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Comic Blog


Samstag, 26. Mai 2007

Rex Mundi – Der unterirdische Fluss

Filed under: Mystery,Thriller — Michael um 13:01

Rex Mundi 2 - Der unterirdische FlussDr. Julien Saunière hat die Attacke des Fremden dank der Hilfe seiner jugendlichen Freunde überlebt. Mit kindlichem Wagemut haben sie den unheimlichen Angreifer in die Flucht geschlagen. Juliens Verletzung ist vernachlässigbar. Deshalb nimmt er seine Ermittlungen auch sogleich wieder auf.
Seine alte Freundin, die Ärztin Dr. Tournon, hat etwas herausgefunden, das sie wegen ihrer Freundschaft zu Julien ihm nicht vorenthalten möchte. Der seltsame Spruch Et In Arcadia Ego ist der Wahlspruch der Lorraines, einer alten und sehr mächtigen Adelsfamilie in Frankreich. Die Erkenntnis aus dieser simplen Tatsache ist einfach: Sollte der Hochadel in die unheimlichen Vorkommnisse verwickelt sein, kann es sehr gefährlich werden – noch gefährlicher als es ohnehin schon ist.

Aber wer zur Hölle baute Salomons Tempel in der Pariser Kanalisation nach?
Ungeachtet der Gefahren und der Inquisitoren auf den nächtlichen Straßen von Paris dringt Julien wieder in die Katakomben der Stadt vor. Die Geheimdokumente, die er vorfindet, erzählen eine Geschichte, die weit in die Vergangenheit reicht und die Erinnerungen an die Tempelritter wachrufen. Während Julien seine Nachforschungen betreibt und sehr bald den Unmut einflussreicher Persönlichkeiten auf sich zieht, gärt es auch in der Politik. Stimmen, die sich lange Zeit gegen den Kolonialismus Frankreichs ausgesprochen haben, da eine aggressive Expansion nur kriegerische Auseinandersetzungen nach sich ziehen kann, drehen ihre Fahne plötzlich in den Wind. In Frankreich brechen neue Zeiten an. Die Falken in den Spitzen der Politik haben die Oberhand gewonnen.

Von all dem wähnt sich Julien unberührt, aber er irrt sich gewaltig. Die Mächtigen haben in streng geheimen Zirkeln ihre Macht seit alters her bewahrt und vermehrt. Und sie sind immer noch süchtig nach mehr Macht. Wie es ausschaut, sind sie die Arbeit im Geheimen Leid und wollen sich und ihre Ziele endlich offenbaren.
Mehr noch: Wo der Adel seine Spielchen treibt, kann sich die Kirche nicht lange zurückhalten, zumal Julien in ihre Kreise eindringt. Der Doktor hat in ein Wespennest gestochen, er spielt ein Spiel, das er noch nicht vollends versteht. Sein Einsatz ist sein Leben.

Die Edition rund um Rex Mundi geht in die zweite Runde. Der unterirdische Fluss zeigt dem Leser eine alternative Welt, die sehr an unsere erinnert und auch viel mit ihr gemeinsam hat. An verschiedenen Stellen des Zeitstranges kam es zu Abweichungen. Sieht man einmal von den Einflüssen der Magie in dieser Welt ab, wäre eine Entwicklung dieser Art nicht undenkbar gewesen. Rex Mundi ist ein Mystery-Thriller im besten Sinne. Nicht nur die Jagd nach dem Heiligen Gral fasziniert letztendlich, sondern es fesseln auch die Intrigen, die politische Situation und die zahlreichen Hintergrundinformationen, die auf ähnliche Weise eingewoben wurden, wie es der Mystery-Fan vielleicht von Das geheime Dreieck her kennt.

In den hier zusammengefassten 6 Kapiteln entwickelt sich die Hauptfigur Dr. Julien Saunière weiter. Sein Verhalten wird bedächtiger. Die verschiedenen Ereignisse haben ihn vorsichtiger werden lassen. Wer uralte Computerspiele kennt, kann sich bei Juliens Nachforschungen in Tunneln und den Rätseln, die er lösen will, an Adventures erinnert fühlen. Auf den Spuren der Mystery-Welle, die von Veröffentlichungen wie Sakrileg und Illuminati eingeläutet wurde, weicht Rex Mundi sehr schnell von ausgetretenen Pfaden ab und geht einen vollkommen eigenen Weg.
Allein die Beschreibung dieser Welt, die Julien enorme Probleme bereitet, weil ein eigener Kopf (ohne Macht) hier nicht gern gesehen ist, erzeugt enorm viel Spannung. Die Möglichkeit, die Wort- und Bilderrätsel mitzuverfolgen, bildet die nächste Stufe der Spannung. Die Aufbereitung der Vergangenheit ist glänzend hinzugefügt.

