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Comic Blog


Freitag, 28. Dezember 2007

Infinite Crisis

Filed under: Superhelden — Michael um 23:10

Infinite CrisisWonder Woman eine Mörderin? Das Bild der Helden dieser Erde ist angekratzt. Batman ist von Paranoia zerfressen. Die Helden sind zerstritten. Die Bedrohung von Brother Eye wird stärker. Doch damit nicht genug. Von weit her, aus einer anderen Realität, eilt eine Bedrohung heran, mit der niemand rechnen konnte.

Die Infinite Crisis ist eines jener Monumentalfilm-Ereignisse, wie sie sich nicht häufig in der Comic-Landschaft finden. Überbordende Bilder, Massenszenen auf einer Seite, eine getriebene Handlung, beinahe von den Ereignissen gejagt – ähnliche Comic-Ereignisse finden sich nur in Szenarien wie Rächer aller Zeiten oder das Crossover der Rächer und der JLA. In letzterer Veröffentlichung übernahm der Altmeister George Perez den Zeichenstift, langer Begleiter der Rächer. Ausflüge führten ihn auch in das untergegangene Crossgen-Universum. Mit den Titans oder auch Wonder Woman erkundete er das DC-Universum.

Vor dem Hintergrund jener besonderen Fertigkeiten von Perez, die verwirrend detailreiche Bilder entstehen lassen, ist nun Phil Jiminez der Erbe, jener der den Hang zu Massenszenen fortführt. Und Jiminez übernimmt dieses Erbe äußerst glanzvoll.
Einige der Massenszenen gehören in Postergröße gedruckt und eingerahmt – und wer derart versiert sein sollte beispielsweise in einer Schlachtszene in Metropolis alle Helden und Schurken beim Namen zu nennen, müsste einen Preis von DC erhalten.

Jiminez wird unterstützt von George Perez, Jerry Ordway und Ivan Reis. Die Hauptarbeit leistet Jiminez, aber es ist toll zu sehen, wie sehr die Bilder der drei anderen im roten Faden von Jiminez aufgehen und sich angleichen. Freilich sind ihre Stile noch erkennbar, besonders Perez kann sich nicht verstecken.
Insgesamt, wenn solche Könner aufeinandertreffen, ist das Ergebnis ein Höhepunkt im Superhelden-Comic.

Als besonders gelungene Figur sticht der alte Superman von Erde 2 heraus. Optisch wie auch von der Konzeption ist er sehr dicht geraten. Eine lange wie auch verzweifelte Geschichte hängt ihm an. Die Lois der anderen Erde stirbt. Ihr Tod ist ein endgültiger Bruch mit der Vergangenheit, ein Bruch den der Alte dem jungen Superman von Erde 1 anlastet. Diese Erde, unsere, scheint nur noch von Verderbtheit durchdrungen, belastet von Zorn, Furcht und Hass. Selbst eine Wonder Woman war zu einem Mord fähig.
Alt-Supies Charakterdarstellung hat echte Tiefe, er wirkt auf den Leser, während unser Supie ein bißchen blass bleibt.

Verantwortlich für die Geschichte ist Geoff Johns, der angesichts der zu verflechtenden Handlungsstränge und Charaktere eine sehr ausgetüftelte Handlung abliefern musste.
Der Einstieg fällt nicht unbedingt leicht, denn der Leser wird ins kalte Wasser geworfen. Keine lange Einleitung, das Debakel ist da, das Chaos gärt bereits. Für die Helden ist es ebenso groß, wie für den Leser. Ein bestürzter Batman muss miterleben wie seine Welt zusammenbricht, wie das, was er zum Schutz aufbaute, sich nicht nur gegen ihn, sondern gegen die Menschheit wendet.
Das Ende, die unabwendbare Apokalypse scheint nahe, der Untergang des DC-Universums. So scheint es jedenfalls. Zu diesem Zeitpunkt jagt die Handlung los. Plötzlich fügen sich erste Einzelheiten zusammen.

Johns belässt es nicht bei einer äußerst verschachtelten Handlung, die sich aufbaut wie jene ineinander gestapelten Puppen. Der alte Superman, Superboy Prime und Alexander Luthor agieren Seite an Seite. Zu Beginn sind ihre Motive identisch – so scheint es. Ihre Absichten driften auseinander. Ein Luthor bleibt immer ein Luthor, durchtrieben, immer den eigenen Plan verfolgend. Ein Superboy oder eine Superman ist auch zum Bösen fähig. Oder zum Wahnsinn. Superboy Prime ist kein harmloser Irrer. Er ist das, was von Superman manchmal von anderen Stellen her befürchtet wurde. Er ist der Auswuchs, den ein Batman fürchtete, der ursächliche Gedanke, warum Batman einen Ring mit Kryptonit für alle Fälle in seinem Inventar besitzt.

Aber dieser Superboy Prime ist noch mehr. Er ist eine mörderische Urgewalt. Sein Kampf gegen die Titans zeigt seinen Wahnsinn vollendet, seine Untat gegen den anderen Superboy ist der letzte Beweis. Sobald diese Gefahr erkannt ist, die stets größere Ausmaße anzunehmen scheint, mobilisiert Geoff Johns alle Kräfte: Alle Flashs, alle fliegenden Helden, alle Green Lanterns und noch mehr.
Kämpfe, Kämpfe, Kämpfe, gigantische Auseinandersetzungen, zwei Supermänner gegen Doomsday und zahlreiche andere Realitäten, die sich in unterschiedlichen kurzen Szenen manifestieren.

Eine wahnsinnig komplexe Handlung, die ein gesamtes Comic-Universum gründlich umgekrempelt hat, vielleicht nachhaltiger als der jüngste Civil War bei Marvel. In einem monumentalen Action-Kracher gelingt es Geoff Johns einige Charaktere mit Tiefgang in den Vordergrund zu stellen. Zeichner Phil Jiminez und seine Kollegen (die kleine Armee von Inkern und Koloristen nicht zu vergessen) haben eine Saga mit gigantisch praller Optik abgeliefert. Top! 😀

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The Incredible Hulk

Filed under: Comics im Film — Michael um 19:47

The Incredible HulkIn der neuen Verfilmung des Incredible Hulk geben sich neue Gesichter die Ehre, aber keine unbekannten. Edward Norton spielt Banner, den Wissenschaftler, der immer noch nach einer Heilung seiner verseuchten Zellen sucht. Ihm auf der Spur ist General Ross, diesmal gespielt von William Hurt. Der Vater von Betty Ross, gespielt von Ex-Elbin Liv Tyler, ist weiterhin unnachgiebig daran interessiert, den wütenden Mann zur Strecke zu bringen.

Das Leben könnte so schön für den Hulk sein, gäbe es da nicht einen neuen Feind The Abomination, dargestellt von Film-Bösewicht Tim Roth. Dieser Gegner stellt selbst Banners Vater aus dem ersten Teil in den Schatten.

