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Comic Blog


Dienstag, 30. August 2005

Comic gegen Rechts

Filed under: Meldungen — Michael um 21:07

AndiDer Comic erzählt wie Jugendliche Ausländerfeindlichkeit und dumpfe rechtsextremistische Parolen im Schulalltag erleben. „Die Geschichte von Andi, Ayshe, Ben und den anderen kann jeder Schülerin und jedem Schüler passieren“, sagte der Innenminister. (aus Pressemitteilung Innenministerium NRW)

Da ist er also: der erste offizielle Comic gegen Rechts. Begleitet vom Innenministerium entstand dieser Comic im manga-esken Stil (ein richtiger Manga ist es nicht) durch die Strichführung des Düsseldorfer Cartoonisten Peter Schaaff. Der Illustrator, der bereits mit Arbeiten in XXX Comics vertreten war, hat hier eine nicht unalltägliche Handlung zu Papier gebracht.

„Wir glauben an den Comic als vielversprechendes Medium für Informationen des Verfassungsschutzes. Er weckt das Interesse der Jugendlichen und bringt komplexe Sachverhalte auf den Punkt“, erklärte Wolf. (aus Pressemitteilung Innenministerium NRW)

Irgendwie glaube ich das angesichts der Machart des Comics nicht. Die Absicht ist sicherlich mehr als lobenswert. Und ganz bestimmt wurden Jugendliche befragt, wie sie sich einen solchen Comic wünschten. – Aber ein Manga ist ein Manga und Japan ist nicht NRW. Als Zielgruppe sind 14-18jährige anvisiert. Andi ist gemäß der Aussage der Macher ein Bildungscomic. Laut einem Artikel der Westdeutschen Zeitung (30. August 2005) erscheint der Comic in einer 100.000 Auflage. NRW lässt sich diese Aktion 30.000 Euro kosten. Der Comic veralbert rechtsradikale Codes und klärt über ihre Bedeutung auf. Laut der Initiatoren soll er ein Gegengewicht zu rechtsradikalem Parolenmaterial liefern. Jetzt wartet man beim Innenministerium auf Resonanz aus den Schulen.

Das, was man im Comic sorgsam vermieden hat, eine Textwüste, findet sich auf der vergleichsweise ungelenk aufgemachten Homepage von Andi. Im Rahmen eines Preisausschreibens kann hier die Geschichte von Andi weitererzählt werden. Einsendeschluss ist der 31. Dezember 2005.

Ich bin mir sehr unschlüssig, was ich von dieser Aktion halten soll. Ich kann mir nur schwer vorstellen, dass der Comic tatsächlich die Jugendlichen erreicht, die es angeht. Vergleiche ich die Auszüge mit Beispielen, die in so mancher Buchhandlung ein jugendliches Publikum erreichen, scheint mir die Geschichte nicht ernsthaft genug zu sein.
Die Resonanz aus den Schulen interessiert mich auch. Und sollte die Geschichte ihr Ziel erreichen, kann ich nur sagen: Weiter so!

Freitag, 26. August 2005

Erwischt!

Filed under: Superhelden — Michael um 21:17

Spider-Man Marvel KnightsWieder hat sich ein Schauspieler gefunden, der einen Gastauftritt in einem Comic absolvieren musste. In der aktuellen Ausgabe Spider-Man #16 findet sich auf Seite 15 ein ganz besonderer Polizist: Nicholas Cage. (Vielleicht in Anlehnung an seine Rolle in 2 Millionen Dollar Trinkgeld. Das Gesicht ist unverkennbar, wenngleich er noch besser getroffen hätte werden können.)

