Bliebe er bei rein menschlichen Fällen, würde er das fantastische Element außer Acht lassen, gäbe es genügend vorstellbare Handlungsfäden. Mit der Öffnung nach unten, in das Reich der Vergessenen, gibt es keine Grenze mehr.

Ein graues London: Trist, verfallen, neblig. Die Straßen sind uneben, die Wände der Häuser schief, alles ist irgendwie wackelig und sieht aus, als habe es die Abbruchreife bereits hinter sich. In diesem London bietet das Laternenlicht, die Kerze auf dem Tisch, das Feuer im Kamin etwas Wärme. Als Gouvernante hat Miss Endicott für den kleinen Kevin viel Mitgefühl übrig, als Schlichterin kommen ihr darüber hinaus noch ein großes Selbstbewusstsein und ein außerordentliches Durchsetzungsvermögen zugute. Sie weiß sich verbal ebenso wie handgreiflich zu wehren.

Dabei hat sie von Zeichner Xavier Fourquemin eine sehr schmale Gestalt erhalten, schlank und wie andere Figuren auch, puppenhaft. Es fällt schwer den grafischen Stil von Fourquemin mit anderen zu vergleichen. Hier ist durchaus ein Vergleich zu Ralf Schlüter zu ziehen, aber noch mehr finden sich die Gestaltungsmerkmale von Fourquemin mehr bei Puppen, genauer bei Marionetten. Diese Art des Designs, das häufig sehr schlanke, gezogene einer Figur, gibt dem Szenario gleichzeitig etwas Märchenhaftes. Es weckt, wenn auch unbewusst, die Gefühle, die jemand in seiner Kindheit beim Schauen der guten alten Puppenkiste hatte.

Ob absichtlich oder nicht, ob Fourquemin in seiner Kindheit ähnliche Fernseherfahrungen gemacht hat oder nicht und vielleicht daraus schöpfte, der Effekt funktioniert und gibt den Bildern eine unterschwellige Melancholie. Das ist besonders für das Thema hilfreich. Ähnlich wie bei Die Legende vom Changeling, die Fourquemin auch zeichnet, trifft auch hier eine geheime Welt auf die reale Welt (der Menschen). Hier wie dort ist ersteres vom Vergessen und damit auch vom Untergang bedroht.

Das ist durchaus düster, wie es sich für das graue London gehört, aber auch gruselig, wenn hunderte von Ratten Miss Endicott hinterher jagen. Es ist eine jugendliche Gruseligkeit, keine, die einen Erwachsenen Angst machen würde. Doch ist die Atmosphäre heimelig, schön schaurig wie ein Nightmare before Christmas oder ein Corpse Bride, beides Stop-Motion-Filme von Tim Burton.

Obwohl die Macher Franzosen sind, ist die ganze Machart etwas britisch oder auch amerikanisch skurril. Zieht man in Betracht, dass Derrien seine Examensarbeit über Twin Peaks geschrieben hat, wird die Entstehung des Hintergründigen, die Verschachtelung der vorliegenden Geschichte etwas transparenter. Die beiden Männer, die Miss Endicott hinterher laufen und schließlich zu mehr oder minder freiwilligen Helfern werden, könnten beinahe an ein Duo wie Jay und Silent Bob angelehnt sein. Der eine ist immer an Frauen interessiert und über die Maßen von sich überzeugt, der andere ist mehr die Marke Stiller Fußabtreter. Die beiden sind ein Teil des Arrangements, das wohl ausgewogen auf verschiedene Charaktere verteilt ist und sich wie ein Puzzle nach und nach zu einem tollen Bild zusammenfügt.