Ich bin wirklich gespannt, ob die neue Besetzung besser ist als die alte. Sam Elliott als General Ross war kernig militärisch, Eric Bana und Jennifer Connelly haben ihre Sache auch sehr gut gemacht. Vielleicht ergeben sich aber auch neue Aspekte der Figuren durch eine geänderte Besetzung. Na, sollen sie ihre Chance haben. 🙂
Als Marvel-Fan werde ich ihn mir sowieso ansehen.

Mehr Informationen zu The Abomination auf marvel.com.

Mittwoch, 26. Dezember 2007

Witchblade 2

Filed under: Comics im Film — Michael um 21:45

Witchblade Anime 2Masane hat mit ihren Aufgaben bei der Douji Group ihre Schwierigkeiten. Wann wird man schon während der Arbeit mit todbringenden Waffen bedroht? Außerdem hat Masane niemals den Kampf gelernt. Einzig die Witchblade, jene archaische Waffe, lenkt sie. Und die Witchblade lässt sich nur von ihrem Instinkt leiten.
Masane hat nicht nur mit dieser seltsamen Waffe ihre arme Not. Sie ist von ihrer Tochter Rihoko getrennt. Auf hoher See, weitab vom Festland, wo Frauen mit so genannten Cloneblades auf die Witchblade lauern, muss Masane sich von ihren Verletzungen erholen, nicht wissend, was mit ihrer Tochter ist.

Doch nicht nur die Witchblade leckt ihre Wunden.
Auch ihre Angreiferin muss sich mit den Verletzungen auseinandersetzen, die ihr Masane geschlagen hat. Was anfänglich wie kleine, harmlose Wunden aussieht, führt nach und nach zu einer Persönlichkeitsveränderung, die eine akute Bedrohung für die Gruppe der NSWF ist, einer konkurrierenden Vereinigung zur Douji Group.
Und damit wieder einmal nicht genug. Die Cloneblade, Shiori Tsuzuki, ihrem Konzern treu ergeben, lässt alle Prinzipien fahren. Schließlich zählt nur noch das Blutvergießen. Ein geeigneter Gegner muss gefunden werden. Nur ein Feind ist stark genug, um den neuen Blutdurst der Cloneblade zu stillen: die Witchblade.

Die Serie um Masane, die neue Trägerin der Witchblade in einer nahen Zukunft geht weiter.
Masane ist nicht direkt zur Untätigkeit verdammt, aber sie ist eine Art Spielball, muss der Dinge harren, die da kommen. Währenddessen eröffnen sich dem Zuschauer viele neue Einzelheiten und Hintergrundinformationen, die ein klareres Bild der gesamten Situation vermitteln. Masanes Auftraggeber lässt sich dazu herab, darüber aufzuklären, was es mit den Cloneblades auf sich hat.

Eine andere Spur, spannender, weil der Zuschauer sie aus der Sicht des Fotoreporters Yuusuke Tozawa erlebt, ist klassische Detektivarbeit. Tozawa hat nur ein Bild einer in der Ferne verschwindenden Jacht. Ungeachtet der technischen Möglichkeiten einer multimedialen Zukunft klappert er einen Jachthafen nach dem anderen ab – ohne Erfolg. Dann erhält er unerwartete Hilfe. Auch der Zuschauer konnte diese Hilfe nicht erwarten, da diese ausgerechnet von einer Figur kommt, die sich bisher durch Klugscheißerei und Albernheiten hervortat. Insgesamt konnte man ihr kein rechtes Vertrauen entgegenbringen.

Die zweite Folge mit der Zusammenfassung der Episoden Suche, Wandel, Vergangenheit und Gegenseitigkeit balanciert die Charakterzeichnungen wie auch die Action-Sequenzen sorgfältig aus. Diese Mixtur gefällt mir außerordentlich gut. Natürlich freut man sich über rasante Kämpfe, doch ohne die nötige Tiefe der Figuren, dem Aspekt des Mitfieberns, machen solche Szenen nur halb so viel Spaß.
Erfreulich ist, dass keine Aufteilung in reine gute oder böse Charaktere stattfindet – sieht man einmal von den Mechas ab, die einfach durchgeknallte Maschinenwesen sind.

So ist die Veränderung von Shiori Tsuzuki bemitleidenswert. Vorher ehrenhaft, auf die Treue zum NSWF bedacht, wird sie zu einem Gegenstück der Witchblade, jedoch mit viel schlimmeren Konsequenzen. Konsequenzen, die schließlich auch die Witchblade selbst bedrohen. Auf diese Art werden sehr geschickt neue rote Fäden gesponnen, nachdem sich die ersten Knäuel entwirrt haben.
Die Spannung baut sich langsam auf. Sehr schön lässt es sich beobachten, wie über die vier Episoden eine sorgsam konstruierte Handlung aufgebaut wird. – Freilich kann man sich auch einfach von der Handlung mitreißen lassen, ohne auf jegliche Aspekte zu achten. Von diesem Standpunkt aus betrachtet, ist es gute Comic-Unterhaltung im Anime-Stil. Nicht für die ganz Kleinen, da die Vorlage die amerikanische Witchblade-Serie ist, die es in sich hat. Davon können sich die Kämpfe in der Trickfilm-Variation nicht freimachen.

Witchblade auf japanisch: Auch in der zweiten Folge sehr schön anzuschauen, geheimnisvoller diesmal, etwas bedächtiger, gehaltvoller, ohne die Action-Freunde gänzlich zu vernachlässigen. Die zweite Folge bringt etwas ins Rollen, das in den nächsten Episoden sehr relevant sein kann. 😀

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Montag, 24. Dezember 2007

Fallen Son – Der Tod des Captain America

Filed under: Superhelden — Michael um 17:17

Fallen Son - Der Tod des Captain AmericaWolverine muss es genau wissen! Ist Cap tatsächlich tot? Oder war das alles nur eine Charade? Die einzige Möglichkeit, das herauszufinden, ist, in den Shield-Carrier vorzudringen und dem Attentäter ein paar unbequeme Fragen zu stellen. Doch das ist sehr viel leichter gesagt, als getan. – Aber jemand, der Wolverine kennt, weiß, dass dies für den wölfischen Helden kein Ding der Unmöglichkeit ist.

Captain America ist tot.
Nun, das ist keine Neuigkeit. In Fallen Son beerdigt Marvel seinen amerikanischsten Helden, das Symbol für Aufrichtigkeit, Tapferkeit und Mut. Sogar die Medien, amerikanische Fernsehsender, berichteten über seinen Tod. Eine gezeichnete Figur, die einen solchen Kultstatus erreicht, muss auch in ihrem Tod gewürdigt werden. Mit der vorliegenden Ausgabe, in der sich in fünf Ausgaben fünf Top-Zeichner zusammengefunden haben, begeht Marvel den Epilog auf seine ureigene Comic-Ikone.