Terry und Rachel Dodson
Langsam aber sicher halte ich dieses Duo, Zeichner und Inker, für Halbgötter. 😀
Die Frauen sehen zwar grundsätzlich so aus, wie Hefner sie sich ausdenkt in seinem Damen-ohne-Unterwäsche-Katalog. Aber darüber hinaus sind es Bombastbilder, die durch dieses Duo entstehen.
Ich gehöre ja zu denen, die Bilder mit fetten Outlines und feinen Innenlinien mögen. Bei den Dodsons kommt noch ein absolut sauberer Zeichenstil hinzu. Die Zeichnungen wirken, als seien sämtliche Linien mit einem Kurvenlineal gezogen.
Unbestreitbar ist, dass Terrys Stärken auch in Comic-Covern liegen. Selbst in den Geschichten selber kann er auf ganzseitige (oder doppelseitige) Grafiken nicht verzichten (kann er nicht mal eine Silver Surfer Story auf diese Art zeichnen?). Wenn Rächer und Fantastische Vier Spidey gemeinsam zur Hilfe eilen, dann kann ich nur ins Schwärmen geraten.

Spaß beiseite. Der Vierteiler Das letzte Gefecht (engl. The Last Stand) ist ein richtiger Comic-Knaller im besten Sinne des Wortes. Tolle Perspektiven und Bildausschnitte, satte Action, direkt ein Dutzend Fieslinge und eine gehörige Portion Überraschungen.
(Vergleiche ich die Action mit dem aktuellen Abschluss von Die Rückkehr von Superman, dann stinkt Jim Lee meiner Meinung nach ziemlich ab. Eigentlich schade nach seiner fulminanten Arbeit in Batman – Die neuen Abenteuer.)

Auch Terry Dodson und Rachel Dodson sind im DC Universum keine Unbekannten. Meiner Meinung nach war ihre Harley Quinn das Einzige, was diese merkwürdigen Geschichten gerettet hat. – Und die Darstellung von Harleys Gang, den Quinntets zeugt von einer gesunden Portion Humor. Na, und seine Poison Ivy ist wohl die schärfste Grüne abseits der Politik. 😀

Dienstag, 23. August 2005

Die Künstler: Dr. Ulrich Zeidler

Filed under: Die Künstler — Michael um 20:17

Wer Raumschiffe, Monster oder Innenausstattungen in Filmen sieht, hat sich bestimmt schon gefragt, wer eigentlich die Menschen sind, die all diese phantastischen Ideen haben.
In Deutschland gehört Dr. Ulrich Zeidler zu den Künstlern, die im Bereich Conceptual Art arbeiten und ihre Begabung auch bei Comics und Cartoons einsetzen.
Zu seinen Arbeiten, die in Deutschland zahlreiche Zuschauer gefunden haben, gehören die Entwicklungen des (T)Raumschiffes Surprise und vieler weiterer Details des beliebten Films. Dr. Zeidler war so freundlich, im Comicblog einige Fragen zu seiner Arbeit zu beantworten.

Comicblog: The Art Of Star Wars hat Sie nach eigener Aussage nachhaltig beeindruckt. Gibt es ein Bild aus diesem Band, das Ihnen bis heute in Erinnerung geblieben ist?

Dr. Zeidler: Mein erstes Art-of-Star-Wars-Buch war das Sketchbook zu Empire Strikes Back. Dort haben mich v.a. die technischen Entwürfe von Joe Johnston und Nilo Rodis-Jamero beeindruckt, die gleichzeitig sehr präzise und mit leichter Hand ausgeführt waren.

Comicblog: Comic und Cartoon gehören ebenfalls zu Ihren künstlerischen Fertigkeiten.
Wo sehen Sie hier Ihren Schwerpunkt? Eher humorvoll oder ernsthaft?

Dr. Zeidler: Im Bereich Comic liegt meine Leidenschaft eher bei den „ernsthaften“ Themen. Z.Zt. arbeite ich u.a. an einem Album eines französischen Szenaristen. Die Handlung ist in der Zeit des amerikanischen Unabhängigkeitskrieges angesiedelt.

Comicblog: Welche zeichnerische Arbeit hat Ihnen bis heute den meisten Spaß gemacht?

Dr. Zeidler: Im „kommerziellen Bereich“ wahrscheinlich die Astro Saga und z.T. auch das (T)Raumschiff. Ansonsten die Zeichnungen, die ich in meiner Kindheit gemacht habe, als ich noch nicht wußte, dass Zeichnen schwer ist 😉

Comicblog: Haben Sie ein künstlerisches Vorbild aus dem Comic-Bereich? Und was
gefällt Ihnen an den Arbeiten des Künstlers besonders?

