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Comic Blog


Mittwoch, 05. November 2025

HARRY DICKSON 3 – DER VAMPIR MIT DEN ROTEN AUGEN

Filed under: Mystery — Michael um 16:13

HARRY DICKSON 3 – DER VAMPIR MIT DEN ROTEN AUGENEBENEZER GRUMP, wegen seiner Missetaten nur als DER VAMPIR MIT DEN ROTEN AUGEN bekannt, zieht eine Blutspur durch Deutschland. Berlin, Hamburg, Hannover. Binnen zwei Jahren legt ihm die Kriminalpolizei 60 Morde zur Last. Als ihm der Boden in Deutschland zu heiß wird, wechselt er den Standort und begeht den Fehler, ausgerechnet nach LONDON zu reisen, wo ihn mit dem Privatdetektiven HARRY DICKSON ein unerwartet starker Gegner erwartet. Die Flucht geht weiter. EBENEZER GRUMP kehrt in die Heimat zurück, dicht verfolgt von HARRY DICKSON. Im beschaulichen HILDESHEIM endet die Jagd, und der Mörder gibt auf. Eines Tages erreicht HARRY DICKSON in LONDON eine ungewöhnliche Einladung. Er soll an der Hinrichtung des Unholds teilnehmen. Eigentlich sollte jetzt alles vorbei sein. Aber die Geschichte fängt gerade erst an…

Nach einer Romanvorlage des Schriftstellers JEAN RAY schicken DOUG HEADLINE (Autor), LUANA VERGARI (Autorin), ONOFRIO CATACCHIO (Zeichner) und HIROYUKI OOSHIMA (Farben) die Graphic-Novel-Fassung des amerikanischen Privatdetektiven (mit Wahlheimat LONDON) ins dritte Rennen im Kampf gegen das BÖSE. Wenn ein Mörder um sein Seelenheil fürchtet und von HARRY DICKSON verlangt, er möge dafür Sorge tragen, dass die Hinrichtung durch das Fallbeil auch tatsächlich durchgeführt wird, dann haben HARRY DICKSON und sein Assistent TOM WILLS es wirklich und wahrhaftig mit einem außergewöhnlichen Fall zu tun. Und in der Tat ist dies erst der Auftakt zu einer Hatz, die noch so manch befremdliches Ereignis nach sich ziehen wird.

VAMPIRE haben über die Jahrzehnte nichts von ihrer gruseligen Anziehungskraft verloren. Selbst nach dem Hype im noch jungen Jahrtausend kann den geneigten Leser eine gute Vampirgeschichte immer noch das Fürchten lehren. JEAN RAYs Roman LE VAMPIRE AUX YEUX ROUGES erschien 1933, ist also als Vorreiter innerhalb des Genres zu bezeichnen. DOUG HEADLINE und LUANA VERGARI adaptierten den Stoff und schufen daraus das Drehbuch für einen atmosphärisch ungeheuer dichten Gruselkriminalfall, der bis zuletzt ein Pageturner (Seitenumblätterer) bleibt. Die ganze Zeit über stellt sich die unausweichliche Frage: Ist der Unbekannte, derjenige, der hinter allem steckt, ein VAMPIR? Oder hält jemand HARRY DICKSON und TOM WILLS zum Narren?

Die Handlung durchläuft sechs verschiedene Kapitel und man darf sagen, dass diese sehr unterschiedlich ausfallen. Die Geschichte spielt mit Orten, Kulissen, auch Charakteren, die neue Fragen aufwerfen, neue Lösungen anbieten. Das deutsche HILDESHEIM bietet mit seinen Gassen, den alten Häusern, dem Gefängnis nebst Schafott schon eine Menge ordentliches Ambiente für einen wohligen Schauer. Doch es kommen noch ein paar Sahnehäubchen obenauf, denn allein bei diesen Settings bleibt es nicht, weit gefehlt! DOUG HEADLINE und LUANA VERGARI werden sich hier an den richtigen Stellen der Romanvorlage bedient haben. Und gleichzeitig die passenden Örtlichkeiten für die Fertigkeiten eines ONOFRIO CATACCHIO gefunden haben, weil der Zeichner daraus das passende Umfeld für das mysteriöse Abenteuer schaffen kann.

Die grafische Linie von ONOFRIO CATACCHIO ist sehr sauber, sehr klar, eine Technik, bei der jeder Strich sitzt. Die Qualität des Titelbildes setzt sich ebenso im Innenteil des Bandes fort. Die Kolorierung von HIROYUKI OOSHIMA auf dem Cover verfügt zwar über weitreichendere Schattierungen als der Innenteil, der Qualität tut das auf den Folgeseiten allerdings keinen Abbruch. ONOFRIO CATACCHIO hat HARRY DICKSON und TOM WILLS nicht nur durch einen deutlichen Altersunterschied voneinander getrennt, er hat dem amerikanischen Detektiv auch ein kantiges Äußeres beschert. Wäre die Pfeife nicht, HARRY DICKSONS beliebtes Utensil während seiner Fälle, wäre der mitunter in einem TRENCHCOAT auftretende Detektiv auch gut dazu geeignet, die Straßen von CHICAGO oder LOS ANGELES sicherer zu machen, ganz im Stile eines SAM SPADE oder PHILIP MARLOWE.

Im letzten Drittel wechselt der Schauplatz der Handlung (mehr wird nicht verraten), und mit diesem Wechsel erfolgt auch ein erfrischender Tausch der Kulisse. Alles wird noch düsterer, geradezu klassisch zu nennen. Selbst das, was im Jahre 1933 an Modernität existiert, gerät auf einmal ins Hintertreffen. Fast schon findet, wenn die Annehmlichkeiten des Alltags in den Hintergrund rücken, eine kleine Zeitreise in die Vergangenheit statt. Das gibt nicht nur den Grafiken, sondern auch der Handlung einen neuen Schwung für einen hervorragend spannenden Endspurt.

Ich bin begeistert. In Band 3 der Reihe HARRY DICKSON tritt der Detektiv als rundum starke Figur auf, deren Arbeit man als Leser mit Spannung verfolgt. Allein aus der Vorgeschichte, hier kaum mehr als ein Intro, würde andernorts ein komplett eigener Roman entstanden sein. Aufbauend auf diesen Informationen entspinnt sich ein Szenario, das sich dem offensichtlichen Grusel ebenso widmet wie der teils kranken Psyche, teils verlorenen Seele manches Charakters. Das klare Design ist schlichtweg schön zu nennen und nimmt den Leser auf leichte Art mit auf eine packende Reise durch eine schauerliche Krimihandlung. Beste Genre-Unterhaltung! 🙂

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Montag, 03. November 2025

TRAVIS 17 – TROCKENER REGEN

Filed under: SciFi — Michael um 19:22

TRAVIS 17 – TROCKENER REGENSTEVE TRAVIS und seine Partnerin LOUISE haben sich auf dem MARS eingerichtet. Wegen einer drohenden Klage wollen sie, so lange es keine Klärung gibt, den rechtlichen Schutzstatus auf dem MARS in Anspruch nehmen. Aber so richtig ernst meint es TRAVIS mit seinem Aufenthalt auf dem Roten Planeten nicht. Als sich eine Gelegenheit ergibt, dem Nachbarn der Erde den Rücken zu kehren, ergreifen TRAVIS und LOUISE die Gelegenheit.