Wie Marvel es durch seine Episode mit dem zurückgekehrten Hawkeye völlig richtig ausdrückt: Für den Verstorbenen ist kein Ersatz in Sicht. Das Erbe des Captain America ist zu schwer, seine Fußstapfen zu groß.
Nach einem sehr langen Leben geht Cap in aller Stille, beinahe unspektakulär – damit sind nicht die Leistungen der Zeichner, auch nicht des Autors, gemeint, ganz im Gegenteil. Sicherlich gibt es eine Beerdigung, standesgemäß für einen alt gedienten und verdienten Soldaten. Aber es gibt eine Zeremonie für die Massen und Medien, voller Pomp, und eine für die wenigen, die ihm nahe standen – und die ihn nun verschwinden lassen.

Glaubt man daran, dass Comics auch ein Spiegel ihrer Zeit sind, insbesondere der alte Cap, sieht das Ende des Captain America nicht sehr gut aus. Cap hat in der Vergangenheit auch den Kampf gegen den Terror thematisiert, die Kampagne zur Erfassung der Superhelden mag die Maßnahmen im Inland der USA widerspiegeln, aber auch die Abschottung. Der Preis der Freiheit ist ewige Wachsamkeit. Angriff ist die beste Verteidigung. Ähnliche Sätze schwingen immer wieder mit, wenn es um die Eigenverteidigung geht. Am Ende geht es trotz aller Bemühungen in die Brüche – was auch immer. Wenn gedankenlos initiiert wird, auch mit gutem Willen, dann gibt es häufig ein Ende mit Schrecken, oder Schrecken ohne Ende.
Dieser Eindruck entsteht, wenn man den Civil War mit all seinen Konsequenzen verfolgt hat. Am Ende gibt der Klügere nach – noch ein Spruch, der vielleicht stimmen mag, denn die so genannte Initiative, die den Einigungsprozess vorantreiben soll, mag klar strukturiert sein, hinterlässt aber einen gefühllosen Beigeschmack, weil das Mitgefühl auf der Strecke bleibt.

Captain America erfasste genau diesen Umstand, als er die Schäden bewusst erblickte, die durch die Auseinandersetzungen hervorgerufen worden wurden.
Kurzum, der 11. September, Nine Eleven, hat auch den Comic nachhaltig beeinflusst, seine Helden ganz besonders. Gleichzeitig findet sich eine offene bis versteckte Kritik an den Umständen im In- und Ausland. Einzelnen Figuren werden unterschiedliche Standpunkte zugeordnet. In der Konsequenz lässt es sich überhaupt nicht sagen, wer vollkommen Recht hat – fest steht, dass die gewaltsame Konfrontation an Falschheit kaum zu überbieten ist.

Dies mag auch die Crux, der von Jeph Loeb geschriebenen Geschichte um den Fallen Son sein.
Dem Ereignis angemessen haben sich fünf Zeichner eingefunden und machen diesen Epilog zu einem optisch ansprechenden Ereignis. Leinil Francis Yu, Ed McGuinness, David Finch, John Romita Jr. und John Cassaday gehören zu den Zeichnern, die sich in die oberste Garde der Comic-Künstler heraufgearbeitet haben – berechtigterweise. Die Stile dieser Künstler sind völlig unterschiedlich, mal einfacher, mal wilder oder auch strukturierter, skizzenhafter, aber jeder auf seine Art arbeitet mit der erforderlichen Präzision.

Leinil Francis Yu brillierte regelrecht als Zeichner der X-Men und mit Superman – Birthright zeigte er eine sehr gelungene jugendliche Seite des Stählernen.
Ed McGuinness machte aus den Abenteuern von Superman und Batman richtig spannende Happy-Adventures, während ein David Finch für Hyper-Realismus mit seinen Zeichnungen steht. Spider-Man und die neuen Rächer wie auch das Special um Moon Knight sind tolle Beispiele seiner Schaffenskraft.
Wer die Spider-Man-Abenteuer von John Romita Jr. verpasst hat ist selbst schuld. Zusammen mit J. Michael Straczynski, der die Idee zu Fallen Sonhatte, hat er wohl gleichzeitig auch Spidey-Geschichte geschrieben.
John Cassaday machte sich bereits vor Jahren mit Captain America vertraut und kennt auch diverse andere Helden(gruppen) wie die X-Men aus eigener Arbeitserfahrung.
Absolute Profis und alte Hasen waren hier am Werk. Zusammen mit der tollen Arbeit von Tuschern und Koloristen sind fünf tolle Episoden entstanden.

(Die Version des Dings von Ed McGuinness ist eine der schönsten Varianten des urigsten Mitglieds der Fantastischen Vier, die ich gesehen habe.)

Was am Ende übrig bleibt?
Fallen Son ist eine der gehaltvollsten Geschichten der letzten Zeit im Marvel-Universum, eine sehr persönliche, eine traurig inszenierte, mit einem Ende eines Helden, das nur vordergründig würdevoll ist – letztlich wird Captain America verscharrt, entsorgt, versteckt, weil selbst sein Leichnam noch eine Gefahr darstellt. Es mag den Fan versöhnlich stimmen, dass jemand wie Prinz Namor, dem Ehre ähnlich wichtig ist, am Ende über Cap wacht. 🙂

STORM ist wieder da!

Filed under: Meldungen — Michael um 15:52

Storm 23In Sachen Comics war die Serie Storm, gestaltet von Don Lawrence, immer mein absoluter Hit und Lawrence mein Held. Wer frühe und späte Werke dieses genialen Künstlers vergleicht, wird sofort feststellen, wie sehr er seine Kunstfertigkeit mit fortschreitendem Alter in irre Höhen getrieben hat. Und ich finde, dass es auch heutzutage auf dem Comic-Markt nur wenige Zeichner gibt, die mit dieser Qualität mithalten können. – Das mag aber auch damit zusammenhängen, dass man gegen Ende sehr gewusst haben mag, was man an Lawrence hatte. So konnte er sich wohl die Zeit nehmen und die Seiten mit großer Feinfühligkeit gestalten.

Nun ist Storm wieder da. Ab Frühjahr 2008 erscheint es im Splitter Verlag in einer neuen Edition. (Details nachzulesen unter www.comiczeichner.eu.) Eine verbesserte Druckqualität durch neues Scannen vorbereitet und neue Cover vom Meister persönlich versüßen diese Neu-Edition zusätzlich. Und nicht nur das: Storm wird fortgesetzt. Band 23 von Molenaar und De Vos geht zeitgleich mit der Neuauflage an den Start. Das Cover sieht überaus vielversprechend aus, als habe man sich bemüht, den Stil des Altmeisters aufzunehmen.

