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Comic Blog


Donnerstag, 16. März 2006

Der siebente Code

Filed under: Abenteuer,SciFi — Michael um 21:40

Yoko Tsuno 24 - Der siebente CodeDas in gefährlichen Abenteuern erprobte Team mit Yoko, Vic und Knut ist zum Amazonas aufgebrochen. Die drei folgen einer Einladung zu einem Schachturnier. Yoko ist außerdem in Begleitung ihrer Tochter Morgentau, die von ihrer Mutter auch sogleich ins nächste Abenteuer mitgerissen wird.
Dabei fängt alles so harmlos an. Sicherlich, Emilia, die Tochter ihres Piloten ist ein richtiger Tausendsassa und fliegt bereits mit 14 Jahren wie der Teufel. Klar, die Entführung von Vic und Knut stand auch nicht auf dem Plan. Auch die Gräfin, eine alte Bekannte von Yoko, ist in diesem Fall nur für eine Menge Ärger gut. Und Rasputin kann eine echte Nervensäge sein.

Als Yoko versucht, ihre Tochter wieder zu finden, schlittert sie immer tiefer in ein Abenteuer, mit dem sie in diesem Teil der Welt einfach nicht rechnen konnte. Tief im Dschungel befindet sich eine alte Fabrik, deren Zweck zunächst unbekannt ist. Je mehr Yoko und ihre Freunde jedoch erfahren, umso mehr wird deutlich, wie sehr ihr Abenteuer zu einem guten Ausgang gebracht werden muss, soll nicht eine riesige Katastrophe ihr aller Ende bedeuten.

Die Technik und überaus exakte Zeichnungen waren von jeher ein Markenzeichen der Serie. Roger Leloup ist ein herausragendes Beispiel für die frankobelgischen Comickünstler. Details werden hier keinem Zufall überlassen. Fahrzeuge jeglicher Art, Gebäude, Hintergründe, stets hinterlassen die Bilder einen filmischen Eindruck. Der optische Augenschmaus mischt sich bei Yoko Tsuno mit phantastischen Einflüssen, die stets mit großer Fingerfertigkeit in die Realität eingebunden werden. Seien es gruselige Elemente, Science Fiction oder auch Thriller-Anteile, immer verbindet sich die technische Raffinesse der Wirklichkeit mit den Ideen von Leloup aufs Trefflichste.
Für mich hat die Serie ein gleich bleibendes hohes Niveau und auch der vorliegende Band Der siebente Code reiht sich nahtlos in diese feine Comicserie ein.

Die Geschichten um Yoko Tsuno ziehen Elemente so heran, dass eine Handlung nie vorhersehbar wird. Was im 24. Band als Auftakt zu einem privat organisierten Schachturnier im Amazonasgebiet beginnt, wird alsbald zu einer Geschichte, die tief in die Vergangenheit greift und später phantastisch und beinahe apokalyptisch wird. Eine uralte Fabrik tief im Dschungel erhält durch die Handlung den Anschein eines verwunschenen Tempels und auf gewisse Weise haust in ihm auch ein furchtbarer Gott – ein Vergleich, der gar nicht so weit hergeholt ist. (Mehr soll nicht verraten werden, aber ein, zwei bestimmte Science Fiction Geschichten kennt, wird diesem Vergleich sofort zustimmen.)

Im Gegensatz zur Technik haben Leloups Figuren in der Yoko Tsuno Reihe stets etwas Puppenhaftes. Sie sind weit davon entfernt jenes übermenschliche Aussehen zu haben, was sich in vielen Comics seit zig Jahren findet. Ich finde sie sehr menschlich gelungen, obwohl sie etwas Künstliches haben. Künstlich heißt jedoch nicht, dass sie unsympathisch sind: Das Gegenteil ist der Fall. Ähnlich wie der Leser es zum Beispiel von Tim und Struppi her kennt, zieht Yoko Tsuno einen großen Teil des Charmes (den die Geschichten wahrhaftig besitzen) aus ihren wirklich liebevoll angelegten Charakteren. Selbst neue Figuren, wie die der draufgängerischen 14 Jahre alten Emilia, wachsen einem schnell ans Herz.
Die zeichnerische Darstellung der Menschen hat sich etwas verändert. Sie ist nicht mehr so glatt wie früher. Wer die Bilder aus den ersten Alben mit dem des aktuellen Bandes vergleicht, wird den Unterschied schnell sehen. Es ist immer noch Leloup, aber gereifter, man könnte auch sagen: Yoko ist erwachsen geworden. (Angesichts ihrer Tochter kein abwegiger Gedanke.)

In der Reihe findet sich immer ein, na, ich nenne es einmal Betthupferl. Das ist häufig etwas ganz Besonderes. In diesem Fall ist es der Zar. Das kleine Fluggerät, irdischen Ursprungs diesmal, erinnert an die technischen Errungenschaften des Volkes von Vinea. Vielleicht ist es Leloups eigene Hommage an sich selbst. Das ist natürlich reine Spekulation. Trotzdem ist es schön zu sehen, dass Leloup bei Liebe zum Detail bestehender Technik sich immer noch die tollsten Vehikel selbst ausdenkt und diese so echt konzipiert, als hätten sie tatsächlich eine Werkshalle verlassen.

