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Comic Blog


Dienstag, 02. September 2008

Djinn 2 – Dreißig Glocken

Filed under: Abenteuer — Michael um 18:40

Djinn 2 - Dreißig GlockenKim Nelson will das Geheimnis um ihre Vergangenheit weiterhin ergründen. Doch dazu muss sie sich mit einem gefährlichen Mann einlassen, Ebu Sarki. Ein gefürchteter Name im Orient, der Name eines Mannes, der mit Vorsicht zu Werke geht und seinen Besuchern einiges abverlangt, bevor sie ihn treffen dürfen – und mit Frauen geht er noch härter ins Gericht. Ohne Prüfung kann Kim ihm nicht gegenüber treten. Nach einer langen Wartezeit in der Wüste, allein und ohne Wasser, einen Sandsturm überstehend, kommt endlich ein Mann, der sie zu Ebu Sarki bringen soll. Aber die Zeit der Prüfungen ist noch lange nicht vorüber.

In der Vergangenheit geht es nicht um Wissen. Es geht einzig um Macht und Kontrolle. Wer behält seine Macht oder wer gewinnt sie? Jade, die Favoritin des Sultans, ist auf ihrem Weg, Macht über Lord Nelson zu gewinnen. Seine Frau ist ihr hörig. Die Schmach und die Schande, seine Frau in den Fängen dieser Barbaren zu wissen – vor allem mit dem Hintergedanken, dass sich seine Frau freiwillig in diese Knechtschaft begeben hat – ist zuviel für den vornehmen Engländer.
Die feinen Bemerkungen, die Anspielungen behagen ihm nicht. Sie widersprechen seinem Weltbild, seiner Würde, sie bringen alles ins Wanken, an das er geglaubt hat. Auch das Verhalten seines Vorgesetzten, der bereit ist, diese Denkweise zu akzeptieren.

Aber ein englischer Gentleman lässt sich keine Spielregeln vorschreiben. Als Vertreter des britischen Königreichs gibt man die Regeln vor.

Dreißig Glocken markieren den Weg von einem Leben in das nächste. Erniedrigung folgt auf Erniedrigung. Erst wenn das eigene Wesen vollkommen zurückgestellt worden ist, ist auch der Weg geschafft. Lord Nelsons Frau ist bereit, diesen Weg zu gehen, weil sie in Jade verliebt ist, von ihr berauscht ist, ihr hörig ist. Mitunter fällt der Weg ihr leicht. Jede Glocke bedeutet nicht nur eine Erniedrigung, sondern auch einen neuen Meister oder eine Meisterin. Nur wenn Lady Nelson ihre Aufgabe zufrieden stellend erfüllt, wird eine Glocke entfernt, mit etwas Glück sogar zwei.

Jean Dufaux, der Autor, stellt Lady Nelson in der Neuzeit eine Frau gegenüber, die einen ähnlichen Weg wählt, auch aus freien Stücken, aber dennoch aus der Not geboren, weil sie nur auf diesem Wege glaubt in den Besitz von Informationen zu kommen. Für Kim Nelson, die moderne Frau, ist dieser Glockenweg zwar auch eine Erniedrigung, aber sie beschreitet ihn wie einen marternden Marathonlauf. Von einer sportlichen Grimmigkeit beseelt, rennt sie von einem Mann zum nächsten, bestimmt die Kandidaten sogar selbst, wenn ihr danach ist.

In einer ähnlichen Atmosphäre, wie es einst Ashanti entwarf (1979, mit Michael Caine), entsteht auch hier das Bild einer ungewöhnlichen, beinahe unglaublichen Sklaverei. Machtspielchen ohne Lack und Leder, dafür mit tödlichen Konsequenzen bilden ein regelrechtes Horrorszenario, das hinter den Kulissen, abseits einer westlichen Zivilisation überlebt hat. Aus Sex wird hier in Windeseile Folter und nicht selten auch Tod.
Die Erzählung erfolgt sehr intensiv, besonders da so mancher Charakter in diesem Band mit einer großen Kühle an sein jeweiliges Werk geht. Der Körper wird aus reiner Notwendigkeit ausgeblendet, wird zum Instrument für das Erreichen eines Ziels, das immer eng umrissen ist. Für nahezu jeden geht es hier um alles oder nichts.

Ana Miralles gestaltet nicht nur schöne, sondern man könnte sagen, diplomatische Bilder. Die Technik ihrer Illustration ist wirklich hinreißend. Manche könnte sagen, die Form sei nicht modern, ich finde sie klassisch und zeitlos. Diplomatisch sind die Bilder insofern, dass jeder Leser es für sich entscheiden mag, ob er die Schönheit annimmt, nur diese sieht, oder ob er auch den Schrecken zulässt, den die Grafiken transportieren.
Wenn Kim Nelson bei ihrer Ankunft in der Bergfestung die verwesenden abgetrennten Köpfe auf den Stufen liegen sieht, stehen Darstellung und Aussage des Bildes einander vollkommen gegensätzlich gegenüber.

Miralles ist eine jener Künstler, von denen man sich großformatige Bilder wünscht, am besten aus anderen Zeiten. Ähnlich wie die Illustratoren, die vor Jahrhunderten ihre Studien in Ägypten, in der Türkei oder anderen geschichtsträchtigen Orten machten, schaffte auch Miralles es, eine alte Zeit zum Leben zu erwecken und dem Leser oder Zuschauer einen Ausschnitt einer Welt nahe zu bringen. Wenn sie einmal aus den eher engen Kästchen ausbrechen könnte, müsste das Ergebnis bestimmt großartig ausfallen.

Ein grafisches Erlebnis, wunderbar inszeniert. Die Wärme der Bilder und die Kühle der Geschichte schaffen ein sehr eindringliches Leseerlebnis. Wer Historie, Abenteuer, wackere Helden und Heldinnen mit starren Zielen, gemeinste Verbrecher und Intriganten mit einer Prise Erotik in einer Geschichte vereint sehen mag, liegt hier richtig. 🙂

Djinn 2 – Dreißig Glocken: Bei Amazon bestellen

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