Feinsinnig und einfühlsam, fantastisch, wohlig schauerlich, spannend, einfach schön gezeichnet mit dem sehr eigenen Stil von Xavier Fourquemin. 🙂

Miss Endicott 1, Die Vergessenen: Bei Amazon bestellen

Donnerstag, 22. Oktober 2009

The Goon 4 – Bergeweise Trümmer

Filed under: Mystery — Michael um 18:00

The Goon 4 - Bergeweise TrümmerGoon! Da kommt ein großes hässliches Ding die Straße runter! Nun, ja, das passiert schon einmal in der Welt von Goon. Eine Menge Sachen sind hier groß und hässlich. Vielleicht sogar der Goon selbst. Aber die Oma hat nicht gelogen. Da kommt tatsächlich ein großes hässliches Ding die Straße herunter. Es hat viele Tentakel, viele Glubschaugen, ein großes Maul und sagt Sachen wie: Ich lasse einen steigen, bemalte Damen!

Wenn Ed Wood und die Monty Pythons gemeinsam auf die Idee gekommen wären und Comics hätten machen wollen, wäre vielleicht etwas wie der Goon dabei herausgekommen. Der Regisseur Wood machte mit ungeheuerlichen Werken wie Plan 9 from Outerspace auf sich aufmerksam. (Über die Pythons muss man kaum ein Wort verlieren. Inzwischen toben ihre Ideen sogar als Musical durch die Welt.) Alles war etwas merkwürdig, so wie hier. Bis heute kann niemand sagen, ob Woods Wahnsinn Methode hatte. Über Eric Powell lässt sich zweifellos sagen: Hier hat nicht nur der Wahnsinn, sondern auch der Spaß Methode.

Der mehrfache Eisner-Gewinner Powell wurde inzwischen noch mehr geehrt. Ein Crossover ist eine Art Ritterschlag. Eine Figur darf dabei verlagsintern oder verlagsübergreifend an der Seite einer sonst nicht dazu gehörenden Figur agieren. The Goon ist hierbei an der Seite von Hellboy die eindeutig unbekanntere. Mike Mignola persönlich zeichnet die Einleitung und den Abspann der Geschichte, der Rest bleibt Powell überlassen. Heraus kommt eine Geschichte, die sehr abgedreht, sehr anarchisch ist und sehr respektlos mit Hellboy umgeht.

Genauer gesagt: Powell erlaubt sich das mit Hellboy, was Hellboy sich mit diversen Monstern erlaubt hat. Eine große Klappe riskieren und die Bösen verhauen! Das geschieht natürlich nicht durchgängig, denn Powell stellt die beiden grobschlächtigen Helden schließlich Seite an Seite, wo sie … naja, eine große Klappe riskieren und die Bösen verhauen. Der kleine Piekser ist Goons Kumpel Franky, der schnell einen neuen Namen für Hellboy parat hat: Rosie.

Hellboy: Ich glaube nicht, dass ich das mag.

Gut, Hellboy ist nicht begeistert über seinen neuen Kosenamen. Dafür darf der Leser umso begeisterter sein über den Witz der Geschichte. Einzige Voraussetzung: Die Kenntnis beider Welten und Helden. Andererseits werden die Unterschiede allzu schnell deutlich. Goon zählt eine Riesenspinne zu seinen Freunden. Hellboy vermöbelt Spinnen. Und die Erinnerungen an vergangene Abenteuer gehen doch sehr auseinander. Mit den sehr mystischen Begegnungen Hellboys können Goon und seine Kumpels nicht viel anfangen.

Wer sich die übrigen Szenarien in diesem Band betrachtet, weiß sofort warum. Eric Powell nimmt alles (na, vieles) aus dem Genre auf die Schippe, dass es bei Drei nicht auf die Bäume schafft. Wer erinnert sich aus Kindertagen nicht an die Kämpfe eines Mannes im grünen Gummianzug (auch Godzilla genannt) gegen einen Mann im braunen Fellanzug (auch King Kong genannt)? Powell karikiert diese Szenarien unglaublich gut. Aber es ist auch ein Humor, der Spaß an Albernheiten voraussetzt. Vorwissen um das jeweilige Vorbild wäre auch nicht schlecht. Würde man in diesem Zusammenhang Ed Wood und die Monty Pythons nicht als Vergleich heranziehen, käme auch ein MAD dem Spaßfaktor einigermaßen nahe.

