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Comic Blog


Freitag, 26. Mai 2006

Hellboy 7 – Seltsame Orte

Filed under: Mystery — Michael um 16:25

Hellboy 7 - Seltsame OrteDrei Meerjungfrauen begeben sich an einen verwunschenen Ort in den Tiefen des Meeres. Jede von ihnen hat einen verzweifelten Wunsch. Die Bog Roosh, eine Meereshexe, verspricht ihnen die Erfüllung ihrer Wünsche, wenn sie als Gegenleistung Hellboy fangen und zu ihr bringen. In den Abgründen des Ozeans hat Hellboy seine wohl schicksalsträchtigste Begegnung.

In der Bog Roosh findet Hellboy eine mächtige Feindin, die aber weniger ihrem Hass sondern mehr ihrer Verzweiflung folgt. Die Apokalypse darf nicht eintreten, sie muss mit der Vernichtung Hellboys enden. Dazu hat sie sich einen furchtbaren Plan ausgedacht. Natürlich reagiert Hellboy mit seiner gewohnt knurrigen Art auf diese Zukunftsaussichten.

Hellboys alptraumhafte Reise geht weiter und führt ihn an die Gestade eines Schiffsfriedhofes. Was mit einem altmodischen Trinkgelage unter Seeleuten beginnt, mündet in einer gruseligen Handlung. Hellboy muss sich einem Feind stellen, der bereits von der Inquisition vernichtet schien.

Verwunschen! Anders lässt sich die Stimmung im vorliegenden siebten Band der Hellboy-Reihe nicht beschreiben. Stimmung ist der wohl wichtigste Aspekt in diesen Geschichten. Sei es Der dritte Wunsch oder Die Insel, Autor und Zeichner Mike Mignola hat hier Geschichten entworfen, die einem Traum ähneln, manchmal die düstere Bedrohung eines Märchens haben und sich sehr eng mit dem Charakter Hellboys auseinandersetzen.
Manchmal, wenn sich eine Figur sehr etabliert hat, gilt es offene Fragen zu klären. Kleine Anrisse, die es bisher gab, werden in die Erinnerung der Leser zurückgeholt und vervollständigt. Vieles ergibt dann einen Sinn – und die Zukunft der Figur ist plötzlich noch einmal viel spannender geworden.
So verhält es sich mit den beiden Geschichten. Wie Mignola selber schreibt, hielt er es nach dem Erscheinen des Hellboy-Filmes für notwendig, seinem Hauptdarsteller mehr Erklärungen zur Seite zu stellen, nachdem einzelne Bereiche bereits durch den Film gelüftet worden waren – was er selber sich für einen späteren Zeitpunkt aufgehoben hatte. So wird der Fan hier viele Antworten finden, deren mystische Atmosphäre etwas an Cthulhu erinnert.

Der dritte Wunsch hat Elemente eines klassischen Märchens, was die Anwesenheit der drei Meerjungfrauen nur bestätigt. Besonders einer ihrer Wünsche spricht Bände. Mignolas Interesse an Märchen, Legenden und landesspezifischen Mythen wird hier für jeden Leser offensichtlich. In dieser Geschichte verwebt Mignola die phantastischen Bestandteile so dicht, dass im Gegensatz zu vergangenen Handlungen meiner Meinung nach etwas ganz Besonderes entstanden ist.
Das Märchenhafte gefällt mir ungeheuer gut. Das Sagenhafte war bisher häufig in Mignolas Geschichten in Erscheinung getreten und war stets gelungen. Mignola beherrscht eine Kurzgeschichte ebenso wie eine Erzählung. Doch hier wagt er sich an die Wurzeln Hellboys heran, und ich denke durch diese erzählerische Herangehensweise wird er auch angestammte Fans überraschen. Hellboy-Neulinge können sicherlich an dieser Stelle sogar einen schönen Einstieg in dieses Comic-Universum schaffen.

Die Insel definiert Mignola in einem Vorwort selbst als harte Nuss. Die geheimnisvolle Atmosphäre der Geschichte ist außergewöhnlich. Hellboy bewegt sich in einem Szenario zwischen Traum und Realität. Die Hintergrundgeschichte, ein Rückblick in die fernste Vergangenheit, kann Hellboy selbst nur als Beobachter erleben, aber natürlich beeindruckt sie ihn keineswegs. Die Starrköpfigkeit seines Charakters, sich weiterhin gegen das Schicksal wehren zu wollen, das ihm zugedacht war (und ist), macht ihn sehr sympathisch.
Der Epilog lässt den Leser ahnen, welche Schwierigkeiten noch vor Hellboy liegen, der sich mit seiner Standhaftigkeit einmal mehr den unerbittlichen Zorn seiner Feinde auf sich zieht.

Nicht nur durch die Vorworte gibt Mignola in diesem Band einen Einblick in seine Arbeits- und Denkweise während einer Konzeption seiner Geschichten. Auch durch die sehr schönen Skizzen (leider nicht verwendeter) Seiten und des nachfolgenden Sketch Books erhalten der Fan und auch der Comic-Interessierte feine Eindrücke vom zeichnerischen Alltag eines Mike Mignola. Die Ansichten enthüllen, wie viel Arbeit und Handwerk letztlich in einer Geschichte steckt.
Der Band schließt wieder mit verschiedenen Pin-Up-Interpretationen von Hellboy einiger namhafter Zeichner, von denen ich persönlich das Hellboy-Portrait von Helge Vogt sehr beeindruckend in seiner Ausführung fand.

Persönliches Fazit: Traumhafte Geschichten in einem traumhaft gut gemachten Band der Hellboy-Reihe. 😀

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