Ginger Coffee wurde entführt. Dies ist ein Fall für den Spirit. Keine Frage. Obwohl Ginger in de Gewalt ihrer Entführer große Angst hat – weil diese wirklich Frucht einflößend sind – ist sie von ihrem Retter nicht begeistert. Vielleicht will er bloß Publicity, weil er jemanden vom Fernsehen gerettet hat? Oder er macht das nur wegen einer Belohnung. – Mit Ginger Coffee hat es der Spirit in der Tat nicht leicht.
Denny Colt, so der Name des Spirits im wahren Leben, gehört nicht zu den Männern, die einen Abend auf der Couch der Verbrecherjagd vorziehen. Ellen, die sich alle Mühe gibt, Denny von den Vorzügen eines heimeligen Abends zu überzeugen, findet nach ihrer Rückkehr aus der Küche nur noch ein leeres Sofa vor.
Denny ist bereits wieder auf der Jagd.
Darwyn Cooke pflegt einen Animations-Stil. Bereits bei der Witchblade Animated konnte dies mit Kollege J. Bone unter Beweis gestellt werden. Wer in den vergangenen Jahren Serien wie Superman, Batman, Batman & Robin, Batman Beyond, Justice League verfolgt hat, der weiß, wie Darwyn Cooke zeichnet. (Kein Wunder, hat Cooke doch an den beiden erstgenannten Serien mitgearbeitet.) Mit der kommenden Veröffentlichung Batman/The Spirit schließt sich der Kreis wieder.
Wer sich den echten Spirit anschaut, weiß ebenfalls wie karikativ, wie humorvoll die von Will Eisner geschaffene Figur war und wie sie zugunsten anderer Charaktere auch einmal beiseite stand.
Der Spirit von Darwyn Cooke steht viel mehr im Mittelpunkt. Er hat sich den Humor allerdings erhalten. Auch dieser Spirit ist manchmal ein verhinderter Held, dem auch ein bißchen Slapstick gut zu Gesicht steht, der aber auch in staubernsten Situationen zu begeistern weiß.
Der neue Spirit hat sich das Gefühl der 40er Jahre des letzten Jahrhunderts bewahrt. Selten nur sind die Momente, in denen eine andere Zeitrechnung spürbar ist. Interessant ist die Vorgehensweise der Geschichten. Im Kern ist eine durchaus ernsthafte Komponente und doch ist manche Figur weit davon entfernt die Sachlage mit dem nötigen Ernst anzugehen. Hussein Hussein ist solch eine Figur. Ein Alleswisser, einer, der sich selbst charmant und witzig findet, jemand, dessen Mundwerk nie still zu stehen scheint. Miss P’Gell ist die geheimnisvolle Sexbombe, die auch eine Spur realistischer als andere gezeichnet ist. Der Commissioner könnte bei Cooke ein Bruder von Popeye sein, mit kantigem überbetontem Kinn und finster verkniffenen Augen.
Darwyn Cooke erhält auch die Spielereien mit dem Namen des Spirit und weiß sich auch hier durch gelungene Phantasie zu beweisen. Der Schriftzug glänzt auf einem regennassen Zaun, in einer Wüste, gebildet durch Kakteen.
Am besten ist dieser neue Spirit, wenn der Geist der alten Reihe richtig erfasst werden soll, denn Cooke schafft es wirklich, die Figur in das neue Jahrtausend zu transportieren. Besonders deutlich ist dies abzulesen, wenn der Spirit zum Werbestar wird und sein Konterfei in bester putziger Manga-Manier auf einer Konservendose mit einem (unappetitlichen) Kinderfrühstücksessen prangt.
Mister Carrion und sein Hausgeier Miss Julia dürften zu den seltsamsten Gaunern gehören, die jüngst die Comic-Thriller unsicher machten. Doch sollte man sich als Leser durch diese merkwürdige Konstellation nicht täuschen lassen, denn die bösen Jungs (obwohl mitunter lächerlich aussehend) nehmen ihren Job sehr ernst.
Der Spirit ist wieder da, ein Spirit für Kids, nicht unernst, so doch mit dem Spirit von TV-Zeichentrickserien der jüngeren Generation aus dem Hause DC, sehr unterhaltsam. Mit Darwyn Cooke gewinnt dieser Held sicherlich einen Macher, der das Potential der Figur erfasst und fein ins neue Jahrtausend transportiert hat. 🙂
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