Letztlich ist der Auftakt der Geschichte ein Nachhall des Vorgängers, sozusagen ein Startschuss für eine Neuausrichtung. Aber sie etabliert selbst für Neuleser die Hauptfiguren, einige Charakterzüge und Fertigkeiten und zeigt die Welt, in der sich STEVE TRAVIS und alle anderen bewegen. Wir schreiben zu Beginn das Jahr 2055. Reisen innerhalb des Sonnensystems scheinen eine gewisse Normalität erreicht zu haben. Technische Errungenschaften erleichtern das Leben, so auch in der Medizin. Zeit bleibt aber nach wie vor ein entscheidender Faktor, sei es bei Reisen oder bei der Heilung. So betrachtet, auf den ersten Blick, zeigt Autor FRED DUVAL eine schöne neue Welt. Der Aha-Effekt, so wie stets, kommt auf den zweiten Blick.

Nachdem der Einstieg in die Handlung geglückt ist, erfolgt ein Sprung ins Jahr 2056. TRAVIS ist auf der Erde angelangt, genauer im Königreich Dänemark, Jütland. Eine Trockenheit macht den Menschen zu schaffen, Süßwasser wird knapp. Großkonzerne bekriegen sich, Drogenkartelle mischen mit, sogar der Vatikan, emanzipierte Künstliche Intelligenzen versuchen ihren Teil vom Kuchen abzuschneiden, wenn nicht sogar den ganzen Kuchen zu kontrollieren. Und mittendrin diejenigen Menschen, die einfach mehr als nur überleben wollen. Aber immerhin gelernt haben, sich gegen derlei Machenschaften zu wehren. Menschen wie STEVE TRAVIS oder sein Kumpel VLAD NYRKI.

TRAVIS gehört ganz eindeutig zu den langlebigen Science-Fiction-Serien auf dem Comic-Markt (seit 1997). Mit Band 17, TROCKENER REGEN, ist nicht nur die jüngste Ausgabe der Reihe erschienen, sie ist gleichzeitig der Startschuss der 6. Zyklus. TRAVIS teilt sich ein Comic-Universum mit der Science-Fiction-Serie CARMEN MC CALLUM, beide sind aber unabhängig voneinander lesbar. Aber es ist für Fans natürlich durchaus interessant, Figuren hier und dort wiederzuentdecken. Auch hier fließen Infos ein, die erst einmal eher atmosphärisch sind (und neugierig machen auf die parallel laufende Reihe).

FRED DUVAL erzählt eigentlich zwei parallel laufende Geschichten, die sich, auf Wunsch des Autors zugunsten des Lesers, gegenseitige Erklärungen liefern und die dargestellte Welt transparenter werden lassen. An der einen, rund um TRAVIS, ist der Leser näher dran, es ist actionreicher, persönlicher. Die andere spielt mit aktuellen Verschwörungsmythen, Deep-State-Gedanken, insgesamt Vibes, die immer mal gerne in Thrillern auftauchen und hier blendend funktionieren.

CHRISTOPHE QUET, als Zeichner angetreten, hat einen einprägsamen Stil mit Wiedererkennungseffekt. Genauso ist hier ein filmisch erzogener Blick am Werk. Keine überzogene Kameraarbeit, Experimente hier und da, doch nicht so wild, dass der Leser den Überblick verlieren könnte. CHRISTOPHE QUET weiß, was funktioniert und arbeitet konsequent auf dieser Basis. Hier bleibt das Auge dran, wird schön geleitet. Atmosphärisch fein sind die handlungstechnischen Ausflüge zum Vatikan beziehungsweise nach Rom. Intrigen spinnen sich vor die Kulisse noch viel besser. Wenngleich es hierzu noch eine Steigerung gibt (wird hier aber nicht verraten, versteht sich). Farblich veredelt ein der Veteranen-Koloristen im europäischen Comic-Gewerbe, nämlich PIERRE SCHELLE, die Bilder. Der für die Farben verantwortliche Künstler war beziehungsweise ist an Serien wie GOLDEN CITY, ARCTICA, CARMEN MC CALLUM oder LADY SPITFIRE beteiligt. Er ist versiert am Werk, kann aber so richtig auftrumpfen, wenn es ein nächtliches Ambiente umzusetzen gibt, inklusive eines flammenden Infernos.

TRAVIS wird (ebenso wie CARMEN MC CALLUM) seine Fans haben, die Langlebigkeit der Serie ist einfach ein Beweis dafür. Ein ausgefeiltes Worldbuilding (so heißt das ja heute) sorgt für enormen Tiefgang und reichlich Spielfläche der Akteure. Und hier ist für jeden etwas dabei. Der Leser kann direkt Seite an Seite mit den Helden die Probleme angehen oder er kann von verstohlenem Blickwinkel aus Mäusschen spielen und die Intriganten gleichsam ausspionieren. Und kann so vorausahnen, was möglicherweise noch auf TRAVIS und seine Leute zukommt. Ein schöner erzählerischer Trick. Die grafische Umsetzung ist treffsicher auf die Handlung abgestimmt, transportiert und drängelt sich nicht in den Vordergrund. Starke, dichte Science Fiction mit Thriller- und Action-Elementen. Top! 🙂

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Sonntag, 02. November 2025

ZORRO – DIE LEGENDE LEBT

Filed under: Thriller — Michael um 14:23

ZORRO - DIE LEGENDE LEBTMEXIKO. Die Menschen erinnern sich an die Zeiten, als ein schwarz gekleideter und maskierter Rächer ihnen gegen die Unterdrücker beistand. Und welcher Tag könnte dazu besser geeignet sein als der TAG DER TOTEN, dem lateinamerikanischen Feiertag schlechthin. Der Platz ist voller Leute. Sie alle freuen sich über die Darbietung eines Schaukampfes, in dem sich DIEGO DE LA VEGA alias ZORRO und der spanische HAUPTMANN MONASTERIO bekämpfen. Das Degenkreuzen währt nur kurz, denn ZORRO, ein Meister der Klinge, besiegt den uniformierten Unhold. Heiter bleibt es nicht lange, weil ein Sieg über Unterdrücker, selbst ein nachgestellter, den Verbrechern ein Dorn im Auge ist. EL ROJO, der örtliche Gangsterboss des Drogenkartells, will diese Provokation nicht so stehen lassen und macht kurzen Prozess mit dem falschen ZORRO. Diese Lektion werden zwei kleine Kinder, die Geschwister ROSA und DIEGO nicht vergessen. Jeder auf seine Art…

Wenn SEAN MURPHY sich einer Geschichte annimmt, wird etwas Besonderes daraus. Ob PLOT HOLES, TOKYO GHOST (der Riesenmegaüberklopper!), seine BATMAN: WHITE KNIGHT Umsetzungen sind grafische Zuckerstückchen und ein Hingucker für Fans von ausgefeiltem Comic-Design. Nun also: ZORRO – DIE LEGENDE LEBT. SEAN MURPHY transportiert die Legende dieses mexikanischen Urhelden in die Gegenwart. Während aus der kleinen ROSA eine Fahrerin für das Kartell geworden ist, starb etwas in ihrem Bruder DIEGO. Aber als das Böse in gewissem Sinne zurückkehrt, eine Tragödie sich zu wiederholen scheint, verändert sich DIEGO. Etwas in ihm erinnert sich an die Legende und so zieht ein auferstandener maskierter Rächer, nebst Pferd TORNADO und Fuchs BANDIDO, gegen die Verbrecher zu Felde.