Powell zögert auch nicht eine Sekunde, um seine Eisner-Award-Gewinne durch den Kakao zu ziehen. Nur ist es leider kein Kakao, sondern viel drastischer. Sehr viel drastischer. Mit diesem Fäkalhumor überschreitet Powell eine Grenze, die nicht nötig gewesen wäre, denn alles andere ist inzwischen ebenfalls an Perfektion grenzend inszeniert und auch gezeichnet. Seien es degenerierte Vampire, die erwähnten Riesenmonster oder auch ein Werwolf, der als Köder in der Verkleidung von Rotkäppchen spazieren geht: Powell hat seinen Zeichenstil gepflegt und etwas ganz Eigenes geschaffen. Seine grafische Horror-Sitcom ist kräftig gezeichnet, fein getuscht und mit viel Fingerspitzengefühl koloriert (Aber hier war er nicht alleine tätig.).

Wer glaubte, nach Frankenstein Junior könne keine Gruselkomödie mehr kommen, wird hier eines Besseren belehrt: Eric Powell erzählt mit drastischem, durchdachtem Humor und setzt es furios in Szene. Horrorspaß vom Feinsten. 🙂

The Goon 4, Bergeweise Trümmer: Bei Amazon bestellen

Dienstag, 20. Oktober 2009

Die Abenteuer von Buck Danny 46

Filed under: Abenteuer — Michael um 20:11

Die Abenteuer von Buck Danny 46 - Verschollen in AfghanistanÜbungsflüge: Eigentlich müssen gestandene Piloten wie Buck Danny und sein texanischer Freund Sonny nicht mehr üben. Die Liste ihrer Erfahrungen ist lang. Mehr als einmal sind sie dem Sensenmann von der sprichwörtlichen Schippe gesprungen. Für den nächsten Einsatz jedoch sind keine Jagdflugzeuge eingeplant, sondern viel behäbigere C 130 Hercules Transportmaschinen. Ziel: Afghanistan. Auftrag: Aufspürung eines verschollenen CIA-Agenten. Geheimeinsätze sind für das Team um Buck Danny nichts Neues, trotzdem sind sie weit davon entfernt, dies für einen Routineauftrag zu halten.

Ihre professionelles Herangehen ist berechtigt. Gleich bei ihrer Ankunft machen sie die Bekanntschaft mit den örtlichen Gegebenheiten. Hier scheint jeder die Hand aufzuhalten. Ein örtlicher Kriegsherr zweigt sogleich seinen Anteil an den Hilfsgütern ab, die eigentlich für ein Dorf gedacht sind, das dringend auf diese Güter angewiesen ist. Aber Buck Danny und seine Mitstreiter haben einen Auftrag. Mit den Ungerechtigkeiten im System können sie sich nicht aufhalten. Ihre Nachforschungen, das zeigt sich sehr bald, sind schon gefährlich genug.

Francis Bergese übernahm den Staffelstab bei Buck Danny vom leider verstorbenen Comic-Künstler Victor Hubinon. Zuerst zeichnete er nur die Titelbilder, bevor der die grafische Umsetzung komplett übernahm. Von Hause aus ist Bergese ein geborener Illustrator mit der Pingeligkeit eines technischen Zeichners. Seine Buck Dannys noch technischer und präziser als die Bilder eines Roger Leloup (Yoko Tsuno).

Die Fliegerei zu mögen, ist kein Muss bei Buck Danny, aber im Laufe der Serie wie auch dieser Geschichte kann man sich als Leser der Faszination an dieser Materie schwer entziehen. Ein Flugzeug ist hier mehr als nur ein Gerät zur Fortbewegung in der Luft. Es ist eine Serie für all jene, die Spaß hatten an Papa Boyington, an Top Gun und die für Technikabenteuer im Stile der Romane von Clive Cussler (z.B. Der Todesflieger, Hebt die Titanic) zu haben sind. Passend dazu werden aktuelle politische und geografisch relevante Themen aufgegriffen. Hier ist es der Konflikt in Afghanistan, von dem weder in der Realität noch in dieser vorliegenden Handlung so keiner richtig zu sagen vermag, wo und wie die Machtverhältnisse in diesem Land eigentlich liegen.

