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Comic Blog


Sonntag, 26. November 2006

The Walking Dead 3 – Die Zuflucht

Filed under: Horror — Michael um 22:59

TheWalking Dead 3 - Die ZufluchtEin Gefängnis ist die Zuflucht der Flüchtigen unter der Führung von Rick Grimes. Nachdem sie Hershels Bauernhof hinter sich gelassen haben, da sie dort nicht mehr erwünscht waren, haben sie sich alle in ein Wohnmobil gezwängt und die Reise fortgesetzt. Der Anblick des mit einem dreireihigen Zaun umgebenden Großgefängnisses erscheint allen wie der heilige Gral.
Doch vor der Ruhe muss immer noch Ordnung geschaffen werden, damit die Gruppe einziehen kann. Das Aufräumen gestaltet sich schmutzig, wie immer, wenn es Zombies zu beseitigen gilt – eine Bezeichnung, an die sich alle Beteiligten bislang noch nicht richtig gewöhnt haben.

Aber in der Praxis haben sich alle bereits an die Situation gewohnt. Diese Gewöhnung will sich natürlich niemand eingestehen. Wer würde sich als zivilisierter Mensch gerne eingestehen, dass ihm der Tod von Menschen kaum noch nahe geht. Vielleicht gar nicht? So mancher der Gruppe trägt inzwischen eine grundtiefe Resignation mit sich herum. In Einzelgesprächen wird diese Resignation schon einmal eingestanden, in der Gruppe so gut wie nie. Alles schwankt zwischen den Extremen: himmelhohe Hoffnung, abgründige Verzweiflung.

Schnell stellen Rick und seine Freunde fest, dass sie im Gefängnis nicht alleine sind. Von den Untoten einmal abgesehen haben auch vier Häftlinge überlebt. Diese Häftlinge stellen ein weiteres Risiko dar, denn niemand vermag einzuschätzen, ob ihre Auskunft über ihre Straftaten der Wahrheit entspricht. – Wie sehr diese Annahme stimmt, zeigt sich bald auf grauenhafte Weise.

The Walking Dead überzeugt auf ganzer Linie mit seiner dritten Folge Die Zuflucht. Die Charaktere haben eine erstaunliche Tiefe gewonnen, was auch an den Schicksalsschlägen liegen mag, mit denen Autor Robert Kirkman sie ein ums andere Mal malträtiert – und den Leser gleich mit.

Die Welt, in der sich The Walking Dead präsentiert, ist außerordentlich realistisch geschildert. Der Niedergang der Zivilisation könnte drastischer nicht sein. Unabhängig davon, ob nun Zombies ein Rolle dabei spielen oder nicht, gibt es nichts mehr, was das Leben einfacher machen würde. Das Leben ist lediglich noch ein Resteverzehr. Die Überlebenden kommen einfach nicht genug zur Ruhe, um sich etwas Neues aufzubauen.
Kirkman stellt als willkommenen Ruhepol ein Gefängnis in Aussicht. Ehemals unbescholtene Bürger ziehen sich in den einstigen Verwahrraum für Schwerverbrecher zurück. Ricks Verantwortung, die stetig zu einer übermenschlichen Belastung wird, droht den ehemaligen Polizisten herunterzuziehen und macht ihn zu einem völlig anderen Menschen. Er taumelt zwischen Resten von Mitleid, Zorn, der pur und gewalttätig ausbricht, sich hinter Rache versteckt, und dem zwanghaften Glauben, die Gruppe führen zu müssen, da augenscheinlich sonst niemand dazu in der Lage ist. Zusätzlich wird seine Autorität angezweifelt – von seiner Frau, was ihn außerdem fertig macht.

Einzelschicksale werden dem Leser drastisch vor Augen geführt. Doppelselbstmord, Väter verlieren ihre Töchter, Gnadenakte an Untoten, aber auch blutige, rauschhafte Rache an Untoten. Mitten drin noch ein klein wenig kindliche Unschuld, so gut es eben geht von den Erwachsenen beschützt.
Kirkman schickt den Leser auf eine wirklich tragische Achterbahnfahrt. Zombies sind natürlich ein Bestandteil dieser Welt, aber sie sind wie in so mancher Genre-Geschichte überhaupt handlungsbestimmend.

Neben einem vorzüglichen Cover von Tony Moore gestaltet Zeichner Charlie Adlard mit höchstmöglicher Intensität. Schockeffekte aus den vorhergehenden Episoden finden hier eher beiläufig statt. Für die Charaktere ist die Bedrohung alltäglich geworden, so auch für den Leser.
Geschockt wird der Leser trotzdem, weniger durch die Untoten, mehr durch menschliche Untaten, die Adlard äußerst drastisch in Szene setzt.
Der Aufbau, die Abfolge der Bilder ist filmisch und wirkt wie nach einem Storyboard gearbeitet. Entsprechend wird auch die Technik eingesetzt, den Schock auf der nächsten Seite folgen zu lassen. Wer dadurch noch nicht von Intensität der Geschichte überzeugt wird, sollte spätestens bei der Ansicht der versteinerten Gesichter der Protagonisten in den Sog der Handlung geraten.

Der bislang intensivste Abschnitt von The Walking Dead. Spannend, aufwühlend, schockierend, ein Genre-Film im Comic-Format. Top! 😀

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Ein Kommentar »

  1. […] weitere Rezensionen: tofunerdpunk | comicblog […]

    Pingback by Comic: The Walking Dead 3: Die Zuflucht "Brutaler als die ersten Bände" | nachgebloggt — Samstag, 14. Januar 2012 @ 12:01

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