SEAN MURPHY erzählt die Geschichte eines jungen Mannes, der Zuflucht in einer Fantasie sucht, aus ihr Kraft bezieht, um sich seinen Ängsten zu stellen. ROSA ist damit überhaupt nicht einverstanden, sie fürchtet vor allem anderen um das Wohl ihres Bruders. Ein Degen gegen Knarren? Das kann nicht gutgehen! Ganz platt ausgedrückt. Aber seltsamerweise hat diese Verwandlung DIEGOS einen enormen Effekt auf seine Umgebung und schenkt Mut und Hoffnung. SEAN MURPHY erzählt also nicht einfach bloß einen Thriller, da sind noch einige Details unter der Oberfläche, ohne die eine gute Geschichte heutzutage nicht mehr auskommt.

Nun ist SEAN MURPHY aber auch der grafische Gestalter dieses, ganz nebenbei, fetzigen Action-Knallers. Und ZORRO ist eine Heldenfigur, die ACTION braucht, die ACTION lebt. Nun, wie gestaltet sich eine Figur, die mit einem Degen kämpft und gegen Gangster mit Maschinenpistolen antritt? Einfallsreich! Artistisch. Aufregend anders als gewöhnlich. Ich mag die Blickwinkel, wie SEAN MURPHY das mexikanische Flair überträgt, sehr respektvoll übrigens, wie er eine Szene orchestriert, ganz gleich, ob sie eher statisch ist und zum Aufbau der Charaktere beiträgt oder ob sie rasant abläuft, in bester Blockbuster-Manier.

SEAN MURPHY arbeitet teils mit feinsten fragilen Linien, stellt diesen mitunter schwere schwarze Schatten gegenüber und erzeugt insgesamt häufig Bilder mit starker Tiefe. Seine Figuren sind idealisiert, nah am Realismus, aber stilistisch auf den ersten Blick erkennbar. Seine Figuren sind Typen, die Gangster eindeutig an filmische Pendants angelehnt, vor allem einer ragt dabei heraus, sieht er doch aus wie die Comic-Variante von DANNY TREJO (und wird in der Geschichte auch TREJO genannt). Allerdings hat SEAN MURPHY auch hier seine eigene idealisierte Version geschaffen, denn sein TREJO ist ein wahrer Berg (während das Original doch eher von normaler Größe ist) und gleichzeitig eine Fassung, wie sie in Filmen und Serien niemals so jung und agil gewesen ist. Aber das ist Comic, da dürfen Anpassungen der Realität stattfinden.

Wer SEAN MURPHYS Arbeiten kennt und mag, wird diesen ZORRO lieben. Im Originaltitel, ZORRO: MAN OF THE DEAD, schwingt der Umstand mit, dass sich dieser ZORRO am Tag der Toten in Mexiko, EL DIA DE LOS MUERTOS, zurück unter die Lebenden wagt und das Böse bekämpft. Starke Zeichnungen, spannungsreich und emotional erzählt, ein echter Kracher und Tipp für Fans amerikanischer moderner Thriller! 🙂

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Dienstag, 07. Oktober 2025

GOLDEN CITY 15 – TAG DES GRAUENS

Filed under: SciFi — Michael um 16:04

GOLDEN CITY 15 - TAG DES GRAUENSEin ganz normaler Tag in GOLDEN CITY. Die Stadt der Reichen, die in ihrer zweiten Version den Sprung ins All geschafft hat, verfolgt aus der Ferne, wie die Politik die Probleme der Menschen auf der Erde bestimmt. Drei Milliarden Menschen sind im Jahre 2070 von Unterernährung bedroht. Eine Konferenz soll helfen, für diese und weitere Katastrophen, Rückschläge in der Entwicklung der Menschheit Lösungen zu finden. Auf GOLDEN CITY ist hingegen alles eitel Sonnenschein. Es mangelt an nichts, es gibt keine Kriminalität, die Wettersimulation liefert stets die für die Bewohner angenehmsten Verhältnisse. In dieser Situation naht die Katastrophe. Allen Vorwarnsystemen zum Trotz rast ein Meteorit mit Lichtgeschwindigkeit auf GOLDEN CITY zu. Nicht wird den Einschlag verhindern können…

Eine neue Bedrohung für die goldene Stadt im All entschließt sich am TAG DES GRAUENS, das Leben der Bewohner dieser exklusiven Wohnstätte auf den Kopf zu stellen. HARRISON BANKS, Industrieller, steht der goldenen Stadt vor und kann zunächst nur selbst zuschauen, wie all die wunderbaren Sicherheitsmaßnahmen des (eigentlich ist es in erster Linie nichts anderes) gigantischen Raumschiffs versagen. Es ist in der bisherigen Geschichte nicht die erste Bedrohung, mit der sich GOLDEN CITY auseinandersetzen muss, aber diesmal ist es eine neue und völlig andere, denn der Angreifer ist nicht menschlich.

DANIEL PECQUEUR beschreibt als Autor eine Menschheit, die es technisch weit gebracht hat. Gesellschaftlich ist sie kaum weiter gekommen, als es wir, die Leserschaft, auf dem Stand des Jahres 2025 sind. Damit gibt sich DANIEL PECQUEUR in dieser Geschichte kaum ab. ACTION ist dieser Serie alles andere als fremd, doch hier liegt eindeutig ein Schwerpunkt auf Aktion und einem bislang unbekannten Rätsel. Nämlich: Wie kommuniziere ich mit einer außerirdischen Intelligenz? Vor allem: Was ist, wenn diese gar nicht kommunizieren will? Es aber augenscheinlich könnte?

DANIEL PECQUEUR hantiert also einerseits mit der Panik seiner Akteure, andererseits mit dem Umstand, am Leben bleiben zu wollen. Denn GOLDEN CITY ist zwar groß und hält einiges aus, doch lange nicht alles und in Raumschiff bleibt ein Raumschiff und im Weltall ist so twas im gezeigten Jahre 2070 immer noch ein fragiler Gegenstand. Und um das zu zeigen, greifen Zeichner-Veteran NICOLAS MALFIN und PIERRE SCHELLE (Kolorist) ein. Hoch technisiert, wie diese gezeigte Welt nun einmal ist, haben sich die beiden Comic-Künstler bisher außerordentlich mit den unterschiedlichsten technologischen Arten beschäftigen können. Fahrzeuge stehen hierbei ganz groß im Kurs, interessant ist aber auch im Kleinen. Das Titelbild von TAG DES GRAUENS gibt ein sehr schönes Beispiel dazu her. Nicht menschliche Sicherheitskräfte sind es, die HARRISON BANKS beschützen, vielmehr handelt es sich um Roboter, die sogar an wichtigen Punkten menschlichen Lebens eingesetzt werden. Man vertraut ihnen so weit, dass ihnen fraglos Waffen in die mechanischen Hände gedrückt werden.

