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Comic Blog


Dienstag, 15. Mai 2007

Civil War – Front Line

Filed under: Superhelden — Michael um 19:54

Civil War: Front LineWie können sie nur? Tony Stark hat sein Geheimnis endgültig gelüftet. Er ist der Iron Man. Vor einer Reportermeute hat er außerdem gestanden, dass er Alkoholiker ist. Damit nicht genug. Auch Peter Parker gesteht, wer er in Wirklichkeit ist: Spider-Man. Seitdem hat er bei der Zeitung Daily Bugle Hausverbot. Nicht alle Reporter sind begeistert über all die Schlagzeilen, die wie eine Flutwelle mit dem Inkrafttreten des Registrierungsgesetzes über sie hereinbrechen. Ein alter Kollege von Peter, Ben Urich, ist sehr traurig über die ersten Auswirkungen. – Natürlich kann er wie viele seiner Kollegen auch nicht die Schadenfreude verhehlen, die er angesichts von Jamesons Reaktion auf die Neuigkeit von Peters zweiter Identität empfindet. Eine Spürnase wie Jameson hat über all die Jahre nichts von Peters doppelter Persönlichkeit geahnt.

Aber nicht nur Urich macht sich Sorgen. Auch die Reporterin Sally Floyd, eine Freundin von Urich, macht sich ihre ganz eigenen Gedanken, nicht zuletzt wegen eines Gespräches mit Spider-Man, der sie in ihrer Wohnung besuchte. Sie forscht nach, was aus all den Superhelden wird, die sich nicht dem Registrierungsgesetz beugen wollen. Ihre Ergebnisse sind ernüchternd. Firestar, zeitweiliges Mitglied der Rächer, hängt ihre Superheldenaktivitäten an den Nagel. Ihr Studium ist ihr wichtiger geworden. Andere, weniger bekannte, Helden sind in den Untergrund gegangen. Die Angst geht um. Man ist bereit für die eigene Meinung zu kämpfen. Prodigy hat sich mut angetrunken und ist nichts willens, den Anordnungen eines Iron Man Folge zu leisten. Er wehrt sich und muss dafür einen hohen Preis zahlen.

Eine Gruppe im Untergrund versteckt sich wie eine Horde Verbrecher. Andere Helden tragen ihre Meinungsverschiedenheiten in aller Öffentlichkeit aus. Obwohl sie noch vor wenigen Tagen auf der gleichen Seite standen, bekämpfen sie sich nun bis aufs Blut. Bisher hat das Registrierungsgesetz nichts Gutes eingebracht.
Und damit nicht genug. Urich steht zu seiner Meinung – und steht sehr bald ohne Job da. Viel Zeit, um diese Tatsache zu verdauen, bleibt ihm nicht, denn er grübelt immer noch darüber, wie es dem Grünen Kobold gelingen konnte, ihm in einer Seitengasse aufzulauern. Eigentlich sollte dieser Superverbrecher doch eingesperrt sein.

Dunkle Zeiten sind angebrochen. Ein neuer Bürgerkrieg teilt das Land. Ein Ende dieser Tragödie ist nicht in Sicht.

Civil War: Front Line zeigt den neuen Bürgerkrieg aus der Sicht ganz normaler Leute. Es sind die Leute, die täglich auf den Straßen unterwegs sind und es sind jene, die sonst über die Taten der Helden und ihrer Feinde berichten. Was passiert, wenn ein Reporter Stellung bezieht? Im wahren Leben wie auch im Marvel-Universum erzeugt eine eigene Meinung automatisch Druck von außen. Wer diese Meinung auch gewichtig vertreten kann, wird entsprechende Reaktionen ernten. Selbst eine Meinung, die auch immer Rücksprache hält, ob sie richtig ist, wird stets einen Gegner finden. Die Traurigkeit dieser Erkenntnis wird von den Autoren dieser Handlungslinie, Paul Jenkins und Robert Kirkman in einer sehr düsteren Stimmung eingefangen.

Es ist erstaunlich, wie schnell so mancher Held sehr verzweifelt reagiert. Nur ein tiefer Verrat kann eine solche Reaktion hervorrufen. Der Verrat wird hier von Seiten der Regierung begangen – und von den eigenen Freunden!
Obwohl es zumeist sehr unbekannte Helden sind, die sich lieber in den Untergrund begeben, schafft es die Geschichte binnen weniger Szenen, einen hohen Sympathiewert für diese Randfiguren aufzubauen. Im Gegenzug verlieren die bekannten Helden massiv an Sympathie. Wir erleben die (Haupt-)Geschichte durch die Augen der beiden Reporter Ben Urich und Sally Floyd. Ihre Fassungslosigkeit wird zu unserer. Die Autoren haben sich sehr drastische Szenen ausgedacht. Wer Iron Man in verschiedenen Geschichten kennengelernt hat, wird wahrhaftig über das fehlende Einfühlungsvermögen von Tony Stark erstaunt. Zuerst hält er sich noch zurück. Spätestens wenn Shield die Eingreiftruppe der Helden verstärkt, wird aus den Aktionen der Regierung eine unaufhaltsame Kampflawine.

Optisch können Ramon Bachs sehr überzeugen. Vielleicht ist es auch seine realistische Darstellungsweise, die das Drama dieser Episoden untermauert. Es scheint so, als würde Bachs seine Hauptfiguren Urich und Floyd auch gut leiden können – sicherlich für einen Zeichner eine wichtige Voraussetzung für das Entstehen eines wirkungsvollen Charakters. Urich und Floyd, so unterschiedlich sie sind, wirken auch dank ihres geschichtlichen Hintergrundes echt.

Es macht Spaß, dieser Geschichte zu folgen. Der Blickwinkel ist ungewöhnlich und unverbraucht. Die Hauptcharaktere, keine Helden, sind sympathisch. Ihr Staunen wird das des Lesers. Eine ungewöhnliche Erzählweise, ein Vergleich des Civil War zu realen Kriegsauslösern der Vergangenheit, rundet dieses Comic-Ereignis wohltuend ab. 🙂

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