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Comic Blog


Dienstag, 03. Oktober 2006

Frank Millers Robocop

Filed under: Comics im Film,SciFi,Thriller — Michael um 17:27

Frank Millers RobocopRobocop hat ein Problem. Seine Rüstung sieht einmal mehr aus wie ein Schrottplatz auf zwei Beinen. Und sein Wagen sieht einmal mehr aus wie ein Schrottplatz auf vier Rädern. Das hindert den Ausnahmepolizisten, den besten Cyborg, den die Welt je gesehen hat, nicht daran, Kindesentführern das Handwerk zu legen. Auf seine unnachahmliche Art nimmt er die Verfolgung auf.
Verbrecher haben weder Gnade noch gnädiges Verhalten von ihm zu erwarten. Die Entführer bekommen denn auch ihre eigene Medizin zu schmecken. (Um im Action-Jargon zu bleiben.)

Robocop, der einstige Polizist Alex Murphy aus Detroit, lässt gemäß seiner Programmierung ungern unerledigte Arbeit zurück. So hebt er gleich einen Kinderhändlerring aus. Erbarmungslos, wie der Leser es erwartet.
Obwohl der stählerne Polizist seinen drei Hauptdirektiven folgt, von denen die wichtigste wohl der Schutz der Unschuldigen ist, hat Robocop auch Feinde aus den eigenen Reihen. Immer noch gibt es den Plan, Robocop durch eine bessere Nachfolge-Variante zu ersetzen. Leider sind diese Varianten absolute Blindgänger. Ihre Gehirne kommen mit dem neuen Zustand nicht klar. Einer schießt sich lieber selbst eine Kugel in den Kopf, als diesen Zustand länger zu ertragen.

Murphy kommt kaum dazu, seine letzte Instandsetzung zu genießen. Eine neue Polizeitruppe hat ihre Arbeit aufgenommen und steht in direkter Konkurrenz zur regulären Truppe und steht außerdem einer Bande von kriminellen Irren im Verhalten kaum nach. Nicht nur Robocop, sondern auch seine frühere Kollegin Lewis legt sich mit diesen Wahnsinnigen an.
Derweil zieht sich die Schlinge um Robocop immer enger zusammen. Dr. Love, eine vom Ehrgeiz zerfressene Geschäftsfrau, setzt alles daran, um Robocop in Mißkredit zu bringen. Bei einer neuerlichen Instandsetzung werden Robocops Direktiven verdoppelt und verdreifacht. Sein Polizeidienst gerät zur Farce, Murphy wird zu einem Polizisten, der andere wegen eines weggeworfenen Bonbonpapierchens ermahnt.
Aber Murphy ist noch zu menschlich. Der programmierte Irrsinn hält nicht lange vor. Allzu schnell kommt es zum offenen Schlagabtausch.

Frank Millers Variante des Robocop-Themas erinnert stark an den offiziellen zweiten Kinofilm des stählernen Wächters. Kein Wunder, hat sich doch Steven Grant der Vorlage des Meisters angenommen und daraus eine Adaption für das Genre Comic gemacht. Die Geschäftsfrau, die ihren Robocop auf die Straßen bringen will. Murphy, dessen Vergangenheit ihn immer wieder einholt, der sein altes Leben nicht vergessen kann. Die Straßen, die vor durchgedrehten Mördern nur so wimmeln. Aber Frank Miller hätte nicht einen Ruf zu wahren, würde er seinen Geschichten nicht einen gewissen Miller-Charme aufdrücken.
Grant schafft es, in seiner Adaption diesen Charme zu erhalten.

Eine unverwechselbare Seite von Millers Erzählweise ist sein Zynismus und seine Ironie. Die Welt, in der Robocop seinen Dienst versieht, ist unmenschlich, gemein, bitterböse. Die Medien geben dieöffentliche Meinung vor. Für die sich auf den Straßen allerdings niemand mehr zu interessieren scheint. Letztlich werden so all die Phrasen, die uns tagtäglich auf diesem Weg erreichen, als leere, nutzlose Worthülsen entlarvt.
Miller baut Spaß an der Gewalt in seine Geschichten ein, ob er damit auch seine Leser entlarvt, sei dahingestellt. Ob Mann, ob Frau, alle sind sie Getriebene. Unter dem Strich lässt sich allerdings sagen, dass die Frauen eher jene sind, die auch das Hirn haben. Nimmt man Murphys alte Kollegin hinzu, haben sie zuweilen auch noch die besseren Muskeln oder die besseren Kampftechniken.

Murphy ist eine Figur, die Miller sehr entgegen kommt, da sie einigen Archetypen entspricht, die Miller bereits verwendete. Mit dem Unterschied, dass Robocop tatsächlich auf der richtigen Seite des Gesetzes steht.
Angeblich waren die Geschichten zu Robocop 2 und 3 der Grund, warum Miller sich aus Hollywood zurückzog und nie die Erlaubnis zur Verfilmung seiner ureigenen Handlungen mehr geben wollte. Bei Sin City besann er sich eines besseren.

Dass Detroit zu einer Freakshow gerät, in der ein Cyborg der einzig Normale ist, liegt außerdem an den Fähigkeiten des Zeichners Juan Jose Ryp. Teilweise könnten die Verbecher kaum ekelhafter dargestellt sein. Gewalt und nicht zuletzt die verschiedenen Endresultate sind ein Merkmal der Handlung. Ryp spart selten etwas aus, verdeckt allzu heftige Details eher durch einen gewaltigen Blutschwall.
Ryp ist ein detailversessener Zeichner, Wände, Fensterscheiben, Fahrzeuge und vieles mehr splittern in ungeheuer viele Einzelteile auf. Gesichter, Körper, Kleidung und Haltungen sind mit einem tollen Blick für Exaktheit gezeichnet. Brutal einerseits, ist der Comic andererseits auch ein gutes Beispiel für handwerkliches Können eines Comic-Zeichners.
Ryp trat ebenfalls als Zeichner von Lady Death oder Treshold in Erscheinung.

Frank Millers Robocop erschien als neunteilige Serie bereits ab 2003. Bereits zu Beginn der 90er Jahre des letzten Jahrhunderts schickte Miller Robocop gegen den Terminator in einem vierteiligen Crossover ins Rennen, so ganz konnte er die Figur trotz der schlechten Erfahrungen wohl doch nicht loslassen.
Inzwischen erschien Frank Millers Robocop in der Dark Side Reihe der italienischen LaGazzetta dello Sport, einer Comic-Edition ähnlich der Reihen, wie sie jüngst von BILD und FAZ aufgelegt wurden. Doch wie der Titel der Reihe, Dark Side, verrät, legt die LaGazzetta dello Sport mehr Wert auf Action: Aliens, Blade, Conan, Spawn, Hulk, Hellboy sind nur einige Beispiele.
Auch Avatar Press, der amerikanische Verlag, der sich die Rechte an Robocop sicherte, bringt die Miniserie im folgenden Monat als Sammelwerk heraus.

Wer Action-Comics, Frank Miller und insbesondere Robocop mag, liegt mit diesem Sammelband absolut richtig.

Links: Avatar Press, Robocop bei IMDB, Robocop 2 bei IMDB, Robocop Archive, LaGazzetta dello Sport / Dark Side

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