Dr. Zeidler: MOEBIUS. Wegen seiner Klarheit und scheinbaren Leichtigkeit.

Comicblog: Wann werden wir wieder konzeptionelle Entwürfe von Ihnen auf der Leinwand oder im Fernsehen sehen können?

Dr. Zeidler: Ich hoffe sehr bald 😉

Comicblog: Welche zeichnerische Technik ist Ihnen die liebste? Tusche? Marker? Oder anderes?

Dr. Zeidler: Bleistift, klassisch und Computer (Painter IX und Photoshop CS2) in Verbindung mit einem Cintiq Tablet von Wacom.

Ich bedanke mich bei Dr. Zeidler recht herzlich für die Beantwortung der Fragen. 🙂
Unter www.ulrichzeidler.com gibt es weitere Einblicke in die Arbeiten des Künstlers. Allen Kunst- und Comic-Interessierten seien die Galerien ans Herz gelegt.

Montag, 22. August 2005

Tochter der Freiheit

Filed under: SciFi — Michael um 20:42

Tochter der FreiheitFreiheit. Alle Macht dem Volke. Demokratie. Der große amerikanische Traum. Belüg dich nicht selbst. Wir haben es schon versucht. Glaub mir, es funktioniert nicht. Du kannst dem Volk nicht trauen.

Diese Einstellung ist maßgeblich in dem Universum, in dem die Judges das Sagen haben. Diese Welt ist geprägt von sehr viel (auch merkwürdiger) Gewalt und sehr viel pechschwarzem Humor.

Manchmal gibt es eine Geschichte, die grafisch herausragend ist. Manchmal gibt es auch eine Geschichte, die aus den eigenen Regeln ausbricht und etwas Eigenes schafft. Die Geschichte um America, der Tochter der Freiheit, handelt zwar in Megastadt Eins, bedient sich dieses Universums, aber von den gewohnten Judge Dredd Geschichten ist sie meilenweit entfernt.

Die Erzählung ist sehr, sehr ernsthaft. Die kleine America wächst mit einem längst vergangenen Traum auf. Die Vereinigten Staaten bestehen nicht mehr. Wo Gerechtigkeit herrscht, kann es nicht auch noch Freiheit geben. Für die heranwachsende America und einige ihrer Freunde sind die Judges die Wurzel allen Übels. Als die Judges ihr das ungeborene Kind nehmen, gibt es für sie kein Zurück mehr. Der Schritt zum Terrorismus ist schnell gemacht.
Auch ihr Freund aus Kindertagen, Bennett Beeny, kann ihr nicht helfen. Seine Loyalität ihr gegenüber kostet dem aufstrebenden Sänger die Kehle.

Die Bilder sind nicht nur eine Pracht, sie zeigen auch sehr großes handwerkliches Geschick. Erfreulich ist, dass Pinselstriche zu erkennen sind, die so fein ausgeführt wurden, dass zusammen mit den Airbrush-Bestandteilen jede einzelne Seite sehr viel Zeit gekostet haben muss.
Zeichner Colin MacNeil hat in dieser 1990 gezeichneten Geschichte von John Wagner aus dem Vollen geschöpft. Sein gestalterischer Schwerpunkt liegt auf den Charakteren. Judge Dredd sah nie besser aus. America und Benny, das Liebespaar, das nicht zueinander finden kann, ist sehr gegensätzlich entworfen und läuft den Standardpärchen, die sich sonst in Comics finden, entgegen.

Die meist kleinen Ausschnitte, die es von Mega City Eins zu sehen gibt, reichen aus, um Atmosphäre zu schaffen. (Ein Judge, der einen kleinen Jungen kontrolliert, weil dieser sein Eis auf den Bürgersteig fallen ließ.) Dem entgegen stehend entfaltet die Freiheitsstatue, die gerade mal so hoch wie der Stiefel der Judge-Statue ist, eine ganz besondere Wirkung.