Ich mag den sehr technischen Zeichenstil von NICOLAS MALFIN sehr, weil er perfekt zum Setting der Serie passt und mich in keiner der Folgn enttäuscht hat. Was hier an futuristischen Ansichten aufgefahren wird, dürfte keinen Science-Fiction-Fan enttäuschen. Hier verbindet sich klassisches Design, bekannt von Buchcovern der 1970er, 1980er Jahre mit modernsten Einflüssen aus unserer Dekade. Seine Figuren entsprechen dieser Stilrichtung nicht ganz. Seine Art sie zu zeichnen, könnte als europäische Manga-Art eingeordnet werden. Im gut 25jährigen (!) Bestehen der Serie habe ich keine Werke anderer Zeichner, die dem in dieser Form ähneln. Fein ist ein Attribut, das auf die Zeichnungen passt, fragil ebenso.

Über allem ragt das kräftige Farbschema von PIERRE SCHELLE hinaus. Starke Kontraste, stark gesetztes Licht, knallige Farben, die selbst bei dunkleren Szenen nichts zu verstecken versuchen, ganz im Gegenteil jede Einzelheit deutlich hervorheben. Das findet sich nicht unbedingt in allen Graphic Novels so. Im Zusammenspiel mit den Zeichnungen von NICOLAS MALFIN stützt das den nach wie vor ziemlich einzigartigen Look der Reihe.

So darf Science Fiction nicht nur sein, so MUSS sie sein! Insgesamt durchdacht, von der Gesellschaft, den Orten, den Charakteren. Auf diese haarklein gezeigte, detailversessene Kulisse baut eine Geschichte auf, die in Band 15, TAG DES GRAUENS, der Reihe GOLDEN CITY, sogar fast ohne Vorwissen genossen werden kann. Man könnte es sogar als Start eines neuen Zyklus interpretieren, aber der Aufbau ist so geschickt, dass es ebenfalls als alleinige Episode stehen bleiben kann. Unter dem Strich, starke, tolle SciFi von einem dreiköpfigen Erfolgsteam! 🙂

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Samstag, 13. September 2025

CRIMINAL – DELUXE EDITION Band 1

Filed under: Thriller — Michael um 16:43

CRIMINAL – DELUXE EDITION Band 1Männer sind Schweine! Sie hat es früh gelernt. Mit der ersten Spritze voller Heroin, dem Angriff, der erzwungenen Operation, dem Verlust. Es spielt keine Rolle, ob die Kerle zu den harten Brocken gehören oder den aus dem Leim gegangenen Waschlappen. Am Ende wollen sie von ihr nur eines. Was sie immer wollen. Inzwischen ist sie nicht mehr hilflos. Sie hat eine Knarre. Und benutzt sie, wenn ihr einer der Typen auf die Pelle rückt. Und sie lernt die Bentzung anderer Waffen, naturgegebenen. Und je mehr sie lernt, desto tiefer taucht sie ab…

Gangster werden von ED BRUBAKER (Autor) und SEAN PHILLIPS (Illustrator) todernst genommen. Einige Zeit waren Gangster Witzfiguren. Brutal, durchtrieben, gar nicht mal dumm, aber sie waren in Comics eher Karikaturen. ED BRUBAKER und SEAN PHILLIPS tauchen tief ein ins kriminelle Leben, nehmen den Leser mit zu den Jobs der Halunken, hin zu ihren Glaubenssätzen, Richtlinien, ihren Vorlieben, ihren Beziehungen, ihrer Szene, ihrer Welt abseitig der unseren, hinter den Kulissen. Diese Gangster sind dreidimensional, fassbar, nachvollziehbar in ihren Motiven, man kann sie teilweise sogar mögen.

In einer Welt, in der es nie so richtig hell werden will, die Sonne nicht wirklich den Durchbruch schafft, sich das Leben im Zwielicht abspielt, kann niemand dem oder der anderen wahrhaftig trauen. Los geht es mit FEIGLING. Dieser Gangster nimmt nie eine Schusswaffe mit zur Arbeit. Und er ist derjenige, der den Job überlebt. Das hat ihm einen gewissen Ruf eingebracht. Der steht bei Leuten, die keine Skrupel haben, Cops zu erschießen, nicht zum Besten. ED BRUBAKER und SEAN PHILLIPS haben mit dieser Geschichte einen HEIST-MOVIE auf Comic-Seiten gebannt. Wer derlei Geschichten kennt, weiß, dass so ein krummes Ding bei der besten Planung in die Hose gehen kann. Mehr noch, wenn ein paar Falschspieler das Feld zu ihren Gunsten aufmischen wollen.

Und plötzlich ist da einer, der keine Waffe in die Hand nehmen wollte, der es nun doch tun muss, weil die anderen ihm keine Wahl lassen. Weil ihm Loyalität wichtiger ist. Und alles könnte klappen, gäbe es nicht ein paar wirkliche Monster in der Unterwelt, denen Ehrbegriffe absolut fremd sind. Das ist von ED BRUBAKER in schönster FILM-NOIR-Manier erzählt, mit der Wucht eines MICHAEL-MANN-Thrillers. Man darf als Leser das Elend kommen sehen, ist so nahebei neben der Hauptfigur, dass man ihm zuflüstern möchte: He! Pass doch auf, Mann! Allerdings ist man auf seine Plätze verbannt und so nimmt das Verhängnis nicht nur sprichwörtlich seinen Lauf. Pures Drama!

TRACY ist ein harter Typ in der zweiten Geschichte, BLUTSBANDE. Er weiß es, andere wissen es und wer noch nicht so weit ist, lernt ihn kennen. Unter der stählernen Oberfläche befindet sich ein zerrissener Typ, da ist eine gewisse Moral, nicht viel. Wirklich nicht viel. Manchmal lässt er etwas zurück, das auch von einer Bestie zurückgelassen werden könnte. Wer sich in seine Welt begibt, muss damit rechnen, auf das Übelste traktiert und schlussendlich getötet zu werden. In dieser Welt gibt es Rechnungen, aber kein Mitleid. Verständnis schon eher. Wenn ähnliche Bahnen sich kreuzen. Dankbarkeit erfährt TRACY deswegen noch lange nicht. (Wer genau aufpasst, wird in TRACYs Geschichte einen alten Bekannten wiederentdecken!)

ED BRUBAKER sucht sich immer einen neuen Charakter und lässt ihn auf das Geschehen los. In BLUTSBANDE wie auch den nachfolgenden Stories findet sich eine Figur, die den Leser spüren lässt, dass dieser Charakter nicht so auf die Welt gekommen ist. Mies, schlecht, verdorben. Aber jetzt sind sie da, wo sie sind und sie haben sich damit arrangiert. Sie arbeiten ohne Gewissen, eher nach einem Kodex wie TEEG in WOLF UNTER WÖLFEN. Oder sie tun alles, um zu überleben, mit Körpereinsatz oder Knarre wie in DAS WEIB. Meistens ist Überleben das einzige, was ihnen bleibt. So betrachtet erzählt ED BRUBAKER nicht nur über eine sehr raue, lebensfeindliche Welt, er schildert sie auch bar jeder Hoffnung. Diese Figuren sind über das Ausgestoßensein weit hinaus.