Die Vielfalt der Informationen erlauben ähnlich wie in einem gut konstruierten Thriller keinerlei Unaufmerksamkeiten. Jedes kleine Stück komplettiert das Puzzle oder vervollständigt die Fährte zum nächsten wichtigen Teil.
Juliens Nachforschungen zusammen mit dem Rabbi sind ein gutes Beispiel. Allein in wenigen Szenen entfaltet der Autor Arvid Nelson eine derartige Komplexität, dass es beinahe schon wie ein Streifzug durch antike Geschichte und Religion wirkt. Glaubt man sich als Leser auf der sicheren Spur und rätselt mit, wird im nächsten Augenblick ein Krimi daraus, in dem schaurig entstellte Leichen gefunden werden. Julien grübelt darüber nach, ob der Mörder vielleicht ein Golem sein könnte. – Ob das tatsächlich der Fall ist, soll hier natürlich nicht verraten werden.

Was mich persönlich sehr fasziniert, ist die Gestaltung der französischen Gesellschaft und daraus resultierend die Gestaltung einer ganzen Welt. Die Aufteilung der herrschenden Schicht in König, Robe und Schwert ist mit all ihren Facetten einfach stimmig. Die Rückblicke, die an wahren Begebenheiten angelehnt sind, sorgen für einen realistischen Hintergrund. So gibt es ein Wiedersehen mit dem Mann mit der eisernen Maske, dem Untergang der Templer und auch mit dem kleinen Korsen, der es hier nicht zum Kaiser von Frankreich schafft, sondern (freilich von der Geschichte abweichend) in einem Verlies sein Leben lässt.

Eric J zeichnet in eleganten Formen. Seine Figuren haben etwas Unechtes, etwas von Schaufensterpuppen, dank ihrer Eleganz heben sie die Geschichte auf eine höhere Stufe als einen herkömmlichen Thriller. Auf Hollywood-Ebene würde man von einem Hochglanz-Krimi reden. Aber die gesamte geschilderte französische Gesellschaft mit ihrem Adel, Klerus und den Gilden ist hier bereits durch Nelson auf Hochglanz getrimmt. Es wird in einigen Szenen sehr deutlich, wie sehr naserümpfend sich die gezeigten Franzosen über dem Rest der Welt stehend wähnen. Die doch optisch sehr dunkle Darstellung der Bilder, durch Jeromy Cox, schafft eine Atmosphäre aus Antiquiertheit und Big Brother-Gefühl. Ein gutes Beispiel für diese Stilelemente sind die in Masken auftretenden Inquisitoren, deren starre Gesichter alles zu sehen scheinen, an venezianische Karnevalsmasken erinnern und doch keine Gefühlsregung verraten.

Für Mystery- und Thriller-Fans ist diese kleine Reihe ein Muss. Wer nach einer wirklich herausragenden Erzählung in diesem Genre sucht, wird Rex Mundi lieben. 😀

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Mittwoch, 31. Januar 2007

Rex Mundi – Der Wächter des Tempels

Filed under: Mystery,Thriller — Michael um 20:29

Rex Mundi 1- Der Wächter des TempelsDr. Julien Saunière ist auf seine Art ein guter Mensch in dieser Welt. Es kommt vor, dass er Menschen für kleines oder auch gar kein Geld behandelt. Er hilft oft und gerne. Doch der Tag, an dem er sich entschloss, Pater Marin zu helfen, gehört zu den schwärzesten seines Lebens.
Tief unter der Stadt ist Pater Marin für die sorgsame Aufbewahrung wichtiger kirchlicher Manuskripte verantwortlich. Eines Tages geschieht etwas Seltsames. Marin schreitet in die Tiefe. Noch nie hat er selber die verborgenen Räume betreten. Der Geruch, den er riecht, ist teuflisch, schwefelig – und ein Manuskript fehlt. Dr. Saunière ist der einzige Mensch, dem Marin vertrauen kann. Saunière verspricht, den Dingen auf den Grund zu gehen. Bald schon bereut er diese Zusage.

