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Comic Blog


Donnerstag, 20. März 2008

Poison Ivy – Heißer Sand

Filed under: Abenteuer — Michael um 18:59

Poison Ivy 3 - Heißer SandGanz Frankreich ist besiegt. Nein, nicht ganz Frankreich. Tief in der Wüste, im bitterheißen Lybien, einer Stätte, die sich Fort Bir Hakeim nennt, widersetzen sich einige Franzosen allein gegen die Horden von Rommels Truppen. Allein? Nicht ganz, denn die W.O.W., die Women On War, sind schon auf dem Weg zum Entsatz.
Aber wie wollen die Amerikanerinnen den französischen Soldaten klar machen, dass sie ihnen helfen wollen? Und warum? Also geben sie sich erst einmal als ADOFL zu erkennen, als Amerikaines D’Origine Fraincaises Libres. Als gebürtige Amerikanerinnen mit französischer Abstammung wollen sie dem französischen Militär als Krankenschwestern zur Verfügung stehen.

Den eher unfähig erscheinenden französischen Soldaten und ihrem keifenden Kommandeur verschweigen sie, dass sie den französischen Konvoi soeben vor deutschen Sturzkampfbombern gerettet haben.
Man kann nicht behaupten, dass der Kommandeur sich von ihrem Anliegen erweichen lässt. Man kann aber auch nicht behaupten, dass er nicht über kurz oder lang von den Bemühungen der Frauen profitiert. Denn die W.O.W., die kleine geheime Einsatzgruppe von Präsident Franklin Delano Roosevelt, findet schnell heraus, dass es innerhalb des Konvois von deutschen Spionen und Sympathisanten nur so wimmelt.

Dank ihrer Fähigkeiten räumen die W.O.W. unter den Krauts auf. Poison Ivy kann mit ihren giftigen Küssen ein paar Saboteure ins Jenseits befördern. Was sie und die anderen übrig lassen, befördert Yum Yum Jaw, die Kannibalin der Truppe dank ihres Magens ohne Boden für immer ins Vergessen. Endlich, so scheint es, kann der Konvoi unbeschadet und unbeirrt seine Reise fortsetzen. Ein neuerlicher Luftangriff setzt dieser Hoffnung ein vorzeitiges Ende. Aber was dann sichtbar wird, übertrifft alle Erwartungen.

Die Gruppe um Poison Ivy muss sich bei ihrer Operation Heißer Sand mit einer äußerst schwierigen Situation auseinandersetzen. Mitten in der Wüste geht es weniger um Krieg als um Gold.
Vif the France – oder so ähnlich. Denn damit es leben kann, das Frankreich, benötigt es Geld, um seine Truppen neu auszurüsten.

Philippe Berthet und Yann schicken ihre Mädels in die dritte Runde. Inzwischen sind die Damen abgeklärter, versierter und auch routinierter. Aus diesem Grund läuft auch alles nicht so glatt, wie es eigentlich der Fall sein sollte. Die Fassade des eingeschworenen Teams bröckelt. X-Raymonde, die Telepathin der Gruppe, stellt fest, dass es noch andere Dinge im Leben gibt, als für Gott und Vaterland einzustehen oder gar dafür zu sterben. Die Liebe zum Beispiel ist ein Grund für den es sich auch zu leben lohnt. Oder Reichtum. Eine eigene Insel. Eigentlich ist alles besser als der Krieg.

Die W.O.W. ist keine dieser Einsatzgruppen, die gleich von Beginn mit allem ausgerüstet sind. Sie sind nicht im Besitz der High Tech dieser Zeit, noch besitzen sie die übliche Ausbildung eines Spezialsoldaten. Sie sind Frauen mit außergewöhnlichen wie auch übersinnlichen Fähigkeiten.
Und sie sind in erster Linie Frauen.
Berthet und Yann haben diese Geschichte wie auch die beiden Vorgänger im Stile einer Action-Komödie inszeniert. Vergleiche, auch zeitlich betrachtet, lassen sich durchaus zu einem männlichen Abenteurer wie Indiana Jones herstellen.

Ein klassischer Vergleich könnte zu Tim und Struppi gezogen werden. Die Zeichnungen sind im besten Sinne frankobelgisch, auf das Nötige reduziert. Die Gesichter sind ein wenig karikiert. Im Gegenzug sind die technischen Errungenschaften, Militärflugzeuge und –fahrzeuge, mit aller erforderlichen Akkuratheit zu Papier gebracht worden. Die Wüste selbst gibt nicht allzu viel zeichnerische Arbeit her. Trotzdem entstehen im Verlauf der Geschichte viele dramatische Bilder und Szenen, die sehr schön anzuschauen sind. Vor dem Hintergrund der frankobelgischen Comickunst kann man nur sagen: Gelernt ist eben gelernt.

Ein Schelm, wer Böses dabei denkt.
Ebenso wenig wie sich jemand über Indy aufregt, sollte dies hier geschehen. Die Krauts werden hier ziemlich auf den Arm genommen, der Nationalsozialismus ist eine Krankheit, der sogar die gute Memory nach zuviel Lektüre über diese Themen nachhaltig infiziert. Als sie daraufhin mit der MP auf ihre Kameradinnen losgeht, muss sie ruhig gestellt werden. Die Reaktionen der deutschen Soldaten und Saboteure auf das Bild von Hitler verhöhnt die Indoktrination im Dritten Reich, die sich ein amerikanischer Agent zunutze machen kann, um seinen Auftrag zu erfüllen.

Yum Yum Jaw entwickelt sich mit ihrer Verfressenheit langsam zu einem weiblichen Obelix, allerdings mit einem starken Hang zum Kannibalismus. Kurz erliegt sie dem Glauben, einen männlichen Widerpart gefunden zu haben (der sogar Hannibal heißt), wird aber enttäuscht.
Genau das ist es! Wir wollen keine dicken Panzer. Wir wollen die dicke Frau! Es versteht sich von selbst, dass Yum Yum nach soviel deutscher Sympathiebekundung sich darüber aufregt, dass sie eben nicht dick sei. Überhaupt hält Yum Yum mit ihren komödiantischen Einlagen die Geschichte zusammen. Mit Zoe, der Neuen, die im späteren Verlauf vorgestellt wird, könnte ihr dabei in den kommenden Geschichten eine Konkurrenz erwachsen.

W.O.W und Poison Ivy, das bedeutet Spaß im Zweiten Weltkrieg, wie es bereits mit Indiana Jones, Stoßtrupp Gold oder Die Glorreichen vorgemacht wurde. Die W.O.W. drücken dem Thema ihren ganz eigenen humorvollen Stempel auf. Bester Comic-Witz, spritzig, flott, sehr frankobelgisch, zurück zu den Wurzeln und doch wieder topmodern. Sehr gut. 🙂

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