In dieser verzweigten und doch in sich geschlossenen Welt, aus einer bestimmten Sicht vielleicht sogar eine Art Vorhölle braucht eine stilistische Darstellung, die dem Ganzen nicht die Ernsthaftigkeit nimmt, sondern diese noch unterstreicht. SEAN PHILLIPS zeigt uns einen reduzierten Stil, reist auf der Spur von Kollegen wie MIKE MIGNOLA (in frühen Jahren) oder FRANK MILLER. Oder wie DARWYN COOKE in PARKER (Ausschau halten nach der MARTINI EDITION!). Oder BRAHM REVEL. Er erfasst die Realität, aber mit einer ordentlichen Portion Expressivität. Beim Betrachten der Bilder fühlt man sich, vorausgesetzt derlei ist bekannt, an schwarzweiße Krimis erinnert, aus der düsteren Periode Hollywoods. Aber auch an jene expressiven Bildgewalten, die mit Filmen wie METROPOLIS einhergingen.

Nein, CRIMINAL ist nicht schwarzweiß angelegt, dennoch könnte es in dieser rein Licht-oder Schatten-Mystik funktionieren. Farben wirken hier ergänzend, verstärken Stimmungen, erhöhen die Wirkung des Schwarzweißen. Licht wirkt selten befreiend, denn zumeist fehlt ihm die Kraft, ist es Nachtbeleuchtung. Ein Brand blendet fast, die Lichter auf einem Streifenwagen spenden einen Funken Hoffnung. Oder sind ein eher finsteres Versprechen wie der leuchtende Schriftzug über einer Bar.

SEAN PHILLIPS hat diesen forschen Strich, als fehle die Zeit, genauer zu arbeiten, als müsse er den Moment erfassen. Gleichzeitig hat er sich einen filmischen Blick angeeignet. Man sollte annehmen, jeder Comic-Künstler habe sich dieses Können erarbeitet, aber weit gefehlt. SEAN PHILILIPS hingegen beherrscht diesen speziellen Look. Natürlich wird er, wenn er schon in diesem Genre arbeitet (und es ist nicht sein einziger Ausflug auf diesem Gebiet), sich mit den Techniken vertraut gemacht haben. Wie sieht der klassische Gangsterfilm aus? Und unter dem Strich geht es mehr in die Richtung eines FRENCH CONNECTION als eines MALTESER FALKEN. Es gibt keine Übertreibungen. SEAN PHILLIPS zeichnet ganz normale Leute. Seine Gangster könnten Abbilder echter Menschen sein. CRIMINAL lässt den Leser auf diesem Weg verdammt nah ran!

Episch und fühlbar. So kommt CRIMINAL daher. Es ist eine Erzählweise, die in knallharten, ungekünstelten Krimis und Thrillern gerne verwendet wird, nah an den Charakteren, nah am Geschehen, nah an der jeweiligen Umgebung. Wenn kein Blatt Papier mehr dazwischen passt und die Welt echt wirkt, packt sie dich. Das ist ED BRUBAKER und SEAN PHILLIPS mit CRIMINAL gelungen! Diese Krimis sind heute schon selbst ein Klassiker! 🙂

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Samstag, 23. August 2025

LUSTIGES TASCHENBUCH PHANTOMIAS COLLECTION 1

Filed under: Cartoon — Michael um 14:27

LUSTIGES TASCHENBUCH PHANTOMIAS COLLECTION 1Wer ist PHANTOMIAS? Diese Frage treibt die nicht nur DAGOBERT DUCK und DONALDS NEFFEN um, auch die Polizei möchte das Geheimnis gelüftet wissen und folgt den Spuren bis zu einer geheimnisumwitterten Villa. Hier offenbart sich alsbald, wer der vermeintliche Schurke ist, als das Gebäude in die Luft fliegt und der demaskierte Halunke gleich mit ihm. Entgegen einier Erwartung ist es nicht DONALD DUCK. Der darf sich vorerst freuen, muss er sich doch keiner weiteren Verdächtigungen erwahren. Ganz im Gegenteil. Durch die Hilfe von DANIEL DÜSENTRIEB entsteht schnell ein neues Versteck, und die Hilfe entfleucht dank einer Tablette aus dem Gedächtnis. Der in ENTENHAUSEN allseits bekannte Erfinder weiß nichts mehr von den technischen Tricks, die er im Keller von DONALD DUCK eingebaut hat. (Und im Auto, nicht zu vergessen.)

Die im Auftaktband enthaltenen Geschichten stammen aus den Lustigen Taschenbüchern 41, 44, 57, 102 sowie aus ULTIMATE PHANTOMIAS 1 und 2. PHANTOMIAS wurde 1969 erfunden. Sein Zeichner damals war GIOVAN BATTISTA CARPI (*1927, †1999), Italiener und einer der ganz Großen seines Fachs. Jene erste Geschichte von PHANTOMIAS, DIE VERWANDLUNG, macht auch im ersten Band der PHANTOMIAS COLLECTION den Anfang. DONALD DUCK gewinnt eine Villa. Das hört sich bei diesem Pechvogel unglaublich an und nicht weniger misstrauisch reagieren seine Neffen, als er ihnen von seinem Gewinn erzählt. Selbstverständlich hat es ein Missverständnis gegeben, aber DONALD ist nicht bereit, einen Schritt zurückzutreten und die fälschliche Annahme des Gewinns einzugestehen.

DONALD, der so oft Geschundene, der Unglücksrabe, will auch einmal Glück haben und ist bereit, dieses zu verteidigen, erst recht, als er herausfindet, wer der ursprüngliche Besitzer der Villa einst gewesen ist. Dieser führte nämlich in der VILLA ROSA IM ROSENHAIN ein geheimes Doppelleben und gar nicht mal allein, war an seiner Seite, ebenfalls maskiert, DETTA VON DUZ als PHANTOMIME. Mit spitzen Öhrchen und in ein charmant rotes Catsuit gekleidet. Zu Beginn seiner neuen Karriere ist DONALD selbst weniger an Gerechtigkeit interessiert als vielmehr an Rache. Sein Umfeld hat ihm, seiner Meinung nach, böse mitgespielt, Leute wie DAGOBERT DUCK oder GUSTAV GANS. Da muss man sich einfach revanchieren.

Interessant ist nicht nur, wie sich seine Einstellung zum Heldendasein mit der Zeit wandelt, interessant ist außerdem, wie DONALD DUCK seinen Charakter verändert, sobald er das Kostüm überstreift. Seine Neffen halten ihn mehr oder weniger für einen Nichtsnutz, DAGOBERT DUCK erteilt ihm zwar Aufgaben, doch so recht auf seine Fertigkeiten vertrauen, will er dennoch nicht.