Spannung, Abenteuer, und das von der ersten Seite an, technische Finessen und eine Handlung, deren Verlauf nicht vorhersehbar ist: Comickultur vom Feinsten. Comicleser, was willst Du mehr? 😀

Samstag, 13. August 2005

Außerirdisches

Filed under: SciFi — Michael um 21:29

Ein AußerirdischerDas Bild des Außerirdischen ist ziemlich unterschiedlich im Comic dargestellt.
Der Kosmi
Eines meiner frühesten Bilder ist das des Kosmi. Dieses Männlein, einer Kreuzung aus Äffchen und Hamster nicht unähnlich, gehört zur friedfertigen Sorte seiner Spezies. Sein Roboter, eine Art Beschützer und eine Mixtur aus Taschenlampe und Staubsauger auf vier Beinen, ist schon etwas aggressiver.
Es ist eine kleine, sehr lieb erzählte Geschichte. Der Zeichenstil ist durchaus vergleichbar mit den alten Fix und Foxi oder auch Pauli. Kosmi kommt, wie kann es anders sein, aus dem frankophonen Sprachraum. Sein Vater ist der 1937 geborene Wallone Roland Goossens. Angeblich fand er seine Muse bei der Armee, wo er damit begann, Akten mit lustigen Figürchen vollzukritzeln.
Ich habe den Kosmi mal wieder hervor gekramt. (Comics sind auch ein wenig stimmungsabhängig, glaube ich. Nach handfesten Aliens steht mir momentan nicht der Sinn.) Das ist so lustig harmlos. 😀

Mischa
In eine ähnliche putzige Kategorie mit ebensolchen putzigen Außerirdischen fällt Mischa mit seinem kleinen Team. Wenn er den Extraterrestrischen begegnet, die lediglich ein düsenbetriebener Kopf sind, dann treibt das die Veralberung der Fremden wirklich auf die Spitze. In Ermangelung anderer Methoden sich zu wehren, beißt so ein Außerirdischer einem schon mal in die Nase. Richtig gut wird es allerdings, wenn der Leser sogar einen außerirdischen Ehekrach verfolgen darf.
Überhaupt werden in Mischa die E.T.s gerne auf das Nötigste reduziert. Mischas Begegnung mit dem blauen Mann gehört wohl mit zu den besten Cartoon-Comedys, die es gibt. Wie er damit beginnt, den blauen Mann (dessen Kopf einfach ein blauer Ball ist) zu ärgern, nur um Forschungsergebnisse zu erzielen, ist einfach zum Rumkugeln. (Aber nicht zuviel davon nehmen, sehr viele Kalorien und mancher verträgt den Alkohol nicht. 🙂 )

Die Pichelsteiner
Eigentlich residieren die Pichelsteiner ja in der Steinzeit, was bei waschechten Steinzeitmenschen nicht ungewöhnlich ist. Aber eines Tages landet ein metallischer Außerirdischer, der Englisch spricht. Da Englisch in der Steinzeit nicht verstanden wird, verleiht der Fremde seinen Forderungen mit Blitzen aus den Augen ziemlichen Nachdruck. Dieser E.T. ist aber auch fies. Er piesackt die Steinzeitleutchen und lässt es sich auch nicht nehmen, ähnliche Gelüste wie King Kong an den Tag zu legen, als er Petra, die Schwester der Pichelsteiner, vernaschen will.
Ich habe diesen Außerirdischen nie gemocht. Ein Roboter, einen Terminator für Kinder, liefert keine gute Figur. So bleibt dieser Außerirdische auch recht blass und charakterlos.

Yoko Tsuno
Die Begegnung Yokos mit den Vinetanern hat ihre ganz eigenen Qualitäten. Yoko war ein Comic-Meilenstein für mich und ich finde immer noch, dass diese Reihe von Roger Leloup zu den ganz besonderen Comics gehört. Möglicherweise gehören die Vinetaner äußerlich zu den Einfallsloseren (sie sind einfach nur blau und blond – nein, sie haben nicht zuviel rumgekugelt), aber ihre Technik spinnt ein Geflecht von Ideen um sie herum, dass die vielen bunten Lichter in Unheimliche Begegnung der dritten Art total verblassen lassen. Man könnte Leloup ein wenig Technikverliebtheit vorwerfen, aber gerade diese Ernsthaftigkeit in einer doch eher abenteuerhaften Comic-Serie macht ihren Charme aus. Als kleiner Leser habe ich mit großen Augen davor gesessen und als großer Leser schaue ich auf die vielen Details und habe immer noch große Augen.

Trigan
Mit einem Comic des für mich bombastischen Don Lawrence möchte ich den kleinen Reigen schließen. Die künstlerische Ausführung ist hier freilich eine ganz andere. Interessant ist trotzdem die Tatsache, dass der gute Don auch auf blaue Außerirdische zurückgriff. Hier waren sie ausnahmsweise sehr böse und Bewohner eines Nachbarreiches, dessen Land durch einen Meteoreinschlag ausgelöscht werden sollte. Na, das ist recht verniedlicht ausgedrückt. Die Trigan-Geschichten kamen zwar stets sehr vereinfacht im Sinne einer SciFi-Soap daher, aber hier ging es um Abenteuer, Intrigen und Krieg. Das Reich Trigan war immer irgendwie in Gefahr. Die Darstellung der Technik und die modische Optik der Akteure schwankte zwischen den Ideen eines H. G. Wells und der Optik eines italienischen Sandalenstreifens. Aber es besaß Charme, das ist für mich die Hauptsache. Lawrence hatte zu der Zeit noch nicht zu seinem Perfektionismus gefunden, trotzdem arbeitete er schon photorealistisch.

Nicht von dieser Welt
Diese Außerirdischen machen in der Summe richtig Spaß. Natürlich gibt es noch sehr viel mehr. Von Predatoren und Aliens gar nicht zu reden. Aber das ist mir heute, wie gesagt, viel zu ernsthaft. 😀