Wenigstens das Comic-Jahr 2008 fängt schon einmal gut an. – Der Rest wird sich finden. 🙂

Donnerstag, 20. Dezember 2007

Justice League of America 3

Filed under: Superhelden — Michael um 0:42

Justice League of America 3Ein junger Mann ist aufgetaucht. Er gehört nicht hierher. Superman behauptet, ihn zu kennen. Sein Name ist Karate Kid. Batman nutzt die Gelegenheit und lässt sich eine Schlägerei mit dem Karate-Ass nicht nehmen. Der Kampf ist hart. Wider aller Erwartungen gewinnt der Held im Fledermauskostüm.
Mit dem Fremden kommt gleichzeitig ein Rätsel in die Gegenwart. Karate Kid stammt aus einer fernen Zukunft, einer Zukunft, die Superman als Superboy besuchte – als er Mitglied der Legion der Superhelden war. Die Abenteuer, die Superman dort als Jugendlicher erlebte, stehen den aufregenden Erlebnissen in seiner Gegenwart in nichts nach.

Die klassischen Geschichten um die Legion der Superhelden sind zu ihrer Zeit eine aufregende Unterhaltung gewesen. Als Leser konnte man Superboys Abenteuern in einer fernen Zukunft verfolgen. Irgendwie war es den Autoren gelungen, andere Helden zu schaffen. Jugendliche, Saturn Girl, Cosmic Boy und Lightning Lad gründeten die Legion nach ihrem ersten gemeinsamen Abenteuer, das eher zufällig zustande kam. Ein raketenförmiges Gebäude wurde ihr erstes Clubhaus. Die Namen damals waren etwas anders. Saturngirl hieß schon damals so, aber ansonsten begegnete man Kosmoboy und Blitzjunge. Die Vermischung von englischen und deutschen Begriffen war einfach putzig.

Wie auch immer, das wirklich Schöne daran waren die mitunter skurrilen Charaktere – die heute eher an der Tagesordnung sind. Allesesserboy und Ballonboy sind gute Beispiele dafür. Die Abenteuer handelten innerhalb der Legion, bei der Einführung neuer Mitglieder oder auch bei wirklich großen Abenteuern, Zeitreisen inklusive.
Der vorliegende dritte Band der aktuellen Justice League of America schließt den Kreis zur Vergangenheit. Die Legion der Superhelden ist wieder da!
Die Freunde von Zusammentreffen verschiedener Heldenkreise können sich freuen, denn neben der Legion finden wir die JLA sowie die Justice Society of America. Die Vermischung solch unterschiedlicher Helden ist meistens eine Gratwanderung, weil eine derartige Fülle von Figuren natürlich nur wenig Schwerpunkte zulässt. Man könnte, wenn man wollte, aber das hieße, andere Heldencharaktere zu Statisten zu degradieren.

Davon kann sich die Geschichte, geschrieben von Brad Meltzer leider nicht ganz frei machen, aber in der Konsequenz ist er durchaus um Ausgewogenheit bemüht. Ein Rätsel bringt die drei Heldengruppen auf ungewöhnliche Weise zusammen. Ganz nebenbei entsteht auch noch ein kleiner Streifzug durch das DC-Universum, bei dem auf sehr elegante Weise die Legion den unwissenden Lesern vorgestellt wird. Derweil wird ein Held vermisst. Sieben Legionsmitglieder aus der Zukunft bilden eine Brücke zum Aufspüren dieses Helden – bei dem unklar ist, um wen es sich eigentlich handelt.
Die sieben Helden, allen voran Karate Kid, sind weit verstreut. Um sie aufzuspüren, setzt Meltzer gemischte Teams von JLA und JSA ein.

Einer der besten Abschnitte ist der Fund von Timber Wolf in Gorilla City. Die Aufnahme ist herzlich, man begegnet der Helden-Abordnung in aller Freundschaft. Bevor Timber Wolf durch ein Passwort wieder aus seiner geistigen Verwirrung befreit werden kann, widmet er sich mit seinen Gorilla-Freunden den Freuden des Wettrennens – auf einer Raptorenart.
Kapitel für Kapitel wird die Geschichte mysteriöser. Und endlich, als der Leser glauben kann, wer die Zielperson des Ganzen ist, sieht er sich gewaltig getäuscht – und überrascht. Meltzer hat seine Hausaufgaben gemacht und kennt seine Pappenheimer. Das Wiedersehen mit der Legion hat er hervorragend bewerkstelligt. Unter seiner Federführung dürfte sich der Fan durchaus mehr Abenteuer mit der Legion wünschen, da sich mit ihr ganz andere Erzählmöglichkeiten eröffnen.

Die Zeichner Shane Davis und Ed Benes liefern eine herausragende Arbeit ab. Technisch stehen sie auf einer Stufe mit Comic-Größen wie Jim Lee oder Michael Turner, der einige Cover für diese hier in einem Band zusammengefassten Saga abgeliefert hat. Ein Kapitel wurde von Dale Eaglesham gestaltet, der zwar sehr gute Arbeit macht, aber nicht den Stil von Davis und Benes erreicht. Die Arbeit der zuletzt genannten wirkt wie aus einem Guss. Allerdings muss man auch sagen, dass Eaglesham mit einigen Szenen keinen leichten Auftrag hatte – Massenszenen, üppige Vegetation, wilde Kämpfe, hier hat das Auge viel zu tun, um die vielen Einzelheiten zu erfassen. In einem Film müsste man sich die Szene mehrmals ansehen, um auch alles mitzubekommen.

Die Legion der Superhelden ist zurück. Leider ist diese Rückkehr viel zu kurz. Diese Charaktere sind tragfähig für längere Geschichten – ansonsten lässt sich nichts Negatives über die dritte Folge der JLA sagen. Top-Zeichner setzen die gelungene Erzählung der Autoren Brad Meltzer und Geoff Johns perfekt um. 🙂

Dienstag, 18. Dezember 2007

John Difool – Der Incal

Filed under: SciFi — Michael um 0:47

John Difool - Der IncalEigentlich ist John Difool nur ein Privatdetektiv. Und eigentlich sollte es nur ein ganz einfacher Auftrag sein. Aber plötzlich ist ihm dieser Hund auf der Spur, weil dieser glaubt, Difool habe sein Schäfer(hund)stündchen hintertrieben. Damit nicht genug. Kurze Zeit darauf stürzt Difool auf den Säuresee zu. Haarsträubend? In der Tat glauben die Robotpolizisten Difool kein einziges Wort.

Französische Science Fiction hinterlässt manchmal einen verspielten Eindruck. John Difool gehört sicherlich zu den klassischen Beispielen dieser Erzählkunst. Moebius ist kein Unbekannter unter den Zeichnern. Früher war er unter dem Namen Jean Giraud bekannt und zeichnete sich mit Blueberry in den Western-Olymp. – Aber das muss man einem Comic-Fan kaum berichten.