DONALD hingegen mutiert in Verkleidung zu einem selbstbewussten, äußerst findigen Erpel, der flink ist, planen kann und seinen Mit-EntenhausenerInnen stets (meistens) einen Schritt voraus ist. Ist es die Chance, die den Erpel verändert? Ist es eine schlummernde, gespaltene Persönlichkeit? Fakt ist, DONALD DUCK wirft seine Präsenz als ewiger Versager und Faulpelz ab, sobald ihm die Verkleidung und die technischen Voraussetzungen zur Verfügung stehen (die Gadgets, s.u.). Leider ist der Einfluss auf DONALDS sonstiges Leben eher mau.

DAGOBERT DUCK ist natürlich ein Zielobjekt von PHANTOMIAS, eigentlich jeder, der den Maskierten für seine Ausnutze will. Die einen wollen an ihm verdienen, indem sie Kids mit PHANTOMIAS-Kostümen versorgen (wie KLAAS KLEVER). Andere brauchen einen Superhelden für ihre Zaubertricks, um endlich an den legendären Glückszehner von DAGOBERT DUCK zu gelangen (so wie GUNDEL GAUKELEY). DAGOBERT DUCK selbst stellt eine lebensgroße Puppe des PHANTOMIAS in seinem Wachsfigurenkabinett aus, damit die Besucherzahlen in die Höhe schnellen. All das missfällt dem selbsternannten RÄCHER DER SCHWACHEN.

Mit der Zeit werden die Geschichten verschachtelter (wie in PHANTOMIAS UND DIE »SCHLAFENDE SCHÖNE«). Aus einem Szenario, in welchem DONALD DUCK sein Haus zu verlieren droht, weil es an KLAAS KLEVER verkauft werden soll, wird sogar die Auflösung eines Diebstahls. Und er wird immer sympathischer und gerechter, wenn er beispielsweise OMA DUCK zu Hilfe eilt oder sich mit den PANZERKNACKERN anlegt. Da sahen die Anfänge etwas knorriger aus. Wären heute noch Szenen denkbar, in denen DONALD DUCK einen Hund auf die Straße wirft oder seinen Neffen mit dem Teppichklopfer droht?

Ein besonderer Teil von PHANTOMIAS sind natürlich seine Gadgets, seine technischen Spielereien, die es ihm ermöglichen eine Aufgabe zu erfüllen oder aus der Bredouille zu entkommen. Natürlich gab es zu diesem Zeitpunkt schon Vorlagen wie JAMES BOND oder FANTOMAS (der selbst von den Geschichten um den britischen Agenten inspiriert war). Da konnten GUIDO MARTINA und ELISA PENNA kaum daran vorbei, das Eine oder Andere aufzuschnappen. Obwohl kaum denkbar ist, das dort jemals Boxhandschuhe an Stahlfedern befestigt aus den Armlehnen eines Sessels schossen. Aber all diese überzogenen Ideen, das fliegende Auto von DONALD DUCK, die Sprungstiefel, das Geheimversteck und vieles mehr, machen einen Riesenspaß!

Der Auftakt zur vierteljährlich erscheinenden Reihe PHANTOMIAS COLLECTION! ACTION gehört oft zu den Abenteuern des Enterichs. Die Abenteuer von PHANTOMIAS gehören wohl zur schönsten Variante. Viel Abwechslung, viele Ideen, ein DONALD DUCK, der über sich hinauswächst, von einigen der besten Zeichner abgeliefert. Top! 🙂

Lustiges Taschenbuch, Phantomias Collection 1: Bei Amazon bestellen.
Oder im Egmont Shop.

Mehr Infos unter: http://www.lustiges-taschenbuch.de/
Coverabbildung ©2025 Egmont Ehapa Media/ Disney

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Montag, 18. August 2025

SAGA 12

Filed under: SciFi — Michael um 10:02

SAGA 12Familienleben kann schon unter gewöhnlichen Umständen und im Frieden nicht ganz problemlos sein. Auf der Flucht und im Untergrund kann es für die Beteiligten extrem schwieirg und belastend sein. ALANA fühlt sich als MUTTER verantwortlich, kümmert sich um den Schutz ihrer beiden Kinder HAZEL und KNAPPE, verpflegt sie, hält Ausschau nach Bedrohungen, während sie ihrer Arbeit als Chief der Sicherheit nachgeht. Das scheint insgesamt ihr Ding zu sein, und sie macht ihren Job gut. Gleichzeitig bemerkt sie nicht, wie ihr die Situation langsam entgleitet. Wie HAZEL eine neue Freundin findet und von der sich nicht sagen lässt, ob sie vertrauenswürdig ist oder nicht. Sie bemerkt nicht, wie sehr KNAPPE mit sich und seiner Abstammung kämpft und damit beginnt, die Dinge auf seine Art mit sich selbst auszumachen. Wenn dann noch Liebe ins Spiel kommt, fängt es sich wirklich an, sich zu verkomplizieren. Und ALANA und ihre kleine Familie sind beileibe nicht die einzigen mit Problemen…

Wie soll man jemandem beschreiben, der noch nie damit in Berührung gekommen ist? Wer Fantastik mag und den Klassikern anhängt, kennt vielleicht den ZAUBERER VON OZ. Oder BEETLEJUICE. Man stelle sich diese Stories in ein Weltraumsetting versetzt vor, inszeniert von Regisseuren wie SAM RAIMI und TIM BURTON. Vielleicht noch ein Soap-Elemente und ein paar Häppchen von PLATOON oder APOCALYPSE NOW hinzugesetzt. Das wird eine wilde Mischung, und genau das ist SAGA. Eine wilde Mischung. Zum Staunen. Zum Augenreiben. Schmunzeln. Spaßhaben. Mitleiden.

Neben den Kreaturen, die zwischen gruselig und putzig gestaltet sind oder ganz einfach leichtabgewandelte Menschen (mit Hörnern oder Flügeln beispielsweise), beeindruckt es, wie sehr aktuelle schwere Themen, die uns tatsächlich heutzutage betreffen, von BRIAN K. VAUGHAN mit leichter Hand, unaufdringlich in die Geschichte eingeflochten wurden: Krieg, queeres Lieben über die Völkergrenzen unterschiedlichster Planeten hinweg, Rassismus, Machtgier, Unterdrückung. Wie kommen Kinder mit einem Leben in einer solchen Umwelt klar? Wie wachsen sie auf? Wie verarbeiten sie all die Eindrücke? Am Beispiel von ALANAS Sohn KNAPPE, eigentlich ein Adoptivkind, funktioniert es nicht sehr gut, während HAZEL, die leibliche Tochter, besser damit umzugehen versteht, aber nicht restlos gut.

HAZEL ist die Erzählerin der Geschichte, primär eine Familiengeschichte und gleichzeitig das zweite große Thema: Wie kommt eine Familie in Zeiten des Krieges und der Flucht klar? BRIAN K. VAUGHAN arbeitet mit Themen, die dem Leser passieren könnten und bei all der Fremdartigkeit mancher Wesen in SAGA, sind sie doch alle im Kern überaus menschlich. Das ist der Trick.

FIONA STAPLES, die Illustratorin ist die zweite Hauptverantwortliche des SAGA-Erfolgs. Ihre Technik nimmt den Faden von BRIAN K. VAUGHANS einfühlsamer Erzählung auf. Sie ist ganz großartig darin, selbst kleinste mimische Andeutungen umzusetzen und so ein sehr hohes Level von grafischer Erzählung zu erreichen, im Prinzip ein rein optischer Subtext, der ganz wunderbar ohne Worte zu verstehen ist und wer mit grundlegenden menschlichen Gefühlen versehen ist, wird sie ohne jede sprachliche Barriere lesen können.