Ein Durcheinander herrscht in der Kulisse dieser Abenteuers. In der Handlung hingegen hat Bergese stets die Fäden in der Hand. Buck Danny ist der kühle Held, herzlich zwar, aber auch immer beherrscht. Hätte früher jemand an eine Verfilmung gedacht, wäre Lex Barker in der Titelrolle ein guter Kandidat gewesen. Sonny, der kleine rothaarige Texaner, ist für den Humor verantwortlich. Sonny baut Mist, ist respektlos, aber, wie alle anderen auch, ein guter Freund, der alles für seine Freunde macht. Flieger, das sind Männer und nichts geht über die Freundschaft unter Männern.

Die Figuren sind einfach konstruiert, aber sie bleiben nachhaltig in Erinnerung. Es sind keine Selbstzweifler auf der Suche nach ihrem wahren Kern. Die hier wissen noch, was Sache ist. Ein wenig sind Buck und seine Freunde die Kavallerie und die kommt, wie man weiß, nie zu spät.
So erzählt Bergese ebenso geradeaus, aber nicht durchsichtig. Er schlägt auch Haken, baut Schwierigkeiten ein, lässt Probleme einfließen, die nicht immer spektakulär sind, den Leser doch am Ball bleiben lassen.

Grafisch gibt es keine Experimente. Bergese, der früher als Illustrator auch für die Modellbaufirma Heller arbeitete, arbeitet jede Ansicht penibel heraus. Nach seinen Grafiken ließen sich sofort Modelle erstellen, so fein und genau sind seine Figuren herausgearbeitet. Eine ebenso fein schattierte Kolorierung, die niemals in extreme Kontraste ausartet, unterstützt eine scharf abgegrenzte Optik. Das gilt sogar für Gesichter. Selbst diese scheinen mit dem Lineal gezogen worden zu sein.

Ein meisterlicher Comic: Eine klar erzählte Geschichte in perfekter Optik und Gestaltung. Francis Bergese hat auf seine alten Tage noch einmal eine Messlatte geschaffen, an die viele seiner Kollegen nicht herankommen. Klasse! 🙂

Die Abenteuer von Buck Danny 46, Verschollen in Afghanistan: Bei Amazon bestellen

Montag, 19. Oktober 2009

Die Simpsons – Winterwirbel 2

Filed under: Cartoon — Michael um 18:22

Die Simpsons - Winterwirbel 2Es war einmal: Der Winter! Bei den Simpsons gibt es ihn noch. Und es gibt noch mehr. Warum kann nicht immer Weihnachten sein? Nun ist es so, dass hin und wieder kleine oder größere Geister oder auch Engel erscheinen und Wünsche erfüllen. (Wenn sie nicht gerade Drohungen und Prophezeiungen überbringen.) Eigentlich ist Barts sehnlichster Weihnachtswunsch eine Kettensäge. Aber jeden Tag Weihnachten zu haben, ist auch nicht so übel. Am nächsten Morgen hält Bart das Zusammentreffen mit dem kleinen Weihnachtsengel für einen Traum. Irrtum!

Leider verhält es sich dank der Erzählkunst von Chuck Dixon nicht ganz so wie in Und täglich grüßt das Murmeltier oder 12:01, denn am nächsten Tag können sich alle, nicht nur Bart, daran erinnern, dass Weihnachten war, ist und weiterhin sein wird. Weihnachten auf ewig: Jeden Tag Weihnachten! Jeden Morgen Kirche! Was ist das für eine Welt, die du uns da hinterlassen hast!
Dixon lässt Homer protestieren, Gnade kennt er trotzdem nicht und treibt das Szenario genüsslich, sehr zur Freude des Lesers, auf die Spitze.