Die neu bearbeitete Fassung von John Difool und seinen Erlebnissen mit dem Incal erstrahlt in neuer Farbenpracht dank einer sehr einfühlsamen Kolorierung von Valérie Beltran. Die Bilder gewinnen deutlich an Plastizität, erhalten mehr Tiefe. Wer früher die vereinfachte Strichführung von Moebius beklagte, nachdem der den Zeichenstil aus den Tagen von Blueberry abgelegt hatte, wird durch die neue Farbgebung die Grafiken in einem völlig neuen Licht sehen. Man könnte es unter der Überschrift Oppulent zusammenfassen. Der gesamte Band, der die sechs Folgen um den Incal bündelt, ist eine Art Opus des Comics. Er ist sehr rund erzählt, findet immer wieder seine Spitzen, weiß, wann und wie er den Leser mitreißen kann. Und mittendrin ist John Difool, eine Mixtur aus Pierre Richard und Gérard Depardieu, ein Privatdetektiv mit Courage, aber immer auch bereit, den leichten Weg zu wählen.

Lassen wir den Hauptcharakter für den Moment beiseite. Ausgangspunkt der Saga ist eine Stadt, eine Mega-Stadt, in die Erde eingelassen, überschüttet mit den kuriosesten Programmen und Gestalten. Selbstmörder stürzen sich in den Säuresee, der in den Untiefen der Stadt angesiedelt ist. Fernsehen bannt den Zuschauer, verblödet, bestimmt die Emotionen. Der Präsident wird zum wiederholten Male geklont. Eine Live-Übertragung macht diese Prozedur zu einem multimedialen Spektakel. Schnelle Liebe kann leicht bekommen werden, auf den Punkt zugeschnitten.
Diese Welt ist satirisch, überspitzt, stellt zur Rede, regt zum Lachen an, macht aus Lesersicht viel Spaß.

Autor Alexandro Jodorowsky lässt diese Stadt nicht am Leben. Der Incal, besser gesagt die beiden Incals vor ihrer Vereinigung, wie auch ein Aufstand, eine Bedrohung durch die Berks, macht der Stadt, deren Regierung in ihrer eigenen Dekadenz ersäuft, den Garaus. Wenig später heißt das Reiseziel: Flucht. Es geht abwärts. Wer glaubte, es sei bereits phantastisch genug gewesen, sieht sich sehr bald eines Besseren belehrt. Eine Kristalllandschaft, alte hutzelige Männchen, die wie eine Versammlung der lieben Götter anmuten, leiten über zu einem Wasserplaneten und an Bord eines Raumschiffes. Sonnen sterben, Weltraumschlachten, ein merkwürdiges Ritual der Berks sowie eine pechschwarze riesige Eimasse, deren Erscheinen unwillkürlich an den Monolithen aus 2001 erinnert.
Alleine in der Umgebung prasselt ein Feuerwerk der Phantasie auf den Leser hernieder und als Leser kann man nicht anders, als ständig weiterzublättern, teilweise atemlos, manchmal ungläubig angesichts dieser tollen Weltenschilderung.

In all den Beschreibungen sind Riesenhaftigkeit, Winzigkeit, kurz wechselnde Größenverhältnisse Trumpf. Riesige Städte, schrumpfende Raumschiffe, riesige Kegelgebilde, die erklommen werden wollen, ein Kampfstern, der seinen Namen wahrhaftig verdient. Medusen schweben gigantisch wie Wolkenkratzer vorüber, werden zu einer Schlachtformation, die man in dieser Konsequenz nie wieder woanders gesehen hat.

In dem Universum von Jodorowsky und Moebius toben sich kindliche Ideen aus – in alter Zeit konnten Kinder in den unmöglichsten Gegenständen alles sehen und damit spielen. Schuhe wurden zu Automobilen, Fächer zu Flugzeugen, alles eine Frage der Phantasie. Letztlich müssen sich die beiden Macher einen sehr großen Teil dieser Kindlichkeit und Spielfreude bewahrt haben, vielleicht stärker noch als so mancher andere Comic-Autor und –Zeichner, der durch die mittlerweile sehr breite Medienvielfalt beeinflusst worden sein mag.

John Difool ist der Namensgeber dieser Handlung, zusammen mit einer seltsamen göttlich anmutenden Wesenheit, dem Incal. Zu Beginn könnte der Privatdetektiv für einen Tolpatsch gehalten werden, bald wird klar, dass Difool aber auch ein abgebrühter Hund ist, der sich in dieser Welt durchaus auskennt. Und er ist ein Kind seiner Welt. Egoismus ist überlebenswichtig. Doch Difool hat auch ein Herz.
Dipo, sein Betonpapagei, ist wohl eines der knuffigsten Lebewesen im Science Fiction- und Space Opera-Genre. Dipo schafft Lacher (wenn er das Reden erlernt), er schafft durch seine Sympathe zu Difool auch Mitgefühl mit dieser Hauptfigur, die am Anfang nicht sehr zugänglich ist – letztlich aber ist sie der typische Privatdetektiv. Die Klassiker, wie Sam Spade oder Philip Marlowe, sind auch nicht die erste Garde für den Sympathiepreis erster Klasse.

Natürlich beherrscht Jodorowsky die Zusammenstellung seiner Figuren. Nach und nach entsteht eine regelrechte Partie aus zwei anfänglich gegensätzlichen Frauen, einem Profikiller, einem Kind, einem humanoiden Hund, mit Difool und Dipo an der Spitze. Die Reibereien, Querelen, die Eifersucht, die Gier nach dem Incal, all das und mehr wird von Jodorowsky genutzt, um die Helden aufeinander zu hetzen, nur um sie sehr bald schon umso enger zusammenzuschweißen. Die Phantasie stoppt auch bei den vielfältigen Charakteren nicht. Der Meta-Baron ist die Inkarnation eines Attentäters mit Prinzipien, Animah, die Herrin der Ratten, sorgt für Mystik und Erotik. Kill, der humanoide Hund, ist der tierische Aspekt – sehr schön, wenn sich Kill und Dipo später gegenseitig aus der Patsche helfen.

Die allgemeine Stimmung, die sich während des Lesens einstellt, lässt sich schwer beschreiben. Zwar gibt es Parallelen zu bekannten Geschichten – zumeist solche, die später als der Incal erschienen sind – aber das genügt nicht, um dem Incal einen oder zwei Stempel aufzudrücken. Der Humor ist mal unterschwellig, mal putzig, mal beißend und böse. Kämpfe sind brutal, in riesigen Schlachten, auch harmlos, in Slapstickmanier. Mal bewegt sich der Jodorowsky an der Oberfläche, mal ist er tief- und hintersinnig, mal kann man auch zwischen den Zeilen lesen. Die Räumlichkeiten, die Orte sind so vielfältig wie die Erzählebenen. So ist eine Space Opera entstanden, die den Leser auf sehr unterschiedliche Weise vereinnahmen und mit auf die Reise nehmen kann.

