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Comic Blog


Dienstag, 02. September 2008

Rubine 10 – Schwarze Serie

Filed under: Cartoon — Michael um 12:24

Rubine 10 - Schwarze SerieIn Benton, am Hafen, gibt es eine dieser alltäglichen Tragödien unter Liebenden – oder besser nicht mehr Liebenden. Der junge Mann macht Schluss. Zornig entfernt er sich, setzt sich in seinen eigenen Wagen und fährt fort. Einige Tage später steigt die junge Frau zum Dach eines Hochhauses in Chicago hinauf und stürzt sich in die Tiefe. Rubine, die mit ihrer Kollegin eigentlich nur einen kleinen außerberuflichen Bummel einlegen wollte, wird Zeuge dieses Selbstmords. Ein Cop wie Rubine ist immer im Dienst. Gedanken lassen sich nicht ausschalten und so grübelt sie über ein Merkmal des Sturzes der jungen Frau, das ihr nicht gefallen hat.

Ein Mensch, der aus großer Höhe fällt, bewegt sich auf irgendeine Art. Keiner, auch ein Selbstmörder nicht, springt wie ein Skydiver vom Dach eines Hochhauses. Ihre Kollegin Shirley hält Rubines Interesse eher für übertrieben, aber vertraut auch auf die Intuition ihrer Freundin. Die beiden gehen zusammen zur Beerdigung der jungen Frau. Plötzlich, beim Anblick der illustren Trauergäste, gewinnt die Tragödie eine ganz andere Bedeutung. Einige der hochrangigsten Gangster Chicagos sind hier versammelt, um ihrem Buchhalter ihre Anteilnahme am Verlust seiner Tochter zu erweisen.

Zunächst scheint es sich um einen Zufall zu handeln. Als jedoch auch der Sohn des Buchhalters in Schwierigkeiten kommt, sind es ein paar Merkwürdigkeiten zu viel.

Schwarze Serie lautet der Titel des 10. Abenteuers von Rubine, deren Comic-Form weiterhin sehr cartoony ist, deren Handlung es aber in sich hat und in der besten Tradition von Kriminalserien wie Die Straßen von San Francisco oder Kojak daher kommt.

Das bewährte Rubine-Team F. Walthéry, Mythic und Boyan (Farben) versetzt die zeitlose Krimidramatik der 70er Jahre des letzten Jahrhunderts in die Neuzeit. Obwohl – und das ist wirklich etwas besonderes – die Action im vorliegenden Band kaum vorhanden ist, entsteht nach und nach immer größer werdende Spannung durch ein Rätsel, das nicht durchschaubar ist. Eine Haudrauf-Methode führt hier nicht zum Ziel, nur eine haarkleine kriminalistische Arbeit kann hier Erfolg haben.

Nachdem in Modellstadt, dem Vorgängerband, noch ein wenig Bond-Thematik oder auch ein gewisses Outer Limits-Flair vorherrschte, läuft hier geradezu alles über die Charaktere. Jeder von ihnen will entschlüsselt werden. Einige verbreiten Rätsel, andere sorgen für Humor. Bei letzterem sind die Gangster vorne mit dabei. Eher parodistisch ist das Auftreten dieser ehrenwerten Gesellschaft, die allerdings im Zweifelsfall mordet wie jeder andere gemeine Bandit auch. Wer sich diese Gauner näher betrachtet, mag sich an die meist seltsam komischen Fieslinge eines Bud Spencer-Films erinnert fühlen.

Der Tollpatschigkeit dieser Ganoven steht die Schwarze Serie, eine Reihe von Todesfällen, gegenüber, alle in ihrer Konsequenz erschütternd. Rubine forscht nach, aber letztlich kann sie nur zusehen. Bevor das Geheimnis gelüftet wird, erfährt der Leser viele Details – er wird sehr zum Lesen animiert, was ungewöhnlich ist, aber auch erfrischend, da es sich die Macher so nicht leicht machen und auch der Leser sich Zeit nehmen muss.

Francois Walthéry liebt schlanke, hoch aufgeschossene Figuren, die wegen der Überlänge ihrer Beine sehr zerbrechlich aussehen. Die Frauen haben etwas von einer Barbie. Männer, die etwas fülliger sind, wirken dank der lockeren Strichführung noch immer etwas schlaksig. So ähnlich sich die Körperlichkeiten sein mögen, so unterschiedlich sind die Gesichter. Ein jedes ist ein Charakterkopf und unverwechselbar. Selbst ein Polizist, der gerade mal einen einseitigen Auftritt hat, wird mit der gleichen Liebe zum Detail gezeichnet wie Rubine selbst.

Die übrige Optik ist stärker an die Realität angelehnt. Seien es die Straßen, Fahrzeuge oder auch Tiere, in der Bühnengestaltung für seine Geschichte geht Walthéry kaum Kompromisse ein. Eine Vereinfachung liegt zwar vor, doch ist Walthéry bemüht, lebensnah zu bleiben. Ein Blick auf das Cover zeigt das sehr schön – hier hat er allerdings etwas gemogelt, denn die Motorräder der gezeigten Szene im Album sind weitaus weniger PS-stark.

Einfach nur gute Krimi-Unterhaltung! Eine wohl durchdachte Geschichte punktet weiter mit schönen Figuren und sorgfältig gestalteten Hintergründen. Rubine hat sich zu einem Rundumsorgloskrimipaket entwickelt, wie der 10. Band anschaulich beweist. 🙂

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