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Comic Blog


Mittwoch, 05. September 2007

Fables – Märchenhafte Liebschaften

Filed under: Mystery — Michael um 19:21

Fables 3 - Märchenhafte LiebschaftenJack hat Amerika erreicht. Aber er wählt die falsche Seite. Als der Bürgerkrieg ausbricht, denkt er, er kann die Geschichte zu seinen Gunsten nutzen, doch das Schicksal hat sich gegen ihn verschworen.
Schließlich führt ihn seine Reise zu einer kleinen Farm, die vom Krieg auch nicht verschont geblieben ist. Hier glaubt er, er könne sich an den Resten schadlos halten. Zu Jacks Überraschung lebt noch eine junge Frau hier, die allerdings zu schwach ist, um noch etwas auszurichten.

Der Tod ist bereits auf dem Weg zu ihr. Jack überlegt sich etwas – jedoch geht er dabei nicht sonderlich intelligent zu Werke.
Klickety Klack! Rein in den Sack!
Sobald der Tod verschwunden ist, erfüllen sich Jack vielfältige Männerwünsche. Doch eine Welt ohne Tod – in der fehlt doch etwas?! Kann das gut gehen? Die Antwort lässt selbst Jack sprachlos werden.

Eines Tages kommt ein Mann namens Tommy Sharp zu Mr Wolf. Es war nur eine Frage der Zeit, wann jemand von außerhalb auf die kleine Enklave Fabletown aufmerksam werden würde. Leider wollte niemand, dass es sich dabei um einen quirligen Reporter handelt, der seine ganz eigene Auffassung von dem Grund für die Langlebigkeit der Bewohner von Fabletown hat.
Vampire!

Was für die Leute um Mr Wolf, den Sheriff dieser Gemeinde, wie ein dummer Witz wirkt, ist für Sharp vollkommener Ernst. Sicherlich würde eine Geschichte über Vampire in der Weite anderer Geschichten des National Enquirer und anderer Blätter untergehen. Doch die Wesen, die einmal die Märchen der Menschen bevölkerten, wollen das Risiko nicht eingehen. Die Lösung lautet Erpressung.

Hinter den Kulissen von Fabletown gärt es.
Was führen Bluebeard und Goldilocks im Schilde? Was hat Prince Charming mit den Informationen vor, die er durch die Mäusepolizei zu erhalten glaubt? Und warum finden sich Wolf und Snow White plötzlich mitten in der Wildnis wieder, ohne zu wissen, wie sie dorthin gekommen sind?

Mit Fables – Märchenhafte Liebschaften wird ein neues Kapitel der märchenhaften Exilanten aufgeschlagen. Autor Bill Willingham schreibt Episoden unterschiedlicher Länge und kann in den Formaten der Kurzgeschichte wie auch des längeren Comic-Romans überzeugen. Die Andersartigkeit des Szenarios und die ungewohnten Charaktere, die sich in den realen Ereignissen und der Gegenwart wieder finden, ziehen den Leser – in diesem Falle mich – gleich von Beginn an hinein. Eine Überraschung jagt die nächste, Gewalt, Action, Humor lösen einander flink ab, so dass keinerlei Längen entstehen.

Mark Buckingham, Lan Medina und Linda Medley haben die zeichnerische Federführung übernommen. Durch sie erhalten die Figuren ein deutliches Profil, in dem bekannte Gestalten wie der böse Wolf, Prince Charming und Snow White herausragen.
Die Umsetzung variiert immer ein wenig. Linda Medley schafft wohl den deutlichsten Sprung in der Ausführung. Ihre Zeichnungen sind in der Tat der Thematik angemessen und wirken sehr kindlich, werden aber auf ihre Art auch der erzählten Geschichte gerecht.

Die Eingangsgeschichte mit dem berühmten Jack, der durch die Bohnenranke, die ihn zum Himmel brachte, zu einem guten Leben gelangte, ist klar strukturiert gezeichnet. Der Realismus ist jedoch verklärt, weshalb die Schockeffekte erträglich sind.
Realistisch, wie aus Superheldengeschichten gewöhnt, sind die übrigen Episoden, in denen alleine der persönliche Geschmack entscheidet, was einem besser gefällt.

Hier, wie auch in den folgenden Episoden, spielen die Inker eine maßgebliche Rolle, indem sie den Zeichnungen ihren Stempel aufdrücken. Die Farbgebung ist eher schlicht und hat keinen hohen Schwierigkeitsgrad. Dies ist im Sinne der besseren Lesbarkeit aber auch vertretbar, denn eine sehr ausgefeilte Kolorierung würde die Seiten mitunter auch überladen wirken lassen.

In diesem gelungenen Fantasy-Ansatz können besonders Einfälle gefallen, die ein wenig schnuckeliger sind. Der Einsatz der Mäusepolizei ist einfach toll. Nach einigen wenigen Bildern ist einem das Team aus Polizist und Maus ans Herz gewachsen. Die Dramatik der folgenden Szenen wird dadurch noch größer. Später, als der Sergeant echte Ratten mit Fable-Tieren verwechselt, zeigt auch, wie sehr die Figuren mit der echten Welt zu kämpfen haben – hier sogar im wahrsten Sinne des Wortes, denn ein kleiner Mensch ist für die Ratten kein Grund zum Staunen, sondern eher ein willkommener Leckerbissen.