Die erste Spur führt in ein schlimmes Viertel. Pater Marin hatte Kontakte, die einem Pater nicht zustehen. Die Frau, die im Kontakt zu ihm stand, hat ihre Aufgabe, die ihr bei dem Diebstahl aufgetragen war, ebenfalls längst bereut. Der Anblick, der sich Dr. Saunière bei ihrem Fund bietet, geht unter die Haut.
Eigentlich ist für Saunière zu diesem Zeitpunkt auch der Fall erledigt. Er ist schließlich kein Kriminalist. Fälle wie dieser wird die Inquisition auf den Plan rufen. Niemand, der bei klarem Verstand ist, wird sich in Ermittlungen der Inquisition einmischen. Aus dem guten Vorsatz wird allerdings nichts, denn ein geheimnisvoller Killer geht in Paris um.

Eine alte Liebe meldet sich in Saunières Leben zurück. Leider kann er ihr nicht die Aufmerksamkeit widmen, die ihr zustünde. Der Doktor ist bald kein Ermittler mehr, sondern ein Gejagter, dessen Leben an einem seidenen Faden hängt.

Rex Mundi nimmt den Mystery-Kenner auf eine Reise in eine andere Welt. Sie kommt uns bekannt vor, aber irgendwie hat sie sich nicht so entwickelt, wie wir es gewohnt sind.

Verschiedene große Reiche teilen die Welt unter sich auf. Das Emirat Cordoba, Frankreich, das Preußische Reich, das Heilige Römische Reich, das Vereinigte Königreich und viele andere. Die katholische Kirche hat ihre weltliche Macht niemals verloren und wirkt stets an allen wichtigen Bereichen des täglichen Lebens in den 30er Jahren des 20. Jahrhunderts mit. Berufe sind in Gilden organisiert. Undenkbar einer vernünftigen Arbeit nachzugehen, ohne einer Gilde anzugehören.
Und es existieren Magie und Hexerei. – Und wer weiß, was es sonst noch gibt und sich lieber hinter den Kulissen versteckt.

Inquisition erklärt dem Verbrechen den Krieg.

Diese Welt ist unheimlich und von Autor Arvid Nelson hervorragend beschrieben. Als Leser kann es einem nur kalt den Rücken hinunterlaufen bei der Vorstellung, eine Institution wie die Inquisition könne in der heutigen Welt noch eine derartige Macht besitzen und sogar als eine Art Polizei fungieren. Der andersartigen Aufteilung dieser Welt fügt Nelson viele uns bekannte Versatzstücke hinzu. Im Hintergrund der Handlung keimt ein großer Konflikt zwischen den Weltreligionen heran. Der Islam scheint bereit zu sein, sich noch weiter auszudehnen. Außerdem sind die großen europäischen Staaten immer noch auf Kolonisation ausgerichtet. In Frankreich melden sich Stimmen, die den europäischen Nachbarn ihre Erfolge auf diesem Gebiet nicht gönnen.
Aber bislang weigert sich der französische König noch, diesen Stimmen zu folgen. – Die politische Situation, die sich in Gesprächen und Zeitungsartikeln äußert, ist ebenso spannend wie der unheimliche Kriminalfall, dem Dr. Saunière nachgeht.

Auf der anderen Seite ruft uns Nelson die Geheimbünde des Altertums ins Gedächtnis. Der Einfluss solcher Geheimbünde wird heute immer wieder angeführt, in der beschriebenen fiktiven Welt sind sie überhaupt nicht von der Hand zu weisen und finstere Realität. Die Magie, die hier etwas verschwommen im Spiel ist, wird von Kapitel zu Kapitel zur größeren Bedrohung. Wie sich letztlich ins Bild setzt, ist gruselig gelungen. – Wenn das Böse auf jegliche Worte verzichtet, ist seine Wirkung auf den Leser oder Zuschauer meist noch effektiver. So ist es auch hier.

Grafisch teilen sich Zeichner EricJ und Kolorist Jeromy Cox die vortreffliche Gestaltung. Sie tanzen durch die unterschiedlichsten Seitenaufteilungen und Perspektiven. Die düstere Welt schlägt sich auch in den Bildern nieder. Dunkle Farben sind hier vornehm, die Inquisition trägt glänzende Masken, während ausgerechnet der Engel des Todes in Weiß gekleidet ist. Arvid Nelson kann sich voll und ganz auf EricJ verlassen, denn streckenweise kommt die Geschichte mit dem allernotwendigsten Text aus.

Ein außerordentlich gelungener Mystery-Thriller, dessen Düsternis toll durch die Grafiken unterstrichen wird! Wegen seiner Ansiedlung in einer Parallelwelt ist er für viele Überraschungen gut. 😀

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