Gemäß der Welt, in der ein Judge Dredd regiert, ist der Schluss denn auch ungewöhnlich. Benny Beeny kann den Verlust seiner Freundin nicht verkraften. Drei Monate lang lässt er ihren Körper am Leben erhalten. Ihr Gehirn ist bereits tot. Da fasst er einen Entschluss. Er lässt eine Ganzkörpertransplantation durchführen. Am Ende steht Beeny in ihrem Körper auf der Bühne und erzählt allen die Geschichte von America.

Eine verdammt gute Handlung mit spitzenmäßigen Bildern! 😀

(Als Album im Bastei Verlag erschienen: Balladen aus der Mega-Stadt #1 – Tochter der Freiheit, April 1994)

Samstag, 20. August 2005

Frauenpower: Aeon Flux

Filed under: Comics im Film,SciFi — Michael um 23:12

Aeon FluxDie Zeichentrickserie Aeon Flux kann zwar nicht auf eine Comicserie als Basis zurückblicken, ihr grafischer Stil könnte diese Vermutung allerdings zulassen. Ich muss zugeben, die alten Experimental-Episoden in Liquid Television auf MTV haben mir nie so recht gefallen.
Mir war der Stil zu abstrakt und die Frau kam mir zu spinnenhaft vor. Außerdem musste sie stets zum Schluss sterben.
In ihrer eigenen Serie änderte sich das. Der Stil freilich änderte sich nicht. Wer Vergleiche anstellen möchte, wird zwischen Aeon Flux und Julie aus F.A.K.K. 2 gewisse Ähnlichkeiten entdecken. Ob diese beiden schlagkräftigen und hochgewachsenen Damen die gleiche Vorbildperson hatten?
Beides ist irgendwie Trash, wenig anspruchsvoll, Science Fiction Light mit großen Brüsten.

Charlize Theron, Oscar-Gewinnerin für ihre Rolle in Monster, gibt sich natürlich ähnlich spartanisch bekleidet wie ihr gezeichnetes Vorbild. Wäre die Vorlage nicht auf MTV zu sehen gewesen, hätte die Idee auch aus einem Manga herrühren können, denn ähnlich wie Matrix können auch hier japanische Anklänge nicht geleugnet werden.
Vielleicht ist es aber auch ein ganz klein wenig Matrix-Feeling, das beim Ansehen des Trailers zu Aeon Flux aufkommt – schließlich bediente sich Matrix nachträglich auch des Anime, so dass eine Art verspätete Verbeugung vor der Inspiration stattfand.

Eines ist sicher: Das mit seinen 90er Jahren beendete und das immer noch entstehende neue Jahrtausend sind Zeitalter der starken Frauen. Wer den Trailer sieht, wird an Serien wie Dark Angel oder Comics wie Dark Minds erinnert. Betrachtet man sich diese Konsequenz genauer, kann die nächste Comic-Verfilmung sich nur um eine Frau drehen, die ebenfalls in der Lage ist, alles kurz und klein zu hauen: She-Hulk! 😀

Wann ist ein Held ein Held?

Filed under: SciFi,Superhelden — Michael um 21:13

Der neue PatriotDie dunkle Seite des amerikanischen Traums untertitelt der Vierteiler Der neue Patriot. Superhelden, genetisch gezüchtet, wandeln sich vom Traum zum amerikanischen Alptraum. Die Götter werden zu Vorboten des nahenden Untergangs.

Die Menschen erwarteten einen Aufschrei der Empörung, als England 51ster Staat der USA wurde. Aber wir hatten es schon so lange in unserer Tasche, dass es wohl keiner so richtig merkte.

Die Welt befindet sich im Wandel. Unbemerkt sind die gezüchteten Helden zu einer Eingreiftruppe rund um den Globus geworden. Als die Geschichte auffliegt, wird die neue amerikanische königliche Familie, so die Yellow Press Bezeichnung für die Optimen, die Übermenschen, in Krisenherden zur Befriedung eingesetzt.
Die Psi-begabten Übermenschen gehen ihrer Aufgabe auch zuerst zur Zufriedenheit der Oberen nach. Doch es gärt, nicht nur weltweit, sondern auch im Volk. Fanatiker, rechts wie religiös, rotten sich gegen die Optimen zusammen. Die Proteste gegen die neuen Patrioten werden immer schlimmer.

