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Comic Blog


Samstag, 24. Mai 2008

Redhand 1 – Der Preis des Vergessens

Filed under: SciFi — Michael um 15:57

Redhand 1 - Der Preis des VergessensIn einer glanzvoll technisierten Zukunft scheint es keine Grenzen mehr zu geben. Das Leben verläuft in streng festgelegten Bahnen. – Aber Gewalt gibt es immer noch. Bei einem terroristischen Anschlag wird die Zivilisation von einem Augenblick zum anderen ausgelöscht. Die Zeit, die kommt, ist anders. In jener Zeit erinnern nur noch Mythen an eine Vergangenheit. Diese Mythen könnten ebenso gut Ammenmärchen sein.
Auf ihrer Flucht vor den Sklavenjägern finden die verzweifelten Männer eine Höhle. In den gläsernen Röhren, die dort aufgestellt sind, entdecken sie mumifizierte Tote. Ob dies eine Stätte der Alten ist?

Ein einziger in den Röhren hat überlebt, aber auch er kann diese Frage nicht beantworten, denn er weiß nicht, wer er ist, wann er einmal war, noch wo er jetzt ist. Außer Frage steht jedoch, dass er ein instinktiver Kämpfer ist, dessen Techniken die Sklavenjäger nichts entgegenzusetzen haben. Mit grausamer Leichtigkeit tötet er die Verfolger seiner Entdecker. Der weißhäutige Fremde, vom Blute seiner Feinde verschmiert, erhält von seinen dankbaren Findern einen Namen: Redhand.

Dem Leser könnten die Macher dieses Bandes durchaus bekannt vorkommen. Kurt Busiek ist inzwischen zu einem namhaften Schwergewicht der Comic-Autoren geworden – nicht zu Unrecht, denn mit seinen Erzählungen hat er neue Wendungen in bestehende Reihen gebracht. Mit frischen Ideen sind außerdem neue Triebe entstanden, die Impulse in die Comic-Landschaft brachten. Conan brachte das Traumteam Kurt Busiek und Cary Nord zusammen. Die Rächer vereinten Busiek und George Pérez.
Redhand ist das Projekt von Busiek und Mario Alberti, dessen grafischer Stil sehr individuell ist und einen hohen Wiedererkennungswert hat.

Hierzulande mögen Comic-Fans Albertis Arbeiten von Morgana her kennen, einer SciFi-Geschichte mit starkem Phantastikanteil. So mögen sich die richtigen Macher hier zusammengetan haben, denn der Mystik- und Mythenfaktor von Redhand ist deutlich hervorgehoben. Der seltsame Fremde ist von Busiek fast wie ein Messias konzipiert worden, allerdings ein Messias wider Willen, dessen Fremdartigkeit ihm beinahe zum Verhängnis wird.
Ähnlich wie bei Morgana ist Redhand eine sehr ernste Erzählung. Hier ist keinerlei Platz für Witz, Humor, weder in der Erzählung noch durch eine grafische Anspielung. Busiek und Alberti gehen in der Beschreibung dieser zukünftigen Welt wie auch des Charakters von Redhand auf.

Nicht nur sein Äußeres macht ihn innerhalb der Dorfgemeinschaft zu einem Außenseiter, auch seine mangelnde Eigenschaft auf die Götter zu reagieren.
Irgendetwas hat die Katastrophe in der Vergangenheit überlebt und kann die Menschen dieser Zeit beeinflussen. Der Aufwiegelungsprozess, den Busiek hier beschreibt ist klassisch, nachvollziehbar. Er findet sich in Western ebenso wie in Fantasy-Geschichten, aber er funktioniert immer wieder. Dem Leser sollte es schwer fallen mit Redhand Sympathien zu empfinden. Er kapselt sich sehr ab, nimmt seine Andersartigkeit an und unternimmt nicht viel, um sich zu integrieren. Dadurch entsteht die Möglichkeit, diese Hauptfigur aus der Warte der Dorfbewohner zu sehen. – Und der Schock zum Schluss sitzt so noch tiefer.

Die reduzierte Farbpalette, die Mario Alberti zum Einsatz bringt, verstärkt den Blick in eine andere Welt und eine besonders künstlerische Wirkung. Der Beginn, mit einem warmen Grau, Rot, einem giftigen phosphoreszierenden Grün unterlegt erweckt bei aller sorgsamen Technisierung den Eindruck einer düsteren (auch schlecht gelaunten) Welt. Im Wechsel zur Zukunft wird es heller, mitunter gelblicher, doch wenn die Vergangenheit spürbarer wird, wird auch die Farbpalette von zuvor wieder aktiver und legt schließlich auf ein kaltes Grau einen neuen Schwerpunkt.

Informative Interviews mit den beiden Machern sowie sehr schöne Entwürfe von Mario Alberti runden die vorliegende Ausgabe ab – und schüren die Neugier auf die Fortsetzung.

Durch den Tod einer Welt kommt ein Fremder in die Zukunft. Aber er ist kein Heilsbringer wie so oft, sondern ein Zerstörer – wider Willen – daraus entsteht ein spannender Plot mit unerwarteten Wendungen von einem Comic-Altmeister einerseits (Busiek) und einem Neuling andererseits (Alberti), die hier eine fesselnde Inszenierung zu Papier gebracht haben.

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