Kurios, würden die einen sagen. Abgefahren, würden es die anderen nennen. Die Lebewesen in SAGA folgen nicht den extraterrestrischen Leitlinien anderer Weltraumabenteuer. Heutzutage ist es gang und gäbe ein möglichst realistisches Bild Außerirdischer zu beschreiben, zu malen. Auf der Leinwand, in Büchern. Comic war da immer etwas anders, leichter, oft auf Monströsitäten ausgelegt. SAGA bietet eine ebenso naive wie auch spaßige Sicht auf andere Wesen, wie die JETSONS auf Speed, ein LSD-Blick auf Hund und Katze. Kein Scherz, denn ein Corgi mit durchsichtigen Insektenflügeln oder eine überdimensionale Nacktkatze, die Aussagen von Wahrheit und Lüge zu unterscheiden vermag, sprechen eine deutliche Sprache.

Und da hört es ja nicht auf. Hier sind die Akteure in einem Zirkusraumschiff unterwegs (und, ja, es sieht wirklich nach einem riesigen Zirkuszelt mit Schubdüsen aus; es gab sogar einmal einem Ruamschiffbaum). Planetar fliegen in der einen Umgebung Haie durch die Luft (SHARKNADO lässt grüßen), andernorts warten Blutmotten auf Selbstmörder, die sich auffressen lassen wollen. Das wird zwar nur erwähnt, aber angesichts all der Eindrück in SAGA fängt automatisch das Hirnkino anzu rotieren.

In der zwölften Folge und kein bischen müde! SAGA von BRIAN K. VAUGHAN und FIONA STAPLES ist ein comicaler Volltreffer. Die Geheimzutat ist die Tiefe der Figuren, die den Leser wirklich an sich zu ziehen wissen, obwohl sie nachgewiesenermaßen Comiccharaktere sind. Na, klar, sollte man jetzt sagen, aber es sind die vielen Besonderheiten, die eher zu einem AHA einladen. Es ist schon eine Kunst, ein Volk, deren Köpfe Bildschirme sind, Gefühle ausdrücken zu lassen. Ja, sie können Bilder auf den Mattscheiben zeigen, aber meistens verzichten sie darauf. Haltung, Gestik, Situationen werden von BRIAN K. VAUGHAN und FIONA STAPLES so gestaltet und erzählt, dass die jeweiligen Gefühle fassbar, nachvollziehbar sind. Auf die übrigen Figuren, fantastisch designt, trifft das erste recht zu. Ja, es ist ein Weltraumabenteuer, eine Space-Soap, aber vor allem ist es perfekte Unterhaltung! 🙂

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Freitag, 15. August 2025

DAS ENDE EINER SCHLACHT

Filed under: Meldungen — Michael um 16:31

OBELIXS REVENGEManchmal gibt es Szenarien, an die will man nicht gleich denken. Der allseits beliebte kleine Gallier durfte bereits in Realverfilmungen antreten, wurde gespielt von Christian Clavier, Clovis Cornillac oder Guillaume Canet. Sei großer, hinkelsteintragender Freund bleibt unvergesslich (und sehr treffend) dargestellt von Gérard Derpardieu. Aber was der RMCV Channel auf Youtube präsentiert, geht weit über diese Umsetzungen der Comics hinaus: OBELIX’S REVENGE. Eine bemalte 3D-Skulptur zeigt einen wahren Giganten nach einer fürchterlichen Schlacht gegen die Römer, begleitet von seinem getreuen kleinen Hund (der auch nicht gerade zimperlich mit den Invasoren umgegangen ist, vielleicht hat er auch Zaubertrank bekommen). Das ist einen Blick wert, zumal auch ausführlich auf die Entstehung dieser Figur eingegangen wird (Link): OBELIX’S REVENGE von RMVC auf Youtube.

Dienstag, 12. August 2025

GANNIBAL

Filed under: Comics im Film — Michael um 14:49

GANNIBALEin Dorf im japanischen Nirgendwo. Abgelegen. Isoliert. Schwer erreichbar. Der örtliche Polizist ist erschüttert. Allein, verzweifelt, macht er sich auf den Weg zum Grundstück und Anwesen der Familie Goto, einem über die Gegend herrschenden Clan. Die Gotos betreiben ein Sägewerk und stellen somit den größten Arbeitgeber. Jedermann scheint auf die eine oder andere Weise von ihnen abhängig zu sein. Was hat den Polizisten derart aufgerüttelt, dass er mit gezogener Pistole vor dem Haupthaus der Familie erscheint und sich in wüsten Anklagen verliert?

Eine Serie über Menschenfresser. Das ist nicht einmal ein Spoiler. Der Zuschauer weiß sehr schnell (wegen des Polizisten): Hier geht etwas Furchtbares vor! Hier geht etwas nicht mit rechten Dingen zu! Hier ist etwas ganz und gar nicht normal! Basierend auf einer Manga-Serie ist die gleichnamige TV-Stream-Serie entstanden, in zwei Staffeln erzählt, so dramatisch wie horrormäßig und in seinen insgesamt 16 Folgen verdammt spannend von Anfang bis Ende.

Um das Szenario glaubwürdig erscheinen zu lassen, bedarf es einer entsprechenden Atmosphäre. Aus der (nach einer verstörenden Anfangssequenz) putzigen Wohlfühlatmosphäre des knuffigen Dorfes fernab jeglicher Metropolen bei der Ankunft des neuen Polizisten DAIGO AGAWA und seiner kleinen Familie (seine Frau Y?KI und seine kleine Tochter MASHIRO) entwickelt sich sehr rasch eine fühlbare Bedrohung. Zwar freundlich von den Dorfbewohnern, insbesondere vom Bürgermeister, empfangen, kippt das Bild sehr bald, als die Familie sich nicht so einfügt, wie es scheinbar von ihnen erwartet wird. Die GOTOS schütten auf ihre Art zusätzliches Öl ins Feuer.

Eines Nachts verschwindet die kleine MASHIRO aus dem Familienhaus. Ihre Mutter ist aufgelöst, hat das Mädchen doch sowieso schon mit einem Trauma zu kämpfen und spricht seither kein Wort. Der Vater, der als Polizist nicht unschuldig am Zustand seiner Tochter ist, ahnt nicht, dass jemand (oder etwas) das Mädchen bereits gefunden hat. Aber MASHIRO stellt eine Verbindung her und entgeht einem furchtbaren Schicksal (vorerst jedenfalls).

Es sind solche Szenen (oder näher auf den Inhalt einzugehen) und andere, die den sanften Grusel schüren, die mit Urängsten spielen (nämlich gefressen zu werden) und den Horror im Kopf befeuern. Neben einer sehr ausführlichen Charakterentwicklung, die den Zuschauer nah heranholt, bietet das Menschenfresserszenario auf der anderen Waagschale das Gegengewicht zum sanften Grusel. Doch damit nicht genug. Reale Gewalt bannt den Zuschauer ebenso. Die GOTOS sind nicht nur in der Wahl ihrer Mittel zimperlich, sie haben zudem vor der Staatsmacht keinen Respekt. Selbst wenn ein polizeiliches Einsatzkommando anrückt, bleiben sie unbeeindruckt und setzen sich brachial zur Wehr.