Wenn man eine Patriotin ist, befindet man sich in einer merkwürdigen Situation. Ich meine, wenn man heiratet – wer trägt dann wen über die Schwelle?

Zusätzlich zur künstlichen Evolution sind Übermenschen auch sexuell nicht mehr einzuordnen. Als ein Homosexuellentreff von Fanatikern gesprengt wird, nimmt einer der Optimen furchtbare Rache. Der Niedergang des Projekts ist eingeläutet.

Die Konzeption dieser Geschichte ist herausragend, weil sie die Thematik des (Comic-)Helden auf sehr ernsthafte Weise aufgreift. Es greift die Frage auf: Ist jemand zum Helden geboren?
Die Antwort lautet: Nein. In dem 1989 erschienenen Comic wird das gängige Superheldentum auf sehr drastische Art entzaubert. Edelmut wurde nur bei wenigen Helden noch hochgehalten, sogar Superman hatte seine finsteren Momente, aber nur ganz, ganz selten waren die Helden so menschlich wie hier.
Eine ähnliche Atmosphäre findet sich aktuell bei den Ultimativen, ebenfalls eine staatlich kontrollierte Gruppe.
Während dort der Hulk wegen vielfachen Mordes (und weil er schon mal jemanden auffrisst) angeklagt wird, leiten die Optimen den kompletten Niedergang der USA ein.

Autor John Smith hat hier eine Geschichte geschaffen, die wirklich universell einsetzbar gewesen wäre. Sie hätte auf der Leinwand wie auch als Roman funktioniert, zumal der Comic mit Zeitungsartikeln und Interviews angereichert wird. So entsteht hier zeitweilig eine erzählerische Mischform.
Zeichner Jim Baikie arbeitete an Batman, Teen Titans und Judge Dredd. Der zeichnerische Stil ist skizzenhaft, hingeworfen wie mit Tusche und Farbmarker. Aber das genügt. Für den dokumentarischen Aufbau der Geschichte braucht es nicht mehr und es ist manchmal gut, dass sich ein Zeichner auch zurückzunehmen weiß.

Ich glaube an unser Land und unseren Staatenbund. Ich glaube, dass der Heilige Geist gleichzeitig der amerikanische Geist ist.

Die Geschichte geht mit den USA hart ins Gericht. Die politische Einstellung wird in dieser Science Fiction Geschichte (zw. 2047 und 2064) unverblümt kritisiert. Vor dem Hintergrund des letzten Golfkrieges und des gemeinsam geführten Angriffs der USA und England beweist das Szenario eine gewisse Weitsicht.

Unter dem Strich bleibt eine sehr vielschichtige Handlung mit sehr echten Helden, deren Geburt beinahe in einer Art weiteren Vietnam-Tragödie für die USA mündet. Daumen hoch. 😀

Donnerstag, 18. August 2005

Mysteriöses

Filed under: Mystery — Michael um 21:12

Das geheime DreieckAlte Legenden, Religion und undurchsichtige Organisationen haben schon immer die Phantasie von Autoren beflügelt. Ganz vorne weg spielt hierbei die katholische Kirche eine große Rolle.

Unlängst hat Dan Brown mit Illuminati eine wahre Welle von Verschwörungsgeschichten losgetreten. Dabei ist die Idee einer Kirche, die sich im geheimen Krieg mit sich selber oder anderen Organisationen befindet, nicht neu. Bereits der Bestseller Assassini griff eine ähnliche Thematik auf.

Wie diese Thematik, die freilich etwas unverfroren ist aus katholischer Sicht, auch eine spannende Graphic Novel ergeben kann, zeigt der Mehrteiler Das geheime Dreieck. Die Geschichte geht auf eine Theorie zurück (auch nicht eben neu), dass Jesus einen Bruder (Thomas) gehabt hat, der an seiner statt gekreuzigt worden ist. Ebenfalls greift es die Theorie eines weiteren Evangeliums auf, das nach der Kreuzigung von Jesus selbst verfasst wurde.
Jesus, der hier eine Familie, eine Frau, einen Sohn hat, ist hier gar zu menschlich, der seinen verräterischen und neidischen Bruder opfert, um weiterhin seine Lehre aus dem Geheimen verbreiten zu können.