Nicht viele literarische Werke können von sich behaupten, ein Klassiker zu sein. John Difools Abenteuer um den Incal ist ein Klassiker, ein mutiger Vorreiter, ein Ausbund an Phantasie wie auch Schlüssigkeit. Die hervorragende grafische Qualität, ganz besonders in dieser Neuauflage, macht aus dieser rasanten, spannenden und witzigen Science Fiction etwas ganz Besonderes. 😀

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Montag, 17. Dezember 2007

Supergirl – Enthüllungen

Filed under: Superhelden — Michael um 0:47

Supergirl - EnthüllungenJa, die Liebe! Bereits Normalsterbliche können ein Lied davon singen, aber was ist eigentlich mit Superhelden? Wie geht ein Wesen mit übermenschlichen Kräften oder Fähigkeiten mit den Widrigkeiten dieses Gefühls um? Supergirl ist eine junge Frau, die bisher nicht viel Glück mit den Männern gehabt hat. – Aber dieser neue, dieser Powerboy, der könnte vielleicht …
Doch vor dem Techtelmechtel hat der Liebesgott erst einmal die Arbeit gestellt. Supergirl agiert Undercover, um grausamen Piraten das Handwerk zu legen. Leider konnte sie nicht ahnen, dass dieser Einsatz alles andere als ein Zuckerschlecken werden wird.

Wie ernst die Lage ist, erkennt Kara, das Supergirl, als sich das Geheimnis der Piraten offenbart. Ein unbekanntes Wesen wurde furchtbar gefoltert, seine Fähigkeiten zu schlimmen Zwecken missbraucht. Magie ist im Spiel. Die Konsequenz ist klar: Bei Magie versagen die Fähigkeiten einer Verwandten von Superman. Diesen Tag wird Kara niemals vergessen. Sie wird verletzt, sie blutet, wird durchbohrt und furchtbar verprügelt.
Da naht der Retter – nicht in goldener Rüstung, so doch wenigstens in einem engen Dress, athletisch, muskelbepackt, so schwebt der Recke vor der bedrängten Maid in der Luft.

Ich bin Powerboy. Ich werde dir helfen.

Zuerst ist alles eitel Sonnenschein, der fremde Held ist der perfekte Freund und (vermutlich) Liebhaber in Person. Dieses Bild wandelt sich bald. Supergirl hat eine weitere Einsicht. Nicht nur unter normalsterblichen Männern gibt es Schweine, auch unter den so genannten Helden gibt es Männer, die eine sehr merkwürdige Ansicht über Beziehungen haben. Diese Liebschaft wird im wahrsten Sinne des Wortes mit einem Schlag beendet.

Supergirl – Enthüllungen ist nicht nur ein Abenteuer einer jungen Heldin, es ist auch ein Blick hinter die Kulissen. Liebe: Viele haben sich bisher damit herumgeschlagen. Batman zog es stets zu den falschen Frauen, meist solche mit dunklen Ambitionen, seien es Catwoman oder Talia al Ghul und andere. Superman musste jahrelang darben, bis er endlich die große Liebe mit Lois Lane erfahren durfte. Der Joker hatte Harley Quinn, Oliver Queen alias Green Arrow fühlte sich zu Black Canary hingezogen. Nur einige Beispiele aus dem DC-Universum, von den Liebschaften anderer Universen, insbesondere Marvel, wollen wir gar nicht erst anfangen.

Liebe ist Drama – hoffentlich nicht immer – doch als Geschichte muss es dramatisch sein, sonst macht die Lektüre keinen Sinn. Daran haben sich auch Joe Kelly und Marc Sable gehalten. Der Schönling Powerboy ist ein richtiger Bastard, tolle Larve mit verdorbenem Kern. Optisch ist er der Inbegriff des Traums aller Schwiegermütter, allerdings ist sein Besitzdenken in einer Beziehung sehr stark ausgeprägt, zu stark, kurz gesagt: Powerboy ist ein Superheld mit einem enormen Minderwertigkeitskomplex und einem großen Hang zur Paranoia.

Für dich tu ich doch alles.
Um den Leser nicht zu überfahren, wird das Verhältnis und die Wandlung von Powerboy langsam aufgebaut. Das ist notwendig, soll es denn glaubhaft wirken, dass Supergirl auf diesen Freak hereinfällt. Und es funktioniert. Ein wenig erinnert er an den jüngst verstorbenen Superboy. Sehr von sich eingenommen, natürlich immer hinter den Frauen her, Heldentum als Spiel. Powerboy ist so ganz anders als der verbissene Robin oder der nicht minder zerknitterte Nightwing. Leider hat er auch außer Abhängen und ein bißchen Held spielen nicht viel anderes im Sinn.

Die Geschichte hält sich nicht nur mit der Liebe von Supergirl auf. Vielmehr flechtet sie auch die typischen Probleme eines Helden ein – Schurken und Bösewichter. Hier treten sie in der Gestalt von recht gruseligen Gestalten auf, sogar das etwas makaber geratene Batgirl ist dabei. Die komplett vermummte Gestalt hat sich entsprechende Waffen besorgt, um mit Supergirl fertig zu werden. Ihr Köder ist letztlich auch der Stein des Anstoßes, der Powerboy durchdrehen lässt.
Die Abfolge dieser Ereignisse ist stimmig und durchdacht, die Szenerie nicht vorausberechenbar. Diese Vorgabe, die sich die Autoren wohl selber gestellt haben, halten sie auch im letzten Drittel des vorliegenden Bandes durch.

Liebe ist nicht mehr das Thema, vielmehr geht es um die Wahrheit. Es geht um Kräfte. Es geht darum, was sie aus einem Wesen machen. Es geht darum, was sie aus einem Wesen machen, wenn es seine eigenen Kräfte nicht vollends ergründen kann oder wenn es sie wieder verliert. Selbstzweifel, Verzweiflung, innere Kämpfe, Mutlosigkeit, Aufraffen, Hoffnung schöpfen, all diese Themen finden sich in dieser Geschichte, in deren Zentrum Supergirl steht. Aber sie muss diese Probleme nicht alleine bewältigen, da sie mit diesen Schwierigkeiten nicht alleine steht.

Grafisch legen Joe Benitez und Ian Churchill einen tollen ersten Teil hin. Zum Abschluss übernimmt Alé Garza den Stift. Garza ist gut, gar keine Frage und erhält auch perfekte Unterstützung durch Marlo Alquiza (Tusche) und Rod Reis (Farbe), doch gegen die beiden Vorgänger verblassen seiner Bilder etwas. Garza ist schon Top, aber mit Benitez und Churchill ist er nicht auf Augenhöhe.

Perfekte Supie-Unterhaltung mit der kleinen weiblichen Version, die dank verschiedener Inkarnationen schon immer für Überraschungen gut war. Der Titel Enthüllungen trifft es sehr gut. Nach Abschluss der Lektüre weiß der Leser mehr über das Supergirl und wurde zudem gut unterhalten. 🙂

Sonntag, 16. Dezember 2007

Träume – Coraline

Filed under: Mystery — Michael um 0:47

Träume - CoralineEigentlich soll es nur eine neue Aufgabe als Gouvernante werden, als sich Coraline Doucet auf die Zeitungsannonce meldet. Der Anzeigentext ist bereits sehr vage. Coraline ist etwas misstrauisch. Auch der Empfang des Hausdieners Ekborn kann ihre Bedenken nicht zerstreuen. Ganz besonders dann nicht, als das Fahrzeug, mit dem er sie am Tor abholt, wenig später in wilder Schussfahrt den Hügel herunterrast.