Fantasy einmal anders, geradewegs aus unseren klassischen Märchen frisch in der Realität angekommen. Die neue Umgebung bekommt den Märchenwesen dank Erzähler Bill Willingham sehr gut. Wer es im Comicbereich mit einem frischen Einfallsreichtum zu tun haben möchte und Märchen einmal anders erleben möchte, könnte hier seinen Lesespaß haben. 🙂

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Mittwoch, 28. Dezember 2005

Der letzte Vorhang

Filed under: Superhelden — Michael um 21:11

Der spektakuläre Spider-ManEin Friedhof im Winter, Weihnachten. Peter Parker besucht das Grab seines Onkels Ben. Aber obwohl Peters Ersatzvater und Freund seit vielen Jahren tot ist, bleibt es kein stiller Besuch. Peter hält Zwiesprache mit dem Verstorbenen, der ihm immer ein guter Ratgeber war. Sie schwelgen in Erinnerungen an schöne Tage. Sie sehen die kleinen Eigenarten des anderen, erwärmen sich an der Liebe von Tante May, die immer wusste, dass sie zwei Kinder zu Hause hat: Peter und Ben.
Es ist ein Rückblick in Peters Kindheit, als er der einzige Ameisensoldat mit acht Beinen während einer Schulaufführung war.
Es ist ein Blick auf die Zeit als Spider-Man, die verlorenen Lieben, die Freunde, die Feinde, die vielen Kämpfe, die kein Ende zu nehmen scheinen.

Diese Geschichte zeigt, was Superheldencomics alles zustande bringen können. Die Kurzgeschichte Der letzte Vorhang steht völlig für sich alleine. Natürlich dreht es sich um Peter Parker und um sein Alter Ego Spider-Man, aber das ist hier vergleichsweise nebensächlich. Ebenso gut könnte er ein Cop sein, oder ein Feuerwehrmann, ein Arzt vielleicht, in der Hauptsache jemand, der sich tagtäglich für andere einsetzt.
Das ist die eine Seite. Die Last der Verantwortung, die Verluste, die er zu beklagen hat. Ob diese durch seinen Nebenjob herrühren oder nicht, ist auch eher nebensächlich.

Die andere Seite ist eine sehr schön menschlich dargestellte Geschichte. Zeitweilig gewann ich sogar den Eindruck, es mit einer weihnachtlichen Gespenstergeschichte zu tun zu haben. Peter und Ben erzählen sich ihre Erinnerungen und bilden Engelsfiguren im tiefen Schnee ab. Auffallend dabei ist die Tatsache, dass es zwei Figuren sind und diese auch im Schnee erhalten bleiben.
Die Erzählweise, der Wechsel in den verschiedenen Zeitebenen und der damit einhergehende wechselnde Zeichenstil hebt die Geschichte zusätzlich hervor. Die Kindheit ist eher eine cartoonhafte Erinnerung, die Gegenwart realistisch, das Leben als Spider-Man ist verklärt und merkwürdig. Am Ende fließen die Zeichenstile ineinander und formen ein Abschlussbild, in dem einfach alles zusammenpasst und –gehört.

Hört sich sehr tiefsinnig an?
Wer Superheldengeschichten heute noch Geistlosigkeit unterstellt, liegt sowieso total falsch. Klar, nobelpreisverdächtig sind sie auch nicht, aber inzwischen sind derart viele versierte und gute Autoren hier am Werk, dass es beinahe unheimlich ist. Superhelden gehören zum Lebenslauf eines Schriftstellers, der es in der Unterhaltung zu etwas gebracht hat.
Der letzte Vorhang ist recht universell und im Gegensatz zum Einsatz gegen üble Halunken wird der eine oder andere Leser Parallelen zu eigenen Erlebnissen finden können. Unter dem Strich lässt sich nur sagen: Klasse!

Am Ende der Geschichte steht die Hoffnung.
Ähnlich nachhaltig blieb mir bisher nur die Geschichte um den 11. September in Erinnerung, die aktuell in der FAZ Ausgabe Spider-Man abgedruckt ist.

Die zweite Episode des vorliegenden Bandes ist vielleicht nicht ganz so schön umgesetzt, aber immer noch hübsch anzuschauen. Die kleine Geschichte schildert, wie Spidey sich für die Schulaufgaben seiner Schüler einsetzt (natürlich für Parkers Schüler). Spider-Man, der, an einer Hauswand hängend, Schulaufgaben Korrektur liest, ist ein Anblick für sich.

Diese letzte Ausgabe von Der spektakuläre Spider-Man ist ein schönes Beispiel dafür, dass Superhelden auch nur Menschen sind (sein sollen). 🙂