Durchbrochen wird die Handlung in der Gegenwart durch einen Rückblick in eine jahrzehntealte Vergangenheit. Nicht weniger dicht als zuvor erzählt, erfährt der Zuschauer hier, woher der Zustand des Dorfes und der Familie GOTO rührt und wie all der Hass und die Abgründe in dieser Gegend Fuß fassten. Das ist teilweise nichts für schwache Nerven (und wieder einmal darf man sich wundern, in welchen Filmen Kinder mitwirken, und in welchen Szenen, die sie sich selbst noch lange nicht allein ansehen dürfen).

Okay, es ist Horror. Nicht immer ist unter dem Label Horror auch wirklich Horror verborgen. Hier schon! Ein starkes Setting, tolle Hauptdarsteller, eine fabelhafte Erzählung, ein verdammt heftiges Monster (ja, es ist eines!) und eine Spannungsschraube, die von Episode zu Episode weiter angezogen wird. Eine echte Ausnahmehorrorserie. Wer dergleichen mag, kommt hier so was auf seine Kosten! (Abrufbar auf Disney+.) 🙂

Montag, 23. Juni 2025

EDENWOOD

Filed under: Horror — Michael um 10:14

EDENWOODManche Kriege sind weit weg. Dieser hier tobt in EDENWOOD, einer Welt jenseits jener von Menschen bewohnten Erde. Hier bekämpfen sich DÄMONEN und HEXEN. Brutal, gnadenlos. Die HEXEN schicken ihre Heere und ihre Einzelkämpfer gegen die dämonischen Horden. Wer hier fällt, den erwartet ein noch schlimmeres Schicksal als der Tod. Also, falls man auf der anderen Seite lebt, jener der Menschen, sollte man sich tunlichst von EDENWOOD fernhalten. ELIAS, ADELAI, LUPE, RION, PEA-WHEE, LEXINGTON halten sich an einem See, rund eine Meile von unsichtbaren Grenze nach EDENWOOD auf, als PIP, ADELAIS Hund, ausbüxt. ADELAI versucht das Hündchen wiederzufinden. Und damit nimmt das Schicksal seinen Lauf, denn EDENWOOD wächst …

TONY S. DANIEL hat sich zum Autorenstar in der amerikanischen Comic-Szene gemausert. Dort ist er sehr stark bei DC in Erscheinung getreten, wo er mit seinen Geschichten hier und da ordentlich etwas umgekrempelt und sein illustratorisches Talent unter Beweis gestellt hat. Mit dem und seinen Einfällen in anderen Comic-Universen lässt sich mit Fug und Recht behaupten, dass seine kreative Ader in unterschiedlichen Welten und Genres neue Ansätze zu finden vermag. Und so verhält sich auch mit seinem ganz eigenen Projekt EDENWOOD, wo er als Autor und Zeichner in Personalunion agiert.

EDENWOOD balanciert auf dem Grad zwischen HORROR und FANTASY. Beides dringt nicht in die Realität ein, steht nur vage mit ihr in Kontakt. Es ist mehr ein Rückgriff auf den WIZARD OF OZ, eben Dorothys Reise in dieses merkwürdige Reich, oder auch der Fall von ALICE ins WUNDERLAND. Hier geraten die Kids nach EDENWOOD. Und da ist auch schon ein Unterschied. Die Kids wissen über EDENWOOD Bescheid. Sie wissen von DÄMONEN und ähnlich wie Kids in manchen HORRORFILMEN, wissen auch diese hier wieder alles besser und wagen sich extrem nah an die Grenze in ein Land ohne Wiederkehr heran. Schlecht für die Kids, gut für den Leser, denn TONY S. DANIEL hält sich nicht lange mit Vorgeplänkel auf. Er wirft die Kids ins kalte Wasser, und dann sollen sie schwimmen.

Letzteres bedeutet: Kampf ums Überleben. Auf der Suche nach ADELAI landet RION plötzlich mitten im Winter, hat seine erste Begegnung mit einem Gefallenen (der eine furchtbare Wandlung durchmacht), trifft seinen ersten DÄMONENKILLER, BASTILLE, und befindet sich kurz darauf in Sichtweite einer Armee, deren Auftritt so überhaupt nicht glorreich ist. In EDENWOOD, einem Landstrich der USA, das DÄMONEN und HEXEN sich über die Landesgrenzen von vier Bundesstaaten einverleibt haben, ist keine der beiden Seiten den Menschen wirklich wohl gesonnen. Und ganz so unkompliziert, wie es sich zu Beginn anhört, ist das alles nicht. Es gibt kleinere Rückblicke, es gibt Seitenwechsel, Verwandlungen, Veränderungen. TONY S. DANIEL flippt die Handlung ordentlich herum und hält den Ball am Laufen. Die Spannung soll hoch, hoch, hoch gehalten werden.

Man bleibt als Leser dran, weil die Grafik ein echter Klopper ist, platt ausgedrückt. TONY S. DANIEL liefert die Zeichnungen, die ohne Übertreibung wirklich stylisch zu nennen sind. Da ist er technisch auf Augenhöhe mit einem PAUL PELLETIER, (dem leider verstorbenen) MICHAEL TURNER, DAVID FINCH, JIM LEE oder einem CLAY MANN. Ein Neuling ist TONY S. DANIEL nicht, angesichts seines Alters (Jahrgang 1977) steigt er sogar langsam in die Comic-Veteranenliga auf. Figuren sind von einer leicht überirdischen Realität. Man könnte auch sagen: Etwas zu schön, um wahr zu sein. Auf der anderen Seite lebt das amerikanische Showbusiness von eben dieser Illusion. Das soll auch keine Kritik sein, denn es ist nun mal ein Comic!

Richtig besonders wird es, wenn TONY S. DANIEL sich DÄMONENKILLER, HEXEN, DÄMONEN sowieso und VAMPIRE (ja, die auch!!!) ausdenkt. Dann schlagen aber noch zwei weitere Künstler zu. EDENWOOD fasst fünf Hefte zusammen. Für Heft 1 koloriert JAY DAVID RAMOS, für die Hefte 4-5 ist LEONARDO PARIAROTTI für die Farbgebung verantwortlich. Und da geht der Knaller richtig los, weil das, was schon auf dem Cover zu sehen ist, nahtlos innen fortgeführt wird. Das ist Kolorierung mit allergrößter Liebe zum allerbesten Bild. Hier wollte man augenscheinlich einen Weltenlook kreieren, und das ist auf ganzer Linie gelungen!

Ein Fest fürs Auge, ein Fest für Dark-Fantasy- und Horror-Fans, ein Fest für Comic-Freunde, die mal in ein völlig neues Universum geschickt werden wollen! Erzählerisch voller Wendungen, einfallsreich, farblich ein Kracher, nichts für schwache Nerven (ist eben Horror dabei!). Wer in die Richtung comic-interessiert ist, legt hier eine Punktlandung hin! 🙂

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