Wo Terry Dodson zeichnet, findet meistens ein Hauch Erotik statt. Harley Quinn, Black Cat, Wonder Woman und viele andere – Dodson hat der Frauendarstellung im Comic seinen persönlichen Stempel aufgedrückt. Seine Weibsbilder sind elegant, mit sehr weiblichen Kurven ausgestattet. Schmale Gesichter begegnen dem Leser mit großen Augen und vollen Lippen. Dodson nutzt die hautengen Kostüme seiner Superheldinnen und – schurkinnen, um ihre körperlichen Vorzüge besonders in Szene zu setzen – man mag es ihm nachsehen, denn viele seiner Kollegen machen es nicht anders.

Und in einer viktorianischen Zeit mit weiten Kleidern? Dodson spielt mit der Mode, Unterkleidern, Dekolletés, Röcken, Rüschen, Halsbändern, mitunter auch Nacktheit und er geht mit einer sehr schönen Verspieltheit vor, umgeht Anstößigkeit und mischt Humor und ein bißchen Kitsch unter.
Coralines Träume wie auch ihr Leben erinnern an die Titelbilder romantischer Romane, in denen Highlander oder Piratenfürsten die holde Maid vor den Bösewichtern retten und anschließend … nun, wer weiß das schon?

Bleiben wir einen Augenblick in Coralines Gegenwart. Die Ankunft, die geheimnisvollen Anspielungen des Hausdieners wie auch das merkwürdige Gefährt, mit dem sie am Tor des Anwesens abgeholt wird, wecken Assoziationen mit einem bekannten Autoren der französischen Literatur. Und siehe da: Wenig später wird dem Leser ein Automobil mit dem Namen Verne präsentiert.
Die Hausdienerin ist eine resolute, aber sympathische Dame, die sehr wohl mit dem Hausdiener umzugehen weiß: Machen Sie kehrt und benutzen Sie den Dienstbotenzugang, oder ich ziehe Ihnen die Ohren lang, Sie alte Wildsau.
Von dem Umstand, dass Ekborn, der Hausdiener, nicht nur völlig verschmutzt, sondern soeben auch vom Spannen zurückgekehrt ist, ahnt Guérande, die Hausdienerin, nichts.
Als dritten Nebendarsteller finden wir den sehr jungen Herrn Vernère, eigentlich noch ein Kind, aber in höchstem Maße intelligent. Müßiggang langweilt ein Wunderkind wie ihn nicht nur, sondern wird von ihm auch als Zeitverschwendung abgetan. Demzufolge gestaltet sich Coralines Aufgabe, dem jungen Herrn ein wenig die Zeit zu vertreiben, äußerst schwer.

Coraline ist die Gouvernante, ein Beruf, der in Literatur und Film schon so manches Abenteuer nach sich gezogen hat.
Waren die Abenteuer dort alle in der Realität angesiedelt, driftet Coraline schnell in eine phantastische Welt ab. – Sieht man einmal davon ab, dass die richtige Welt mit ihrer romantischen Technik für den Normalsterblichen dieser Zeit wohl schon phantastisch genug ist. Coraline ist zwar beeindruckt, aber sie ist auch eine junge Frau. Ihre Umgebung ist vielleicht der Auslöser für ihre Phantasien, zumindest scheint das Ambiente des Anwesen sie ein wenig zu beflügeln.

Wenn Coralines Gedankenwelt durchbricht, fühlt man sich an einen erotischen Ausflug einer erwachsenen Alice ins Wunderland erinnert. Ein Wandschrank wird zum Tor, zur Verwandlungsebene. Ein Schritt durch eine Tür endet auf einem Segelschiff, das gerade von Piraten geentert wird. Jeder der Piraten will Coraline, aber nur der Kapitän darf sie mit in seine Kajüte nehmen. Mit seinen Zudringlichkeiten ist Coraline allerdings nicht einverstanden. Unversehrt kehrt sie aus dem Traum zurück – jedoch ohne Schlüpfer. Als sie einschlief, hatte sie noch einen an. Das gibt ihr ein wenig zu denken.
Weitere Träume folgen. Schlüpferlose Rückkehr inklusive. Während sich die Merkwürdigkeiten in der Realität mehren (z.B. mechanische Pferde), werden auch die Träume seltsamer, ausgefallener. Einem Schiffsuntergang folgen das Erwachen auf dem Strand einer einsamen Insel, Kannibalen, eine Art mechanischer King Kong und ein eingeborener Affenmensch.

Den Träumen scheint ein Plan zugrunde zu liegen. Doch welcher Plan das sein mag, lässt sich nicht sagen, denn die Reaktionen des Hauspersonals am nächsten Morgen sind zu mysteriös. Man könnte vielleicht etwas ahnen, aber die Hinweise sind insgesamt zu vage.
Daraus lässt sich auch auf die Erzählweise von Denis-Pierre Filippi schließen. Es handelt sich um eine rätselhafte Mixtur, die auf verschiedenen Ebenen funktioniert. Es ist ein Abenteuer, eine kurios romantische Landpartie, ein Tag- wie auch ein Nachttraum – aber keineswegs ein Alptraum, wie es Coraline nach ihrem ersten Aufwachen definiert.
Die Werke Vernères, vorzugsweise Maschinen, die für ihn uninteressant werden, wenn sie erst funktioniert haben, werden von mal ausgefallener. Zuerst ist es noch ein Raddampfer, eine interessante Erfindung, brauchbar. Eine Maschine, die vollautomatisch ein Baumhaus baut, ist zwar brauchbar, in der Theorie nicht undenkbar, in dieser Form jedoch vernesk. Denkt man an den Stahlelefanten von Jules Verne, muss einen die Idee eines mechanischen Pferdes von Denis-Pierre Filippi nicht weiter verwundern.
Am Ende hat ein Rädchen ins andere gegriffen, sehr unterhaltsam mit einer knuffigen Erotik, die sich nicht zu ernst nimmt, Spaß vermitteln möchte.

Das gelingt auch durch die vortreffliche Art von Dodson einen weiblichen Körper in Posen zu zeichnen, die an Akte erinnern, vielleicht mit einer Spur Voyeurismus, ohne den Erotik aber nicht auskommt. Die Farbgebung von Rebecca Rendon und Terry Dodson schafft Stimmung. Hier wird so gut mit den Schatten gespielt, wie man es nur selten sieht, weil es einen erhöhten Arbeitsaufwand bedeutet. Wenn sich Coraline in der Natur bewegt oder in einem Raum steht, der durch einen speziellen Lichteinfall ein besonderes Flair erhält, dann sieht die Schatten häufig regelrecht inszeniert, um auch ein Maximum an räumlichen Eindruck zu erzielen. In der Konsequenz ergeben sich so sehr lebendige Bilder.

