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Comic Blog


Samstag, 30. Juni 2007

Largo Winch – Tiger

Filed under: Abenteuer — Michael um 16:47

Largo Winch 8 - TigerLargo ist in Asien angekommen. Schnell wird deutlich, dass die Befreiung seines Freundes Simon besondere Maßnahmen erfordert. Largo nimmt Kontakt zu einem Nachtclubbesitzer auf, der ein ungewöhnliches Treffen für ihn arrangieren soll. Largo braucht die Hilfe der Triaden.
Im Tempel der himmlischen Glückseligkeit kommt es wenig später in dunkler Nacht zu einer Begegnung, die für Largo schicksalhaft sein wird. Der Mann, der Largo droht, ihn bei der geringsten unstimmigen Antwort zu töten, sieht zwar aus wie ein Mönch, aber seine Autorität begründet sich auf einer hohen Stellung in einer anderen Organisation. Largo gibt preis, woher er das Kennwort der Triaden kennt. Vor vielen Jahren hatte er das Glück, einem Angehörigen der Triaden das Leben zu retten. Largo weiß, dass das Einfordern eines Gefallens einen sehr hohen Preis fordern wird. Sein Gegenüber lässt keinen Zweifel daran, dass der Zahltag kommen wird.

Eines Tages – in sechs Monaten, zehn Jahren, vierzig Jahren – wird ein Mann aus meinem Volk zu Ihnen kommen und Sie an die drei Augen der Hüter des Tao erinnern. Und dann werden Sie gehorchen, wo immer Sie sich befinden oder wer Sie geworden sind. Blind und ohne Fragen zu stellen. Das ist der Preis für unsere Hilfe.

Largo findet sich mit dieser Situation ab und stimmt zu. Sein Freund Simon bereitet sich gerade auf seine Hinrichtung vor. Da die Weltöffentlichkeit in Form der Presse zu diesem Ereignis eingeladen ist, will man sich im ehemaligen Birma nicht vorwerfen lassen, man gebe auf seine Gefangenen nicht Acht. So kommt Simon Stunden vorher in den Genuss von ausgesuchter Körperpflege in Form von einigen attraktiven Körperpflegerinnen. Sauber und mit frischer Kleidung ausstaffiert macht sich Simon zusammen mit den anderen Delinquenten auf den Weg zum Richtplatz.

Derweil haben Largos neue Freunde ihr Wort gehalten. Ein ausgeklügelter, aber waghalsiger Plan nimmt Gestalt an. Das Befreiungskommando ist im Anflug auf die Festung Makiling.

Die Fortsetzung des ersten Teils (Makiling) reißt den Leser gleich von Beginn an mit. Die Tiger haben sich auf den Weg gemacht, um ihre Freunde zu befreien. Eine Geschichte in bester Söldner-Manier breitet sich vor dem Leser aus. Die Befreiungsaktion, in anderen Geschichten gerade einmal der Höhepunkt, ist hier der Start zu einer dramatischen Flucht voller gefährlicher Ereignisse.

Die Flucht führt querfeldein. Der Helikopter, der zur Flucht eingesetzt wurde, wird schnell zu einem zu auffälligen Element der Flüchtigen. Zeichner Philippe Francq setzt die Flucht und die Flugmanöver mit dem besten Auge eines Kameramanns um. Als Leser ist man hautnah dabei. Wie auf einer Kinoleinwand rast das Luftfahrzeug durch die Canyons. Weniger halsbrecherisch, dafür mit mehr Abenteueratmosphäre durchzogen, schildert sich die weitere Flucht durch das beinahe undurchdringliche Grün des Dschungels und über weite grüne Ebenen und Felder. Die Fremdartigkeit des Landes, der Landschaft, der Kultur wie auch der Menschen und ihrer Lebenssituation macht aus dieser Flucht einen Ausflug in eine andere Welt. Autor Jean van Hamme nutzt die Gelegenheit aber auch für eine amouröse Entwicklung.

Largo ist ein Frauentyp. Diese Zutat zieht sich durch viele Thriller, ist beinahe unverzichtbar. Aber er ist nicht unersättlich, wie es den Anschein bei seinem Freund Simon hat, der sich eher in Schwierigkeiten bringt. Malunai, die Freiheitskämpferin, ist bereit, ihre Jungfräulichkeit ihrer Dankbarkeit zu opfern und Largo mit einer gemeinsamen Nacht zu belohnen. Er lehnt ab – und macht sich damit für sie noch interessanter. Largo Winch ist ein Charakter, der für seine Freunde bis zur Selbstaufgabe alles Mögliche unternimmt. Die zeitweiligen Rückblicke in seine Sturm- und Drangzeit zeigen aber auch, wie erwachsen Largo mit seinem großen Erbe geworden ist. Sicherlich benimmt er sich nicht, wie der Herr über ein Wirtschaftsimperium sich benehmen sollte, aber auf seine Art übernimmt er vermutlich noch viel mehr Verantwortung.
Mit Largo Winch ist van Hamme eine Figur gelungen, die auf Augenhöhe mit Haudegen wie Andy Morgan, Dan Cooper oder Bruno Brazil. Zwar altern Comic-Figuren nicht so schnell wie der normale Mensch, aber seine Jugend lässt auch noch auf viele Abenteuer hoffen, die sich in seinen späteren Jahren abspielen werden.

Der Aufbau des Abenteuers ist durchaus filmisch zu nennen. Zwangsläufig überlegt man dank der schönen Umsetzung durch Francq, wer denn für eine Verfilmung in Frage käme. Einer, der in der gezeichneten Version schon einem bekannten Schauspieler nahe kommt, ist der Bildreporter French. Gene Hackman würde in dieser Rolle sicherlich brillieren. Eine Verfilmung für die Kinoleinwand von Largo Winch ist nicht weit hergeholt, denn schließlich hat es einen Ausflug ins Fernsehen gegeben.

Unter dem vorangestellten Motto von Albert Camus Das Ziel rechtfertigt die Mittel, aber wer rechtfertigt die Ziele? lässt sich tatsächlich die Leitschnur beschreiben, die sich durch den gesamten Band zieht. Jeder Akteur verfolgt seine eigenen Ziele und nicht jedes ist edel, nicht einmal das eines Largo Winch.
Eine ausgeklügelte Fluchtgeschichte mit sehr gelungenen und glaubhaften Charakteren in den Dschungeln Asiens. Der Schluss ist ungeheuer dramatisch. Francq und van Hamme untermauern, dass sie zu den Top-Teams im europäischen Comic gehören. 😀

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