Winter bedeutet Schnee. Dieses Element bringt für die Kinder, allen voran für Bart, eine Menge Möglichkeiten, um sich draußen zu amüsieren. Tony Digerolamo nutzt die Gelegenheit gleich in zwei Kurzgeschichten, um Bart in die Eiseskälte zu schicken. Da ist viel Schadenfreude mit dabei, letztlich aber ein Konzept, das sich häufig bei den Simpsons findet und stets funktioniert. Winter gibt es bei seinem Kollegen Eric Rogers zwar auch, allerdings gibt es hier auch umso mehr Wirbel.

Was wäre, wenn es sich für einige Charaktere aus Springfield einmal zum Guten wendet? Wenn Homer Sport treibt, zum Beispiel. Wenn der Comic-Typ galant wird und Umgangsformen pflegt. Wenn der Bürgermeister nur noch an seiner Frau interessiert ist. Wenn Barney seine Schulden bezahlt und das Trinken aufgibt. Das wäre zwar nicht der Untergang des Abendlandes, aber so doch wenigstens eine enorme Umwälzung des mühsam geschaffenen Gleichgewichts in der Gesellschaft von Springfield. In kurzen Szenen zeigt Rogers mit wahrer Nadelstichbegeisterung, wie die gelben Helden bessere Menschen werden. Befremdlich: Ja. Aber auch sehr komisch.

Mit VSI: Valentine Scene Investigators setzt Rogers seine Erzählung fort. Lisa hat einen geheimen Verehrer. Der Sinn von Geheim ist Andere sollen es nicht wissen, doch Lisa will es wissen (wer wollte das nicht) und macht sich an ihre Recherche. Das wird, sofern man mindestens eine Folge der drei CSI-Serien gesehen hat, zu einem ziemlichen Spaß.

Grafisch sind die Simpsons … wie immer. Egal, ob Carlos Valenti oder Joey Nilges oder John Delaney den Zeichenstift schwingt, nie gibt es Abweichungen von den bewährten Abbildungen dank der strengen Vorgaben von Bongo.

Ein Spaß mit Kultfaktor, auch nach 20 Jahren noch. Die Ideen scheinen nicht auszugehen. Diese Figuren brauchen kein Lifting. Die können auch die nächsten 20 Jahre so bleiben.

Links:
www.tagesschau.de/multimedia/bilder/blickpunkte2518_mtb-1_pos-7.html (20-Jahr-Feier der Simpsons)
waehlt-die-simpsons.de (Homer sagt Danke!)
www.cbsnews.com/stories/2009/10/19/entertainment/main5396133.shtml (20 Jahre Simpsons auf CBS News)

Sonntag, 18. Oktober 2009

Yiu 6 – Der Inquisitor und seine Beute

Filed under: SciFi — Michael um 16:27

Yiu 6 - Der Inquisitor und seine BeuteKinder brauchen Erziehung. Solche, die einmal zu den besten Killern auf diesem Planeten gehören sollen, benötigen sie ganz besonders. Fernab von allem anderen, von jenem, das noch unter der Bezeichnung Zivilisation läuft, findet sich auf einer Plattform mitten im Ozean eine geheime Ausbildungsstation. Wer hier nicht nur überlebt, sondern auch seine Skrupellosigkeit unter Beweis gestellt hat, hat vielleicht einmal auch die Gelegenheit zu beweisen, dass er oder sie zu den besten Mördern im Dienste der Kirche gehört.

Yiu erinnert sich mit mehr als nur Unbehagen an diese Zeit zurück, als sie selber den Entschluss fasste, in das Zentrum der Macht vorzudringen und alles auf eine Karte zu setzen. Gekämpft hatte sie, seit sie ein kleines Mädchen gewesen war. Nun wollte sie mehr: Mehr Geld. Mehr Lohn für ihre Arbeit. Was machte es für einen Unterschied, ob sie in einem Käfig zur Belustigung des Pöbels kämpfte oder für den Zusammenschluss der Ökumene, der wenigstens vernünftig zahlte.