Eine gelungene, frische Erzählung, leichtfüßig, kurzweilig, humorvoll, mit großem Einfallsreichtum und einer feinen Prise Erotik. Ein unverbrauchtes Szenario macht aus der Zusammenarbeit von Filippi und Dodson eine schöne Comic-Perle. 😀

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Donnerstag, 13. Dezember 2007

Star Wars – Die Klonkriege Premium III

Filed under: SciFi — Michael um 23:40

Star Wars - Die Klonkriege Premium IIIDie Klonkriege sind nicht nur im Kino ein Großereignis gewesen. Stärker noch als im Kino gehen die Klonkriege beinahe nahtlos in den Ursprungs-Krieg der Sterne über. Mit der dritten Premium-Ausgabe sind für den Leser das Finale wie auch der fließende Übergang zusammengefasst.
In einem letzten Aufbäumen versuchen die Jedi der Angriffe unter der Führung von Count Dooku Herr zu werden. In die nächste Nähe des Counts wurde der Jedi Quinlan Vos entsandt. Nicht nur die Nähe des Counts ist ein Problem. Da Quinlan sich immer wieder als Überläufer beweisen muss, ist er der dunklen Seite schon sehr nahe gekommen. Zu nah?

Quinlan ist zweifellos ein sehr kriegerischer Geist. Bereits vor seiner Begegnung mit Dooku war er häufig in Versuchung seinem Zorn zu erliegen. Etwas besser ist es nur geworden, da Quinlan die Liebe erfuhr – für die er sogar bereit ist, nach dem Ende der Kampfhandlungen sein Jedi-Dasein aufzugeben.
Doch wie weit wird Quinlan am Ende zur Erfüllung seines Auftrages gehen? Das Zusammentreffen mit seinem alten Meister Tholme spricht eine deutliche Sprache. Im Kampf stürzt Tholme in den Tod. – Wirklich? Oder ist das alles nur ein Trick, um Count Dooku zu täuschen? Quinlan ist jedenfalls vom Tod seines früheren Meisters überzeugt.

Die Comic-Erzählungen (die Romane natürlich auch nicht) haben ein noch breiteres Spektrum der Hintergrundinformationen, als es in den Filmen möglich war – obwohl die Clone Wars-Episoden den Krieg der Sterne natürlich noch viel weiter auffächern. Hier kommt ein interessanter Aspekt eines neuen Klon-Stoßtrupps hinzu. Nur kämpfen diese Klone auf der falschen Seite. Außerdem handelt es sich nicht um Menschen. Morgukai, eine echsenähnlich aussehende Rasse, werden geklont und als Attentäter trainiert, speziell um mit besonderen Waffen gegen Jedi anzutreten. Beinahe geht der Plan auf.

Die Jedi setzen sich ehrenvoll und kraftvoll zur Wehr, aber nichts kann den Niedergang der Republik verhindern.

Ein Rückblick entführt hin zu einer geheimen Mission von Obi-Wan und Anakin. Auf einem riesigen Raumschiff treffen sie auf einen alten Feind, einen, der sich selbst als Jedi-Killer bezeichnet und der für diese Ritter tatsächlich ein furchtbarer Gegner ist. Obi-Wan hatte während der Clone Wars eine Begegnung mit ihm, konnte ihn aber zurückschlagen.
Jetzt ist Durge wieder da, fest entschlossen, das zu Ende zu bringen, was ihm beim ersten Mal nicht gelang.
Damit nicht genug – ausgezeichnet für den Leser, denn das pralle Lesevergnügen scheint kein Ende zu finden. General Grievous, Dooku und Ventress stellen sich in einer Schlacht den versammelten Jedi. In diesem gewaltigen Kampf kommt es zu einigen unvorhersehbaren Wendungen.

John Ostrander ist ein sehr guter Star Wars-Autor. Manche Autoren absolvieren ein, zwei Geschichten, Comic oder Roman. Nicht so Ostrander, der ganze Handlungsstränge anfertigt und in den offiziellen Erzählstrang optimal einflechtet. Hervorragend sind die Jedi dargestellt, die der Leser vielleicht nur aus Randbildern im Kinofilm her kennt. Quinlan Voss, Aayla, Rancisis sind nur einige wenige Namen dieser Jedi. Die Geschichten um diese Jedi, wie auch ihre charakterliche Ausprägung ist sehr schön ausgearbeitet und auch interessant zu nennen – bieten sie doch ein gutes Gegengewicht zu den allseits bekannten Charakteren aus den Filmen wie Mace Windu, Obi-Wan und natürlich Yoda (der auch im Comic eine tiefere Charakterdarstellung erfährt und so viel mehr Tiefe erhält als in den Filmen, was dem alten Jedi außerordentlich zu Gesicht steht).

Grafisch wird nichts dem Zufall überlassen. Mit Jan Duursema und Doug Wheatley sind nicht nur Zeichner mit einem ähnlichen grafischen Stil bei der Sache, sondern auch Zeichner, die sehr realistische Darstellungen bevorzugen. Die Unterschiede im Stil sind minimal, weshalb vermutlich jeder Leser mit sich hadern wird, darüber, was besser aussieht.
Durch eine etwas andere Kolorierung wirken die Bilder von Wheatley weicher, skizzenähnlicher. Würde Dan Parsons die Bilder tuschen, würde es auf den ersten Blick nicht auffallen, dass es sich um die Arbeiten von zwei verschiedenen Zeichnern handelt. Die Arbeit von Brad Anderson und Ronda Pattison, beide Koloristen, darf weder vergessen noch geschmälert werden. Besonders letztere ist bestimmt mit für die Spitzenqualität der Bilder von Wheatley verantwortlich.

Beeindruckend, und letztlich das, was Star Wars ausmacht, ist die Fremdartigkeit. Die Handlungsorte, die Technik sind sicherlich reizvoll. Die fremden Völker, die Farben, die Kleidung finde ich persönlich noch reizvoller. Es ist ein Markenzeichen von Star Wars, dass solche Wesen beinahe einen Blick auf eine andere Kultur erlauben, denn derart ausgefeilt präsentieren sich diese Figuren. Auch im vorliegenden Band wird diese Linie beibehalten. – Das ist besonders gut, weil einige Völker und Kreaturen in den Filmen zu kurz kamen.

Ein Muss, ein Muss, ein Muss, nicht nur für Star Wars-Fans, sondern auch für alle, die Spaß an einer riesigen Space Opera haben, die inzwischen eine solche universale Dichte aufweist wie kaum ein zweites Weltenszenario – sieht man einmal von Rollenspielen ab. Wer die regulären Ausgaben der Klonkriege VII, VIII und IX verpasst hat, kann bedenkenlos zugreifen. Und für alle anderen ist es vielleicht ein geballter Einstieg – der süchtig machen kann. 😀

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