Diese doch recht frei interpretierte Version verschiedener Theorien spart denn auch weitere Organisationen nicht aus, die bereits zu Lebzeiten von Geheimnissen umwittert waren: die Templer, Freimaurer und Katharer. So lässt es auch nicht den Ordensführer Jakob de Molay aus, der auf Geheiß von König Philipp verbrannt wurde. Wie in der Legende verflucht er Papst und König vor seinem Tod. Schlussendlich nimmt er hier auch das Geheimnis um das Testament des Narren mit ins Grab.

In der dritten und letztlich wichtigsten Zeitebene machen sich Gelehrte aus der Neuzeit, geheimnisvolle Kirchenvertreter auf die Suche nach den Fragmenten dieses geheimnisvollen Testaments. Natürlich geht diese Jagd wegen ihrer kulturellen Wichtigkeit nicht ohne Leichen ab.
Die Geschichte, die hier von Didier Convard in Szene gesetzt wurde, ist absolut spannend geraten und entspinnt sich wie ein Film, bei dem keine Szene verpasst werden darf, um am Ball zu bleiben. Besonders gefällt mir der doch recht langsame Aufbau der Handlung. Der Sprung zwischen den Zeitebenen ist zu Beginn gewöhnungsbedürftig, veranlasste mich jedoch dazu, die einzelnen Bände erst nach der letzten Seite beiseite zu legen.

Die Zeichnungen allerdings haben mich dann doch etwas enttäuscht. Die Cover-Bilder von André Juillard versprechen hier mehr als die eigentlichen Comic-Bilder bieten. Das ist recht schade, da es durchaus Comic-Alben gibt, die die abgebildete Qualität der Cover durchgehend halten.
Andererseits, und das hat mich wirklich erstaunt, waren mir die Zeichnungen nach den ersten Seiten ziemlich egal. Denn die Geschichte entwickelt eine solche Eigendynamik, dass die Bilder eher als Beiwerk erfasst werden. Man lernt die einzelnen Hauptfiguren zu mögen, auch die Zwielichtigen. Die lebendige Schilderung und die sorgsame Ausarbeitung der Details prädestinieren die Geschichte geradezu für eine Verfilmung. Es würde mich nicht wundern, wenn in der Rolle der Hauptperson Didier Mosèle sich Gerard Derpardieu auf die Leinwand wagen würde (den Obelix hat er ja bereits geschafft).

Wer mit Akte X und Illuminati etwas anfangen konnte, wird an Das geheime Dreieck bestimmt seine Freude haben. 🙂

Dienstag, 16. August 2005

Abenteuer Comic

Filed under: Mystery,SciFi — Michael um 20:31

Pharaon - Invasion der EisbergeEin unterhaltsamer Comic hat eine ähnliche Wirkung wie ein schöner Roman, oder – wer noch weiter zurückgehen möchte – wie ein Kinderspiel.
Gibt es hier jemanden, der sich keine Geschichten in seiner Kindheit ausgedacht hat? Ein paar Figuren in den Händen, eine olle Decke als Landschaft und schon entstand ein Abenteuer oder es wurde ein Abenteuer nachgespielt?

Für mich haben Abenteuer Comics oft den Anschein eines Kinderspiels. Und ich glaube, diejenigen, die hinter den Geschichten stehen, müssen sich einen guten Teil Kind bewahrt haben, um noch so erzählen zu können.