In der sechsten Ausgabe der Reihe über die Auftragsmörderin Yiu erfährt der Leser sehr viel über die Vergangenheit und den Werdegang der jungen Frau. In dieser von den drei kreativen Köpfen Tehy, Vax und J.M. Vee beschriebenen Welt ist Gewalt zu einem ständigen Begleiter geworden. Es ist nicht die Form von Gewalt, die einen Normalbürger daran hindert, aus Angst nachts durch einen Park zu gehen. Es ist Gewalt, die keinerlei Rücksicht kennt. Die belustigen und unterhalten soll. Mit der sich Geld verdienen und Ziele erreichen lässt. Es ist Gewalt, die mit Lack und Leder einhergeht. Gewalt, die Mad Max und Zombies wie Kindergartenthemen aussehen lässt.

Mit den Verschieben von Moral und Ethik in den Abgrund der menschlichen Seele ist eine vollkommene Veränderung der menschlichen Gesellschaft einhergegangen. Nachdem in den vorangegangenen Folgen nicht nur die Fertigkeiten Yius thematisiert wurden, sondern auch ihre Motivation ersichtlich wurde (die sogar uneigennützig ist), wird hier in aller Deutlichkeit gezeigt, wie aus einem kleinen Mädchen eine unerbittliche und findige Tötungsmaschine werden konnte.

Wer ist der kranke Geist, der sich all die Himmelfahrtskommandos einfallen lässt? Die Antwort: Er war Yius Lehrer. Gleich zu Beginn zeigen die drei Macher, deren Aufgabenbereiche nicht so strikt getrennt sind wie sonst üblich, welcher Art die die Aufgaben sind, die Yiu zu bewältigen hat. Waren es in den ersten Folgen lange Schilderungen des jeweiligen Himmelfahrtskommandos, sind es hier gerade einmal drei kurze knackige Aufträge, die als Einleitung herhalten. Doch diese haben es schon in sich. Zwar wartet auf Yiu auch die übliche Großaufgabe, aber diese verblasst letztlich vor der Erzählung ihrer Vergangenheit.

Kindersoldaten. So lässt sich der Rückblick titulieren. Die Ausbildung, die sich Tehy hier sicherlich unter Mitwirkung von Vax und Vee hat einfallen lassen, stellt vieles aus ähnlichen Szenarien in den Schatten. Es ist ein Computerspiel auf Papier. Eine Beeinflussung durch Egoshooter oder SciFi-Kracher steht außer Frage. Die Geschichte über Yiu wirkt wie eine konkrete Weiterentwicklung des Cyber-Punk unter Mitwirkung eines Splatter-Punk und den Ideen, die auch ein Clive Barker gehabt haben könnte, wenn er statt eines Horrorszenarios eine Science Fiction-Geschichte mit Hellraiser im Sinn gehabt hätte. Mit dem Lehrer Eggor Eden Afschillen dürfte den drei Autoren und Zeichnern eine der gruseligsten Figuren gelungen sein, die auch einem Barker, King oder Wellington eingefallen sein könnte.

Die grafische Umsetzung ist mit einem Höchstmaß an handwerklicher Perfektion erfolgt. Das mag an der Arbeitsteilung liegen. Tehy ist für das Layout wie auch erste Scribbles verantwortlich. Vax übernimmt Bleistiftzeichnungen und Tuschearbeiten. Stambecco erledigt die Kolorierung. Am Ende steht eine sehr realistische Darstellung und auch einer sehr dichte Umsetzung. Hier ist kein Bild zuviel. Action löst sich mit Großaufnahmen und Totalen ab. Hier ist eine optische Fantasie am Werk, die sich auch in Halo, vielleicht sogar in Avatar wiederfindet. Die Kleinarbeit wird unterstützt durch Texturen, aber auch durch feinste, eigens ausgeführte Farbstriche.

Ein sehr dichter SciFi-Thriller, der absolut nichts für schwache Nerven ist. Tehy, Vax und Vee verdichten den Blick auf diese zukünftige Welt. Hier ist jedes Bild, jeder Erzählstrang punktuell eingesetzt und auf die richtige Länge gebracht. Beeindruckend. 🙂

Yiu 6, Der Inquisitor und seine Beute: Bei Amazon bestellen