Ein schönes Beispiel dazu fand ich in Pharaon – Invasion der Eisberge. Eingangs erhält ein kleiner Cartoon-Eskimo eine Lieferung aufblasbarer Iglu-Bausteine – kein Witz! Zuerst muss er die Bausteine natürlich aufblasen. Später folgen diverse Zusammenbauversuche, weil die Bauanleitung fehlt. Erstaunlich, dass ein schiefer Turm dabei ist (Pisa lässt grüßen). Soll noch mal einer sagen, dass Comics nicht bilden. 🙂 Spaß beiseite. Wenig später setzt die Handlung recht ernsthaft ein. Pharaon, der beste Mann von C.O.B.R.A., muss als Meister der Gegenspionage häufig gegen Anti, der Terror-Organisation, antreten. Liest sich ähnlich merkwürdig wie ein Eskimo, der seinen Iglu aufbläst. 😀
Ich glaube, es ist kein Wunder, dass Pharaon in den Zeiten entstanden ist, als James Bond noch ein Kino-Ereignis war. Es ist wirklich gut, dass man als Leser nicht allzu viel auf solche reißerischen Beschreibungen gibt, denn der Comic hat nichts von alledem, sondern gibt es sich sehr ernsthaft und solide. So ist er letztlich eher so, wie Ian Fleming seinen Agenten in den Büchern konzipierte.

In Abenteuern begibt sich der Held meist an Orte, die etwas andersartiger, exotischer als gewöhnlich sind. Pharaon macht da keine Ausnahme. Das Reiseziel lautet Alaska und noch weiter hinauf ins ewige Eis. Der Stil ist sehr geradlinig. Das trifft auf die Geschichte selbst wie auch auf die Zeichnungen zu, die sich einreihen in Strichführungen wie in Comanche, Blueberry oder auch Dan Cooper.

Am Ende – und das ist wie aus dem Lehrbuch – endet die Geschichte wieder mit dem kleinen Cartoon-Eskimo, dessen fertig aufgeblasener Iglu durch den Sturm fortgeweht wird. Pharaon gestattet sich selbst ein Resumee:

Ja, er war wirklich der Größte und Beste. Ein Guter, wie er nur im Film oder in den Comics vorkommt.

Montag, 15. August 2005

Die Vergessenen

Filed under: Mystery,SciFi — Michael um 21:22

M. RexManchmal erscheint ein Heft-Comic auf dem deutschen Markt und dann – nix mehr! In besseren Fällen: Lange Zeit nix mehr.

Ein Paradebeispiel ist M.Rex von den Avalon Studios bzw. Image. Hierzulande erschien eine Ausgabe, danach war Sendepause. Sicher ist, dass mehr Bände erschienen sind, doch deutsche Ausgaben folgten keine mehr.
Die Geschichte ist nicht uninteressant. Rex ist ein Junge, der in dieser hochtechnisierten Welt unglaublich gut mit Maschinen und Technik umgehen kann. Joe Kelly und Duncan Rouleau zeichnen sich für den Text und die Bilder verantwortlich. Zweifellos ist die Geschichte recht gewöhnungsbedürftig und geht nicht so aalglatt herunter wie so manche Superhelden-Geschichte. Immerhin wird hier eine ziemlich umfangreiche Handlung geboten.
Vielleicht ging sie hier unter, weil sie so gegen den Strich erzählt wurde.

Ein anderes Beispiel, was mich persönlich ein wenig traurig stimmt, ist TELLOS. Nach zwei Ausgaben ward hierzulande nichts mehr davon gesehen, während andernorts (über’n Teich) viel mehr Bände des ersten Volumes erschienen und sogar einige Sonderbände. Hier hat Zeichner Mike Wieringo gezeigt, was er kann.
Diese klassische Fantasy-Geschichte hätte mittlerweile bestimmt bessere Chancen am Markt. Im Abklingen des HdR-Hypes und des Nahens des nächstens Hypes mit den Legenden von Narnia (Harry Potter nicht zu vergessen) könnten die Geschichten rund um Jarek, den Menschenjungen, und Koj, den Tigermenschen, sicherlich mehr begeistern. Die Darstellung ist sehr farbenfroh und steht dem ebenfalls bildgewaltigen Battle Chaser in nichts nach.

Schade, wer einmal englische Originale irgendwo sichtet, bitte Bescheid geben. 🙂

Gruseliges

Filed under: Cartoon,Selbst gemacht — Michael um 19:55

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